Kategorie:Fair macht Schule
Dies ist die (noch unfertige) Dokumentation der Schülerfirma Fair-Image der Gewerbeschule Lörrach. Für Schüler_Innen und Lehrkräfte, die an einer fairen Schule interessiert sind und vielleicht sogar den Übergang zu einer Schülerfirma anstreben. Fair macht Schule kann zu Eurem Projekt werden. Sicherlich passieren auch "faire Geschichten" an Eurer Schule. Erzählt uns davon. Hier könnt Ihr auf Eurer Projekt verlinken und damit andere Schüler_Innen anregen, faire Projekte an ihren Schulen zu verwirklichen. |
Viele Problemsituationen werden in der Schule künstlich erzeugt. Ein Diskurs braucht aber einen konkreten Rahmen und tatsächliche Probleme, welche Entscheidungen notwendig machen. Manche Projekte und insbesondere Schülerfirmen eignen sich besonders gut, um die Unentbehrlichkeit von Diskursen transparent zu machen. In diesem Kapitel wird in aller Kürze die Schülerfirma Fair-Image vorgestellt, welche mit ihren Jahresprojekten nicht nur konkrete Diskurse für die SuS der Gewerbeschule Lörrach, sondern auch landes- und bundesweite Diskussionen anregt.
Fair-Macht-Schule das Magazin
„Fair macht Schule“ ist ein Arbeitsheft für Schüler_Innen, die den Begriff "FAIR" für sich neu entdecken wollen, an fairen Projekten interessiert sind und einen Übergang zu einer Schülerfirma anstreben. Am Beispiel der Schülerfirma Fair-Image werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie Fairness frisch gedacht und kreativ in den Schulalltag integriert werden kann. Die Tätigkeiten von Fair-Image wandelten sich vom projekthaften Arbeiten zu größeren Jahresprojekten und von diesen Projekten zu einer gut funktionierenden Schülerfirma. In „Fair macht Schule“ versuchen wir diesen Weg vom Beispiel über Einzelprojekte bis hin zur Schülerfirma mit zahlreichen Mitmach- und Arbeitstipps zu erleichtern. |
Teil 1: „Fair-Image * Gewerbeschule Lörrach“
Einerseits finden Sie hier die Darstellung der Schülerfirma Fair-Image der Gewerbeschule Lörrach. Andererseits stellen wir hier unser Hilfsprojekt „Mandi“ vor. Die Erlöse des Verkaufs aller Produkte fließen an die Patenschaft tibetischer Flüchtlingskinder.
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Teil 2: „Fair-Image-Projekte“
Vorstellung der kreativen Fair-Image-Jahresprojekte WM-Wettbewerb, Kritzel-Kollektion, That’s Art, Ich komm nicht in die Tüte, Tank-Top-Taschen.
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Teil 3: „Jedes Jahr ein faires Projekt“
In diesem Teil wollen wir Schulen Anregungen zum eigenen fairen Projekt bieten. Hier werden Ideen und Arbeitsmaterialien in einem Arbeitsheft für individuelle Jahresprojekte für Schüler bereitstellen.
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Teil 4: „Vom Projekt zur Schülerfirma“
Projekte sind die Starthilfe für eine Schülerfirma. Hier finden Sie Materialien für den Übergang eines Projekts in eine Schülerfirma. |
Fair-Image
Die Schülerfirma Fair-Image der Gewerbe-schule Lörrach besteht aus den Kooperati-onsklassen VAB KF 1+2 (Kooperation mit Förderschule). Die SuS veredeln Textilien und Holz mit individuellen Motiven. Der Erlös aus dem Verkauf wird dem selbst ins Leben gerufenen Projekt „Mandi“ zugeführt: Tibeti-schen Flüchtlingskindern Bildung ermögli-chen. Jedes Jahr machen die Schüler_Innen ein großes, kreatives Projekt, um die Paten-schaften zu finanzieren.
- Motto: Ein Fair-Image setzt sich für eine gute Sache ein oder be-zieht gegen eine schlechte Sa-che Stellung.
- Grundsatz: Ein Fair-Image ist günstiger als ein Standard-Motiv.
- Produkte: Fair-Trade-Biobaumwoll-T-Shirts und Taschen, Holz-Tafeln / Standbilder
- Technik Transferdruck (200°C / 4-5 bar)
Überblick 2008 Gründung 2009 Direkthilfe Mandi 2010 WM-Wettbewerb, Song, Siegerprojekt von "Jugend hilft!" 2011 Kritzel-Kollektion und SC Freiburg Kritzel-Edition 2012 That's Art Wettbewerb 2013 Ich komm nicht in die Tüte 2014 Kurzfilmkanon Wettbewerb 2015 Maul- & Laber-Taschen 2016 I like to MOOCit, MOOCit Ziel: Jedes Jahr wird Kindern in der indischen Kleinstadt Mandi ihre Schulbildung (inkl. Un-terkunft und Verpflegung) finanziert. Der buddhistische Mönch Lama Tendar organi-siert die Patenschaften vor Ort. Zielgruppe: Vom Jahresprojekt abhängig! SC Freiburg Fans, StreetArt-Liebhaber, Anhänger von unterschiedlichen Prominenten aus der Kritzel-Kollektion (hier zeichnen oder schrei-ben Prominente für den guten Zweck), Litera-tur-Freunde (Maul- & Laber-Taschen), ... Organisation: Der Rahmen bildet die Schü-lerfirma „Fair-Image“, der Plan für das Jahre-sprojekt wird von den Schüler_Innen individu-ell (diskursiv) gestaltet. Einbindung in den Schulalltag: Projektun-terricht und außerschulische Veranstaltungen wie Verkäufe, Messeauftritt, Prominente an-schreiben, ... Ergebnisse: Die Finanzierung von aktuell 6 Patenschaften (seit 2009) Rollen der Akteure: Die SuS übernehmen die Schülerfirma komplett in allen Abteilun-gen. Die Lehrkraft ist Lernbegleiter. Kooperation: SC Freiburg für die Kritzel-Edition (Beispielbild), verschiedene Promi-nente, Praktikumsbetriebe, Jugend hilft, ThokkThokk, Green Promotion und Zündstoff für die Fair-Trade-Biobaumwoll-T-Shirts & Taschen.
Online
- Info: fair-image.de
- Klassen-Wiki: wiki.fair-image.de
- Dawanda:de.dawanda.com/shop/Fair-Image-Kritzel-Kollektion
Diskurse im Schülerfirmenalltag
- Diskurse im Allgemeinen: Jede Schülerfirma regt schon durch die Planung, ein solches Konzept an einer Schule zu etablieren, zu Diskussionen an und fordert folg-lich immer wieder Entscheidungen auf allen Ebenen. Dabei sind Schulleitung, Lehr-kräfte, aber vor allem SuS immer wieder angehalten einen Konsens anzustreben. Allein die Organisation (Organe, Finanzierung usw.) bietet unendliche Möglichkeiten Diskussionen zu führen. Für die Gewerbeschule Lörrach standen allerdings konkrete Probleme im Vordergrund und nicht das Führen einer „theoretischen Schülerfirma“.
- Das Hilfsprojekt „Mandi“ bietet konkrete Probleme und regt zu Diskursen an: Die Notwendigkeit eines Diskurses wird durch ein reelles Ziel in eine andere Dimension der Ernsthaftigkeit geführt. Fair-Image ermöglicht 6 tibetischen Flüchtlingskindern die Schulbildung. Das Hilfsprojekt wurde in Kooperation mit der Grundschule Tumringen 2009 ins Leben gerufen. Der buddhistische Mönch Lama Tendar organisiert die Pa-tenschaften vor Ort. Lama Tendar war bereits dreimal an der Gewerbeschule und gab den SuS einen Einblick über das Mönchsleben und erzählte von den Kindern und deren Leben in der indischen Kleinstadt Mandi. Um Bildung zu ermöglichen, muss die Schülerfirma pro tibetischem Flüchtlingskind 250 € jährlich erwirtschaften. Dies wirft viele Fragen auf und verlangt nach Diskussionen, Entscheidungen und Kompromissen. Die Übertragung der Verantwortung für das Hilfsprojekt führte auch zur Annahme der Schülerfirma (Ownership). Durch ein Hilfsprojekt wird zusätzlich der kapitalistische Gedanke gebrochen, den der Begriff „Firma“ mit sich bringt. För-derschülern das Helfen zu ermöglichen hat eine nicht hoch genug einzuschätzende Langzeitwirkung, welche sich immer wieder in den Kommentaren früherer SuS spie-gelt. Den Aussagen der SuS zufolge haben sie ansonsten in ihrem Leben vor allem Hilfe benötigt bzw. angenommen und weniger geben dürfen. Helfen hilft also auf mehreren Ebenen und sollte ein Standard für finanziell orientierte Projekte sein.
- Diskurse im Speziellen, aber alltäglichen Firmenleben; z. B. durch ein Verkaufs-konzept: Die Kombination von dem Motto, dem Grundsatz und den Preisen ergibt (gewollt) immer wieder von neuem spannende Diskussionen, z. B. ob ein Motiv eines Kunden ein Fair-Image und deshalb günstiger ist oder nicht. (Ein Fair-Image ist ein Euro günstiger als Standardmotive.) Eine kurze Bildbesprechung mit einem konkre-ten Ziel kommt somit immer zustande und wird bei Bedarf ausgedehnt.
- Jahresprojekte können weltweit zu Diskursen führen: Fair-Image macht jedes Jahr mit einer besonderen Aktion (einem Jahresprojekt) auf sich und sein Hilfsprojekt aufmerksam. Schon von Anfang an war das Einbeziehen anderer Menschen und das Anregen zur Diskussion in der Bildung ein fester Bestandteil des Konzepts der Schü-lerfirma. Damit werden „Inselprojekte“ verhindert, die vielfach losgelöst von den fach-lichen Aspekten in der bloßen Aktion und inhaltsarmen Präsentation verhaftet bleiben.
2010 - WM-Wettbewerb: 2009 startete Fair-Image die erste große Aktion. Für den selbst organisierten Schüler-Wettbewerb zur WM 2010 wurde Fair-Image von „Ju-gend hilft!“ in Berlin zum bundesweiten Siegerprojekt ausgezeichnet. Seither fördert „Jugend hilft!“ Fair-Image jährlich bei den Jahresprojekten. Durch den WM-Wettbewerb wurde für beteiligte Klassen ein künstlerischer Diskurs angeregt, was ein faires Fußball-Motiv wäre.
2011 - Kritzel-Kollektion: Seit 2011 stellt Fair-Image eine Kritzel-Kollektion zusam-men. „Kritzelbilder“ (+ Unterschrift) von bekannten Persönlichkeiten werden dabei auf T-Shirts gedruckt, um mit dem Erlös die Patenschaften in Mandi zu finanzieren. Einer der Prominenten ist Joachim Löw mit dem WM-Pokal. 2013 wurden in der Stadion-zeitung „Heimspiel“ des SC Freiburg mehrere Spieler-Kritzeleien ausgestellt. Kritzel-Künstler: Joachim Löw, Andreas Bourani, Martin Schmitt, René Weller, Julian Schus-ter, Oliver Baumann, Christian Streich, Christian Günter, Juri Tetzlaff, Amir Kassaei, Andreas Korn, Johnny Strange, Karen Markwardt, Anton Putsila, Mensur Mujdza, Uwe Bossert, Fallou Diagne, Sebastian Kerk, Julian Schuster, Florian Langenscheidt uvm. Auch hier werden durch die unterschiedlichen Motive Diskussionen angeregt.
2012 - That’s Art Wettbewerb: 2011-2012 organisierte Fair-Image einen Fotowett-bewerb, bei dem es darum ging, sich dessen bewusst zu werden, was für uns Kunst sein kann. Fair-Image brachte so wieder durch einen Wettbewerb einen Diskurs in deutsche Klassenzimmer.
2013 - Ich komm nicht in die Tüte: „Zurück zum Sonntagsbraten.“ Das ist ein Dis-kurs, der viele Menschen anspricht. Mit der Aktion „Ich komm nicht in die Tü-te“ machte Fair-Image 2012-2013 auf einen bewussten, reduzierten Fleischkonsum aufmerksam und spricht sich gegen Plastiktüten aus. Hunderte von Taschen sind nun mit der „Ich komm nicht in die Tüte“ Botschaft im Umlauf. Hier wurde klar, dass ein solches Statement eine langfristige und große Wirkung entfalten kann. Diese Erfahrung mit dem neuen Produkt der Tasche als Anstoß für eine öffentliche Debatte war wegweisend für das Jahresprojekt 2014/2015. 2014 - Kurzfilmkanon Wettbewerb: Fair-Image organisiert in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Freiburg den deutschlandweiten Kurzfilmkanon Schüler- und Studentenwettbewerb 2014, um ein bewegtes Fair-Image in der Schule zu etab-lieren und den Austausch von kreativen filmischen Ideen zu fördern. Der Kurzfilmka-non basiert auf der Empfehlungsliste „100 Kurzfilme für die Bildung“, von denen jeder einzelne in unterschiedlichen Aspekten zum Diskurs in der Bildung anregt.
2015 - Taschen-Bücher: Unter dem Titel „Maul- und Laber-Taschen“ werden seit 2015 Statements auf Baumwolltaschen gedruckt und in die Öffentlichkeit getragen. Menschen werden dazu angeregt ihr eigenes Statement nach außen zu tragen, um damit den demokratischen Kern eines öffentlichen Diskurses auf eine kreative, künst-lerische Art und Weise darzustellen. Taschen-Bücher transportieren literarische Tex-te (Klassiker), Maul-Taschen beziehen Stellung, Laber-Taschen agieren als „Lach-Sack“. Diskussionen, welche Literatur bzw. welche Zitate auf die Taschen kommen und welche Motive angemessen sind, führten zu einer intensiver Auseinanderset-zung mit den Aussagen und hatten einen beiläufigen künstlerischen Charakter, bei dem manche SuS ihre Stärken in diesem Bereich zeigen konnten.
2016 – I like to MOOCit, MOOCit. P4P Mini-MOOCs für die Schule: Bereits im Schuljahr 2014 / 2015 haben die SuS der Gewerbeschule damit begonnen auf ihrer Klassen-Wiki-Seite MOOCs für ihre Nachfolger zu erstellen. Die besten wurden auf MOOCit.de veröffentlicht und sollen SuS in Deutschland dazu anregen für die deutschlandweiten Mitschüler P4P Mini-MOOCs zu erstellen. Von und für SuS ist das „Geben-Prinzip“, das so hoffentlich Schule macht. Die Ergebnisse regen hoffent-lich zu Diskussionen, eigenen Projekten und zu immer neuen Lernvideos an.
Vom Projekt zur Schülerfirma
Einige Lehrkräfte haben immer noch Angst vor dem komplexen Konstrukt einer Schülerfirma. Auch Fair-Image ist nach den meisten Definitionen streng genommen keine Schülerfirma, sondern ein sich ständig weiterentwickelndes Projekt, das wie eine Schülerfirma handelt. Im stetigen Übergang vom Projekt zur Schülerfirma kann der Schlüssel für wirkliche Diskurse liegen. In der Betrachtung als Projekt, das „viel-leicht“ weitergehen kann, verbirgt sich für manche Lehrkräfte, aber auch für SuS die Freiheit, welche für eine unbeschwerte Herangehensweise an ein solches Thema unbedingt erforderlich ist. Auf der anderen Seite unterstreicht ein Hilfsprojekt die Notwendigkeit einer gelingenden Handlung und bringt die nötige Verbindlichkeit und Ernsthaftigkeit in das Projekt mit ein. Dies scheint von der Distanz betrachtet ein Widerspruch zu sein, das Spannungsverhältnis bietet allerdings einen fruchtbaren Nährboden, um jeden einzelnen Diskurs zu einem konstruktiven Konsens zu führen. Die Schülerfirma Fair-Image ist damit mehr als nur Berufsvorbereit für die SuS. Fair-Image ist das verbindende Element, das den Rahmen für den Diskursunterricht bildet bzw. erst ermöglicht. Ohne diesen Rahmen wären alle Diskurse immer nur auf „In-seldiskurse“ bezogen, die gekünstelt in die Schulwelt hineingetragen werden müss-ten. Die stetig werdende „nie fertige“ Schülerfirma kann somit die Basis für nicht realitätsferne oder oberflächliche, sondern lebensnahe und authentische Schuldis-kurse sein.
Einladungsprojekt: Fair macht Schule
Im Zukunftsprojekt „Fair macht Schule“ werden Schulen, Lehrkräfte, SuS eingeladen ihr eigenes faires Projekt zu entwerfen, das sich auf den ständigen Weg zur Schüler-firma macht. Interaktive Aufgaben sollen dabei an das projekthafte Arbeiten heran-führen und zum Klassendiskurs anregen, der auch nach außen gehen kann. Ein von den Kultusministerien gestelltes zentrales Portal wäre für die Öffentlichkeit solcher Projekte ideal. Jede Schule könnte zeigen, wie engagiert sie ist und von den Rück-meldungen in mehrfacher Hinsicht profitieren: Vor allem im Hinblick auf Anerkennung und Qualitätsentwicklung.
Dein Projekt
Welches ist Dein Projekt, von denen andere lernen oder an denen sich andere beteiligen können? Hier kannst Du Deinen Link platzieren und einen MOOC zu Deinem Projekt erstellen. MOOCit! |
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