Anthologie: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 15. November 2025, 18:00 Uhr


Anthologie
Einleitung
Dieser aiMOOC führt Dich umfassend in das Thema Anthologie ein – also in die Kunst und Praxis, Texte, Bilder, Klänge oder andere Medien aus verschiedenen Quellen zu einer kuratierten Sammlung zusammenzustellen. Du lernst historische Wurzeln wie die Griechische Anthologie, typische Formen (z. B. Lyrik-, Kurzgeschichten- und Essay-Anthologien), redaktionelle Arbeitsabläufe, Fragen des Urheberrechts, Qualitätskriterien, didaktische Einsatzmöglichkeiten in Schule, Ausbildung und Studium sowie digitale Formate im Open Access. Der Kurs bietet Dir Inputtexte, interaktive Elemente, offene Aufgaben und eine Lernkontrolle. Du wirst mit vielen Links versorgt, um eigenständig zu vertiefen.
Was ist eine Anthologie?
Eine Anthologie (von griech. ἀνθολογία „Blütenlese“) ist eine thematisch, formal oder historisch begründete Textsammlung, die aus Werken mehrerer Autorinnen besteht und von einer oder mehreren Herausgeberinnen verantwortet wird. Anthologien können gedruckt oder digital erscheinen, als Buch mit ISBN, als E-Book, Webarchiv oder als Audioanthologie mit Hörbuch- oder Podcast-Charakter.
Typen und Zwecke
- Lyrik-Anthologie: thematisch gebündelte Gedichte, nach Epochen (z. B. Romantik), Gattungen (Sonett, Ballade) oder Sprachen.
- Prosa-Anthologie: Kurzgeschichten, Novellen oder Märchen zu einem gemeinsamen Thema.
- Essay-Anthologie: Debattenbände, wissenschaftsnahe Sachtexte oder kulturkritische Feuilleton-Beiträge.
- Drama-/Theater-Anthologie: Einakter, Szenenauszüge, Monologe.
- Fach-Anthologie: Zusammenstellung wissenschaftlicher Aufsätze (z. B. in den Geisteswissenschaften oder Sozialwissenschaften).
- Schul- und Lehrwerks-Anthologien: didaktisch aufbereitete Textauszüge für Unterricht.
- Multimediale Anthologien: kuratierte Bild-, Audio- oder Video-Sammlungen.
Historische Entwicklung
Die Idee der „Blütenlese“ reicht bis zur Griechischen Anthologie zurück, einer Sammlung antiker Epigramme. In der frühen Neuzeit wurden Anthologien zu zentralen Medien der Kanonbildung (z. B. Lesebuch-Traditionen). Im 19. und 20. Jahrhundert prägten nationale und epochale Lyrik-Anthologien die Rezeption von Literaturgeschichte. In der digitalen Gegenwart entstehen kollaborative Open-Access-Anthologien mit Creative Commons-Lizenz.
Zentrale Akteur*innen und Rollen
- Herausgeber*in (Editor*in): kuratiert, schreibt Vorwort/Einleitung und verantwortet Konzeption.
- Autor*in: liefert Primärtexte, ggf. mit Rechten.
- Lektorat/Korrektorat: sprachliche und formale Qualitätssicherung.
- Rechteklärung/Verlag/Self-Publishing: Klärung von Nutzungsrechten, Produktion und Vertrieb.
- Gestaltung/Satz/Typografie: visuelle Kohärenz.
- Peer-Review (bei wissenschaftlichen Anthologien): Qualitätssicherung durch Fachkolleg*innen.
Aufbau und Kriterien
Eine gute Anthologie braucht eine klare Leitfrage oder ein Thema (z. B. „Stadt in der Lyrik“), nachvollziehbare Auswahlkriterien (Relevanz, Vielfalt, Qualität), eine nachvollziehbare Gliederung (z. B. chronologisch, thematisch, formal), paratextuelle Elemente (Inhaltsverzeichnis, Anmerkungen, Glossar, Bibliografie) und transparente Quellenangaben.
Kurations- und Redaktionsprozess
- Recherche und Literaturdatenbank-Arbeit (z. B. Bibliothek, Fachportal).
- Auswahlverfahren (Longlist/Shortlist), Pilotlesungen, Sensitivitätslesung bei Bedarf.
- Rechteklärung (Urheberrecht, Verwertungsrecht, Zitatrecht, Gemeinfreiheit, Creative Commons).
- Lektorat und Korrektorat (Stil, Einheitlichkeit, Hausstil).
- Gestaltung (Typografie, Satzspiegel, Layout), Barrierefreiheit (z. B. Alt-Text, PDF/UA).
- Publikation (Verlag, Print-on-Demand, Repositorium, DOI).
- Dissemination (Pressearbeit, Soziale Medien, Lesung/Podcast).
Rechtliche Grundlagen
Wichtig sind Urheberrecht und Leistungsschutzrecht. Prüfe stets: Liegt Gemeinfreiheit vor (Ende der Schutzfrist – in vielen Ländern 70 Jahre nach dem Tod der Urheber*in)? Greift das Zitatrecht? Gibt es Creative Commons-Lizenzen (z. B. CC BY, CC BY-SA)? Beachte Persönlichkeitsrechte, Markenrecht, Datenschutz (bei Zeitzeug*innentexten) und Verlagsvertrage.
Qualität und Vielfalt
- Diversität der Stimmen (Geschlecht, Herkunft, Perspektiven, Inklusion).
- Repräsentativität vs. Kanon: begründe, wen Du aufnimmst – und wen nicht.
- Validität und Zuverlässigkeit von Quellen, seriöse Editionen.
- Didaktik und Kompetenzorientierung bei Unterrichts-Anthologien.
- Transparenz durch Einleitungen, Metadaten und Kommentare.
Digitale Anthologien
Digitale Formate erlauben Hyperlink-Strukturen, Multimodalität (Text, Bild, Audio, Video), Versionierung, Open Peer Review und OER-Nachnutzung. Plattformen wie Repositorien oder Wikibooks unterstützen offene Zitierfähigkeit via DOI und Permalink. Achte auf Barrierefreiheit (z. B. semantische Überschriften, Alt-Text für Bilder, ausreichende Kontraste).
Schritt-für-Schritt: Eigene Anthologie planen
- Thema & Zielgruppe definieren: z. B. „Klima-Wandel in der Gegenwartslyrik“ für Sek. II.
- Kriterien festlegen: Epoche, Form, Umfang, Rechte.
- Sichtung & Auswahl: Longlist, Peer-Feedback, Bias-Check (Bias).
- Rechte klären: Gemeinfreiheit prüfen, Autor*innen anfragen, Lizenzen dokumentieren.
- Redigieren & Gestalten: Vereinheitlichung, Layout, Barrierefreiheit.
- Publizieren & Verbreiten: Print-on-Demand, E-Book, Repositorium, Pressearbeit.
- Evaluation: Feedback einholen, Version 1.1 planen.
Interaktive Aufgaben
Quiz: Teste Dein Wissen
Was bezeichnet der Begriff Anthologie im Kern? (Eine kuratierte Sammlung von Texten oder Medien aus verschiedenen Quellen) (!Eine ausschließlich von einer Person verfasste Romanreihe) (!Ein Bibliothekskatalog ohne Volltexte) (!Ein automatisches Zusammenfassungstool)
Welche Rolle hat eine Herausgeber*in in einer Anthologie? (Sie kuratiert, begründet die Auswahl und verantwortet Einleitung und Struktur) (!Sie besitzt automatisch alle Urheberrechte aller Beiträge) (!Sie schreibt alle Beiträge selbst) (!Sie darf Quellen ohne Nachweis verwenden)
Welches Kriterium gehört NICHT zwingend zu einer guten Anthologie? (Einheitliche Autor*innenschaft aller Texte) (!Transparente Auswahlkriterien) (!Paratext wie Vorwort und Inhaltsverzeichnis) (!Nachvollziehbare Struktur)
Was beschreibt Gemeinfreiheit? (Werke, deren Schutzfristen abgelaufen sind und frei genutzt werden können) (!Werke, die nur in privaten Archiven liegen) (!Texte, die niemals veröffentlicht wurden) (!Inhalte mit allen Rechten vorbehalten)
Welche Lizenz ermöglicht Weiternutzung bei Namensnennung? (CC BY) (!Alle Rechte vorbehalten) (!CC BY-NC-ND ohne Namensnennung) (!Public Domain mit Nutzungseinschränkung)
Welche typische Struktur ist für Anthologien sinnvoll? (Chronologisch, thematisch oder formal geordnet mit Einleitung und Anmerkungen) (!Zufällige Reihenfolge ohne Erläuterung) (!Alphabetisch nach Vornamen der Autor*innen) (!Nur nach Seitenlänge sortiert)
Was ist bei Unterrichts-Anthologien besonders zu beachten? (Didaktische Aufbereitung und Kompetenzorientierung) (!Verzicht auf Quellenangaben) (!Ausschluss digitaler Formate) (!Nur Kanontexte ohne Gegenwartsliteratur)
Welche Aussage zu Zitaten ist korrekt? (Zitatrecht erlaubt die Nutzung mit Zweck, Umfangsbezug und Quellenangabe) (!Zitate sind immer frei, auch ohne Beleg) (!Zitate dürfen ohne Kontext übernommen werden) (!Zitieren ersetzt die Rechteklärung vollständig)
Welche Eigenschaft ist ein Vorteil digitaler Anthologien? (Verlinkbarkeit, Multimodalität und Versionierung) (!Unveränderlichkeit und fehlende Metadaten) (!Ausschluss von Barrierefreiheit) (!Verbot von Anmerkungen)
Was unterstützt Vielfalt in Anthologien am stärksten? (Bewusste, begründete Auswahl unterschiedlicher Stimmen und Perspektiven) (!Nur preisgekrönte Autor*innen aufnehmen) (!Texte ausschließlich aus einer Epoche wählen) (!Anonyme Quellen ohne Kontext nutzen)
Memory
Erstelle passende Paare (Begriff – Erklärung/Zuordnung):
| Herausgeber*in | Kuratiert und strukturiert die Sammlung |
| Gemeinfreiheit | Schutzfrist abgelaufen – freie Nutzung |
| Paratext | Vorwort, Anmerkungen, Glossar |
| Kanon | Als besonders bedeutsam geltende Werke |
| Peer-Review | Fachliche Qualitätskontrolle |
| Typografie | Gestaltung von Schrift und Layout |
| DOI | Dauerhafte Identifikationsnummer digitaler Publikationen |
Drag and Drop
Ordne Begriffe zu (Beispiel: Prozessschritte beim Erstellen einer Anthologie):
| Ordne die richtigen Begriffe zu. | Thema |
|---|---|
| Thema & Kriterien | Vorgabe 1 |
| Recherche & Auswahl | 2 |
| Rechteklärung | 3 |
| Lektorat & Gestaltung | 4 |
| Publikation & Dissemination | 5 |
Kreuzworträtsel
Gestalte ein Kreuzworträtsel mit eindeutigen, einwortigen Antworten (4–22 Buchstaben):
| Anthologie | Wie heißt eine kuratierte Sammlung verschiedener Texte? |
| Vorwort | Welcher Paratext eröffnet oft eine Sammlung und begründet die Auswahl? |
| Lektorat | Welche Instanz sichert Sprach- und Formqualität? |
| Gemeinfreiheit | Wie heißt der Zustand nach Ablauf von Schutzfristen? |
| Diversitaet | Welcher Begriff steht für Vielfalt der Perspektiven? (Umlaute ausgeschrieben) |
| Lizenz | Welches Dokument regelt die erlaubte Nutzung von Werken? |
LearningApps
Lückentext
Offene Aufgaben
Leicht
- Lieblingsgedichte sammeln: Erstelle eine Mini-Lyrikanthologie mit fünf Gedichten zu einem gemeinsamen Motiv (z. B. Natur). Begründe kurz Deine Auswahl.
- Paratext schreiben: Verfasse ein kurzes Vorwort (ca. 150 Wörter) zu einer geplanten Anthologie.
- Quellenprüfung: Prüfe drei Texte auf Gemeinfreiheit oder Creative Commons-Lizenz und dokumentiere die Ergebnisse.
- Strukturplan: Skizziere eine sinnvolle Gliederung (3–5 Kapitel) für eine thematische Anthologie Deiner Wahl.
Standard
- Themenanthologie entwerfen: Erstelle eine 8-teilige Kurzgeschichten-Anthologie zum Thema „Wandel“, inklusive Kriterienkatalog und Reihenfolgebegründung.
- Digital publizieren: Setze ein kurzes E-Book (z. B. EPUB) mit drei gemeinfreien Texten auf und achte auf Barrierefreiheit.
- Rechteklärung simulieren: Formuliere eine höfliche Anfrage an eine Autor*in zur Abdruckgenehmigung; füge Lizenz- und Vergütungsoptionen hinzu.
- Editorische Notiz: Schreibe für zwei Texte kurze Anmerkungen (Edition, Quelle, Varianten) im Stil einer wissenschaftlichen Edition.
Schwer
- Kanon und Vielfalt reflektieren: Vergleiche zwei bestehende Anthologien zu demselben Thema hinsichtlich Diversität und Kanon-Entscheidungen; argumentiere mit Beispielen.
- Peer-Review organisieren: Richte für eine Klassen-/Seminar-Anthologie ein kleines Open Peer Review ein, dokumentiere Kriterien, Feedback und Revisionen.
- Multimodale Anthologie kuratieren: Baue eine digitale Sammlung aus Text, Bild und Audio (z. B. Lesungen) mit konsistenter Metadaten-Struktur (Autor*in, Jahr, Rechte).
- Transferprojekt Öffentlichkeit: Plane eine Lesung oder einen Podcast zur Anthologie, inklusive Pressearbeit und Social-Media-Teaser.


Lernkontrolle
- Kurationslogik erklären: Erläutere, wie Leitfrage, Kriterien und Reihenfolge einer Anthologie zusammenhängen und die Rezeption beeinflussen.
- Rechtliche Abwägung: Entscheide in drei Fallbeispielen, ob Zitatrecht oder Nutzungsrecht-Einholung notwendig ist, und begründe Deine Entscheidung.
- Digitale Vorteile bewerten: Zeige an einem Beispiel, wie Versionierung und Hyperlink-Struktur wissenschaftliche Nachvollziehbarkeit verbessern.
- Diversität messen: Entwickle einfache Indikatoren (z. B. Herkunft, Geschlecht, Epoche, Genre) und bewerte eine reale Anthologie.
- Didaktischer Einsatz: Skizziere ein Unterrichtsmodul, das mit einer Anthologie Kompetenzen in Analyse, Interpretation und Urteilsbildung fördert.
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