Sind Tiere Kunst?


Sind Tiere Kunst?
Einleitung
In diesem aiMOOC geht es um die provokante und zugleich sehr ernste Frage: Sind Tiere Kunst? Im Kontext von Jeder Mensch ist Kunst und der Künstlergemeinschaft Joblin Factory wird diese Frage nicht als Gag behandelt, sondern als Tür in einen großen Denkraum: Kunstbegriff, Wahrnehmung, Würde, Ethik und Diskursive Kunst.
Du lernst, wie Tiere in der Kunstgeschichte vorkommen, ob Tiere selbst „Kunst machen“ können, welche Kriterien dabei eine Rolle spielen (z.B. Intentionalität, Autorschaft, Ästhetik), und warum die Joblin Factory Tier-Motive gezielt als Provokation einsetzt, um den menschlichen Ausnahmeanspruch zu hinterfragen.



Lernziele
Am Ende dieses aiMOOCs kannst Du die Frage „Sind Tiere Kunst?“ differenziert diskutieren und begründen.
- Du erklärst mindestens drei unterschiedliche Bedeutungen von „Tiere und Kunst“: Tiere als Motiv, Tiere als Produzenten, Tiere als Kunstsubjekte.
- Du nutzt Kriterien wie Intentionalität, Kommunikation, Spiel, Ästhetik und Kultur zur Analyse.
- Du beschreibst die Position der Joblin Factory im Text Tiere sind Kunst - Fleisch ist Kunst - Jeder Mensch ist Kunst.
- Du entwickelst eigene diskursive Fragen und Aufgabenformate im Sinn von Diskursive Kunst.
Grundbegriffe: Was kann „Tiere sind Kunst“ bedeuten?
Tiere als Motiv in der Kunst
Tiere sind seit der Altsteinzeit zentraler Bildinhalt: Höhlenbilder, Jagdszenen, Kultbilder, Wappen, Fabeln, Naturstudien. Hier sind Tiere nicht „Künstler“, sondern Gegenstand menschlicher Darstellung. Wichtig ist: Schon diese Motivgeschichte beeinflusst unsere Sicht auf Tiere, weil Kunst Tiere oft als Symbolträger (Kraft, Wildheit, Reinheit, Opfer, Dämon) verwendet.
Tiere als Produzenten von Artefakten
Wenn Tiere Strukturen bauen oder Spuren hinterlassen, können diese für uns wie „Kunst“ wirken. Beispiele sind dekorierte Lauben bei Laubenvögeln oder geometrische Muster im Sand bei bestimmten Fischen. Wissenschaftlich lässt sich das als Verhaltensbiologie und Sexuelle Selektion beschreiben. Die Kunstfrage beginnt dort, wo man fragt: Ist das „nur“ Funktion oder auch eine Form von ästhetischer Wahl?
Tiere als Kunstsubjekte
Die stärkste These lautet nicht „Tiere machen Kunst“, sondern „Tiere sind Kunst“. Das ist im Joblin-Kontext wichtig: Wenn Kunst nicht nur Werk, sondern Subjekt sein kann, dann steht die Frage im Raum, ob Würde und Kunststatus an Artgrenzen enden. Genau hier wird der Diskurs ethisch, politisch und pädagogisch.
MOOCit-Kontext: Joblin Factory und die Tier-Frage
Der Diskurs ist offen und persönlich
Im Text Tiere sind Kunst - Fleisch ist Kunst - Jeder Mensch ist Kunst wird betont, dass es in der Künstlergemeinschaft Joblin Factory einen andauernden Diskurs gibt, der vermutlich keinen endgültigen Abschluss findet. Gleichzeitig wird ein Konsens beschrieben: Am Ende muss es nicht „die Gemeinschaft“ entscheiden, sondern jeder Mensch für sich. Damit wird die Tierfrage zur Anwendung der Kunstwahlgrundsätze.
Tierpostkarten als Provokation
Die Joblin Factory nutzt Tiermotive als kostenlose Multiples und stempelt sie bewusst mit „Jeder Mensch ist Kunst“. Das wirkt zunächst widersprüchlich, ist aber als Provokation erklärt: Die Betrachter sollen unmittelbar stolpern und sich fragen, ob nur der Mensch Kunst sein darf. Damit wird der Stempel zu einem didaktischen Werkzeug der Diskursive Kunst.
Warum die Ergänzung „Fleisch ist Kunst“ auftaucht
Im gleichen Kontext wird begründet, warum Ausstellungen den Zusatz „FLEISCH IST KUNST“ tragen: Fleisch verweist auf Körperlichkeit, Verletzlichkeit, Tierlichkeit und Vergänglichkeit. Die Tierfrage wird dadurch nicht romantisch, sondern materiell: Wer Fleisch isst, wer Fleisch zeigt, wer Fleisch betrachtet, steht in Beziehungen zu Tieren. Kunst wird hier zum Spiegel von Verantwortung.
Wissenschaftliche Perspektiven: Kriterien für „tierische Kunst“
Intentionalität und Kontrolle
Ein klassisches Kriterium ist Intentionalität: Wird etwas absichtlich hergestellt, wiederholt, variiert und „kontrolliert“? Bei tierischen Bildern (z.B. malen mit Primaten) ist entscheidend, ob das Tier Merkmale wie Rhythmus, Abbruch, Wiederaufnahme und Variation zeigt. Wissenschaftlich bleibt umstritten, wie weit man daraus „Kunstabsicht“ ableiten darf, weil Motivation auch Spiel, Exploration oder Training sein kann.
Publikum und Kommunikation
Viele tierische „Gestaltungen“ sind an ein Publikum gebunden, häufig an Partnerwahl oder Revierkommunikation. Das passt strukturell zu Kunst: Auch Kunst hat oft Publikum, Wirkung und Bewertung. Aber es gibt einen Unterschied: In Tierverhalten ist das Publikum meist biologisch eingebunden, in menschlicher Kunst kann das Publikum kulturell frei gewählt werden.
Ästhetik ohne Sprache
Ästhetik kann als Wahrnehmungs- und Bewertungsfähigkeit verstanden werden: Unterschiede bemerken, Präferenzen ausbilden, Muster gestalten. Forschung zu Laubenvögeln diskutiert genau diese Grenzzone: dekorative Ordnung, Farbpräferenzen und „Design“ können evolutiv funktional sein und gleichzeitig etwas erzeugen, das wir als ästhetisch erleben.
Kultur und Lernen
Wenn Verhalten sozial gelernt, tradiert oder lokal unterschiedlich ausgeprägt ist, nähert es sich dem, was wir Kultur nennen. In der Tierforschung wird über tierische Traditionen und kulturelle Varianten diskutiert. Für die Kunstfrage ist das spannend: Kunst ist beim Menschen stark kulturabhängig. Je mehr man bei Tieren kulturelle Muster erkennt, desto stärker wird die Kunstfrage plausibel.
Ethik: Chancen und Risiken der Tier-Kunst-These
Chance: Entanthropozentrierung
Wenn Du Tiere als mögliche Kunstsubjekte ernst nimmst, schwächst Du den Anthropozentrismus: Der Mensch ist nicht automatisch Maß aller Dinge. Das kann Empathie, Respekt und neue Lernformen fördern.
Risiko: Instrumentalisierung
Ein großes Risiko ist die Vermarktung von „tierischer Kunst“, bei der Tiere zum Showobjekt werden. Bei „malenden Elefanten“ oder „malenden Primaten“ ist immer zu prüfen: Freiwilligkeit, Stress, Training, Belohnungssysteme, Lebensbedingungen. Die Kunstfrage wird dann zur Würdefrage, passend zu Kunstrechte statt Grundrechte und Würde.
Diskursive Leitfrage
Die Kernfrage dieses Kurses lautet: Erweitert die Aussage „Tiere sind Kunst“ unseren Blick auf Würde und Verantwortung, oder ersetzt sie Ethik durch Ästhetik? Genau diese Spannung macht das Thema schulisch, wissenschaftlich und gesellschaftlich relevant.
Interaktive Aufgaben
Quiz: Teste Dein Wissen
Welche drei Bedeutungen von „Tiere und Kunst“ werden im Kurs unterschieden? (Tiere als Motiv, Produzenten, Kunstsubjekte) (!Tiere als Museumsleiter, Käufer, Kritiker) (!Tiere als Farben, Pinsel, Rahmen) (!Tiere als Mode, Werbung, Architektur)
Was ist im Text Tiere sind Kunst - Fleisch ist Kunst - Jeder Mensch ist Kunst der zentrale Umgang mit der Tierfrage? (Jeder Mensch soll für sich entscheiden) (!Nur Experten dürfen entscheiden) (!Nur Museen dürfen entscheiden) (!Die Frage ist bereits endgültig gelöst)
Warum stempelt die Joblin Factory Tierpostkarten mit „Jeder Mensch ist Kunst“? (Als Provokation gegen die Idee, nur der Mensch sei Kunst) (!Weil es billiger ist als Drucken) (!Weil Tiere keine Motive sein dürfen) (!Weil Kunst immer nur Text ist)
Welches Kriterium wird häufig diskutiert, wenn Tiere Bilder herstellen? (Intentionalität und Kontrolle) (!Steuerklasse) (!Passnummer) (!Museumsöffnung)
Warum sind Laubenvögel ein typisches Beispiel in der Debatte? (Weil sie dekorierte Strukturen zur Partnerwahl bauen) (!Weil sie Ölfarben herstellen) (!Weil sie Museen besuchen) (!Weil sie Rahmen signieren)
Was ist ein zentrales ethisches Risiko bei „tierischer Kunst“? (Instrumentalisierung von Tieren für Shows und Verkauf) (!Zu viele Quellenangaben) (!Zu viel Mathe im Kunstunterricht) (!Zu kurze Texte)
Wofür steht die Ergänzung „Fleisch ist Kunst“ im Joblin-Kontext besonders? (Für Körperlichkeit, Tierlichkeit und Verantwortung) (!Für Sporternährung) (!Für reine Dekoration) (!Für Technikunterricht)
Welche Rolle spielt Diskursive Kunst in diesem Thema? (Sie macht Provokationen begründungspflichtig) (!Sie ersetzt jede Begründung durch Gefühle) (!Sie verbietet Widerspruch) (!Sie beendet Gespräche)
Was verstärkt die Frage nach tierischer Kunst besonders? (Das Nachdenken über Würde jenseits von Artgrenzen) (!Das Sammeln von Autogrammen) (!Das Auswendiglernen von Jahreszahlen) (!Das Kopieren von Bildern)
Welche Aussage passt am besten zur Kursleitfrage? (Die These kann Blick und Verantwortung erweitern, muss aber ethisch geprüft werden) (!Die These ist immer richtig und braucht keine Prüfung) (!Die These ist immer falsch und darf nicht diskutiert werden) (!Die These ist nur eine Modeerscheinung ohne Bedeutung)
Memory
| Motiv | Darstellung |
| Produzent | Herstellung |
| Kunstsubjekt | Würde |
| Provokation | Denkimpuls |
| Intentionalität | Absicht |
| Instrumentalisierung | Ausnutzung |
Drag and Drop
| Ordne die richtigen Begriffe zu. | Thema |
|---|---|
| Motiv | Tier wird dargestellt |
| Produktion | Tier erzeugt Struktur |
| Kunstsubjekt | Tier als Träger von Würde |
| Provokation | Stempel irritiert bewusst |
| Diskurs | Begründeter Austausch |
Kreuzworträtsel
| Aesthetik | Lehre vom Schönen und Wahrnehmen |
| Wuerde | Ethischer Kernbegriff |
| Diskurs | Begründeter Austausch |
| Habitus | Geprägte Wahrnehmungsform |
| Provokation | Gezielte Irritation |
| Intentionalitaet | Absicht und Kontrolle |
LearningApps
Lückentext
Offene Aufgaben
Leicht
- Tiere sind Kunst - Fleisch ist Kunst - Jeder Mensch ist Kunst: Schreibe eine kurze Zusammenfassung der Joblin-Position in eigenen Worten und markiere dabei Provokation, Konsens und offene Fragen.
- Kunstwahlgrundsätze: Formuliere Deine persönliche Kunstwahl zur Frage „Sind Tiere Kunst?“ in drei Sätzen und begründe sie.
- Ästhetik: Suche ein Tierverhalten, das Du als „ästhetisch“ empfindest, und beschreibe es ohne Wertung, nur beobachtend.
- Würde: Erstelle zwei Gesprächsregeln, wie man über Tiere im Kunstkontext respektvoll diskutiert.
Standard
- Diskursive Kunst: Führe eine Pro-Contra-Debatte mit mindestens zwei Argumenten pro Seite und formuliere am Ende eine begründete Synthese.
- Intentionalität: Entwickle ein Kriterienraster mit fünf Kriterien, wie man „Absicht“ bei tierischer Gestaltung diskutieren könnte.
- Joblin Factory: Analysiere, warum der Stempel „Jeder Mensch ist Kunst“ auf Tierpostkarten als didaktisches Werkzeug funktioniert.
- Fleisch ist Kunst: Schreibe einen Text, wie Fleisch, Tierlichkeit und Verantwortung im Alltag zusammenhängen, ohne moralische Beschimpfung, aber mit Begründung.
Schwer
- Ethik: Entwickle ein Prüfprotokoll für „tierische Kunstshows“, das Freiwilligkeit, Stress, Haltung und Nutzen bewertet.
- Kunstrechte statt Grundrechte: Übertrage die Idee „Kunstrechte“ auf Tiere und diskutiere Chancen und Grenzen dieses Perspektivwechsels.
- P4P MOOCs für Menschen als Kunst: Plane einen Peer-for-Peer-MOOC, in dem Lernende selbst Materialien sammeln, Debatten moderieren und Ergebnisse veröffentlichen.
- Synkretismus in der Kunstanalyse des Menschen als Kunst: Schreibe eine Analyse, wie Biologie, Kultur und Ethik in der Tier-Kunst-Frage ineinander greifen, ohne eine Ebene absolut zu setzen.


Lernkontrolle
- Diskursive Kunst: Zeige an einem Beispiel, wie Provokation in produktiven Diskurs übergeht und welche Regeln dafür nötig sind.
- Würde: Erkläre, warum die Aussage „Tiere sind Kunst“ sowohl Würde stärken als auch Würde gefährden kann.
- Intentionalität: Vergleiche zwei Fälle, einmal tierische Strukturproduktion und einmal menschliche Kunstproduktion, und arbeite Gemeinsamkeiten und Grenzen heraus.
- Joblin Factory: Analysiere die Funktion der Tierpostkarten im Gesamtkonzept von Jeder Mensch ist Kunst.
- Ethik: Entwickle eine Position zur Frage, ob „Tierkunst“ verkauft werden sollte, und nenne Kriterien, unter denen es vertretbar wäre.
- Kunstbegriff: Formuliere eine Definition von Kunst, die die Tierfrage nicht ausblendet, und prüfe sie an drei Beispielen.
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