MOOCs als Brücke zwischen Bildung und Wirtschaft
Kreativität in MOOCs: Brücke zwischen Bildung und Wirtschaft?
Auftrags-MOOCs von Lernenden für Betriebe bringen Unternehmen und Lernende zusammen und können somit Unabhängigkeit von bisherigen themengebundenen Fördertöpfen aber auch von Verlagen bieten. In der Bildung werden die Gegebenheiten der ökonomischen Realität häufig ausgeklammert. Unternehmen sind jedoch ein wesentlicher Teil der Bildung(slandschaft). Sie bilden nicht nur aus, sie können Lernenden (Schüler_innen und Studierende) Bildungsaspekte mit besonderer Expertise bieten, welche fachlich anspruchsvolle Einblicke erlaubt, Berufsorientierung gibt und nach den Interessen der Lernenden ausgerichtet sein kann. In der Vernetzung des Bildungssektors mit der Wirtschaft und damit der Einbindung externer Experten liegt das Potential auf eine individuelle, qualitativ hochwertige, breiter angelegte, vertiefte (Selbst-)Bildung. Ziel ist es, die Schnittstelle zwischen (Hoch-)Schule bzw. der Bildung und Wirtschaft zu nutzen und gegenseitige Kommunikation zwischen Lernenden und Unternehmen mittels eines Online-Portals (MOOCit.de) zu gewährleisten und als eine innovative, kreativitätsfördernde Bildungsmaßnahme zu evaluieren.
Das MOOC-Format eröffnet eine zeitgerechte Möglichkeit, Bildungsdiskurse in dieser Schnittstelle anzuregen. Lernende erstellen Mimi-MOOCs, um die Tätigkeiten der Unternehmen in allgemein zugänglichen Mitteln geistreich umzusetzen.
Schüler_innen-Test-Beispiele der Gewerbeschule Lörrach zu Schul-MOOCs auf MOOCit.de (zur Addition, zum Briefe schreiben, Deutsch-MOOCs für Asylbewerber) oder den ersten Unternehmens-MOOCs belegen die positiven Erfahrungen mit dem innovativen Format. MOOCs bieten an (Hoch-) Schulen die Möglichkeit auf Anerkennung der online erbrachten Leistungen von Lernenden durch Zertifikate, Zusatznoten oder als Teil des Leistungsnachweises z. B. als Ergänzung zu einer Präsentation. Diese MOOCs können für Unternehmen eine attraktive Möglichkeit sein, den Bildungssektor zu unterstützen, Talente zu sichten, einen Image-Gewinn zu generieren und die von Lernenden produzierten Bildungs-MOOCs als neue Form der kostengünstigen (Diskurs-)Werbung zu begreifen.
In der Wertschätzung der aktiven, kreativen Online-Leistungen von Lernenden liegt die Basis für eine digitale Diskurskultur in der Bildung, welche hier als zukunftsweisende Methode der Demokratie betrachtet wird, die verstanden, trainiert und als selbstverständlich vorauszusetzen werden sollte. Das hier vorgeschlagene Projekt ist auf zwei Jahre angelegt, es soll die für eine hohe Diskursqualität nötige Online-Implementierung gewährleistet und der Erfolg evaluiert werden.
Was sind die Vorteile von MOOCit?
Für die unterschiedlichen Personengruppen werden folgende Vorteile angestrebt:
- Lernende: Kreatives (digitales) Arbeiten mit Videos und interaktive Aufgaben wird mit lebenslaufdienlicher Wertschätzung (Extranoten, Zertifikat) belohnt. Das MOOC erstellen als (Selbst-)Bildung auf eigenen Interessensgebieten gesehen werden. Es kann aber auch einfach der Wille, anderen beim Lernen zu helfen im Vordergrund stehen.
- Lehrkräfte: MOOCs ermöglichen den Einsatz von multimedialen Medien VOR, IN und NACH dem Unterricht. MOOCs ermöglichen Differenzierung und individuelles Lernen in modernen Unterrichtskonzepten, z.B. dem Blended Learning. MOOCit ist auf die neuen Bildungspläne zugeschnitten. Lehrkräfte können von Online-Fachschaften profitieren. Sie bieten ihren Lernenden Anerkennung für deren Online-Arbeiten (Zertifikat, Extranote, ...), stärken ihre Medienkompetenz und lassen dabei individuelle Interessensbereiche zu.
- Unternehmen: Für Unternehmen ist die Beteiligung am Bildungsprozess nicht nur eine kostengünstige Werbung. Lernende werden durch Betriebe durch deren Expertise unterstützt und in ihrem Engagement (z.B. durch finanzielle Förderung einzelner Projekte) bestärkt. Eine Partizipation am eigenen Betrieb wird für Unternehmen ermöglicht und dabei können Talente gesichtet werden. Ein neues Werbekonzept mit den Bildungs-MOOCs kann genutzt und ein Image-Gewinn durch Bildungsaspekte (z.B. dem Hervorheben des eigenen Tätigkeitsbereiches) erfolgen.
Allgemein: Netzwerkvorteile nutzen, Differenzierung und individuelles Lernen ermöglichen, zeitgerechte Unterrichtskonzepte anwenden, Verlagsunabhängigkeit, Unabhängigkeit von themengebundenen Fördertöpfen.
Beispiele für Unternehmens-MOOCs: Biofector, Stimmen Festival Lörrach, Museum Natur und Mensch, Freiburg
Ziele: MOOCit + Kreativwirtschaft
Das Ziel des Forschungsvorhabens ist es, ein System zu entwickeln, welches einen Online-Bildungsdiskurs mit der Nutzung der Netzwerke für die Bildung und damit die Anerkennung von Online-Leistungen z. B. durch Zertifikate ermöglicht. Die Zertifikate können von den Unternehmen, den (Hoch-)Schulen oder der MOOCit-Redaktion erfolgen. Der Schwerpunkt liegt in der Einbindung externer Expert_innen aus der Wirtschaft in den Bildungsprozess durch das kreative MOOC-Format. Die positiven Synergien, welche aus der Kommunikation für die Unternehmen, die Wissenschaft und vor allem die Lernenden entstehen, sind der Mittelpunkt der Evaluation. Nach Abschluss des Forschungsprogramms sollte das Portal autonom agieren und sich durch die Kooperation mit Partnern aus der Wirtschaft selbständig finanzieren können. Für die unterschiedlichen Personengruppen werden folgende Vorteile angestrebt:
Unternehmen
- Lernende unterstützen und in ihrem Engagement bestärken
- Partizipation am eigenen Betrieb ermöglichen und dabei Talente sichten
- Ein neues Werbekonzept mit den Bildungs-MOOCs nutzen
- Image-Gewinn durch Bildungsaspekte z.B. des eigenen Tätigkeitsbereiches hervorheben
- Kostengünstige Auftrags-MOOCs von Lernenden erstellen lassen
Lernende
- Kreatives (digitales) Arbeiten mit Videos und interaktive Aufgaben
- Zertifikat erhalten = Lebenslaufdienliche Anerkennung
- Zusatznote oder andere Art des Leistungsnachweises bekommen
- (Selbst-)Bildung auf eigenen Interessensgebieten
- Durch Erklären lernen (Fragen stellen statt nur Antworten zu geben)
- Anderen beim Lernen helfen: Z. B. mit Schul-MOOCs
Lehrkräfte
- Vorzüge neuer Unterrichtskonzepte nutzen (Blended Learning / Flipped Classroom)
- Anerkennung für Online-Arbeiten der Lernenden bieten (Zertifikat, Extranote, ...)
- Medienkompetenz der Lernenden stärken
- Dem neuen Bildungsplan in BADEN-WÜRTTEMBERG gerecht werden
- Konkrete, interessensgesteuerte Berufsvorbereitung gewährleisten
Bislang fehlen immer noch Visionen, wie ein zentrales Bildungsportal der Kultusministerien aussehen könnte. MOOCit soll aufzeigen, wie ein solches Portal aufgebaut sein könnte. Auf MOOCit.de sind zur Veranschaulichung bereits einzelne Schüler_innen-Testbeispiele (Gewerbeschule Lörrach) zu finden: Biofector / Stimmen Festival Lörrach.
Abgrenzung Alte vs. neue Systeme
Alte vs. neue Systeme: In allen Lebensbereichen konkurrieren alte und neue Systeme miteinander. Auch in der Bildung sind Machtstrukturen als Reputationsgrenzen zwischen Entscheidungsträger_innen, Expert_innen und Lernenden wahrzunehmen, welche bei alten Systemen in ihrer Starrheit die (Selbst-)Bildung hemmen. Im digitalen Bildungsdiskurs sollen diese Grenzen nicht aufgelöst werden, sondern für einen diskursiven Konsens durchlässig sein. Die Kultusministerien müssen ihrer Verantwortung gerecht werden und intensiv an neuen, demokratisch strukturierten digitalen Modellen arbeiten, damit die Grundrechte durch die digitalen Entwicklungen nicht aufgeweicht werden. Mit „MOOCit.de“ wird ein Übergang vorgestellt, der die reellen Bedingungen berücksichtigt und sich den aktuellen Entwicklungen stellen kann. Durch die Öffnung des Bildungssektors können durch Unterrichtskonzepte, wie dem „Blended Learning“ oder dem „Flipped Classroom“ (Inverted Classroom ) fortschrittliche Erweiterung zum bisherigen Unterricht stattfinden.
MOOC-Format neu denken
Herkömmliche MOOC-Portale wie z. B. Coursera , Udacity , P2PU oder edX haben eine eingeschränkte Zielgruppe, verschulte Themenfelder, hohe Abbruchquoten, sie fordern von den Nutzern wenig Kreativität, versuchen Bildung teilweise kostenpflichtig zu machen und beschäftigen nur einen kleinen Bereich des weiten Feldes der Kreativwirtschaft (z. B. um Eliteprofessoren zu filmen oder einzelne Erklärvideos zu produzieren). Auf MOOCit.de werden alle am (Hoch-)Schulleben beteiligten Personen in den kreativen Bildungsdiskurs einbezogen. Dazu gehören nicht nur Lernende, Lehrende und Schulleitung, sondern auch Eltern, Presse, Medien, Kulturschaffende, Vereine, Freizeiteinrichtungen, NGOs, NPOs und Unternehmen (jeder Größe), welche alle unterschiedliche Interessen an der Bildung haben. Auch die Kreativwirtschaft sucht Talente, will sich am Bildungsprozess beteiligen, möchte Bildung fördern, das eigene Image in die (Hoch-)Schulen tragen und die immer nachwachsende Zielgruppe der Lernenden dauerhaft an sich binden. Mit MOOCit wird ein Weg gewählt, der einen sympathischen Zugang dieses bereitstehenden Netzwerks zur und für die Bildung aufzeigt. Es werden die Interessen beider Welten (Wirtschaft und Bildung) in der Gestaltungskraft eines MOOCs zusammengeführt. Während bei der Nutzung eines MOOCs herkömmlicher Portale meist nur die unteren zwei Bereich der Bloomschen Taxonomie (siehe Abbildung 1, Folgeseite: Erinnern, Verstehen) angesprochen werden, können beim Erstellen eines MOOCs alle Bereiche ein intensiveres Lernen bzw. (Selbst-) Bildung auf allen Stufen ermöglichen. Das Erschaffen als höchste Stufe der Lerntaxonomie kann als Kernbereich der Kreativwirtschaft gesehen werden.
- Erinnern: Reproduktion, Wissen
- Verstehen: Reorganisation, Verstehen
- Anwenden: Transfer, Strukturen modifizieren
- Analysieren: Transfer, Kriterien anwenden
- Evaluieren: Bewertung, Beurteilung
- Erschaffen: Synthese, Problemlösung
Abb.: Bloomsche Taxonomie
Quelle: Wikimedia Commons bzw. eigene Darstellung / Inhalt: Bloom, B. S.: Taxonomie von Lernzielen im kognitiven Bereich, 5. Auflage, Beltz Verlag, Weinheim, 1976
Für den Diskurs wurden vor allem Habermas, Honneth, Foucault und Luhmann als Literaturbasis herangezogen. Herkömmliche Kommunikationsmodelle wie das Strukturalismusmodell nach de Saussure, das Organon-Modell nach Bühler, das Sender-Empfänger-Modell nach Shannon und Weaver waren ebenso prägend für die Vorarbeiten zu diesem Forschungsvorhaben, wie die Sprechakttheorie nach Searle, die fünf Axiome nach Watzlawick und das Modell der Informationsübertragung nach Gitt.
Im Bereich Informationsqualität sind vor allem die 15 Dimensionen nach Wang und Strong und die darauf basierenden 15 Dimensionen in 4 Kategorien der Deutschen Gesellschaft für Informations- und Datenqualität e.V. hervorzuheben. Die Wissenstreppe nach North, der Informationsmanagement Prozess nach Dippold, das Reifegradmodell, das Data Warehouse und das EFQM-Modell bilden im Bereich Management der Informationen die Grundlagen. In der Bildung sind das Total Quality Management in Education, SEIS (Selbstevaluation in Schulen) und OES (Operativ, eigenständige Schule) wesentliche Modelle für eine Online-Diskurskultur. (Literatur: siehe Quellenverzeichnis)
Komplexe Vernetzungen auch in der Bildung zulassen
Literaturbasis: In der Dissertation „Diskurskultur in der Filmbildung“ (Udo Glanz) wurde das theoretische Fundament für MOOCit.de gelegt und bereits auch teilweise bei dem vom Karl-Steinbuch-Stipendium geförderten Projekt mit dem Titel „Kurzfilmkanon“ umgesetzt. Elementar für die Arbeit waren die Grundlagen der demokratisch orientierten Diskurstheorie nach Habermas und Honneth. Es hatte sich deutlich herauskristallisiert, dass eine herrschaftsberücksichtigende Expert_innen-Einbindung zentral für den Bildungsdiskurs ist. Die daraus entwickelten Diskursqualitätskriterien sollen in dieser Arbeit umgesetzt und evaluiert werden. Lehrveranstaltungen zur Netzwerkbildung: Netzwerke für die Bildung dürfen keine Inselprojekte bleiben, welche nur typische Schulthemen wie Mathematik- und Deutsch-MOOCs bieten. Das Schaffen eines Bildungsnetzwerkes kann vor allem durch Aufklärung mit Lehrveranstaltungen an (Hoch-)Schulen und Unternehmen forciert werden. Die Bildungs-Entscheidungsträger müssen sich genauso in den öffentlichen Diskurs einbringen, wie alle am (Hoch-)Schulleben involvierten Menschen am Entscheidungsprozess partizipieren können sollten. Ein Bildungsnetzwerk kann von klein (Schule) zu groß (weltweit) und nach Reputationsebenen gegliedert betrachtet werden: Redaktions- bzw. Entscheidungsebene, Expert_innen-Ebene, Open Space (siehe Abbildung 2: Mögliches Netzwerk eines Schuldiskurs-Portals).
Qualitätsentwicklung im Zusammenspiel (Nachfolgende Abbildung)
- X-Achse = Spalten: Rechte (Steigerung nach links)
- Y-Achse = Zeilen: Distanz (Steigerung nach unten)
- Z-Achse = Tiefe: Funktionen (z. B. Dauerevaluation)
Abb.: Mögliches Netzwerk eines Schuldiskurs-Portals
Qualitätsentwicklung durch formative Evaluation
Gerede im Bereich Medienkonzept und Medienbildung können viele Entwicklungen nicht vorausgesagt werden. Aus diesem Grund werden die Phasen der Umsetzung in formativer Evaluation weiterentwickelt. Auch die Anschaffungen werden den aktuellen Umständen angepasst werden. Zuständiges Organ für die Qualitätsentwicklung, die dem Deming-Zyklus entspricht, ist das Medienkompetenz-Team.
Formative Evaluation in der Systementwicklung bzw. der Durchführung: Basierend auf dem intuitiven MediaWiki-CMS (aktuelle Version 1.26), das ideale, kostenlose Strukturen für das kollaborative Arbeiten bietet, sollen auf MOOCit.de Anpassungen zur Optimierung der Diskursqualität bzw. der Aufgaben- und Rollenklarheit implementiert werden. Das MOOC-Format bildet den zeitgerechten, ansprechenden Rahmen für die Inhalte. Dies macht eine wissenschaftliche Hilfskraft mit Programmierkenntnissen erforderlich.
Der Plan-Do-Check-Act (PDCA) Zyklus nach Deming ist Grundlage für die Qualitätsentwicklung der Homepage und die Wissenschaftlichen Arbeiten, welche dieses Anliegen betreffen. In der Umsetzung der theoretischen Bausteine zu einem Diskurs-Bildungsportals ist eine formative Evaluation als Forschungsmethode erforderlich. Um den Prozess zu optimieren, muss auf die laufende Studie Einfluss genommen werden können. Zwischenergebnisse müssen evaluiert, Diskursqualitätskriterien bzw. Informationsqualitäts-management-Elemente müssen flexibel anzupassen sein. Zusatzinterventionen und Korrekturen müssen möglich bleiben, um die Wahrscheinlichkeit der Zielerfüllung zu erhöhen. Auf dem MOOCit-Portal fungiert der Diskurs selbst durch die interaktiven Möglichkeiten als qualitative und quantitative Methode.
Quelle: Deming, W. E.: Out of the Crisis. MIT Press, Cambridge, 2000, S. 88 bzw. Qualität und Zuverlässigkeit. Erst lernen, dann handeln!, URL: http://www.conex-institut.de/downloads/13-62-231/20091002_QZ_PDCL_Deming.pdf, aufgerufen am 19.06.2017
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