Lebenskunst



Einleitung

Lebenskunst bezeichnet die Fähigkeit, das eigene Leben bewusst, sinnvoll und gelungen zu gestalten. Der Begriff reicht von der antiken Philosophie – etwa bei Aristoteles, Epikur oder im Stoizismus – bis zu modernen Ansätzen wie der Positiven Psychologie und Achtsamkeit. Lebenskunst verbindet Wissen, Werte und Praxis zu einer Haltung, die Dich befähigt, gute Entscheidungen zu treffen, Tugenden zu entwickeln und mit Widrigkeiten resilient umzugehen. Dieser aiMOOC führt Dich in Geschichte, Konzepte und Methoden der Lebenskunst ein, bietet Übungen und interaktive Elemente sowie Aufgaben für Schule, Ausbildung und Studium.


Lernziele

  1. Eudaimonie als Leitidee eines gelungenen Lebens verstehen.
  2. Tugendethische Perspektiven (arete, phronesis) anwenden.
  3. Unterschiede zwischen Epikureismus und Stoizismus erklären.
  4. Zentrale Praktiken wie Achtsamkeit, Reflexion, Tagesrückblick, Journaling und Werteklärung üben.
  5. Modelle wie Resilienz und PERMA aus der Positiven Psychologie einordnen.
  6. Eigene Lebensfragen philosophisch begründet bearbeiten.


Grundbegriffe der Lebenskunst

Lebenskunst (griech. technē tou biou) meint Kunstfertigkeit im Leben. Zentral sind:

  1. Eudaimonie: erfülltes, gelingendes Leben bei Aristoteles, oft als Blühen verstanden.
  2. Tugenden (arete): stabile Haltungen wie Mut, Besonnenheit; orientiert an der goldenen Mitte.
  3. Phronesis: praktische Klugheit – situationsangemessenes Urteilen und Handeln.
  4. Ataraxie: Seelenruhe (bes. bei Epikur).
  5. Apatheia: innere Unerschütterlichkeit (Stoiker).
  6. Achtsamkeit: gegenwärtige, nicht wertende Aufmerksamkeit.
  7. Resilienz: psychische Widerstandskraft.
  8. Glück: Wohlbefinden (hedonisch) vs. Sinn/Erfüllung (eudaimonisch).
  9. Ethik und Lebensführung: Werte, Normen und tägliche Praxis.


Historische Entwicklung

Antike: Bei Sokrates beginnt Philosophie als Übung (Selbstprüfung: „Erkenne Dich selbst“). Aristoteles verknüpft Eudaimonie mit Tugend und Gemeinschaft (polis). Epikur lehrt kluge Lust (Frieden der Seele, Freundschaft, Einfachheit). Der Stoizismus (z. B. Seneca, Epiktet, Marcus Aurelius) betont Übereinstimmung mit der Vernunft, Unterscheidung von Kontrollierbarem und Unkontrollierbarem und tägliche Selbstreflexion. Spätantike & Neuzeit: Pierre Hadot deutet antike Philosophie als „spirituelle Übungen“. Michel Foucault spricht von „Sorge um sich“ und einer „Ästhetik der Existenz“. Gegenwart: Die Positive Psychologie (z. B. PERMA-Modell: Positive Emotionen, Engagement, Relationships, Meaning, Accomplishment) ergänzt klassische Tugendlehren um empirische Befunde. Achtsamkeitsbasierte Verfahren unterstützen Aufmerksamkeit und Emotionsregulation.


Modelle und Theorien

  1. Aristotelische Lebenskunst: Eudaimonie durch Tugendpraxis, Maßhalten, Gemeinschaft.
  2. Epikureische Lebenskunst: Lust als Abwesenheit von Schmerz, Freundschaft, Gelassenheit, einfache Bedürfnisse.
  3. Stoische Lebenskunst: Dichotomie der Kontrolle, Tugend als einziges Gut, tägliche Übung (askēsis).
  4. PERMA (Positive Psychologie): Rahmen für Wohlbefinden und Interventionen.
  5. Resilienz-Ansätze: Schutzfaktoren (Sinn, soziale Bindung, Selbstwirksamkeit).
  6. Existenzialistische Akzente (z. B. Sartre, Camus): Freiheit, Verantwortung, Sinnkonstruktion.


Methoden und Übungen

  1. Werteklärung (Lebenskompass): Kläre Werte in Bereichen wie Lernen, Arbeit, Beziehungen, Gesundheit.
  2. Stoisches Tagebuch: Morgens Intentionen, abends Rückblick (Was lag in meiner Kontrolle? Welche Tugend habe ich geübt?).
  3. Achtsamkeitsübung (3 Minuten): Anhalten – Atmen – Ausrichten.
  4. Negatives Visualisieren (stoisch): Dankbarkeit und Prioritäten schärfen.
  5. Epikureische Einfachheit (Genügsamkeitstag).
  6. Dankbarkeitstagebuch (3 Dinge täglich).
  7. Sinn-Statement (1–2 Sätze: Wofür stehe ich?).
  8. Digitale Hygiene (Aufmerksamkeitsbudget planen).
  9. Ikigai-Skizze (Was liebst Du? Worin bist Du gut? Was braucht die Welt? Wofür wirst Du bezahlt?).


Fallbeispiele & Anwendung

  1. Schule/Studium: Lernprojekt mit Deliberate Practice und Wochenreflexion.
  2. Ausbildung/Beruf: Wertebasiertes Ziel (OKR/SMART) plus Achtsamkeits-Minipausen.
  3. Gesundheit: Schlafrhythmus, Bewegung, Ernährung als Tugend der Besonnenheit.
  4. Beziehungen: Stoische Kontrolle (eigene Reaktion), epikureische Freundschaftspflege.
  5. Krisen: Resilienzplan (Warnsignale, Ressourcen, Notfall-Strategien).


Häufige Missverständnisse

  1. Lebenskunst = Hedonismus? Nein: Eudaimonie betont Sinn, Tugend, Gemeinwohl.
  2. Achtsamkeit = Passivität? Nein: Präsenz für kluges Handeln.
  3. Stoizismus = Gefühllosigkeit? Nein: kluge Gefühlsregulation statt Unterdrückung.
  4. Epikureismus = Luxus? Nein: Einfachheit und Freundschaft.


Interaktive Aufgaben


Quiz: Teste Dein Wissen

Was meint Eudaimonie bei Aristoteles? (Gelingendes, tugendhaftes Leben in Entfaltung) (!Maximale Lust ohne Maß) (!Zufälliges Glück ohne Übung) (!Reine Pflichterfüllung ohne Gefühle)




Wofür steht die stoische Dichotomie der Kontrolle? (Fokus auf das Kontrollierbare, Gelassenheit beim Unkontrollierbaren) (!Nur Gefühle kontrollieren, Handeln ignorieren) (!Alles ist kontrollierbar mit genug Willen) (!Nichts ist kontrollierbar, daher Untätigkeit)




Welche Praxis gehört typisch zu Epikurs Lebenskunst? (Pflege von Freundschaft und Einfachheit) (!Askese bis zur Selbstverneinung) (!Ständige Leistungsmaximierung) (!Ablehnung jeder Lust)




Was beschreibt Phronesis am besten? (Praktische Klugheit für situationsangemessenes Handeln) (!Theoretisches Spezialwissen ohne Praxisbezug) (!Reine Regelbefolgung) (!Spontane Intuition ohne Reflexion)




Welches Element gehört zum PERMA-Modell? (Relationships) (!Repression) (!Apatheia als einziges Ziel) (!Allmachtsglaube)




Welche Übung passt zur stoischen Tradition? (Abendlicher Tagesrückblick) (!Hyperventilation) (!Zufallsentscheidungen) (!Multitasking-Training)




Was ist Ataraxie? (Seelenruhe und Unerschütterlichkeit) (!Maximale Erregung) (!Kognitive Dissonanz) (!Pflichtgefühl)




Worin unterscheiden sich hedonisches und eudaimonisches Wohlbefinden? (Hedonisch = Lust/Unlust, eudaimonisch = Sinn/Tugend/Entfaltung) (!Beide sind identisch) (!Hedonisch = Sinn, eudaimonisch = Lust) (!Eudaimonisch lehnt Tugend ab)




Welche Aussage trifft die Positive Psychologie? (Sie erforscht Bedingungen des Aufblühens und bewährte Interventionen) (!Sie ersetzt Ethik vollständig) (!Sie lehnt Empirie ab) (!Sie fordert reinen Egoismus)




Was ist ein zentrales Ziel der Lebenskunst? (Verbindung von Wissen, Werten und Praxis zu gelingendem Leben) (!Nur theoretische Debatten ohne Praxis) (!Totaler Rückzug aus der Gesellschaft) (!Unbegrenzter Konsum)







Memory

Eudaimonie Gelingendes Leben
Ataraxie Seelenruhe
Phronesis Praktische Klugheit
Dichotomie der Kontrolle Fokus auf Beeinflussbares
PERMA Modell des Wohlbefindens





Drag and Drop

Ordne die richtigen Begriffe zu. Thema
Stoizismus Unterscheide Kontrollierbares und Unkontrollierbares
Epikureismus Freundschaft, Einfachheit, Seelenruhe
Tugendethik Goldene Mitte und Charakterbildung
Achtsamkeit Gegenwärtige, nicht wertende Aufmerksamkeit
Resilienz Psychische Widerstandskraft bei Krisen




...


Kreuzworträtsel

Eudaimonie Leitidee eines gelungenen Lebens bei Aristoteles
Stoizismus Antike Schule der Gelassenheit und Tugend
Achtsamkeit Gegenwärtige, wache Aufmerksamkeitspraxis
Resilienz Fähigkeit, Krisen psychisch zu bewältigen
Ataraxie Ziel epikureischer Seelenruhe
Phronesis Praktische Klugheit für gutes Handeln





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Lückentext

Vervollständige den Text.

Lebenskunst verbindet Wissen, Werte und

zu einem gelungenen Leben.
In der Tugendethik steht die Idee der

im Zentrum.
Stoiker empfehlen den Fokus auf das

und Gelassenheit gegenüber dem Rest.
Epikur betont Freundschaft, Einfachheit und

.
Das PERMA-Modell nennt unter anderem Beziehungen als

des Wohlbefindens.
Achtsamkeit bedeutet gegenwärtige, nicht

Aufmerksamkeit.
Phronesis bezeichnet die

im praktischen Urteilen.
Resilienz hilft, Krisen zu

.
Ein stoisches Tagebuch fördert tägliche

.
Lebenskunst zielt auf ein stimmiges Verhältnis von Selbst, Anderen und

.




Offene Aufgaben

Leicht

  1. Dankbarkeitstagebuch: Führe sieben Tage lang ein Dankbarkeitstagebuch mit je drei Einträgen; reflektiere Veränderungen in Stimmung und Aufmerksamkeit.
  2. Achtsamkeit-Sprint: Übe täglich 3 Minuten achtsames Atmen; notiere Auslöser von Ablenkung und Strategien.
  3. Werteklärung: Erstelle einen persönlichen Wertekompass (Top-5 Werte) und formuliere je einen konkreten Mikro-Schritt.
  4. Stoisches Tagebuch: Schreibe an drei Abenden einen Tagesrückblick (Kontrolle, Tugend, Lernmoment).

Standard

  1. Lebensziele: Formuliere ein Sinn-Statement (1–2 Sätze) und leite drei wertebasierte Ziele (SMART) ab.
  2. Epikureischer Einfachheitstag: Plane einen Tag mit einfachen Freuden (Natur, Gespräch, Muße); dokumentiere Wirkung.
  3. Resilienzkarte: Erstelle Deinen persönlichen Resilienzplan (Risikofaktoren, Schutzfaktoren, Notfall-Strategien).
  4. Ikigai-Skizze: Zeichne Dein Ikigai-Diagramm und leite einen konkreten Wochen-Prototypen ab.

Schwer

  1. Tugendprojekt: Entwickle über vier Wochen ein Tugend-Training (z. B. Besonnenheit): Kriterien, Übungen, Messung, Reflexion.
  2. Philosophie-Dialog: Führe ein 30-minütiges Sokratisches Gespräch (Thema: „Was ist ein gutes Leben?“); transkribiere und analysiere Argumente.
  3. Service Learning: Plane und realisiere eine gemeinwohlorientierte Aktion; verbinde sie mit Eudaimonie-Überlegungen.
  4. Digitale Achtsamkeit: Gestalte ein Aufmerksamkeits-Budget (7 Tage), evaluiere Effekte auf Lernen, Beziehung, Wohlbefinden.




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Lernkontrolle

  1. Eudaimonie vs. Hedonie: Erkläre anhand eines Beispiels, wie sich sinnorientiertes von lustorientiertem Handeln unterscheidet und wann beides zusammenpasst.
  2. Dichotomie der Kontrolle: Analysiere eine aktuelle Herausforderung: Was liegt in Deiner Kontrolle? Welche Handlungsoptionen folgen?
  3. Tugendethik in der Praxis: Wähle eine Entscheidungssituation und begründe sie tugendethisch (arete, phronesis, goldene Mitte).
  4. PERMA-Check: Beurteile ein Lern- oder Arbeitsprojekt entlang von PERMA und leite zwei Verbesserungen ab.
  5. Resilienz-Transfer: Übertrage Deinen Resilienzplan auf ein Team/ Klasse: Welche gemeinschaftlichen Schutzfaktoren sind zentral?




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