Passives Wahlrecht


Passives Wahlrecht
Einleitung

Passives Wahlrecht bedeutet: Du darfst kandidieren und kannst gewählt werden. Es ist die zweite Seite des Wahlrechts: Während das aktive Wahlrecht das Recht ist, eine Stimme abzugeben, ist das passive Wahlrecht das Recht, selbst für ein Mandat oder ein Amt anzutreten. In einer Demokratie sorgt es dafür, dass politische Ämter grundsätzlich allen Bürgerinnen und Bürgern offenstehen – unter klaren Regeln, die in Grundgesetz und Gesetzen festgelegt sind.
In Deutschland hängt das passive Wahlrecht je nach Wahl (z.B. Bundestagswahl, Europawahl, Kommunalwahl) vor allem von Staatsangehörigkeit, Wahlalter und dem Ausschluss vom Wahlrecht ab. Außerdem gibt es besondere Voraussetzungen für bestimmte Ämter, zum Beispiel für den Bundespräsidenten.
Lernziele und Kompetenzen
Am Ende dieses Kurses kannst Du:
- den Unterschied zwischen aktivem und passivem Wahlrecht erklären.
- die wichtigsten Rechtsgrundlagen (z.B. Grundgesetz, Bundeswahlgesetz) benennen und in eigenen Worten zusammenfassen.
- typische Voraussetzungen und Ausschlussgründe für die Wählbarkeit bei verschiedenen Wahlen vergleichen.
- einen realistischen Weg skizzieren, wie eine Kandidatur (z.B. für den Bundestag) praktisch abläuft.
- Fallbeispiele beurteilen: Wer darf kandidieren – und warum (nicht)?
Zentrale Begriffe
- Passives Wahlrecht: Recht, gewählt werden zu können (Wählbarkeit).
- Aktives Wahlrecht: Recht, wählen zu dürfen.
- Wählbarkeit: Juristischer Begriff für das passive Wahlrecht.
- Wahlgrundsätze: Allgemein, unmittelbar, frei, gleich, geheim (für Bundestagswahlen zentral).
- Wahlrechtsausschluss: Gesetzlich geregelter Ausschluss durch Richterspruch (Ausnahmefälle).
- Mandat: Politischer Sitz/Vertretungsauftrag, z.B. im Bundestag oder Landtag.
Rechtsgrundlagen in Deutschland
Verankerung im Grundgesetz
Das passive Wahlrecht ist eng mit den Wahlgrundsätzen verbunden. Für die Bundestagswahl ist wichtig:
- Art. 38 GG beschreibt die Wahl der Abgeordneten (Wahlgrundsätze) und legt fest, dass Details durch Bundesgesetz geregelt werden.
Für besondere Ämter gelten besondere Voraussetzungen:
- Art. 54 GG regelt die Wahl des Bundespräsidenten und nennt zusätzliche Bedingungen (z.B. Mindestalter).
Konkretisierung durch Gesetze
Für die Wählbarkeit zum Bundestag sind zentrale Regeln im Bundeswahlgesetz festgelegt, insbesondere zur Frage, wer wählbar ist und wer nicht.
Merksatz: Das Grundgesetz setzt den Rahmen, die Einzelheiten stehen in Wahlgesetzen (z.B. Bundeswahlgesetz, Europawahlgesetz sowie Landes- und Kommunalwahlgesetzen).
Voraussetzungen für das passive Wahlrecht bei wichtigen Wahlen
Bundestagswahl: Wählbarkeit zum Bundestag
Für eine Kandidatur als Bundestagsabgeordnete oder Bundestagsabgeordneter gilt im Kern:
- Du musst am Wahltag Deutscher im Sinne des Grundgesetzes sein.
- Du musst am Wahltag mindestens 18 Jahre alt sein.
- Du darfst nicht vom Wahlrecht ausgeschlossen sein bzw. nicht durch Richterspruch die Fähigkeit verloren haben, öffentliche Ämter zu bekleiden.

Praxis-Hinweis: Kandidieren kannst Du typischerweise
- als Direktkandidatin/Direktkandidat in einem Wahlkreis (Erststimme)
- oder über eine Landesliste einer Partei (Zweitstimme)
- oder parteilos als Einzelbewerbung (unter bestimmten formalen Voraussetzungen, z.B. Unterstützungsunterschriften – je nach Wahlrecht).
Bundespräsident: besondere Wählbarkeitsregeln
Für das Amt des Bundespräsidenten gelten strengere Voraussetzungen:
- Du musst Deutsche oder Deutscher sein.
- Du musst das Wahlrecht zum Bundestag besitzen.
- Du musst mindestens 40 Jahre alt sein.
Das zeigt: Das passive Wahlrecht ist zwar ein Grundprinzip, kann aber je nach Amt zusätzliche Bedingungen enthalten.
Europawahl: passives Wahlrecht und EU-Bürgerschaft
Bei der Wahl zum Europäischen Parlament spielen in Deutschland zwei Gruppen eine Rolle:
- Deutsche können unter den gesetzlichen Voraussetzungen kandidieren.
- Unter bestimmten Regeln können auch EU-Bürgerinnen und EU-Bürger kandidieren (Regeln unterscheiden sich je nach Staat und Wahlrechtsdetails).
Kommunalwahl: EU-Bürgerinnen und EU-Bürger in Gemeinden
Für Kommunalwahlen ist (vereinfacht) wichtig:
- In Gemeinden und Kreisen gilt das Prinzip der demokratischen Vertretung.
- Für EU-Bürgerinnen und EU-Bürger gibt es in Deutschland auf kommunaler Ebene besondere Beteiligungsrechte nach Maßgabe des Grundgesetzes und der Wahlgesetze.
Achtung: Die Details (z.B. Mindestalter, Wohnsitzfristen, konkrete Ämter wie Bürgermeister/in) sind in den Wahlgesetzen der Länder geregelt und können sich zwischen Bundesländern unterscheiden.
Landtagswahl: Unterschiede zwischen Bundesländern
Bei Landtagswahlen regeln die Länder das Wahlrecht selbst. Deshalb können sich Voraussetzungen unterscheiden, zum Beispiel beim Wahlalter oder bei formalen Anforderungen für Kandidaturen (z.B. Aufstellung über Parteien, Landeslisten, Wahlkreise, Unterstützungsunterschriften).

Ausschluss und Verlust der Wählbarkeit
Das passive Wahlrecht ist ein zentrales demokratisches Recht. Trotzdem kann es in Ausnahmefällen eingeschränkt werden, vor allem:
- durch Richterspruch (z.B. bei bestimmten schweren Straftaten, wenn ein Gericht den Verlust der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter feststellt)
- durch gesetzlich eng begrenzte Ausschlussgründe in Wahlgesetzen
Wichtig: In einem Rechtsstaat müssen solche Eingriffe begründet, verhältnismäßig und gesetzlich klar geregelt sein.
Von der Idee zur Kandidatur: So läuft das praktisch ab
Kandidieren über eine Partei
In Deutschland werden viele Kandidierende über Parteien aufgestellt:
- innerparteiliche Auswahl (z.B. Mitgliederversammlung, Delegiertenparteitag)
- Aufstellung als Direktkandidat/in und/oder Listenplatz
- Einreichen der Wahlvorschläge bei den Wahlleitungen
Kandidieren ohne Partei
Auch parteilos ist Kandidatur möglich, typischerweise mit:
- formalen Unterlagen
- Unterstützungsunterschriften (je nach Wahl)
- Einhaltung von Fristen und Vorgaben der Wahlordnung
Politische Kommunikation
Mit dem passiven Wahlrecht beginnt die demokratische Praxis:
- Programm und Positionen verständlich machen
- Gespräche, Debatten, Social Media, Infostände
- Regeln zu Wahlwerbung und Finanzierung beachten (je nach Kontext)
Fallbeispiele: Darfst Du kandidieren?
Fall 1: 17 Jahre alt, deutsche Staatsangehörigkeit
Du willst für den Bundestag kandidieren. Ergebnis: Für den Bundestag gilt grundsätzlich 18 Jahre als Mindestalter für die Wählbarkeit – mit 17 ist eine Kandidatur hierfür in der Regel nicht möglich.
Fall 2: 42 Jahre alt, deutsche Staatsangehörigkeit
Du möchtest Bundespräsident/in werden. Ergebnis: Das Mindestalter (40) ist erfüllt; zusätzlich musst Du das Wahlrecht zum Bundestag besitzen.
Fall 3: EU-Bürger/in mit Wohnsitz in Deutschland
Du möchtest kommunal kandidieren. Ergebnis: Das ist unter den Regeln des Grundgesetzes und der Landesgesetze häufig möglich; die Details hängen vom Bundesland und der konkreten Wahl ab.
Interaktive Aufgaben
Quiz: Teste Dein Wissen
Was bezeichnet das passive Wahlrecht? (Recht, gewählt werden zu können) (!Recht, Gesetze zu erlassen) (!Recht, eine Petition einzureichen) (!Recht, Steuern zu erheben)
Wie heißt der Fachbegriff für passives Wahlrecht? (Wählbarkeit) (!Wahlbeteiligung) (!Wahlgeheimnis) (!Wahlprüfung)
Welche Mindestvoraussetzung gilt grundsätzlich für die Wählbarkeit zum Bundestag? (Mindestens 18 Jahre alt am Wahltag) (!Mindestens 16 Jahre alt am Wahltag) (!Mindestens 21 Jahre alt am Wahltag) (!Mindestens 25 Jahre alt am Wahltag)
Welche Staatsangehörigkeit ist für die Wählbarkeit zum Bundestag grundsätzlich erforderlich? (Deutsche Staatsangehörigkeit) (!Jede EU-Staatsangehörigkeit) (!Jede Staatsangehörigkeit bei Wohnsitz in Deutschland) (!Keine Staatsangehörigkeit ist erforderlich)
Welche Institution wählt den Bundespräsidenten? (Bundesversammlung) (!Bundesrat) (!Bundeskabinett) (!Bundesverfassungsgericht)
Welche zusätzliche Voraussetzung gilt für die Wählbarkeit zum Bundespräsidentenamt? (Mindestalter 40 Jahre) (!Mindestalter 30 Jahre) (!Mindestalter 18 Jahre) (!Mindestalter 65 Jahre)
Welche Aussage passt am besten zu Wahlrechtsausschlüssen? (Sie sind nur in engen Ausnahmefällen und meist durch Richterspruch möglich) (!Sie betreffen automatisch alle Menschen ohne Parteimitgliedschaft) (!Sie gelten immer für alle unter 25 Jahren) (!Sie werden durch Meinungsumfragen entschieden)
Was ist ein typischer Weg, um bei der Bundestagswahl zu kandidieren? (Über einen Wahlkreis und/oder eine Landesliste) (!Nur durch Ernennung durch den Bundespräsidenten) (!Nur durch Bewerbung bei einer Behörde ohne Fristen) (!Nur durch Losverfahren)
Warum ist das passive Wahlrecht für die Demokratie wichtig? (Weil Ämter grundsätzlich offen sind und politische Konkurrenz möglich wird) (!Weil es Wahlzettel überflüssig macht) (!Weil es Parteien abschafft) (!Weil es die Gewaltenteilung aufhebt)
Welche Ebene hat in Deutschland eigene Wahlgesetze, die das passive Wahlrecht bei Landtagswahlen regeln? (Die Bundesländer) (!Die EU-Kommission) (!Die NATO) (!Der UN-Sicherheitsrat)
Memory
| Wählbarkeit | Gewählt werden dürfen |
| Wahlalter | Mindestalter für Wahlrechte |
| Bundeswahlgesetz | Regeln zur Bundestagswahl |
| Bundesversammlung | Gremium für Bundespräsidentenwahl |
| Direktkandidat | Kandidatur im Wahlkreis |
| Landesliste | Reihenfolge von Kandidierenden einer Partei |
| Wahlgrundsätze | Frei, gleich, geheim, direkt, allgemein |
| Richterspruch | Gerichtliche Entscheidung als Grundlage eines Ausschlusses |
Drag and Drop
| Ordne die richtigen Begriffe zu. | Thema |
|---|---|
| Passives Wahlrecht | Recht, gewählt zu werden |
| Aktives Wahlrecht | Recht, eine Stimme abzugeben |
| Bundespräsident | Staatsoberhaupt der Bundesrepublik |
| Bundestag | Parlament auf Bundesebene |
| Bundeswahlgesetz | Gesetz zur Wahl des Bundestags |
...
Kreuzworträtsel
| Waehlbarkeit | Wie heißt der Begriff für „gewählt werden dürfen“? |
| Bundestag | Wie heißt das Parlament auf Bundesebene? |
| Grundgesetz | Wie heißt die deutsche Verfassung? |
| Wahlalter | Wie nennt man das Mindestalter für Wahlrechte? |
| Demokratie | Herrschaftsform, in der Wahlen zentral sind? |
| Bundesversammlung | Welches Gremium wählt den Bundespräsidenten? |
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Lückentext
Offene Aufgaben
Leicht
- Aktives Wahlrecht: Erkläre in 5–7 Sätzen den Unterschied zwischen aktivem und passivem Wahlrecht und gib ein Beispiel.
- Bundestagswahl: Recherchiere, wie man in Deinem Wahlkreis kandidieren würde (Direktkandidat/in). Skizziere die Schritte.
- Wahlalter: Sammle Argumente für und gegen ein einheitliches Wahlalter (aktiv und passiv) und ordne sie in Pro/Contra.
- Demokratie: Gestalte ein kurzes Poster (digital oder auf Papier) mit dem Titel „Warum kandidieren dürfen wichtig ist“.
Standard
- Grundgesetz: Wähle einen Artikel, der mit Wahlen zu tun hat (z.B. Art. 38 oder Art. 54) und erkläre ihn in einfacher Sprache.
- Bundeswahlgesetz: Erstelle eine Infografik: „Wer ist wählbar zum Bundestag?“ mit den wichtigsten Bedingungen.
- Partei: Simuliere eine Kandidatenaufstellung: Lege Kriterien fest (z.B. Erfahrung, Themen, Vielfalt) und begründe sie.
- Kommunalwahl: Vergleiche (ohne perfekte Vollständigkeit) zwei Bundesländer: Wo unterscheiden sich Kandidatur-Regeln oder Wahlalter?
Schwer
- Wahlrechtsausschluss: Entwickle ein Fallbeispiel, in dem ein Ausschluss diskutiert wird. Formuliere eine juristisch-politische Abwägung (Pro/Contra).
- Bundespräsident: Schreibe eine Analyse: Warum gibt es für dieses Amt besondere Voraussetzungen? Diskutiere demokratische Vor- und Nachteile.
- Wahlrecht: Entwirf eine Reformidee, die Beteiligung und Kandidaturchancen verbessert (z.B. Transparenz, Zugang für Unabhängige). Prüfe mögliche Risiken.
- Politische Bildung: Produziere ein 2–3-minütiges Erklärvideo (Storyboard reicht), das passives Wahlrecht korrekt und verständlich erklärt.


Lernkontrolle
- Fallanalyse: Du bekommst drei Personenprofile (Alter, Staatsangehörigkeit, Vorstrafenstatus, Wohnsitz). Prüfe für jede Person, ob eine Bundestagskandidatur möglich ist, und begründe nachvollziehbar.
- Vergleich: Vergleiche passives Wahlrecht bei Bundestagswahl und Kommunalwahl: Welche Ziele könnten unterschiedliche Regeln rechtfertigen?
- Argumentation: Entwickle eine kurze Debatte (2 Rollen): „Wählbarkeit ab 16?“ Eine Rolle pro, eine kontra – beide müssen faire Argumente nutzen.
- Transfer: Übertrage das Prinzip der Wählbarkeit auf eine nicht-staatliche Wahl (z.B. Schule, Verein). Welche Regeln wären sinnvoll und warum?
- Reflexion: Beurteile, ob formale Hürden (z.B. Unterstützungsunterschriften) eher Schutz vor Missbrauch oder eher Zugangshürde sind. Nenne Kriterien.
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