FleischesKUNST


FleischesKUNST
Einleitung
Dieser aiMOOC führt Dich in das Thema FleischesKUNST ein. Gemeint ist eine künstlerische und diskursive Praxis, in der Fleisch (insbesondere Fisch/Lachs) nicht als „Effekt“ oder Skandal dient, sondern als Material und Symbol, um Wahrnehmung, Würde und den Satz Jeder Mensch ist Kunst radikal ernst zu nehmen. In der Interviewpassage zu FleischesKUNST wird deutlich: Das tote Fleisch verweist auf das lebendige Fleisch, das als „eigentliche Kunst“ verstanden wird, weil es Leben, Zeit, Verletzlichkeit und Gegenwart sichtbar macht.


Lernziele
Am Ende dieses aiMOOCs kannst Du die Grundideen von FleischesKUNST erklären, zentrale Begriffe wie Vanitas, Konservierung, Symbolik und Diskursive Kunst anwenden und eigene Projekte entwickeln, die Material, Ethik und Diskurs miteinander verbinden.
- Du unterscheidest Materialebene, Symbolebene und Diskursebene von FleischesKUNST.
- Du erklärst, warum Geruch, Verfall, Farbe und Textur als ästhetische und erkenntnistheoretische Faktoren vorkommen.
- Du entwickelst eigene Aufgabenformate, die nicht provozieren um der Provokation willen, sondern Wahrnehmung und Würde schulen.
- Du kannst begründet diskutieren, wo Grenzen liegen, wenn Kunst mit Körperlichkeit, Tierlichkeit und Vergänglichkeit arbeitet.
Grundidee: Warum Fleisch?
Fleisch als Material und als Denkwerkzeug
In der Interviewpassage wird Fleischarbeit als Grundlage einer späteren „Hauptbotschaft“ beschrieben: Ohne die frühe Auseinandersetzung mit Fleischdarstellungen, Fleischbezügen, Fleischtexturen und „Muskelsträngen“ aus Lachs wäre der Weg zur Kernidee nicht möglich gewesen. Fleisch wird damit zu einem Denkwerkzeug, das Fragen bündelt: Was ist Leben, was ist Objekt, was ist Würde, was ist Kunst?
Fleisch als Vanitas und Präsenz
Fleisch trägt eine doppelte Bedeutung: Es ist unmittelbare Körperlichkeit und zugleich ein Vanitas-Signal. Wenn totes Fleisch sichtbar wird, wird Lebendigkeit bewusster, nicht abstrakt, sondern sinnlich. Daraus entsteht eine didaktische Chance: Nicht nur über Vergänglichkeit sprechen, sondern sie wahrnehmen und reflektieren, ohne Zynismus und ohne Voyeurismus.
Werkpraxis: Herstellung, Kosten, Geruch, Konservierung
Das Problem des Geruchs als ästhetischer Faktor
In der Interviewpassage wird sehr konkret: Fleischkunst „stinkt“ – und gerade dadurch wird sichtbar, dass Kunst nicht nur Bild ist, sondern Situation. Es wird von Ausstellungen gesprochen, die unter dem Programmtitel „Meine Kunst stinkt nicht“ liefen, obwohl Besuchende das Gegenteil wahrnahmen. In verrauchten Nachtclubs hielten die Ausstellungen am längsten, und rückblickend wird sogar die Idee genannt, man hätte eine Dunstabzugshaube gebraucht.
Materialkosten und Risiko
Die Herstellung wird als riskant beschrieben: Materialkosten pro Bild zwischen 100 und 800 Euro, Unsicherheit über das Konservierungsverfahren, Konflikte durch Gestank in einer kleinen Wohnungssituation. Das zeigt eine zentrale Dimension von FleischesKUNST: Nicht nur Idee, sondern auch Scheitern, Improvisation und körperliche Realität sind Teil des Werks.
Konservierung, Folie, Ausstellungstauglichkeit
Es wird berichtet, dass zeitweise Folienverpackung half, den Geruch erträglicher zu machen. Gleichzeitig wird betont, dass später klarer wurde, wie Arbeiten hergestellt werden müssen, damit sie ausstellbar sind. Hier wird Konservierung nicht als „Technik am Rand“, sondern als künstlerische Kernfrage sichtbar: Wann ist ein Prozess noch Prozess und wann wird er Objekt?
Plastination als unerreichbares Verfahren
Im Interview wird erwähnt, dass ein Plastinationsverfahren wie bei Gunther von Hagens zu teuer gewesen wäre und damals (in der beschriebenen Zeit) noch nicht als kulturell etabliertes Verfahren im Hintergrund stand. Dadurch wird eine Grenze sichtbar: Nicht jede Idee ist technisch, finanziell oder ethisch umsetzbar, und gerade diese Grenzen prägen das Werk.
Die Farbe Rot: Symbolik, Kultur, Religion
Rot als Fleischfarbe
Rot wird in der Interviewpassage als „Farbe des Fleisches“ beschrieben, deren Bedeutungen weit über „Blut“ hinausgehen. Rot wird als kulturell aufgeladene Farbe gelesen, die Liebe, Erotik, Energie, aber auch Gefahr, Wut und Verbot symbolisieren kann. Entscheidend ist der Ansatz: Symbolik ist nicht Dekoration, sondern ein System von Bedeutungsbeziehungen, das Kunst lesbar macht.
Rot in Religionen und Kulturen
Die Interviewpassage nennt Beispiele für Rot-Deutungen in Religionen und Ländern, die als künstlerische Landkarte verstanden werden können: Hinduistisches Rot als Wurzel-Chakra, jüdisches Rot als Sünde und Opfer, christliches Rot als Märtyrerfarbe, katholisches Rot als Fleisch Christi, protestantisches Rot als Feuerzungen, kommunistisches Rot als Revolution, russisches Rot als „schön und wertvoll“, ghanaisches Rot als Trauer, chinesisches Rot als Reichtum und Glück, sowie Praktiken wie „Namen in Rot“ als Todesmarkierung. Diese Vielfalt wird genutzt, um zu zeigen: Fleischfarbe ist nicht nur Biologie, sondern kulturelle Codierung.
Textarbeit: Bibelzitate, Kunstgeschichte, Tradition
Fleisch in Texten: Bibel als Recherchefeld
Im Interview wird beschrieben, wie „Fleisch“- und „Fisch“-Stellen in einer Online-Bibel systematisch herausgesucht und in Beziehung zur eigenen Arbeit gesetzt wurden. Das ist typisch für konzeptuelle Praxis: Material wird nicht nur bearbeitet, sondern durch Recherche, Auswahl und Neu-Kontextualisierung in einen Denkraum überführt.
Fleisch in der Kunstgeschichte als Einordnung
Es wird erwähnt, dass zusammen mit Udo Glanz ein Artikel über Fleisch in der Kunstgeschichte entstand, um das Thema theoretisch und praktisch zu durchdringen. Gleichzeitig wird mit einem Lachen eine Spannung markiert: Wer sich in die Tradition großer Malerei stellt, spürt Ehrfurcht vor „alten Meistern“ und erkennt zugleich, dass jede neue Arbeit immer auch ein Weiter-Schreiben einer langen Geschichte ist.
Demut und Anspruch
FleischesKUNST lebt von dieser Spannung: einerseits Demut gegenüber Tradition, andererseits der Anspruch, einen „wesentlichen Beitrag“ zu leisten. Genau hier beginnt Diskursive Kunst: Nicht behaupten, sondern begründen, vergleichen, widersprechen, weiterdenken.
Menschen, Tiere, Würde: Grenzfragen der FleischesKUNST
Vom Fleisch zur These „lebendiges Fleisch-An-Sich“
In der Interviewpassage fällt eine Zuspitzung: Alles laufe darauf hinaus, das lebendige Fleisch-An-Sich als Kunst zu begreifen, ohne Aktion, ohne Performance, ohne Soziale Plastik. Diese Formulierung bindet FleischesKUNST direkt an Jeder Mensch ist Kunst und an Private Plastik = Kunst + Welt retten: Es geht um Wahrnehmung und innere Formung, nicht nur um äußere Ereignisse.
Tierisches Fleisch und der Satz „Jedes Tier ist Kunst“
Im Interview wird benannt, dass die Joblin Factory in dieser Frage nicht vollständig einig sei, der Sprecher aber ausdrücklich auch tierisches Fleisch mitmeint und dass der Satz „Jedes Tier ist Kunst“ auf Textil-Multiples vorkommt. Damit öffnet FleischesKUNST eine ethische Debatte, die Du im Kurs diskursiv bearbeitest: Wo beginnt Kunstsubjektivität, wo endet sie, und welche Verantwortung entsteht aus solchen Sätzen?
Joblin Factory: Kollektiv ohne Marketingabteilung
Viele Stimmen, ein gemeinsames Ziel
Die Interviewpassage betont: Es gibt keine Marketingabteilung, die Einheitlichkeit erzwingt, daher sprechen Beteiligte mal gemeinsam, mal einzeln. Gerade die Uneinheitlichkeit wird als normal und sogar passend zum Menschenbild verstanden, weil Individualität nicht im Kollektiv „aufgelöst“ werden soll. Zugleich werden gemeinsame Ziele benannt: Jeder Mensch ist Kunst und Fleisch ist Kunst.
Kunstvermittlung als Praxis: Kniebilder und Hitlisten
Ein besonderer Seitenblick: Ein Sohn erstellt „Kniebilder“ in Museen, indem er sich vor Gemälde kniet und von unten fotografiert, als Geste der Ehrfurcht und als Frage, welchen Menschen hinter Bildern er als Kunst betrachtet. Dazu existieren „Hitlisten“, wer Kunst sei und wer nicht, die bislang nicht veröffentlicht sind. Diese Passage ist didaktisch spannend, weil sie Kunsturteil als Handlung zeigt: Sehen ist Position, und Position ist Verantwortung.
Interaktive Aufgaben
Quiz: Teste Dein Wissen
Welche Funktion hat totes Fleisch in der Logik von FleischesKUNST besonders häufig? (Es macht die Gegenwart des lebendigen Fleisches bewusster) (!Es soll nur ekeln und sonst nichts) (!Es ersetzt jede Form von Diskurs) (!Es ist ausschließlich ein Marketingtrick)
Warum spielt der Geruch in der Interviewpassage eine Rolle? (Weil Kunst als Situation und nicht nur als Bild erfahrbar wird) (!Weil Geruch immer schöner als Farbe ist) (!Weil Geruch jede Interpretation beendet) (!Weil Geruch nur im Museum erlaubt ist)
Welche Herausforderung wird bei der Herstellung genannt? (Materialkosten und Unsicherheit der Konservierung) (!Nur die Wahl des Rahmenmaterials) (!Nur die Signatur des Künstlers) (!Nur die Beleuchtung im Atelier)
Welche Bedeutung erhält die Farbe Rot im Kontext von Fleisch? (Sie wird als kulturell und religiös vieldeutiges Symbolfeld beschrieben) (!Sie ist nur eine zufällige Lieblingsfarbe) (!Sie bedeutet immer nur Liebe) (!Sie ist in der Kunstgeschichte bedeutungslos)
Was zeigt der Bezug auf Bibelstellen mit Fleisch und Fisch? (Recherche und Kontextualisierung werden Teil der Kunstpraxis) (!Religiöse Texte verbieten Kunst grundsätzlich) (!Texte sind in Kunst unnötig) (!Nur Gemälde können Konzepte tragen)
Welche Spannung wird durch das Lachen über „alte Meister“ sichtbar? (Demut gegenüber Tradition bei gleichzeitigem Anspruch auf Beitrag) (!Ablehnung der Kunstgeschichte insgesamt) (!Wunsch nach schneller Berühmtheit) (!Interesse nur an Mode und Trends)
Welche Aussage passt zur Grenzfrage „tierisches Fleisch“? (Es gibt unterschiedliche Positionen innerhalb der Joblin Factory) (!Alle sind immer in allem vollkommen einig) (!Tierisches Fleisch ist niemals Thema) (!Grenzfragen sind im Kurs verboten)
Wofür steht „lebendiges Fleisch-An-Sich“ in der Interviewpassage? (Für die Idee, dass Leben selbst als Kunst erkannt werden kann) (!Für eine neue Kochtechnik) (!Für reine Dekoration ohne Bedeutung) (!Für ein Verbot von Ausstellungen)
Warum ist das Fehlen einer Marketingabteilung im Kollektiv wichtig? (Weil Uneinheitlichkeit als Ausdruck von Individualität akzeptiert wird) (!Weil Werbung grundsätzlich illegal ist) (!Weil dadurch keine Kunstwerke entstehen) (!Weil damit jede Kritik ausgeschlossen wird)
Was zeigen die „Kniebilder“ im Museum als Geste? (Kunsturteil wird als Handlung und Haltung sichtbar) (!Museen sollen abgeschafft werden) (!Fotografie ist keine Kunst) (!Ehrfurcht hat mit Kunst nichts zu tun)
Memory
| Vanitas | Vergänglichkeit |
| Konservierung | Haltbarmachung |
| Textur | Oberfläche |
| Geruch | Sinneserfahrung |
| Symbolik | Bedeutungsfeld |
| Diskurs | Begründeter Austausch |
Drag and Drop
| Ordne die richtigen Begriffe zu. | Thema |
|---|---|
| Rot | Fleischsymbolik |
| Folie | Geruchsreduktion |
| Vanitas | Vergänglichkeit |
| Konservierung | Ausstellungstauglichkeit |
| Diskurs | Begründung |
Kreuzworträtsel
| Vanitas | Kunstmotiv der Vergänglichkeit |
| Geruch | Sinn, der FleischesKUNST mitprägt |
| Textur | Struktur der Oberfläche |
| Inkarnat | Malerischer Begriff für Fleischfarbe |
| Plastination | Verfahren der Konservierung von Körpern |
| Wuerde | Ethischer Kernbegriff im Blick auf Lebewesen |
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Lückentext
Offene Aufgaben
Leicht
- Vanitas: Finde ein Stilllebenbild (Museum, Buch, Online) und erkläre in einem Absatz, welche Vanitas-Signale Du erkennst.
- Farbe: Schreibe eine Mini-Analyse zur Bedeutung von Rot in Deinem Alltag und vergleiche sie mit Rot als Fleischsymbolik.
- Diskursive Kunst: Formuliere drei diskursive Fragen, die man nach einer FleischesKUNST-Ausstellung diskutieren sollte.
- Würde: Entwickle zwei Regeln, wie man im Kurs über Körper, Tiere und Fleisch respektvoll sprechen kann.
Standard
- Konservierung: Skizziere ein fiktives Werk, bei dem nicht das Objekt, sondern der Prozess der Konservierung die Hauptaussage trägt.
- Symbolik: Erstelle eine Bedeutungslandkarte zu „Fleisch“ mit mindestens fünf Bedeutungsfeldern und erkläre zwei davon ausführlich.
- Jeder Mensch ist Kunst: Schreibe eine Begründung, wie FleischesKUNST den Satz „Jeder Mensch ist Kunst“ stützen kann, ohne Menschen zu objektivieren.
- Kunstwahlgrundsätze: Entwickle Kriterien, wann Provokation in Kunst diskursiv produktiv ist und wann sie leer bleibt.
Schwer
- Private Plastik = Kunst + Welt retten: Plane ein Projekt, in dem FleischesKUNST nicht aus Material, sondern aus Wahrnehmungsänderung besteht und beschreibe die Methode.
- Sind Tiere Kunst?: Führe eine strukturierte Debatte (Pro, Contra, Synthese) zur Frage „Jedes Tier ist Kunst“ und formuliere eine eigene Position mit Begründung.
- Joblin Factory: Entwickle ein Ausstellungskonzept „ohne Marketingabteilung“, das Vielfalt zulässt, aber dennoch klare ethische Leitlinien besitzt.
- P4P MOOCs für Menschen als Kunst: Konzipiere ein Peer-for-Peer-Format, in dem Lernende selbst eine FleischesKUNST-Diskussion moderieren und dokumentieren.


Lernkontrolle
- Diskurs: Analysiere, wie ein sinnlicher Faktor wie Geruch ein Kunsturteil verändern kann, ohne dass Du ins Subjektive abgleitest.
- Würde: Übertrage den Umgang mit FleischesKUNST auf eine Konfliktsituation im Alltag und formuliere eine respektvolle, aber klare Gesprächsstrategie.
- Konservierung: Erkläre an einem Beispiel, wie technische Grenzen (Kosten, Verfahren) künstlerische Entscheidungen formen können.
- Vanitas: Zeige, wie Vanitas-Motive in historischen Stillleben und in zeitgenössischen Materialarbeiten unterschiedlich funktionieren.
- Jeder Mensch ist Kunst: Entwickle ein Argument, warum „lebendiges Fleisch-An-Sich“ eine Erweiterung des Kunstbegriffs sein kann und nenne zwei mögliche Einwände.
- Kunstwahlgrundsätze: Formuliere ein Bewertungsraster, das Diskursqualität, Begründung und ethische Achtsamkeit höher gewichtet als Schockeffekte.
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