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Version vom 8. Februar 2016, 11:58 Uhr

„Der digitale Diskurs wird selbstverständlich werden.“ Diese These begleitet das Projekt „Diskurstraining“. Es verbindet herkömmlichen Unterrichtsdiskurs mit dem Online-Diskurs. Vom Vorwissen und der Vorbereitung auf einen Diskurs über Dis-kursregeln und das Reflektieren kommt der Kurs zum richtigen Zuhören, dem Akt des Diskutierens, dem richtigen Feedback geben und schließlich dem Konsens. Das Diskurstraining stellt eine Weiterentwicklung eines Kommunikationstrainings dar und hat zum Ziel Menschen auf den E-Diskurs vorzubereiten. MOOCit möchte mit dem Diskurstraining die Möglichkeiten der diskursiven demokratischen Gestaltung des Schullebens aufzeigen.

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MOOCit: Diskurs


 


 

Mini-MOOC-Überblick


Erläuterungen siehe Diskurstraining der Gewerbeschule Lörrach


Notwendigkeit

Ohne Kommunikations- und Diskurstraining würden viele Gespräche im herkömmli-chen Unterricht und in Schülerfirmen (welche besonders auf Diskurse angewiesen sind) unstrukturiert verlaufen bzw. unreflektiert bleiben. Aus diesem Grund wurde 2010 an der Gewerbeschule ein Kommunikationstraining eingeführt, welches 2014 zum Diskurstraining weiterentwickelt wurde. Das Kommunikationstraining ist an be-stehende Modelle angelehnt (z.B. „Kommunikationstraining“ nach Heinz Klippert) und wird individuell den SuS-Gegebenheiten angepasst. In diesem Kapitel soll das Dis-kurstraining kurz vorgestellt werden, um aufzuzeigen, welche neuen Herausforde-rungen die Veränderungen in der digitalen Welt mit sich bringen. Basis stellt die fächerübergreifende Arbeit der Schülerfirma Fair-Image dar, welche stets einen kul-turellen Ausgangspunkt für das diskursive Arbeiten setzt und in vielen Phasen der Projekte Kunst als Ausgangspunkt für Diskussionen und neu Entwicklungen sieht. Diskursiver Unterricht ist als Vorbereitung auf einen digitalen Diskurs unumgänglich. Das was SuS heute im Netz als Diskussion oder Diskurs kennenlernen, sind häufig nur Stimmungsbilder in einer Kommentarliste im Anhang an eine Nachricht auf Fa-cebook, YouTube, Twitter oder einer Nachrichtenagentur. Qualitativ hochwertige Diskurse finden im digitalen Alltag der SuS so gut wie nicht statt. Der Diskurs ist aber eine Einladung, sich selbst zu bilden. Um die neuen Medien und die Kommunikation in ihnen zu verstehen, müssen Diskurse auch von „Digital Natives“ (sofern es diese gibt) geübt werden. Der Schritt zu digitalen Diskursen hat folglich auch Rückwirkun-gen auf den herkömmlichen Unterricht.


Trainingsziel

Ziel des Diskurstrainings ist es, auf die Internetkommunikation vorzubereiten, wel-cher die Kinder und Jugendlichen heute schon ausgesetzt sind und welche sie in Zukunft selbst gestalten werden. Online-Diskurse führen heißt, die digitale Kommuni-kation qualitativ anspruchsvoller gestalten und die Möglichkeiten auf Anerkennung zu nutzen. SuS treten in Interaktion miteinander, haben die Möglichkeit frei zu sprechen, sich individuell zu artikulieren, eigene Meinungen und Interessen zu vermitteln. Sie üben das logische Denken, um durch das Argumentieren zu überzeugen bzw. sich durchzusetzen, lernen aber auch zuzuhören, abzuwägen und Kompromisse einzu-gehen.



Abgrenzung zum Assessmenttraining

Es könnte von Vertretern der „Assessmentbewegung“ angeführt werden, dass das diskursive Moment bereits in die Ausbildung Einzug gehalten hat. Nicht selten ist aber bei Assessmentaufgaben die Berufs- eine versteckte Kommerzorientierung und die Berufsvorbereitung eine Einweisung der SuS in die kommerzialisierte Welt. Oft ist es nicht mehr als ein Verweis auf den vorgegebenen Platz in dieser Gesellschaft. Den Jugendlichen soll nicht deutlich gemacht werden, wie wenig Handhaben sie gegen dieses System haben. Meist wird das Feedback hier inoffiziell als Kontrol-linstrument missbraucht. Herrschaftssysteme bleiben starr und festigen sich mit je-dem Menschen, der sich diesen scheinbar offenen Systemen fügt.


 


Kritische Betrachtung

Eine Ausgiebige Diskussion wird in manchen Klassen nicht mehr geführt, da einige Nachteile für die Beteiligten erwartet werden. Der Prozess bis eine Diskussion in einer Klasse strukturiert geführt werden kann, kann sich ziehen. Themen, bei denen ein Konsens herrscht, eigenen sich nicht für ein Streitgespräch. Die meisten Kinder oder Jugendliche sind in den meisten Themenfelder nicht kompetent genug, um eine ausführliche Diskussion führen zu können. Lehrkräfte sind folglich verführt aus der Lernbegleiter-Rolle herauszufallen und durch dominante Beiträge die Diskussion zu lenken. Große Klassenverbände schrecken einige Lehrkräfte von einem relativ offe-nen Unterricht ab. Um so wesentlicher ist es, dass die Komplexität der digitalen Welt und der offenen Projekte vor allem von Lehrkräften nicht nur ertragen sondern auch getragen werden.



Beispiel: Diskurstraining an der Gewerbeschule Lörrach

Rahmenbedingungen

Das vorgestellte Diskurstraining wurde im Schuljahr 2014-2015 an der Gewerbeschule Lörrach in der Klasse VAB KF (Kooperation mit der Förderschule) durchgeführt. 10 Schülerinnen und 4 Schüler im Alter von 15 bis 18. Ein flexibler Stundenplan war Grundlage für das Gelingen des Projekts.

  • Eigenständiges Fach (1,5 Wochenstunden)
  • Einbettung in den Projektunterricht: Anlehnung der Diskussionsthemen an die Schülerfirma „Fair-Image“ (2 WS) und das aktuelle Jahresprojekt.
  • Weitere Fächerverbindungen zu Deutsch (3-4 WS), Computertechnologie (2 WS), Fachzeichnen (2 WS), Gemeinschaftskunde (1 WS)

Anmerkung: Die Aufgaben wurden den Gegebenheiten der Klasse, dem Vorwissen der SuS und den langjährigen Erfahrungen der Lehrkräfte in der BVJ- bzw. VAB-Abteilung angepasst.


GWS-Diskurstraining: Aufbau

A) Diskurs-Grundlagen

  • Diskurs-Vorwissen / Aktueller Stand: Ziele einer Diskussion, Unterschiede zwi-schen Diskussionen und normalen Gesprächen, Grundlagen für eine gute Dis-kussion, Rahmenbedingungen, Störfaktoren usw.
  • Was ist ein Diskurs?
  • Projekthaftes Arbeiten und Probediskurs zu aktuellem Thema.
  • Diskursregeln: Konsensfindung bei einem Thema, welches immer wieder aufge-griffen und erweitert wird. Die instinktiven Diskursregeln (ohne Vorwissen) der SuS geben aber meist schon die wesentlichsten Punkte wieder. A) Eigene Regeln, B) Partner-Regeln, C) Klassen-Regeln
  • Rollen klären: SuS diskutieren ggf. (Einzel-)Beobachter_Innen, Zeitwäch-ter_Innen, Moderator_Innen usw. / Lehrer_Innen sind nur zur Beobachtung da.
  • Diskurse vorbereiten und optimieren: Gruppengröße, Sozialform, Klima, ...

B) Intermezzo Kommunikationstraining

  • Modelle
  • Sprechübungen
  • Unsere „Diskurs-Basis“

C) Diskurs-Durchführung

  • Themenfindung: Kontroverse digitale Themen „Der Grundgesetz-Countdown“
  • Diskurskompetenzen der SuS in einem Diskurs herausfiltern und besprechen. Stärken in den folgenden Bereichen suchen: A) Sender: Darstellungskompetenz, Ausdruckskompetenz, Führungs- und Entscheidungskompetenz. B) Empfänger: Wahrnehmungskompetenz, Deutungskompetenz, Handlungskompetenz
  • Konsensfindung: „Das beste Argument gewinnt.“ Gemeinsame Lösungen für ein Problem suchen und finden, Empathie aufbringen können, Kompromisse schlie-ßen, Konsens formulieren.

D) Feedback und Evaluation

  • Unterricht reflektieren: Es werden immer wieder kurze Rückmelderunden einge-streut, welche auch in Diskussionen z.B. über die Unterrichtsinhalte, die Vorge-hensweise oder die Diskursregeln münden können.
  • Diskurse reflektieren
    • Diskurs-Verantwortliche: Sender und Empfänger den Regeln zuweisen, Rollen beschreiben.
    • Diskurs-Haltung: Gemeinsame Basis der Diskursteilnehmer
    • Diskurskriterien im Kommunikationsprozess (anhand der Diskursregeln als Beobachtungen formulieren)
    • Beobachtungsbogen selbst erstellen
  • Videoanalyse für die Nachbereitung, Auswertung bzw. Rückmeldung
    • Selbsteinschätzung / Selbstevaluation
    • Fremdevaluation: Richtiges Feedback geben lernen

  E) Fine Tuning (fächerverbindende Elemente)

  • Diskursvorlagen richtig anwenden und einsetzen: Texte (z.B. Zeitung, Bücher, Internetblogs), Bilder, Videos für einen Diskurs vorbereiten (z.B. Markieren, Pro-Contra-Argumentationstabellen erstellen)
  • Verständnis: Interpretationen von Kunstwerken und Kurzgeschichten, welche z.B. die Gedankenwelt der Menschen als Quelle für Missverständnisse thematisieren wie „Die Geschichte mit dem Hammer“ von Paul Watzlawick.
  • Argumentieren oder Manipulieren
  • Bewusstsein über das Bewusstsein
  • Orientierung optimieren

F) Online-Diskurse

  • Sprache im Diskurs: Symbole, Icons, Emoticons, Abkürzungen
  • Online-Systeme / Digitale Medien: A) Heranführung: Grundlagen, Angebotsüberblick, Besonderheiten einzelner On-line-Portale, ...; B) Kontrollierte Nutzung von digitalen Medien in einem Diskurs; C) Selbständige Teilnahme an einem Online-Diskurs
  • Analoge und digitale Diskurse im Vergleich

G) Diskurse über Bildungsinhalte

  • MOOCs analysieren: Khan Academy (D)
  • P4P MOOCs selbst erstellen


Zwischenergebnisse

Das „Diskurstraining“ der Gewerbeschule ist zum Zeitpunkt der Abgabe dieser Arbeit in seiner didaktischen Umsetzung noch nicht abgeschlossen. Aus diesem Grund kann hier kein abschließendes, sondern nur ein Zwischenergebnis präsentiert wer-den. Bildung ist nicht nur im Diskurs Orientierung. Eine gesicherte Orientierung wird durch und im Diskurs auf mehreren Bereichen angestrebt. Dominant sind folgende:

  • Projektorientierung: Diskurse passen von ihrer möglichen Komplexität zu einer Projektorientierung. Das Diskurstraining bereitet auf diskursives, projekthaftes Ar-beiten vor und findet vor allem in kulturellen Projekten neue Themen.
  • SuS-Orientierung: Unter herrschaftsberücksichtigender Lernbegleitung können SuS ihre Lernprozesse selbständig steuern, wenn sie Diskurse trainieren.
  • Fächerübergreifende Orientierung: Diskurse machen vor Fächergrenzen nicht halt. Fächerverbindungen sind selbstverständlich. Dazu müssen die Fächer aber nicht abgeschafft oder in einem wilden Fächerverbund neu erfunden werden.
  • Autonome Orientierung: Autonome Denkweisen werden durch das Diskurstrai-ning gefördert. In wechselseitiger Anerkennung können SuS zum Konsens finden.
  • Berufliche Orientierung: Wirkliche Berufsorientierung sucht keinen Platz im System, sondern einen Ort für (Selbst-) Bildung.
  • Kulturelle Orientierung: Neben der Berufsorientierung ist das beständige Heran-führen an die Kultur ein wesentlicher Bestandteil der (Allgemein-) Bildung. Kunst und Literatur sind die ertragreichsten Anlässe für Diskurse.
  • Technische Orientierung: Die Jugendlichen sollten lernen, den Einsatz von technischen Hilfsmitteln von Ihren wirklichen Bedürfnissen abhängig zu machen. Gewohnheiten können das eigentliche Interesse überlagern. Das Lesen von Kommentaren z.B. auf Facebook oder Artikeln auf Spiegel-Online kann zur über-griffigen Gewohnheit werden, die sich schlecht abstellen lässt bzw. zur Sucht füh-ren kann. Digitale Welt sollte nur dort eingesetzt werden, wo sie auch tatsächlich notwendig ist. Die Technik sollte dem Menschen dienen; nicht der Mensch der Technik. Technische Hilfsmittel werden den menschlichen Kontakt nicht ersetzen.
  • „Gelassene“ Anerkennungsorientierung: Keine Gleichgültigkeit, aber eine Gelassenheit kann zu besseren Beziehungen und damit zu einer höheren Wahr-scheinlichkeit auf Lernerfolge führen. Freundlichkeit und ein ruhiger Umgang mit-einander, sollte in den Diskursregeln verankert sein. In gelassener Anerkennung dessen, was andere geben, liegt vermutlich das größte Potenzial des Diskurses.


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