Prinzessin Vollbart und die gestohlenen Weihnachtslieder
Ein Lied in Gefahr
Es war eine klare Winternacht über dem Zuckerwatteschloss, und der Himmel glitzerte wie ein mit Diamanten bestickter Umhang. Prinzessin Vollbart saß in ihrem rosafarbenen Schaukelstuhl und summte eine sanfte Weihnachtsmelodie, während ihr bester Freund, der begnadete Konditor Walt, einen Kuchen buk, der wie ein Stern aus Zuckerguss erstrahlte.
Doch plötzlich fegte ein eisiger Wind durch das Schloss, und das Summen der Prinzessin verstummte. Ein seltsames Schweigen legte sich über das Land. Kein einziger Weihnachtschor war mehr zu hören, kein Kind summte ein fröhliches Lied, nicht einmal die Glocken der Kirchen erklangen. Entsetzt sprang Prinzessin Vollbart auf.
„Walt, hörst du das?“ fragte sie mit bebender Stimme.
„Ich höre... nichts“, antwortete Walt verwundert und hielt inne, während er eine Rose aus Marzipan formte. „Kein einziges Weihnachtslied! Das ist nicht normal!“
Prinzessin Vollbart strich nachdenklich durch ihren prächtigen, roten Bart. „Das kann nur das Werk des unsichtbaren Neiders sein! Er hasst alles Schöne und Fröhliche! Wir müssen die gestohlenen Weihnachtslieder zurückholen!“
Die Spur der Stille
Mit einem mutigen Sprung aus dem Schloss glitt Prinzessin Vollbart auf einem Regenbogen hinab ins Tal der schlafenden Glocken. Walt folgte ihr mit einem großen Korb voller magischer Plätzchen. Der Frost knisterte unter ihren Füßen, als sie durch das verschneite Königreich eilten.
„Wenn ich ein unsichtbarer Neider wäre, wo würde ich Weihnachtslieder verstecken?“ überlegte Walt laut.
„Dort, wo sie niemand findet“, antwortete Prinzessin Vollbart und deutete auf den Dunkelwald, ein düsteres Labyrinth aus eisbedeckten Dornenhecken.
Mit einem mutigen Griff in ihren Bart zog sie ein Paar leuchtender Zauberhandschuhe hervor, die ihnen den Weg erhellten. Sie kämpften sich durch das Dickicht, bis sie auf eine gewaltige Eishöhle stießen. In ihrem Inneren schwebten leuchtende Noten, eingefroren in kristallenen Blasen.
Der Kampf um die Melodie
„Da sind sie!“ rief Prinzessin Vollbart. Doch bevor sie die Noten erreichen konnten, ertönte ein kaltes, höhnisches Lachen. Der unsichtbare Neider sprach aus der Dunkelheit:
„Ihr glaubt, ihr könnt mir die Lieder nehmen? Niemals! Ich werde die Welt in ewige Stille tauchen!“
Mit einem wilden Windstoß versuchte er, die Prinzessin zurückzudrängen, doch sie pflanzte ihre Füße fest auf den Boden. Ihr Bart begann magisch zu glühen. „Du hast kein Recht, den Menschen ihre Freude zu rauben!“ rief sie entschlossen.
Walt zog eine Handvoll seiner magischen Plätzchen hervor und warf sie in die Luft. Sofort erfüllte ein süßer Duft die Höhle, und aus den Keksen formten sich kleine, singende Engel aus Zuckerguss. Ihr Gesang ließ die Eisblumen schmelzen und die gefrorenen Noten begannen zu beben.
„Nein! Nein!“ kreischte der Neider. „Ich ertrage diese Harmonie nicht!“ Mit einem letzten heulenden Windstoß verschwand er in der Finsternis, und die Noten lösten sich aus ihrem eisigen Gefängnis.
Das Fest der wiedergefundenen Lieder
Mit triumphierenden Herzen trugen Prinzessin Vollbart und Walt die geretteten Weihnachtslieder zurück ins Königreich. Kaum waren sie angekommen, begannen die Glocken wieder zu klingen, Kinder sangen fröhlich, und der Schnee tanzte in sanften Wirbeln.
Königliche Chöre füllten die Straßen, und Prinzessin Vollbart ließ sich in einen riesigen, aus Marzipan geformten Sessel sinken. Walt reichte ihr einen funkelnden Rosenkuchen, dessen Blütenblätter nach Zimt dufteten.
„Das war ein Abenteuer, das nach Himbeereis und einem Weihnachtslied verlangt“, sagte sie schmunzelnd und biss genüsslich in ihr Stück.
Und so kehrte die Musik zurück in die Welt, begleitet von Lachen, Glockenklang und dem süßen Duft von Walts Backkunst.
Prinzessin Vollbart
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