Schüler dürfen Lehrkräfte im Digitalen werden – weil sie es müssen.

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Es gibt mehrere Gründe dafür, dass Lehrkräfte, aber auch Schülerinnen und Schüler (SuS), den Umgang mit MOOCs (Massive Open Online Courses) lernen müssen. Der schlagkräftigste zuerst: Wenn wir es nicht tun, wird Bildung zukünftig vermutlich für alle Beteiligten teuer werden. Es drängen derzeit unterschiedliche Unternehmen auf den Markt, die das Potenzial der Lernvideos und KI-Feedbacks erkannt haben. Es gibt derzeit viele englischsprachige Online-Studienkurse. Aber auch Lektionen für die Schule werden angeboten, die das Lernen von Sprachen, Mathematik und vieles mehr anpreisen. Versprochen werden beispielsweise bessere Noten durch Nachhilfe. Aber auch auf anderen Ebenen wird versucht, Bildung kostenpflichtig zu machen. Seit die Selfpublishing-Portale alles publizieren, was angeboten werden kann, überschwemmen unzählige Produkte den Markt. Zukünftig werden auch E-Books Videos enthalten. Wenn wir Filme nicht verstehen, werden wir die Zukunft nicht verstehen.

SuS können nicht nur, sie müssen selbst Lehrkräfte in der digitalen Welt werden. Nur sehr engagierte Lehrkräfte werden ohne Bezahlung komplette MOOCs oder Quizze erstellen, von denen sie sich noch nicht einmal einen Mehrwert für die eigene Arbeit versprechen können. Wir befinden uns in einem Wandel, der viele Lehrkräfte teilweise überfordert oder sie dazu genötigt sieht, nur vor den Gefahren der digitalen Welt zu warnen. In der Gesamtschau scheinen hier zwei kontraproduktive Haltungen aufeinanderzutreffen: Die Mehrzahl der Lehrkräfte auf der einen Seite, welche sich – aus welchen Gründen auch immer – weigern, die E-Learning-Elemente einzuführen, anzubieten oder produktiv und konstruktiv anzuwenden. Auf der anderen Seite verweigern die Kultusministerien einen aktiven Fortschritt, welcher in einem zentralen, offenen, demokratisch strukturierten digitalen Diskurs-System möglich wäre. Es werden nur kleine Insellösungen für Engagierte gesucht oder „genehmigt“. Auch wenn aussagekräftige Studien zu diesem Thema noch ausstehen, so können doch das aktuelle Online-Bildungsangebot und die in diesem Kapitel zitierten Expertenmeinungen als Belege für diese Aussagen herangezogen werden.

In der Metasicht auf diese festgefahrene Situation bekommt die Ausrichtung der Argumentation in Richtung SuS-Aktivität nicht nur einen pädagogisch-didaktischen Wert, sondern erfährt auch eine neue Dringlichkeit. Eine Weiterentwicklung in Sachen Medienkompetenz kann nur gelingen, wenn die Erstellung von digitalen Lernmaterialien und MOOCs nicht ausschließlich von Lehrkräften oder Verlagen getragen wird. Es müssen neue Wege gefunden werden, um Schülerinnen und Schüler aktiv in diesen Prozess einzubinden. Sie können dabei sowohl die Entwicklung von Lernangeboten vorantreiben als auch die eigene Medienkompetenz und die ihrer Mitschüler stärken.

Neue Rollenverteilung in der Bildung

Diese Verschiebung der Verantwortlichkeiten und Rollen im Bildungsbereich kann dazu beitragen, dass Schülerinnen und Schüler in der digitalen Welt befähigt werden, sich aktiv und konstruktiv an der Gestaltung von Lehr- und Lernangeboten zu beteiligen. In einer solchen Umgebung können sie ihre individuellen Fähigkeiten und Interessen einbringen und diese weiterentwickeln. So entsteht eine neue Lernkultur, in der traditionelle Rollen von Lehrenden und Lernenden aufgebrochen und neu definiert werden.

Vorteile einer aktiven Schülerbeteiligung

Die aktive Beteiligung von Schülerinnen und Schülern an der Gestaltung von Lernangeboten und MOOCs bietet mehrere Vorteile:

  1. Motivation: Durch die Möglichkeit, selbst Lehrinhalte zu erstellen und mitzugestalten, steigt die Motivation der Schüler, sich intensiv mit den Lerninhalten auseinanderzusetzen.
  2. Verständnis: Indem Schüler Lehrmaterialien erstellen, setzen sie sich vertieft mit den Lerninhalten auseinander und entwickeln so ein besseres Verständnis der Thematik.
  3. Praxisorientierung: Die Schülerinnen und Schüler lernen durch die Erstellung von Lernmaterialien, wie sie ihr Wissen konkret anwenden und in praktischen Situationen nutzen können.
  4. Selbstverantwortung: Schülerinnen und Schüler übernehmen Verantwortung für ihre eigene Bildung und entwickeln ein Bewusstsein für die Bedeutung von lebenslangem Lernen.
  5. Zusammenarbeit: Die gemeinsame Erstellung von Lernmaterialien fördert die Zusammenarbeit und den Austausch unter Schülerinnen und Schülern sowie zwischen Lehrkräften und Schülern.
  6. Medienkompetenz: Durch die aktive Auseinandersetzung mit digitalen Medien und Technologien entwickeln Schülerinnen und Schüler eine umfassende Medienkompetenz, die in der heutigen digitalisierten Welt unerlässlich ist.

In Anbetracht dieser Vorteile sollte das Potenzial von Schülerinnen und Schülern als Mitgestalter von Lernangeboten und MOOCs stärker genutzt und gefördert werden. Dadurch können neue Wege in der Bildung beschritten werden, die dem digitalen Wandel gerecht werden und die Schüler optimal auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten.

Maßnahmen

Um die aktive Beteiligung von Schülerinnen und Schülern bei der Gestaltung von Lernangeboten und MOOCs zu fördern, sind verschiedene Maßnahmen denkbar:

Lehrerfortbildungen

Lehrer sollten in Fortbildungen geschult werden, wie sie ihre Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen können, eigene Lernmaterialien zu erstellen und digitale Kompetenzen zu erwerben. Die Vermittlung von Methoden und Techniken zur Schülerbeteiligung sollte Teil dieser Fortbildungen sein.

Technische Infrastruktur

Die technische Infrastruktur an Schulen sollte verbessert werden, um Schülerinnen und Schülern den Zugang zu digitalen Ressourcen und Werkzeugen zu ermöglichen. Dazu gehört auch eine ausreichende Breitbandanbindung und die Bereitstellung von modernen Geräten wie Tablets und Laptops.

Projektbasiertes Lernen

Projektbasiertes Lernen ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, eigene Ideen und Interessen in die Gestaltung von Lehrmaterialien einzubringen. Lehrer sollten daher vermehrt solche Lernformate anbieten und dabei die Schülerbeteiligung fördern.

==Online-Plattformen und Kollaborationstools=/ Die Nutzung von Online-Plattformen und Kollaborationstools wie Google Classroom oder Microsoft Teams kann die Zusammenarbeit zwischen Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften erleichtern und eine gemeinsame Erstellung von Lernmaterialien ermöglichen.

Wettbewerbe und Auszeichnungen

Wettbewerbe und Auszeichnungen können die Schülerinnen und Schüler motivieren, sich bei der Gestaltung von Lernangeboten und MOOCs zu engagieren. Schulen oder Bildungseinrichtungen könnten solche Wettbewerbe initiieren und Preise für herausragende Beiträge vergeben.

Kooperationen mit externen Partnern

Schulen sollten Partnerschaften mit Unternehmen, Hochschulen oder Forschungseinrichtungen eingehen, um Schülerinnen und Schülern Zugang zu zusätzlichen Ressourcen und Expertise bei der Erstellung von Lernmaterialien und MOOCs zu ermöglichen.


Schülerworkshops

Organisieren Sie Workshops, in denen Schülerinnen und Schüler gemeinsam an der Erstellung von Lernmaterialien und MOOCs arbeiten. Dies kann die Kreativität fördern und den Austausch von Ideen erleichtern.

Schülermentoren

Ermutigen Sie ältere Schülerinnen und Schüler, als Mentoren für jüngere Schüler zu fungieren und ihnen bei der Erstellung von Lernmaterialien und MOOCs zu helfen. Dies kann das Verantwortungsbewusstsein stärken und die Zusammenarbeit innerhalb der Schulgemeinschaft fördern.

Feedback-Systeme

Stellen Sie Systeme bereit, mit denen Schülerinnen und Schüler Feedback zu den erstellten Lernmaterialien und MOOCs geben können. Dies hilft ihnen, ihre eigenen Arbeiten kritisch zu reflektieren und Verbesserungsvorschläge zu entwickeln.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Fördern Sie die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachbereichen, um die Erstellung von interdisziplinären Lernmaterialien und MOOCs zu ermöglichen. Dies kann dazu beitragen, den Horizont der Schülerinnen und Schüler zu erweitern und das Verständnis für unterschiedliche Perspektiven zu fördern.

Exkursionen und praktische Erfahrungen

Organisieren Sie Exkursionen zu Unternehmen, Forschungseinrichtungen oder Hochschulen, um Schülerinnen und Schülern praktische Erfahrungen und Inspiration für die Erstellung von Lernmaterialien und MOOCs zu ermöglichen.

/Einführung von Design-Thinking-Methoden=

Lehren Sie Design-Thinking-Methoden, um Schülerinnen und Schülern dabei zu helfen, kreative Lösungen für Probleme zu entwickeln und ihre Ideen bei der Gestaltung von Lernangeboten und MOOCs einzubringen.

Durch die Umsetzung dieser Maßnahmen können Schulen die aktive Beteiligung von Schülerinnen und Schülern an der Gestaltung von Lernangeboten und MOOCs fördern und damit einen Beitrag zur Entwicklung einer zukunftsfähigen Bildung leisten. Ein solches Lernumfeld ermöglicht es Schülerinnen und Schülern, ihre individuellen Fähigkeiten und Interessen einzubringen, und unterstützt sie dabei, wichtige digitale Kompetenzen zu erwerben.

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