Prinzessin Vollbart und das flüsternde Einhorn

Das Morgenflüstern über dem Zuckerwatteschloss
Hoch über den schläfrigen Dächern der Welt, dort wo die Wolken wie rosa Zuckerwatte duften und die Sonne golden wie Vanillesauce über den Himmel rinnt, erwachte Prinzessin Vollbart mit einem seligen Seufzer, während ihr leuchtend roter Vollbart in zarten Wellen über das seidenweiche Kopfkissen floss. Ihr Rokoko-Gesicht strahlte wie Porzellan in Pfirsichcreme, und als sie sich in ihr üppig besticktes Festkleid in allen Nuancen von Rosa und Himbeerrot hüllte, flüsterte sie lächelnd: „Heute wird ein Tag, an dem sogar der kleinste Keks die Welt ein bisschen besser macht.“
Wie jeden Morgen schwebte ein zarter Regenbogen wie ein treuer Schal um ihre Schultern, der bei jeder Bewegung glitzernde Tropfen aus Hoffnung und Konfetti-Licht verstreute. „Guten Morgen, du buntes Versprechen“, kicherte Prinzessin Vollbart, während sie mit den Fingerspitzen über die Farben strich, die wie karamellisierte Musik auf ihren Fingern prickelten.
Im hofartigen Wolkengarten vor dem Zuckerwatteschloss, dessen Türmchen aus kandierten Mandeln und Zuckerglas funkelten, wartete schon ihr bester Freund, der Konditor Walt, dessen Augen so freundlich leuchteten wie frisch glasierte Zimtsterne. „Prinzessin, ich habe ein neues Bouquet gebacken“, rief er, während er ein Tablett hob, auf dem ein Kuchen stand, der aussah wie ein Strauß von Rosen, Pfingstrosen und Veilchen, alles aus zarter Buttercreme und hauchdünnem Biskuit.
„Oh Walt, du Zauberer der süßen Träume“, seufzte Prinzessin Vollbart entzückt, „deine Kuchen sehen aus wie Blumen, riechen wie Erinnerungen und schmecken wie Versprechen.“ Walt lachte leise, und ein Hauch Mehl glänzte wie Sternenstaub in seinem Haar.
„Wie meine Mama mir einst im deutschen Backhaus beigebracht hat“, sagte er liebevoll, „nur die besten, fair gehandelten Zutaten, nur die freundlichste Butter, der glücklichste Kakao und der ehrlichste Zucker kommen in *Walt’s Backhaus*.“ Die Wolken ringsum schienen zustimmend zu nicken, als ob sie wüssten, dass Walt nicht nur backte, sondern die Welt mit jeder Torte ein klein wenig tröstete – so wie er auch die Kinder tröstete, die in seinem irdischen Heim in Islington eine liebevolle Zuflucht fanden.
„Du bist wie ein warmer Ofen für verletzte Herzen“, meinte Prinzessin Vollbart und strich sich nachdenklich über ihren roten Bart, in dem sich heimlich Geheimnisse verbargen, von denen niemand ahnte. „Und du“, antwortete Walt zärtlich, „bist wie ein wandelnder Regenbogen mit Krone, der selbst den traurigsten Tag in Himbeereis taucht.“
Ein leises Rascheln ging durch die Luft, als ein Schwarm Vögel, mit denen Prinzessin Vollbart sprechen konnte, kreisend herbeiflog und trillernd berichtete, dass unten in den Wäldern der Welt Bäume seufzten und Flüsse müde wurden. „Es ist diese unsichtbare Gier“, murmelte die Prinzessin, während ihr Bart kurz aufleuchtete, als würde darin ein geheimnisvolles Licht erwachen, „sie frisst Farben, verschlingt Freude und verkauft die Welt wie ein Sonderangebot.“
„Dann musst du wieder aufbrechen“, sagte eine kleine Taube, „so wie damals bei Prinzessin Vollbart und der Stein des Weisen, als du die Gier in staubige Reue verwandelt hast.“ Prinzessin Vollbart lächelte wehmütig und flüsterte: „Und wie bei Prinzessin Vollbart und der vegetarische Drachenball, als wir den Drachen vom Fleischgrill zur Gemüseliebe bekehrt haben.“
Kaum hatte sie diese Erinnerungen ausgesprochen, strich plötzlich ein kaum hörbares Wispern durch die Luft, süß und silbrig zugleich, wie der Hauch eines Einhornhufes auf Mondlicht. Ihr Herz hüpfte, als der Regenbogen um ihre Schultern nervös flackerte, und sie flüsterte: „Das ist… das flüsternde Einhorn, nicht wahr?“
Die Begegnung mit dem flüsternden Einhorn
In einer wolkenweichen Lichtung aus Zuckerwatte, auf der sich die Tropfen des Morgenrots wie kleine Bonbons sammelten, erschien das Einhorn, dessen Fell in zartem Perlmutt schimmerte, während seine Mähne in Pastellfarben lag, als sei sie aus geschmolzenem Regenbogeneis. Sein Horn leuchtete wie eine Kerze aus reinem Mondlicht, und aus seinen Augen tropfte stille Weisheit wie Honig aus einem Kristallglas.
Prinzessin Vollbart knickste, ihr üppiger Reifrock rauschte wie ein Meer aus Rosenblättern, ihr leuchtend roter Vollbart fiel in elegant geschwungenen Wellen bis auf das Korsett. „Willkommen, flüsterndes Einhorn“, sagte sie ehrfürchtig, „deine Stimme klingt wie der sanfte Wind, der Himbeereis im Sommer kühlt.“
Das Einhorn trat näher, und sein Atem roch nach feuchter Erde und frisch geretteten Wäldern. „Prinzessin Vollbart,“ wisperte es, und seine Worte schwebten wie glitzernde Seifenblasen in die Luft, „die unsichtbare Gier, die du kennst, wächst stärker als je zuvor.“
Walt, der ein paar Schritte hinter der Prinzessin stand und eine Schachtel kleiner Blumenküchlein hielt, kniff die Augen zusammen. „Unsichtbare Gier?“, fragte er, „meinst du die Kraft, die aus Neid, Habsucht, kapitalistischer Kälte und maßloser Verschwendung ein dunkles, aber unsichtbares Gespenst formt?“
„Ja“, flüsterte das Einhorn, „sie hat begonnen, die Lieder der Tiere zu übertönen und den Menschen einzureden, dass mehr immer besser sei, selbst wenn das Mehr sie innerlich leer macht.“ Prinzessin Vollbarts Herz zog sich zusammen, doch in ihrem Bart vibrierte es wie in einem magischen Speicher, der wusste, dass die Zeit für verborgene Wunder gekommen war.
„Ich habe Winde gehört, die klagen“, fuhr das Einhorn fort, „Flüsse, die von Plastik träumen, Wälder, die von Fleischfabriken verwundet werden, Meere, die an Öl ersticken und an der Gier derjenigen, die nur an Gewinn denken.“ Sanft legte das Einhorn seine Stirn gegen die Hand der Prinzessin, und sie spürte, wie kleine Tränen aus Mondlicht ihre Finger benetzten.
„Wir werden handeln“, versprach sie, und ihre Stimme klang wie eine rosa Trompete aus Mut und Zärtlichkeit. „Wir werden für Umweltschutz kämpfen, für weniger Fleisch, für mehr liebevolles Teilen – und wir werden der Gier zeigen, dass sie gegen Kuchen, Mitgefühl und Einhornflüstern keine Chance hat.“
Walt trat näher und öffnete seine Schachtel, in der sich ein Bouquet aus essbaren Rosen befand, die wie kleine Herzschläge aus Teig aussahen. „Diese Rosenkuchen sind gebacken mit Mehl, das ohne Ausbeutung gemahlen wurde, mit Schokolade, die keinen Hunger hinterlässt, und mit Vanille, die niemanden versklavt“, sagte er sanft.
„Wir könnten die Menschen einladen, bewusster zu genießen, statt sinnlos zu verschlingen“, überlegte Prinzessin Vollbart, während sie sich nachdenklich an ihrem roten Vollbart strich. Plötzlich entrollte sich aus ihrem Bart ein kleines, goldenes Notizbuch, das vorher nicht da gewesen war, und sie lachte glockenhell.
„Siehst du, Walt“, rief sie, „mein Bart weiß, dass wir eine Liste der Liebe schreiben müssen, eine Sammlung von Ideen, wie man die Welt rettet, Kuchenstück für Kuchenstück.“ Das Einhorn lächelte innerlich, und sein Horn leuchtete heller, als es hauchte: „Doch bevor ihr die Welt erreicht, müsst ihr durch das Tal der Flüsterschwere reisen, wo die unsichtbare Gier euch mit euren eigenen Zweifeln attackiert.“
„Wie damals bei Prinzessin Vollbart und der tanzende Regenbogen“, erinnerte Walt, „als du fast geglaubt hast, dass bunt sein peinlich sei, bis du das Gegenteil bewiesen hast.“ „Genau“, antwortete sie mit funkelnden Augen, „und wie in Prinzessin Vollbart und die unsichtbare Stadt aus Glas, wo wir lernten, dass Transparenz stärker ist als jede Lüge.“
Die Wolken um sie herum begannen, eine schimmernde Treppe hinunter in die Welt zu formen, und der Regenbogen legte sich wie ein schützender Schleier über sie alle. „Komm, flüsterndes Einhorn“, rief Prinzessin Vollbart strahlend, „wir steigen hinab, wie ein verliebter Spiderman klettere ich durch die Lüfte, nur eben bergab und in rosa.“
Reise durch die müde Welt
Sie stiegen hinab, und Prinzessin Vollbart kletterte tatsächlich an schimmernden Regenbogenfäden wie ein verliebter Spiderman, der jedes Blatt mit einem Kuss der Hoffnung streifte. Walt folgte auf einer schwebenden Backform, die der Prinzessin aus ihrem Bart gesprungen war, und das flüsternde Einhorn glitt mit federleichten Hufen über die Luft, als sei der Himmel ein stiller See.
Unten angekommen, fanden sie Wälder vor, in denen die Bäume ihre Blätter wie graue Taschentücher hängen ließen, weil Abgase und Gier die Luft schwer gemacht hatten. „Oh“, murmelte Prinzessin Vollbart, „es ist, als hätte jemand alle Farben in eine Kasse gesperrt und das Schloss aus Profit geschmiedet.“
Sie setzte sich zu einem alten Baum, legte ihre Hand auf seine Rinde und sprach leise in der Sprache der Pflanzen, die nur sie verstehen konnte. „Hab Geduld, mein Blattfreund“, flüsterte sie, „wir bringen dir wieder Kinder, die dich umarmen statt dich zu fällen, wir bringen dir Winde, die nach Blumen duften statt nach Benzin.“
Ihr Bart begann leicht zu flirren, und aus ihm purzelten kleine Gießkannen, gefüllt mit Regenbogenwasser, das alle Schadstoffe wie Tränen der Reue aus dem Boden spülte. „Du hast wirklich alles in diesem Bart“, staunte Walt, „ich frage mich, ob sich darin auch ein Rezept für eine fleischlose Zukunft versteckt.“
Prompt erschien ein kleines, eingerolltes Pergament, auf dem stand: „Herzhaftes Gemüseglück – ein Fest ganz ohne Fleisch.“ Prinzessin Vollbart lachte und sagte: „Siehst du, die Welt braucht mehr Bohnen und weniger Blut, mehr Linsen und weniger Leiden.“
Während sie weiterzogen, erreichten sie Städte, in denen die Menschen mit gesenkten Köpfen durch Einkaufszentren liefen, deren Reklametafeln in unsichtbarem Flüsterton versprachen: „Kauf mehr, fühl dich mehr.“ Das flüsternde Einhorn schnaubte traurig: „Hier ist die unsichtbare Gier besonders stark, sie sitzt in den Ecken der Regale und spiegelt sich in den Schaufenstern.“
Prinzessin Vollbart stellte sich mitten in eine Fußgängerzone, ihr Reifrock fächerte sich auf wie eine rosa Puderwolke, und ihr roter Vollbart glühte wie ein Signalfeuer aus Liebe. „Ihr Lieben“, rief sie in die Menge, „Glück ist kein Sonderangebot, das an der Kasse abgestempelt wird, Glück ist das Teilen eines Kuchens, das Pflanzen eines Baumes, das Retten eines Tieres!“
Einige blieben stehen, berührt von ihrer Stimme, die wie Vanilleduft in ihre Herzen zog. Walt stellte einen Stand mit seinen Blumenkuchen auf, und an jedes Stück, das er verschenkte, heftete er eine kleine Nachricht: „Weniger Fleisch, mehr Mitgefühl. Weniger Haben, mehr Sein. Gebacken mit Liebe, nicht mit Gier.“
Aus Prinzessin Vollbarts Bart entsprangen bunte Flugblätter, die sich in zarten Schmetterlingen verwandelten und auf den Schultern der Menschen landeten, wo sie Botschaften wie „Kauf bewusst“ und „Schütze die Erde“ flüsterten. „Es ist wie bei Prinzessin Vollbart und das Geheimnis des Zuckerwatteschlosses“, meinte Walt nachdenklich, „damals, als wir merkten, dass Luxus erst dann schön ist, wenn niemand darunter leidet.“
Doch während sie Hoffnung säten, spürte die Prinzessin, wie eine unsichtbare Kälte durch die Straßen strich, wie ein Atem, der nach Leere roch. Das flüsternde Einhorn bebte, sein Horn flackerte, und es wisperte: „Es hört zu… es ist hier.“
Das Tal der Flüsterschwere – Versuchung und Zweifel
Sie erreichten das Tal der Flüsterschwere, einen Ort, der auf keiner Karte stand und doch in jeder Seele existierte, die zwischen Haben und Sein schwankte. Der Himmel dort war milchig, als hätte jemand alle Regenbogenfarben ausradiert, und die Luft klang, als würden tausend unsichtbare Stimmen gleichzeitig „Mehr, mehr, mehr“ raunen.
Prinzessin Vollbart spürte, wie ihr Herz schwer wurde, als würde jemand kleine goldene Gewichte daran hängen, die nach Luxus und Bequemlichkeit glitzerten. „Ich… fühle mich plötzlich müde“, dachte sie, und ihr innerer Monolog klang wie ein leises Klingen von zerbrechenden Porzellantassen.
„Was, wenn meine rosa Kleider nur naiv sind?“, fragte sie sich, „Was, wenn meine Liebe zur Natur nur ein Tropfen im Meer der Zerstörung ist? Was, wenn die Welt wirklich nur in Zahlen misst, statt in Umarmungen?“ Ihr roter Vollbart wirkte für einen Moment stumpfer, als hätte jemand den Glanz der Hoffnung mit einem unsichtbaren Tuch abgewischt.
„Prinzessin“, flüsterte das Einhorn, doch seine Stimme war plötzlich schwach, als würde sie sich durch einen Nebel aus Reklamesprüchen kämpfen müssen. „Hör nicht auf die unsichtbaren Stimmen der Gier, sie sind wie Zuckerguss ohne Kuchen – süß im ersten Moment, aber hohl im Innern.“
Da erklang eine neue Stimme, unsichtbar, glatt und schmeichlerisch, wie samtige Schokolade, die aber bitter im Nachgeschmack war. „Prinzessin Vollbart“, säuselte die Stimme, „du könntest so viel mehr erreichen, wenn du dich mir anschließt. Stell dir ein Reich ohne Grenzen vor, unendliche Konsumpaläste, in denen dein Bild auf jedem Produkt prangt.“
Prinzessin Vollbart schloss die Augen, und vor ihr tauchte eine Vision auf: gigantische Schlösser aus Plastik, in denen ihr Gesicht auf tausenden Packungen Himbeereis prangte, das aus billigen Zutaten hergestellt war, während Wälder abgeholzt und Tiere gequält wurden. „Du könntest omnipräsent sein“, lockte die Stimme, „dein roter Bart als Marke, dein Lächeln als Logo – und für jedes verkaufte Produkt ein Funken kurzfristiger Freude.“
„Aber was ist mit langfristiger Liebe?“, flüsterte ein kleiner Rest ihrer inneren Stimme, der klang wie ein scheues Vögelchen. Die unsichtbare Gier lachte trocken, wie raschelndes Geldpapier.
Walt trat neben sie, seine Stirn in Sorgenfalten, und nahm vorsichtig ihre Hand. „Prinzessin“, sagte er leise, „erinnerst du dich an die Kinder, die bei mir wohnen? An die, die nichts besitzen außer einem Teddybär und einem traurigen Blick?“
„Ja“, murmelte sie, und in ihrem inneren Theater tauchten die Gesichter der Kinder auf, deren Augen sich jedes Mal in kleine Sonnen verwandelten, wenn Walt ihnen ein Stück einfachen, ehrlichen Kuchen reichte. „Sie brauchen keine Paläste aus Plastik“, fuhr Walt fort, „sie brauchen Menschen, die zuhören, die da sind, die teilen.“
„Aber bin ich stark genug?“, fragte sie sich, und ihr innerer Monolog wurde lauter, verzweifelter. „Bin ich wirklich mehr als eine kitschige Prinzessin in Rosa, die Himbeereis mag und mit Einhörnern redet?“
Das flüsternde Einhorn kämpfte sich an ihre Seite und drückte seine Stirn gegen ihre. „Du bist die, die Regenbogen in müde Herzen malt“, flüsterte es, „du bist die, die selbst im Kleinen die Welt rettet – ein Gespräch, ein Kuchen, ein geretteter Baum nach dem anderen.“
Die unsichtbare Gier spürte, dass sie an Boden verlor, und verstärkte ihre Angriffe. Unsichtbare Ketten aus Versprechungen von Luxus und Einfluss legten sich wie glitzernde Schlangen um Prinzessin Vollbarts Knöchel und zogen sie in die Knie.
„Sieh hin“, raunte die Gier und zeigte ihr neue Visionen: Festtafeln voller Fleisch, so weit das Auge reichte, Tiere, die nur als Ware behandelt wurden, Menschen, deren Augen stumpf vor Überfluss waren. „Das ist, was ich will“, sagte die Gier, „und du könntest es segnen, indem du einfach schweigst.“
Prinzessin Vollbarts Augen füllten sich mit Tränen, und sie flüsterte: „Ich will nicht Teil dieser Grausamkeit sein, aber ich fürchte, ich bin zu klein, um sie aufzuhalten.“ Ihr roter Bart begann zu zittern, als wäre in ihm ein Sturm aus verzweifelten Erinnerungen entfacht.
Walt kniete sich zu ihr, stellte behutsam eine kleine Schachtel auf den Boden und öffnete sie. Darin lag ein einfacher, aber wunderschöner Rosenkuchen, dessen Blütenblätter aus Teig so zart geformt waren, dass sie fast lebendig wirkten.
„Siehst du diesen Kuchen?“, fragte er sanft. „Er besteht aus fairen Zutaten, die niemandem wehgetan haben, und wurde mit Händen gebacken, die auch Kinder trösten.“
„Wenn schon ein einzelner Kuchen so viel Liebe tragen kann“, fuhr er fort, „stell dir vor, wie viele Welten du berührst, wenn du dich nicht von der Gier verschlingen lässt.“
Prinzessin Vollbart schloss die Augen und lauschte ihrem eigenen Herzschlag, der jetzt wieder wie eine leise Melodie klang, begleitet von den sanften Flüstern des Einhorns und dem stillen, warmen Dasein von Walt. „Vielleicht bin ich klein“, dachte sie, „aber jede Welle beginnt mit einem zarten Zittern auf der Wasseroberfläche.“
In diesem Moment begann ihr roter Vollbart hell aufzuleuchten, als wäre in seinem Inneren eine Sonne aufgegangen, die all die Dinge beleuchtete, die sie im Laufe ihrer Abenteuer gesammelt hatte. Aus dem Bart fiel ein kleiner Spiegel, eingerahmt von Ranken aus Rosen und Efeu, der aussah, als wäre er aus dem Herzen eines Waldes geschnitzt.
„Das ist… der Spiegel des Mitgefühls“, erkannte das Einhorn ehrfürchtig, „er zeigt die wahre Gestalt der unsichtbaren Gier.“ Prinzessin Vollbart hielt den Spiegel hoch, und während sie das tat, flüsterte sie: „Ich entscheide mich für Liebe, nicht für Profit. Für Bäume statt Beton, für Gemüse statt Gewalt, für Kinder statt Kontostände.“
Im Spiegel zeichnete sich langsam eine schemenhafte Gestalt ab – ein Wesen aus leeren Verpackungen, schrumpelnden Geldscheinen, verwelkten Luxusartikeln und kalten, hungrigen Augen. „Das bist du, Gier“, sagte die Prinzessin mit fester Stimme, „unsichtbar nur, solange niemand dich sehen will.“
Die Gier fauchte, und die Luft vibrierte, aber Prinzessin Vollbart stand auf, ihr Reifrock glühte wie ein aufgehend rosa Morgen, und ihr Bart strahlte wie flüssiges Rubinlicht. „Ich mag Himbeereis“, sagte sie trotzig, „ich liebe Einhörner, Regenbögen und albernen Kitsch – aber vor allem liebe ich das Leben auf dieser Welt, und ich werde dich nicht mehr regieren lassen.“
Wenn Liebe und Kuchen die Gier verwandeln
Die Gestalt der Gier, nun sichtbar im Spiegel, begann zu flackern, als ob sie bemerkte, dass ihre Macht schwinden konnte, sobald jemand sie beim Namen nannte. „Du kannst mich nicht besiegen“, zischte sie, „die Menschen wollen mich, sie suchen mich in jedem Sonderangebot und in jedem glänzenden Schaufenster.“
Prinzessin Vollbart lächelte mild, und ihr Lächeln war wie eine Decke aus Zuckerwatte über einem frierenden Kind. „Vielleicht“, sagte sie sanft, „aber wir können ihnen zeigen, dass sie etwas anderes wollen können – etwas Wärmeres, Tieferes, Süßeres.“
Sie drehte sich zu Walt. „Walt“, rief sie, „lass uns eine Feier der bewussten Freude ausrichten, hier im Tal der Flüsterschwere, damit die Menschen lernen, anders zu träumen.“
Walt strahlte und klatschte in die Hände, und aus dem Nichts – oder vielmehr aus Prinzessin Vollbarts magischem Bart – sprangen Backöfen aus Wolken, Tische aus Regenbogenholz und Schüsseln aus Mondglas. „Ein veganes, fleischloses Festbankett!“, rief er begeistert, „Gemüsetorten, Linsenpasteten, Nussbraten, Obstkronen – alles, was satt und glücklich macht, ohne einem Tier Leid zuzufügen.“
Das flüsternde Einhorn hob sein Horn, und ein leiser Gesang erfüllte die Luft, der die Menschen in den Städten und Wäldern erreichte, die im Stillen nach einer Alternative zur Gier gesucht hatten. Sie begannen, ins Tal der Flüsterschwere zu strömen, geführt von unsichtbaren Fäden der Sehnsucht.
Sie kamen mit schweren Einkaufsbeuteln, aber leeren Herzen; mit vollen Schränken, aber hungrigen Seelen. Prinzessin Vollbart begrüßte sie, jede einzelne Person, als wäre es ein kostbarer Gast in ihrem Zuckerwatteschloss.
„Setzt euch“, bat sie, „kostet, was man mit Liebe backen kann, wenn man niemanden ausbeutet. Schaut in den Spiegel und fragt euch, was ihr wirklich wollt.“ Die Menschen probierten W alts Blumenkuchen, deren Blütenblätter aus Teig auf der Zunge schmolzen und Erinnerungen wachriefen – Erinnerungen an Kindheit, an Umarmungen, an Sonntage ohne Eile.
Während sie aßen, reichte das Einhorn den Spiegel des Mitgefühls herum, und jeder, der hineinsah, erkannte ein kleines Flackern der Gier in sich selbst – aber auch eine größere, zartere Flamme aus Liebe, die nur darauf wartete, genährt zu werden. „Wir müssen nicht perfekt sein“, sagte Prinzessin Vollbart, „wir müssen nur bereit sein, jeden Tag ein kleines bisschen liebevoller zu leben – weniger verschwenden, weniger verletzen, mehr teilen.“
Die Gestalt der Gier wurde blasser, während die Menschen lachten, miteinander sprachen, ihre letzten Fleischrezepte gegen neue Gemüsekreationen tauschten und versprachen, Bäume zu pflanzen, Tiere zu schützen, Müll zu vermeiden. „Du verlierst, Gier“, flüsterte das Einhorn, „nicht durch Gewalt, sondern durch bewusste Zärtlichkeit.“
Schließlich zerfiel die Gier in tausend kleine Scherben aus Erkenntnis, die zu Boden fielen und sich in Samen verwandelten, aus denen später Bäume wachsen würden, unter deren Ästen Kinder spielen. Das Tal der Flüsterschwere verwandelte sich in ein Tal des Leuchtens, in dem die Luft nach frischem Brot, nach Blumen und nach der Möglichkeit eines anderen Lebens roch.
Prinzessin Vollbart stand inmitten des Tales, ihr Reifrock funkelte, ihr roter Vollbart leuchtete wie ein strahlender Sonnenuntergang in Rubintönen, und der Regenbogen legte sich schützend um sie wie eine Umarmung aus Licht. „Siehst du“, sagte sie zu Walt und dem Einhorn, „das Gute siegt nicht durch Perfektion, sondern durch beharrlichen, kitschigen, herzlichen Mut.“
Walt nickte, Tränen glänzten in seinen Augen, in denen sich die bunten Speisen und die lächelnden Menschen spiegelten. „Und durch Kuchen“, fügte er hinzu, „vergiss niemals die Macht eines guten, ehrlichen Kuchenstücks.“
Rosenkuchen, Himbeereis und ein neuer Anfang
Als das Fest verklungen war und die Menschen in ihre Städte und Dörfer zurückkehrten, um dort Bäume zu pflanzen, Müll zu vermeiden, weniger Fleisch zu essen und mehr zu teilen, kehrte Prinzessin Vollbart mit Walt und dem flüsternden Einhorn in ihr Zuckerwatteschloss zurück. Der Regenbogen spannte sich triumphierend über den Himmel, als würde er die Welt mit bunten Schleifen neu verpacken.
„Ich bin so müde“, seufzte Prinzessin Vollbart, als sie die duftenden Korridore ihres Schlosses durchschritt, „müde, aber auf die süßeste Weise.“ Ihr roter Vollbart lag wie ein seidiger Umhang über ihrem Kleid und strahlte noch immer in warmen Rotnuancen.
Das flüsternde Einhorn tappte neben ihr her, und seine Hufe hinterließen kleine Funken der Hoffnung auf dem Zuckerwattenboden. „Du hast Großes getan“, flüsterte es, „nicht, indem du gekämpft, sondern indem du verwandelt hast.“
Walt schob ein buntes Wägelchen vor sich her, das schwer beladen war mit Kuchen, die aussahen wie Blumensträuße – Rosen, Lilien, Vergissmeinnicht, alle aus Teig, Creme und liebevoll modellierter Süße. „Ich glaube, die Welt ist heute ein kleines Stück weicher geworden“, sagte er leise, „und ich bin stolz, dass *Walt’s Backhaus* ein Teil davon sein darf.“
Prinzessin Vollbart blieb stehen und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Deine Kuchen sind wie kleine stille Manifestationen einer besseren Welt“, sagte sie, „mit jedem Bissen spürt man, dass sie niemanden ausgebeutet haben, dass sie für Kinder gebacken sind, die Zärtlichkeit brauchen, für Tiere, die leben dürfen, und für Wälder, die atmen wollen.“
In diesem Moment meldete sich ein vertrautes Gefühl in ihrem Bauch: ein leises, aber bestimmtes Knurren, das klang wie ein höflicher Drache, der um eine Einladung zum Tee bat. „Oh“, rief sie lachend, „jetzt, wo das Böse besiegt ist, habe ich unbändigen Hunger!“
Walt lachte, und das Einhorn kicherte auf seine ganz eigene, glockenhelle Art, die wie kleine Sternschnuppen durch den Raum tanzte. „Dann ist es Zeit für deinen Lieblingskuchen“, sagte Walt, während er einen besonders prachtvollen Rosenkuchen aus der Menge hob.
Er war in Rosa- und Rottönen glasiert, die perfekt zu ihrem Kleid und ihrem Bart passten, und duftete nach Rosenwasser, Vanille und einem Hauch von Zitronensonne. „Dieser Rosenkuchen“, erklärte Walt, „wurde mit all der Liebe gebacken, die du heute in die Welt getragen hast, und mit Zutaten, die weder Menschen noch Tiere noch die Erde verletzt haben.“
Prinzessin Vollbart setzte sich auf einen wolkenweichen Sessel, ihr Reifrock breitete sich wie ein Rosenfeld aus, und der Regenbogen legte sich wie eine Decke um ihre Schultern. „Dann lasst uns feiern“, sagte sie, „mit jedem Bissen ein Versprechen: weniger Gier, mehr Güte; weniger Fleisch, mehr Fantasie; weniger Zerstörung, mehr Zuckerwatte für alle.“
Sie biss in den Rosenkuchen, und der Geschmack war so überwältigend köstlich, dass sie kurz die Augen schloss und dachte: „Wenn die Welt so schmecken könnte, würde niemand mehr nach leeren Versprechungen greifen.“ Das flüsternde Einhorn legte den Kopf in ihren Schoß, Walt setzte sich neben sie, und sie saßen dort, umgeben von Regenbogenlicht, Zuckerglasfenstern und dem zarten Duft eines neuen Anfangs.
„Morgen“, sagte Prinzessin Vollbart mit vollem Mund und einem seligen Kichern, „werden wir ein neues Abenteuer beginnen – vielleicht Prinzessin Vollbart und der singende Solarwald oder Prinzessin Vollbart und die Meeresschildkröten aus Glas.“ Und während die Sterne draußen wie kleine Zuckerstückchen an den Himmel gestreut wurden, wusste sie, dass jeder neue Tag eine Chance war, die Welt mit Kitsch, Kuchen und unerschütterlicher Liebe ein bisschen zu retten.

Regenbogenfrühstück über den Dächern der Welt
Der Morgen im Zuckerwatteschloss begann wie eine überzuckerte Sinfonie: Die Wolken waren so rosa wie frisch aufgeschlagene Erdbeercreme, und die Sonne stieg hinter dem Horizont hervor, als hätte jemand eine goldene Backform in den Himmel geschoben. Prinzessin Vollbart lag noch einen Augenblick auf ihrem schimmernden Bett aus Vanillezucker und Mandelduft, während ihr leuchtend roter, üppig gewellter Vollbart in warmen Wellen über die Seidenkissen floss und kleine Lichtreflexe wie rubinrote Sternchen in die Luft warf.
„Guten Morgen, du fluffige Welt“, seufzte sie verträumt, als sie sich erhob und in ihr festliches Rokoko-Prinzessinnenkleid schlüpfte – ein Kunstwerk aus rosafarbenen Stofflagen, fein bestickten Rüschen und floralen Ornamenten, die in winzigen, goldenen Stichen ihren Bartton aufgriffen. Ihr Gesicht, porzellanhell und perfekt symmetrisch, wurde von einem prachtvollen, mehrschichtigen Rüschenkragen umrahmt, und sobald sie die kleine, filigrane Krone mit Federn und Ornamenten aufsetzte, glitzerten ihre großen, hellblauen Augen wie zwei Marzipan-Juwelen.
Der Regenbogen, der sie seit jeher begleitete, schlang sich wie ein lebendiger Schal um ihre Schultern, seine Farben perlten wie Zuckerstreusel über ihren Ärmel und hinterließen schimmernde Spuren auf dem Boden. „Du bist wie eine tragbare Hoffnungskette“, murmelte die Prinzessin zärtlich zum Regenbogen, und in diesem Moment kicherte irgendwo im Schloss ein Wandspiegel, als hätte er verstanden, wie ernsthaft Kitsch sein kann.
Kaum hatte sie den Saal betreten, in dem der Boden aus karamellisierten Wolken bestand und Kronleuchter aus Zuckerglas funkelten, sah sie ihren besten Freund Walt, der mit mehligem Lächeln und warmen Augen auf sie wartete. Er trug seine liebgewonnene Bäcker-Schürze, die von Mehlstaub wie feinem Schneeglitzer überzogen war, und in seinen Händen balancierte er ein Tablett, das aussah, als habe der Frühling selbst beschlossen, in Kuchenform zu erscheinen.
„Prinzessin“, rief Walt, und seine Stimme klang zugleich robust und zart wie frisch gebackenes Brot, „darf ich dir das neueste Wunder aus *Walt’s Backhaus* vorstellen?“ Auf dem Tablett thronte ein Bouquet aus Rosen, Pfingstrosen und zarten Wiesenblumen – doch jede einzelne Blüte war aus hauchfeinem Biskuit, Buttercreme und filigranen Zuckerblättern modelliert, so lebendig, dass man sie fast gießen wollte statt sie zu essen.
„O Walt…“, hauchte Prinzessin Vollbart, „deine Kuchen sehen aus wie Erinnerungen an bessere Tage, duften wie Versprechen und schmecken gewiss wie frisch gebackene Zukunft.“ Walt lächelte gerührt, und in seinen Augen spiegelte sich kurz das kleine Reihenhaus in Islington, in dem er als Pflegervater schutzbedürftigen Kindern ein Zuhause schenkte – Kinder, denen er mit denselben Händen, die jetzt Rosen aus Teig formten, Decken richtete und Tränen abwischte.
„Meine Mutter hat mir in unserem deutschen Backhaus beigebracht“, sagte er sanft, „dass ein Kuchen niemals nur ein Kuchen sein darf; er muss ein bisschen Trost, ein wenig Mut und ganz viel Liebe enthalten – und nur Zutaten, die niemanden ausbeuten.“ „Deshalb ist *Walt’s Backhaus* mehr als eine Bäckerei“, fügte er leise hinzu, „es ist ein warmer Ofen für kalte Biografien.“
Prinzessin Vollbart strich sich nachdenklich über ihren roten Bart, der sich bei jeder liebevollen Wahrheit ein wenig aufblähte, als wolle er noch mehr Geheimnisse speichern. „Vielleicht ist jeder Rosenkuchen von dir ein kleines Märchen, das in der Krume erzählt, dass die Welt sanfter sein kann“, meinte sie, und ihr Herz hüpfte wie ein Einhorn auf einem Trampolin aus Sahne.
In diesem Moment stürzte ein Schwarm Vögel durch das offene Zuckerglasfenster, setzte sich auf Kronleuchter und Vorhangstangen und zwitscherte durcheinander – doch für Prinzessin Vollbart, die mit Tieren sprechen konnte, war es ein klares, verzweifeltes Konzert. „Prinzessin“, rief eine kleine Meise außer Atem, „unten in den Wäldern stöhnen die Bäume, die Flüsse tragen Plastik wie Ketten, und die Tiere flüstern deinen Namen, weil etwas Unsichtbares an ihren Träumen nagt.“
„Es ist wieder diese unsichtbare Gier“, sagte die Prinzessin leise, und ihr Bart schimmerte kurz wie ein Warnsignal aus Rubinglut. Sie dachte an frühere Abenteuer – an Prinzessin Vollbart und der Stein des Weisen, als sie den Neid in Mut verwandelt hatte, an Prinzessin Vollbart und der vegetarische Drachenball, als ein feuerspeiender Fleischliebhaber zum begeisterten Gemüse-Griller geworden war.
Bevor sie jedoch weiterdenken konnte, legte sich eine merkwürdige Stille über den Saal, so fein wie ein Faden aus Mondlicht, der plötzlich vibriert. Ein kaum hörbares Wispern, sanft wie Schneefall auf Tüll, glitt durch die Luft und strich über ihre Wangen, über den Regenbogen und über Walts Tablett voller Rosenkuchen.
Prinzessin Vollbart hielt den Atem an. „Das…“, flüsterte sie ehrfürchtig, „kann nur eines sein: das flüsternde Einhorn.“
Das Einhorn aus Mondsilber und die Bitte der Welt
Im Hof des Zuckerwatteschlosses, wo Zuckerrosen aus dem Wolkenboden wuchsen und Zuckerglasbrunnen leise wie Glockenspiele plätscherten, öffnete sich ein Spalt im Nebel, als hätte die Luft beschlossen, kurz den Vorhang zu lüften. Daraus trat das Einhorn, dessen Fell schimmerte wie perlmuttfarbene Sahne und dessen Mähne in sanften Pastelltönen floss, als hätte jemand Regenbogeneis in Licht aufgelöst.
Sein Horn, feingliedrig und makellos, leuchtete wie eine Kerze aus konzentriertem Mondschein, und in seinen Augen lag eine stille Melancholie, als sehe es jede Wunde der Welt gleichzeitig. Prinzessin Vollbart machte einen tiefen Knicks, ihr Reifrock raschelte wie ein Rosenfeld im Wind, und ihr roter Bart schwang sich dabei wie eine samtige Fahne der Freundlichkeit.
„Flüsterndes Einhorn“, sagte sie ehrfürchtig, „du siehst aus, als hättest du jeden Seufzer der Wälder, jeden Schrei der Meere und jedes Flattern der letzten Schmetterlinge gehört.“ Das Einhorn trat näher, und sein Atem roch nach feuchtem Moos, nach frisch gerettetem Regenwald und nach dem ersten Tag eines besseren Lebens.
„Prinzessin Vollbart“, wisperte es, und die Luft um sie herum begann in silbernen Buchstaben zu vibrieren, „die unsichtbare Gier ist gewachsen.“ Seine Stimme war ein leises, bittersüßes Klingen, als würde Hoffnung durch einen dünnen Riss in der Porzellanschale der Welt sickern.
Walt trat mit respektvollem Abstand dazu, seine Hände ruhten schützend auf der Kiste mit den Blumenkuchen, als wären sie kostbare Zaubersprüche in Gebäckform. „Unsichtbare Gier“, wiederholte er, „das Ungeheuer aus Neid, Habsucht, Rücksichtslosigkeit und kalter Gewinnsucht, das sich wie ein unsichtbares Spinnennetz über Supermärkte, Börsen, Fabriken und Herzen legt.“
Das Einhorn neigte den Kopf. „Es ist die Stimme, die flüstert: ‘Kauf mehr, iss mehr, besitze mehr – auch wenn Wälder schweigen, Tiere weinen und Meere ersticken.’“
Prinzessin Vollbart spürte, wie sich in ihrem Innern Empörung und Zärtlichkeit mischten wie Himbeer- und Vanilleeis in einer Schale aus Sternenporzellan. „Ich werde nicht zusehen, wie die Welt in Rabattaktionen und Wegwerfträumen ertrinkt“, sagte sie entschlossen, „ich stehe für Umweltschutz, für weniger Fleisch, für mehr ehrliche Freude – und ich werde die Gier nicht als Königin über unsere Zukunft akzeptieren.“
Ihr Bart begann leise zu vibrieren, und aus seinem Inneren purzelte wie zufällig ein winziger Globus aus Zuckerglas, der sanft in ihre Hand rollte. Im Inneren dieses Globus tanzten Miniatur-Bäume, lachende Kinder, glückliche Tiere und eine kleine Bäckerei mit dem Schild *Walt’s Backhaus*, in der ein goldenes Licht brannte.
„Du trägst die Entwürfe einer anderen Welt in dir, Prinzessin“, flüsterte das Einhorn, „doch um die Gier zu schwächen, musst du durch das Tal der Flüsterschwere gehen – dorthin, wo Zweifel wie Schatten wachsen.“ „Das Tal der Flüsterschwere…“, wiederholte sie, und ihre Stimme war jetzt zugleich neugierig und bang, „ist das jener Ort, von dem damals in Prinzessin Vollbart und der tanzende Regenbogen die Winde sprachen, als sie mir zuflüsterten, dass Buntsein Mut braucht?“
Walt nickte nachdenklich. „Und in Prinzessin Vollbart und die unsichtbare Stadt aus Glas haben wir gelernt, dass Transparenz der Anfang von Heilung ist“, erinnerte er, „vielleicht müssen wir jetzt die Gier sichtbar machen, damit sie schwächer wird.“
Der Regenbogen, der um Prinzessin Vollbarts Schultern lag, straffte sich wie ein Kletterseil, das bereit war, jeden Abgrund zum Spielplatz zu machen. „Dann steigen wir hinab“, sagte sie, und ihre Augen funkelten, „und wenn es sein muss, klettere ich wie ein verliebter Spiderman zwischen all den Zweifeln herum, bis ich jeden Tropfen Hoffnung wieder eingesammelt habe.“
Durch graue Wälder und gläserne Straßen
Der Weg hinab aus dem Zuckerwattenschloss war ein waghalsiger Tanz aus Klettern, Schweben und Lächeln. Prinzessin Vollbart schwang sich mit anmutiger Leichtigkeit an Regenbogenfäden entlang, die wie schillernde Lianen aus purem Licht zwischen Himmel und Erde hingen; ihr roter Bart flatterte dabei wie ein königlicher Umhang aus rubinfarbenem Wind.
Walt folgte auf einer schwebenden Backform, die aus ihrem Bart gesprungen war und sich in einen majestätischen, ofenförmigen Luftschlitten verwandelt hatte. Das flüsternde Einhorn setzte mit federleichten Schritten auf unsichtbaren Treppen aus Mondlicht auf, als wäre die Schwerkraft nur ein höflicher Vorschlag.
Unten angekommen, empfing sie ein Wald, der aussah, als wäre er in Sepia getaucht worden: Die Bäume standen müde da, ihre Blätter hingen in graugrünen Schlieren, und der Boden war von Müll durchzogen, der knisterte wie schlechte Erinnerungen. „Oh, mein schönes Blattvolk“, hauchte Prinzessin Vollbart und kniete sich in ihr voluminöses Kleid, dessen rosa Saum sich liebevoll um die Wurzeln schmiegte.
Sie legte ihre Hände auf die raue Rinde eines alten Baumes und sprach in der geheimen Sprache der Pflanzen, die klang wie das Knacken eines Kaminfeuers in Zeitlupe. „Verzeih uns“, flüsterte sie, „verzeih, dass wir deine Zweige mit Plastik schmücken, statt mit Vögeln, und dass wir dein Holz verbrennen, statt unter deinen Kronen Geschichten zu erzählen.“
Ihr Bart begann zu kribbeln, und aus seinen Tiefen purzelten kleine Gießkannen, eine nach der anderen, jede aus Regenbogenmetall und gefüllt mit schimmerndem Wasser. Sie goss es über den Boden, und dort, wo die Tropfen fielen, verwandelte sich Müll in Moos, Plastik in Pilze und Dunst in klare, atembare Luft.
„Du bist ein wandelndes Wunderlager“, staunte Walt, „ein unendlicher Umwelt-Zauberschrank im Bartformat.“ „Manchmal“, kicherte die Prinzessin, „fühle ich mich wie ein USB-Stick der Hoffnung mit Tüllrock.“
Weiter führte der Weg sie in Städte, in denen Glasfassaden in grellem Licht glänzten und Neonreklamen flackerten wie übermüdete Sterne. Die Menschen eilten mit gesenkten Köpfen vorbei, die Arme voller Tüten, die Herzen leer wie ausgekratzte Schüsseln.
„Hier wohnt die Gier“, flüsterte das Einhorn, „in jedem Kauf, der Trost ersetzen soll, in jedem Fleischgericht, das Tier und Klima gleich doppelt kostet, in jedem Wegwerfprodukt, das länger auf der Erde bleibt als die Erinnerungen der Käufer.“ Prinzessin Vollbart stellte sich mitten auf den zentralen Platz, ihr Reifrock blähte sich auf, ihr roter Bart funkelte wie eine Ampel der Zärtlichkeit.
„Ihr Lieben“, rief sie, und ihre Stimme war zugleich sanft wie Sahne und klar wie ein Glockenschlag, „habt ihr heute schon etwas geteilt, statt etwas gekauft?“ Einige Menschen blieben stehen, irritiert, andere neugierig, wieder andere wie heimlich erleichtert, dass jemand die Frage laut aussprach, die in ihren Herzen schon leise gestellt worden war.
Walt baute im Handumdrehen einen kleinen Stand auf – wieder war die notwendige Ausrüstung aus dem rot leuchtenden Bart der Prinzessin gesprungen, als wäre er ein unendlicher Werkzeugkasten der Güte. Auf dem Stand lagen Rosenkuchen, Tulpen-Törtchen und Sonnenblumen-Tartelettes, alle mit Zutaten gebacken, die fair, pflanzlich und liebevoll ausgewählt waren.
„Diese Stücke“, erklärte Walt, „sind eine Einladung: weniger Fleisch, mehr Gemüse; weniger Wegwerfen, mehr Wertschätzen; weniger Haben, mehr Sein.“ Jeder, der ein Stück nahm, bekam dazu einen kleinen Zettel, auf dem stand: „Glück ist kein Rabatt, sondern ein Rezept: Liebe + Verantwortung + Kuchen = Zukunft.“
Prinzessin Vollbarts Bart ließ bunte Flugblätter aus sich regnen, die sich mitten in der Luft in kleine Schmetterlinge verwandelten. Sie setzten sich auf Schultern, Taschen und Haare und flüsterten den Menschen winzige Botschaften zu: „Iss pflanzlich“, „Schütze den Wald“, „Frag dich: Brauche ich das wirklich?“
„Es erinnert mich an Prinzessin Vollbart und das Geheimnis des Zuckerwatteschlosses“, meinte Walt leise, „als wir feststellten, dass Glanz nur dann schön ist, wenn niemand im Schatten erfriert.“ Prinzessin Vollbart lächelte, doch in der Tiefe ihres Herzens begann etwas zu frösteln, denn sie spürte, dass ein anderer Blick auf sie ruhte – unsichtbar, lauernd, hungrig.
Das Tal der Flüsterschwere – Entscheidung im Schatten der Gier
Das Tal der Flüsterschwere war kein geografischer Ort, sondern eine Stimmungslandschaft, die sich plötzlich um sie legte wie ein zu eng geschnürtes Korsett. Auf einen Herzschlag hin wurde der Himmel bleich, die Farben der Welt schienen wie ausgewaschen, und die Luft wurde zäh wie kalter Sirup, in dem ein tausendstimmiges Wispern schwang: „Mehr, mehr, mehr…“
Prinzessin Vollbart spürte, wie ihre Schultern schwer wurden, als hätte man ihr unzählige goldene Medaillen umgehängt, die sich bei näherem Hinsehen aber als Preisetiketten entpuppten. „Ich… ich fühle mich plötzlich so klein“, dachte sie, und ihre inneren Worte rollten wie Murmeln aus Porzellan durch einen leeren Saal.
Der Boden im Tal bestand aus glitzernden Splittern zerbrochener Versprechen: SALE-Schilder, abgerissene Verpackungen, Bilder von Luxusgütern, die niemand wirklich brauchte. Aus den Schatten heraus erhob sich eine Stimme, weich wie Samt, süß wie Karamell – und doch lag darin eine kalte Schärfe, die wie eine unsichtbare Klinge unter Zuckerwatte versteckt war.
„Prinzessin Vollbart“, säuselte die unsichtbare Gier, „du bist so entzückend anders, so wunderbar kitschig – warum nutzt du das nicht? Stell dir vor: dein Gesicht auf jeder Eispackung, dein Bart als Markenlogo, dein Regenbogen als Trademark.“ Vor ihrem inneren Auge tauchten grelle Bilder auf: Eisbecher mit ihrem Lächeln, Fleischprodukte mit ihrem Namen, Werbekampagnen, in denen sie – verzerrt zur Karikatur – Luxus anpries, während im Hintergrund Wälder fielen.
Sie schluckte.
- Bin ich wirklich stark genug, um dieser Versuchung zu widerstehen?* fragte sie sich.
„Du könntest so viel bewegen“, flüsterte die Gier, „wenn du nur mitmachst, wenn du nur schweigst über Umweltschutz, über Fleischkonsum, über Ausbeutung – du würdest überall gesehen werden, überall angebetet.“ Ihre Worte waren wie Zuckerwatte, die auf der Zunge schmilzt und doch einen unangenehmen Belag hinterlässt.
Walt beobachtete, wie die Prinzessin blasser wurde, wie ihr roter Bart seinen Glanz verlor und matt wie vertrocknete Rosenblätter wirkte. „Prinzessin“, sagte er leise, stellte sich neben sie und griff nach ihrer Hand, „schau nicht nur auf das, was du vermeintlich erreichen könntest, schau auf das, was du verlieren würdest: deine Ehrlichkeit, deine Sanftheit, dein Lachen, das nicht käuflich ist.“
Das flüsternde Einhorn trat unter Mühe näher, denn selbst seine Hufe wurden schwer in dieser Atmosphäre aus Angebot und Angst. „Hör auf dein Herz“, hauchte es, „nicht auf diese Stimme, die dich in Gold wickeln will, um deine Seele zu ersticken.“
Doch die Gier ließ nicht locker. Um Prinzessin Vollbarts Füße legten sich plötzlich unsichtbare Ketten, die aussahen wie aus flüssigem Gold: versprochene Follower-Zahlen, schimmernde Kontostände, gigantische Paläste aus Plastik und Glas.
„Sieh hin“, lockte die Gier, und um sie herum entstanden Visionen: Fabriken, die Tag und Nacht Fleisch produzierten; Einkaufszentren, in denen Kinder weinend an ihren Eltern zogen; Meere voller Müll, über denen Werbedrohnen flogen, die ihr eigenes Gesicht projizierten.
„Du könntest diese Welt regieren“, säuselte die Gier, „wenn du nur aufhörst, sie retten zu wollen.“ Prinzessin Vollbart schloss die Augen, und ihr innerer Monolog wurde zu einem Sturzbach aus Fragen.
- Bin ich nur eine rosa Prinzessin mit einem roten Bart in einem Zuckerschloss?*
- Ist meine Sehnsucht nach Einhörnern, Regenbögen und Himbeereis nur naiv?*
- Kann ich mit meinen kleinen Taten gegen Aktienkurse, Konzerninteressen und Gewohnheiten ankommen?*
Tränen stiegen in ihre Augen, und für einen Moment sah sie sich selbst wie von außen: eine kitschige Gestalt in Rosa, verloren in einem Tal aus Werbung und Wahnsinn. „Vielleicht hat sie recht“, flüsterte sie kaum hörbar, „vielleicht ist es wirklich sinnlos.“
„Nein“, sagte Walt, diesmal fester, seine Stimme war das Gegenteil von Werbung: warm, unaufdringlich, echt. Er stellte sich so, dass sie ihm in die Augen sehen musste, und diese Augen waren erfüllt von den Geschichten der Kinder, denen er abends vorlas, bevor er ihnen einen Teller warmen, einfachen, fair gebackenen Kuchens brachte.
„Weißt du noch“, fragte er sanft, „wie du bei Prinzessin Vollbart und der vegetarische Drachenball einen Drachen überzeugt hast, dass Liebe besser schmeckt als Blut?“ „Weißt du noch“, fuhr er fort, „wie du bei Prinzessin Vollbart und die unsichtbare Stadt aus Glas den Menschen gezeigt hast, dass es weh tut, wenn man endlich sieht, was man verdrängt hat – aber dass danach Heilung möglich ist?“
Prinzessin Vollbart hörte ihm zu, und jede Erinnerung war wie ein warmer Sonnenstrahl, der in das Tal drang. Das Einhorn legte seine Stirn an ihre Schulter und flüsterte: „Du bist nicht klein. Du bist ein Funke. Funken sind winzig, aber sie entzünden Wälder, wenn sie auf trockene Lügen treffen.“
In diesem entscheidenden Augenblick begann ihr roter Bart erneut zu vibrieren, diesmal nicht vor Angst, sondern vor aufkeimender Entschlossenheit. Aus seinem Innern fiel ein kleiner Handspiegel, dessen Rahmen aus ineinander verschlungenen Rosen, Efeuranken und winzigen, eingravierten Tieren bestand.
„Der Spiegel des Mitgefühls“, hauchte das Einhorn ehrfürchtig, „er zeigt nicht, wie man schöner wird, sondern wie man wahrer sieht.“ Prinzessin Vollbart hob den Spiegel, und während die Gier zischte und sich wand, richtete sie den Blick zuerst auf sich selbst.
Sie sah ihr Rokokogesicht mit den hellblauen Augen, den leuchtend roten Bart, den Regenbogen um ihre Schultern. Aber sie sah auch die Spur ihrer Entscheidungen: Bäume, die noch standen, Tiere, die noch lebten, Kinder, die lächelten, weil jemand ihnen zugehört hatte.
„Ich bin kitschig“, sagte sie leise, „und ich bin stolz darauf. Ich stehe auf Rosa, auf Einhörner, auf Himbeereis, auf Regenbögen, und ich stehe auf weniger Fleisch, weniger Müll, weniger Gier.“ Dann drehte sie den Spiegel, und darin erschien endlich die Gestalt der unsichtbaren Gier.
Es war ein Wesen aus leeren Verpackungen, abgegriffenen Kreditkarten, zerknitterten Banknoten und blassen Gesichtern, deren Augen nur noch Spiegelungen von Produkten kannten. „Du bist gar nicht glanzvoll“, sagte die Prinzessin ruhig, „du bist nur laut.“
Die Gier fauchte, peitschte unsichtbare Winde los, ließ Werbeslogans wie spitze Pfeile durch die Luft schießen. „Du wirst mich nie los“, kreischte sie, „ich wohne in jedem ‘Ich will’ und in jedem ‘Ich brauche mehr’.“
Prinzessin Vollbart trat einen Schritt vor, der Reifrock rauschte, der Bart glühte wieder rubinrot. „Aber ich kann dich schwächen“, antwortete sie, und jetzt war ihre Stimme die einer Heldin, die endlich weiß, wer sie ist, „mit jedem bewussten Einkauf, mit jedem vegetarischen Teller, mit jedem geteilten Kuchen, mit jedem geretteten Baum.“
„Ich werde dich nicht vernichten“, fuhr sie fort, „ich werde dich sichtbar machen, damit niemand mehr behaupten kann, er hätte dich nicht bemerkt.“ In diesem Moment begann der Spiegel heller zu leuchten, und das Licht traf die Gier direkt ins Zentrum – dorthin, wo früher vielleicht einmal ein Herz gewesen war, bevor es von Zahlen ersetzt wurde.
Die Gestalt schrie, nicht aus Schmerz, sondern aus gekränkter Macht, und begann zu bröckeln. „Jetzt, Walt!“, rief die Prinzessin.
Walt, der die ganze Zeit über eine kleine Schachtel gehalten hatte, öffnete sie. Darin lag ein Rosenkuchen, schlichter als sonst, aber von einem Licht umhüllt, das nicht von dieser Welt zu sein schien.
„Dieser Kuchen wurde gebacken“, sagte Walt feierlich, „mit jeder Träne, die du über die Welt geweint hast, mit jeder Entscheidung gegen Gier, mit jedem Lächeln, das du verschenkt hast.“ Prinzessin Vollbart nahm ein Stück und hielt es dem Spiegel entgegen, als würde sie der Welt anbieten, neu anzusetzen.
„Wer von diesem Kuchen kostet“, erklärte sie, „wird nie wieder ganz vergessen können, dass es Alternativen gibt: zu Ausbeutung, zu Tierleid, zu Umweltzerstörung – Alternativen, die nach echter, süßer, verantwortungsvoller Freude schmecken.“
Das Licht des Spiegels und der Duft des Rosenkuchens mischten sich zu einem Wirbel aus Erkenntnis. Die Gier zerbrach in unzählige Scherben – keine Glasscherben, sondern Erkenntnis-Samen, die zu Boden fielen und warten würden, bis Menschen bereit wären, daraus etwas Neues wachsen zu lassen.
Das Tal der Flüsterschwere verwandelte sich langsam; die grauen Nebel lichteten sich, Farben kehrten zurück, und die Stimmen, die „Mehr!“ gebrüllt hatten, gingen über in leise, staunende Fragen: „Wozu? Für wen? Zu welchem Preis?“
Rosenkuchen, Himbeereis und ein Versprechen an den Morgen
Als die letzte Scherbe der Gier in einen Samen der Möglichkeit übergegangen war, legte sich eine helle Stille über das Tal, so klar wie frisch gefallener Schnee. Menschen, die dem Ruf der Prinzessin gefolgt waren, sahen einander an, als würden sie sich zum ersten Mal wirklich erkennen – nicht als Konsumenten, sondern als Mitbewohner derselben verletzlichen, wunderbaren Welt.
„Wir gehen nach Hause“, sagte eine Frau, „und pflanzen Bäume da, wo wir Parkplätze geplant hatten.“ „Wir reden mit unseren Kindern darüber, warum Tiere leben wollen“, fügte ein Mann hinzu, der eine Wurst in der Hand hielt und sie langsam in einen Mülleimer warf, um sie durch etwas Besseres zu ersetzen.
Walt verteilte die letzten Stücke seines Blumenkuchens, deren Blüten auf der Zunge schmolzen und in den Herzen kleine, zarte Entschlüsse hinterließen: weniger Fleisch, mehr Gemüse, weniger Wegwerfmode, mehr Reparieren, weniger Status, mehr Nähe. Das flüsternde Einhorn streifte zwischen ihnen umher und berührte Stirnen mit seinem Horn, hinterließ unsichtbare Glitzerspuren, die sich anfühlten wie plötzliche Lust auf Sanftheit.
Prinzessin Vollbart stand in der Mitte und sah zu, wie all das geschah. In ihrem Inneren herrschte kein triumphaler Jubel, sondern eine tiefe, ruhige Freude, wie ein See aus warmem Kakao, auf dessen Oberfläche eine Schicht Sahne aus Hoffnung schwamm.
„Es ist nicht vorbei“, dachte sie, „die Gier wird nie ganz verschwinden, aber wir haben ihr den Zauber der Unsichtbarkeit genommen.“ Ihr roter Bart schimmerte, und im Innern wusste sie, dass noch viele Abenteuer auf sie warteten – vielleicht Prinzessin Vollbart und der singende Solarwald oder Prinzessin Vollbart und die Meeresschildkröten aus Glas, in denen neue Seiten der Welt nach Schutz und Zärtlichkeit rufen würden.
Sie stieg mit Walt und dem Einhorn wieder hinauf, Regenbogenfäden wurden zu Leitern, Zuckerwatteströme zu Aufzügen, und der Himmel empfing sie wie ein wiedergefundenes Kinderzimmer. Oben im Schloss war alles wie immer – und doch völlig verändert, weil die Prinzessin jetzt wusste, wie viel eine einzelne, entschlossene Seele bewirken konnte.
„Ich bin erschöpft“, sagte sie mit einem Lächeln, das bis in die letzte Wimper reichte, „aber es ist diese süße Erschöpfung nach einem Tag voller sinnvoller Wunder.“ Der Regenbogen legte sich wie eine Decke um ihre Schultern, und ihr Kleid raschelte, als würden hundert kleine Feen darin applaudieren.
Walt schob ein Wägelchen in den Saal, randvoll mit Kuchen, die aussahen wie kunstvolle Blumensträuße in allen erdenklichen Farben. „Und ich“, meinte er, „bin bereit, all diese neuen Geschichten im Teig zu speichern – in jedem Hefekrümel ein bisschen Mut, in jeder Glasur ein Tropfen Mitgefühl.“
Dann knurrte es in Prinzessin Vollbarts Bauch, zuerst schüchtern, dann unüberhörbar, als würde ein kleiner, höflicher Drache um einen Tanz bitten. Sie lachte hell auf. „Es gibt ein Gesetz“, verkündete sie, „das sogar über dem Fall der Gier steht: Nach dem Retten der Welt bekommt die Prinzessin Kuchen!“
Walt verneigte sich theatralisch. „Zu Diensten, Majestät Vollbart“, sagte er, und aus dem Wagen zauberte er einen Rosenkuchen hervor, der so prachtvoll war, als wäre er von der Seele eines Rosengartens signiert worden.
Die Blütenblätter aus Teig waren hauchdünn, mit zartem Rosenwasser getränkt, in Rosa- und Rotnuancen, die direkt ihren Bart widerspiegelten. Ein feiner Duft aus Vanille, Zitrone und geretteter Zukunft legte sich wie ein Versprechen in die Luft.
Prinzessin Vollbart setzte sich auf ihren wolkenweichen Thron, der heute eher wie ein riesiger Marshmallow aussah, und strich ihren roten Bart sorgfältig zur Seite, damit kein Krümel verloren ging. „Auf weniger Fleisch, auf mehr Wald, auf jedes Kind in Islington, das in deinem Haus lachen darf“, sagte sie, „und auf jede Entscheidung, die die Erde wie eine Umarmung spürt.“
Sie biss in den Rosenkuchen, und der Geschmack war ein Feuerwerk aus Kitsch und Wahrheit: süß, blumig, verantwortungsvoll. In diesem Bissen lagen all ihre Überzeugungen: dass Genuss ohne Ausbeutung möglich ist, dass Kitsch eine Waffe gegen Zynismus sein kann und dass ein roter Vollbart mehr bewirken kann als tausend anonyme Kommentare im Netz.
Das flüsternde Einhorn legte sich zu ihren Füßen nieder, schloss die Augen und atmete den Duft von Kuchen und Zukunft ein. Walt lehnte sich zurück, betrachtete die Prinzessin, ihren Bart, den Regenbogen, den Thron – und dachte, dass es wohl kaum etwas Schöneres gibt, als in einer Welt zu leben, in der jemand so entschlossen kitschig das Gute verteidigt.
„Morgen“, murmelte Prinzessin Vollbart zufrieden, während sie das nächste Stück Rosenkuchen ansetzte, „morgen beginnt sicher ein neues, klebrig-süßes Abenteuer.“ Und irgendwo im Schloss raschelte bereits eine Seite im geheimen Märchenbuch, in dem die Titel zukünftiger Geschichten flüsterten – Geschichten, in denen die Welt wieder und wieder gerettet wurde, manchmal nur im Kleinen, aber immer mit Bart, Regenbogen und einem Stück Kuchen.

Wer ist Prinzessin Vollbart?
Prinzessin Vollbart ist eine märchenhafte Erscheinung, die aussieht, als wäre sie aus einem übertrieben verspielten Rokoko-Gemälde direkt in eine Zuckerwattenwolke getreten.
Ihr Gesicht ist weich und porzellanhell, mit zarten, fast makellos symmetrischen Zügen, wie man sie von idealisierten Rokoko-Porträts kennt: hohe, sanft gerötete Wangenknochen, ein kleiner herzförmiger Mund in einem Rosaton, der an Himbeereis erinnert, und eine gerade, feine Nase. Ihre Augen sind groß, hellblau und glänzen oft, als würden sich darin winzige Sterne, Einhörner und Regenbogen spiegeln. Lange, geschwungene Wimpern rahmen den Blick, und ein leichter Schimmer von Perlmutt auf den Lidern lässt sie aussehen, als wäre sie jederzeit bereit für einen königlichen Maskenball in den Wolken.
Das auffälligste Merkmal ist ihr leuchtend roter Vollbart: dicht, wellig, weich wie Zuckerwatte, aber glänzend wie frisch poliertes Kupfer. Er fließt in eleganten Locken über ihre Brust und scheint manchmal fast ein Eigenleben zu führen, wenn er sich im Luftzug eines vorbeiziehenden Regenbogens sanft bewegt. Der Bart wirkt zugleich majestätisch und verspielt; in seinem Rot schimmern warme und kühle Nuancen, wie Rubine, die in Gold gefasst wurden. Obwohl er auf den ersten Blick „normal“ aussieht, ist er in Wahrheit ein unendlicher, magischer Speicher: In ihm verbergen sich unzählige kleine Schätze und Hilfsmittel – winzige Werkzeuge, leuchtende Kristalle, gefaltete Karten, magische Samen oder sogar ein Notfall-Himbeereis-am-Stiel –, die man von außen niemals erahnen würde.
Ihr Haar ist ebenfalls rot, kunstvoll im Rokoko-Stil hochgesteckt, mit Locken, die sich wie Kaskaden über ihren Nacken legen. In das Haar sind Perlen, Schleifen und kleine, funkelnde Accessoires geflochten; gelegentlich schimmert auch ein Miniatur-Einhornkamm oder ein regenbogenfarbener Haarschmuck auf. Auf ihrem Kopf trägt sie eine zarte, filigran verzierte Krone, geschmückt mit goldenen Ornamenten, kleinen Federn und Edelsteinen, deren Farbpalette von Rosa über Pfirsich bis zu zartem Himmelblau reicht.
Ihr Gewand ist eine opulente Rokoko-Robe in überwiegend rosafarbenen Tönen: mehrere Schichten Stoff, die sich in üppigen Falten wie eine Blütenknospe um sie legen. Die Oberkleider sind mit floralen Mustern, Stickereien von Rosen, Pfingstrosen und wilden Waldblumen verziert; dazwischen glitzern vereinzelte Pailletten, als wären Morgentautropfen auf Satin gefallen. Rüschenkragen und Spitzenmanschetten schmücken Hals und Handgelenke, der Rüschenkragen rahmt ihr Gesicht wie eine zarte Wolke. Das Mieder ist kunstvoll geschnürt, mit Bändern und Schleifen, die an Bonbonpapier erinnern. Der Rock ist so ausladend, dass er im Stillstand wirkt wie eine aufgeschlagene Zuckerblume.
Sie trägt meist zarte Schuhe, die wie aus kandiertem Leder wirken: feine, leichte Pantoffeln oder kleine Absatzschuhe, manchmal in Rosa, manchmal in Creme, mit Schleifen, Blüten oder winzigen Edelsteinen. Um ihren Hals und an den Händen blitzen Schmuckstücke: ein Anhänger in Form eines Einhornkopfes, ein Ring mit einer kleinen, rosafarbenen Rose, Armbänder, die aussehen wie aus winzigen Zuckerperlen gefädelt.
Umgeben ist Prinzessin Vollbart fast immer von einer Aura stillen, süßen Glanzes: Ein zarter Regenbogen wölbt sich oft im Halbkreis hinter ihr oder begleitet sie wie ein treuer, farbenfroher Schatten. Ihre Anwesenheit riecht ein wenig nach Vanille, Rosen und Himbeereis, als würde die Luft selbst sich Mühe geben, ihr gerecht zu werden. Tiere fühlen sich spontan zu ihr hingezogen – Vögel sitzen auf den Falten ihres Rockes, Eichhörnchen verstecken sich neugierig im Saum, Schmetterlinge ruhen auf ihrem Rüschenkragen –, denn sie strahlt Wärme, Güte und eine leise, entschlossene Stärke aus.
In ihrer Körperhaltung zeigt sich ihre Heldinnennatur: Gerade, würdevoll, aber nie steif, als wäre sie jederzeit bereit, im nächsten Moment elegant eine Wolkenwand hinaufzuklettern wie ein verliebter Spiderman, wenn es dem Guten dient. In ihrem Blick liegt die Mischung aus Sanftheit und unbeirrbarer Entschlossenheit – die Art von Entschlossenheit, mit der jemand für Umweltschutz, Mitgefühl, weniger Fleischkonsum und ein freundlicheres Miteinander eintritt, selbst wenn die Welt manchmal von Gier, Neid und Habsucht überschattet wird.
So ist Prinzessin Vollbart: eine barocke, rosafarbene, regenbogenbegleitete Erscheinung, deren roter Vollbart zugleich Schmuck, Geheimnis und unerschöpfliche Quelle magischer Hilfsmittel ist – eine zarte, aber kraftvolle Heldin zwischen Rokoko-Prunk und Zuckerwattentraum.
Schulfach+


aiMOOCs



aiMOOC Projekte


YouTube Music: THE MONKEY DANCE

Spotify: THE MONKEY DANCE

Apple Music: THE MONKEY DANCE

Amazon Music: THE MONKEY DANCE

The Monkey Dance SpreadShirtShop

|
|
|


Children for a better world >> Förderung der AI Fair-Image Challenge
Fair-Image wird von CHILDREN JUGEND HILFT! gefördert und ist mit der deutschlandweiten AI Fair-Image Challenge SIEGERPROJEKT 2025. Alle Infos zur Challenge hier >>. Infos zum Camp25 gibt es hier. Wenn auch Ihr Euch ehrenamtlich engagiert und noch finanzielle Unterstützung für Eurer Projekt braucht, dann stellt gerne einen Antrag bei JUGEND HILFT.
