Landtagswahl



Einleitung

Eine Landtagswahl ist eine Wahl, bei der Du in einem Bundesland die Abgeordneten des jeweiligen Landtags bzw. des Landesparlaments bestimmst. Damit entscheidest Du indirekt mit, welche Mehrheiten im Parlament entstehen, welche Koalitionen möglich sind und wer am Ende die Landesregierung bildet (z.B. unter Führung eines Ministerpräsidenten oder einer Ministerpräsidentin). Landtage gestalten Politik „nah dran“: Bildung, Polizei, Kultur, Teile der Verwaltung, Landesplanung und vieles mehr liegen ganz oder teilweise in der Verantwortung der Länder im deutschen Föderalismus.


Warum Landtagswahlen wichtig sind

Landtagswahlen beeinflussen Deinen Alltag oft direkter als Du denkst: Schulpolitik, Lehrkräfte, regionale Infrastruktur, Hochschulen, Umwelt- und Naturschutz im Land, Landesgesetze, regionale Wirtschaftsförderung. Außerdem wirken sie auf die Bundespolitik zurück, weil viele Landesregierungen im Bundesrat mitentscheiden.


Was Du in diesem aiMOOC lernst

Du verstehst:

  1. wie eine Landtagswahl organisiert ist (Wahlberechtigung, Wahlkreis, Stimmzettel, Auszählung)
  2. wie Wahlsysteme in den Ländern grundsätzlich funktionieren (meist Verhältniswahl mit landesspezifischen Regeln)
  3. wie aus Stimmen Sitzverteilung wird (z.B. Sperrklausel, Überhangmandat, Ausgleichsmandat)
  4. wie nach der Wahl Regierung und Opposition arbeiten (Kontrolle, Gesetzgebung, Haushalt)


Grundlagen: Landtag, Land und Föderalismus


Der Landtag als Parlament

Der Landtag ist das gewählte Parlament eines Landes. Er beschließt Gesetze des Landes, verabschiedet den Haushalt und kontrolliert die Landesregierung (z.B. durch Parlamentarische Anfragen, Ausschüsse und Debatten). Abgeordnete heißen oft MdL.


Föderalismus: Wer entscheidet was?

Im Föderalismus teilen sich Bund und Länder Zuständigkeiten. Wichtig ist das Prinzip:

  1. Bundesrecht gilt bundesweit (z.B. viele Bereiche des Strafrechts).
  2. Landesrecht regelt landesspezifische Bereiche (z.B. Schul- und Hochschulpolitik in vielen Aspekten).
  3. Viele Aufgaben werden von Ländern und Kommunen umgesetzt (Verwaltung, Schulen, Polizei).


Stadtstaaten und Flächenländer

In Deutschland heißen die Landesparlamente der Flächenländer meist Landtag. In Stadtstaaten gibt es andere Bezeichnungen (z.B. Abgeordnetenhaus oder Bürgerschaft). In diesem Kurs nutzt Du „Landtag“ als Sammelbegriff für Landesparlamente.


Ablauf einer Landtagswahl: Von der Vorbereitung bis zum Ergebnis


1. Wahltermin, Wahlorgane und Kandidaturen

Eine Landtagswahl wird durch Landesrecht geregelt (z.B. Landesverfassung, Landeswahlgesetz). Parteien stellen Kandidierende auf (z.B. über Landeslisten und/oder Wahlkreise). Je nach Land gibt es unterschiedliche Regelungen für:

  1. Zulassung von Parteien und Wählergruppen
  2. Unterstützungsunterschriften
  3. Listen- und Direktkandidaturen


2. Wahlberechtigung und Wahlbenachrichtigung

Wahlberechtigt sind Bürgerinnen und Bürger mit Hauptwohnsitz im Bundesland, die die Voraussetzungen erfüllen (z.B. Alter, Staatsangehörigkeit, ggf. Mindestwohndauer). Das Wahlalter kann je nach Land unterschiedlich sein.


3. Stimmabgabe: Wahllokal und Briefwahl

Du kannst im Wahllokal wählen oder per Briefwahl. Grundprinzipien demokratischer Wahlen sind:

  1. allgemein (möglichst viele dürfen wählen)
  2. frei (ohne Zwang)
  3. gleich (jede Stimme zählt gleich)
  4. geheim (niemand soll sehen, was Du wählst)
  5. unmittelbar (direkte Wirkung der Stimme)


4. Auszählung und Ergebnisfeststellung

Nach Schließung der Wahllokale werden Stimmen ausgezählt. Danach werden Ergebnisse schrittweise festgestellt:

  1. vorläufiges Ergebnis (Wahlabend)
  2. endgültiges Ergebnis (nach Prüfung, Einsprüchen, Korrekturen)


Wahlsysteme bei Landtagswahlen: Grundideen und wichtige Begriffe


Verhältniswahl und Mehrheitswahl

Viele Landtagswahlen sind Formen der Verhältniswahl: Parteien bekommen Sitze ungefähr im Verhältnis zu ihren Stimmen. Manche Systeme enthalten Elemente der Mehrheitswahl (z.B. direkte Wahlkreisentscheidungen).


Erststimme, Zweitstimme, Liste: Warum es Unterschiede gibt

In mehreren Ländern gibt es zwei Stimmen (ähnlich wie beim Bundestag), oft:

  1. eine Stimme für eine Person im Wahlkreis
  2. eine Stimme für eine Partei (Liste)

Andere Länder nutzen nur eine Stimme oder besondere Varianten. Wichtig ist: Die Details unterscheiden sich von Land zu Land.


Sperrklausel und Grundmandate

Viele Länder haben eine Sperrklausel (häufig 5 %), damit Parlamente arbeitsfähig bleiben. Es gibt Länder mit Ausnahmen (z.B. durch Direktmandate/Grundmandate, je nach Landesrecht). Du solltest immer prüfen: Welche Regel gilt im konkreten Bundesland?


Überhang- und Ausgleichsmandate

Wenn eine Partei über Wahlkreise mehr Sitze gewinnt, als ihr nach dem proportionalen Stimmenanteil zustehen, können Überhangmandate entstehen. Um das Verhältnis wieder auszugleichen, vergeben einige Systeme Ausgleichsmandate. Dadurch kann die Größe eines Landtags wachsen.


Sitzzuteilungsverfahren

Sitze werden mathematisch verteilt (z.B. nach Sainte-Laguë/Schepers-Verfahren oder anderen Verfahren, abhängig vom Land). Ziel ist eine faire, nachvollziehbare Sitzverteilung.


Wahlkampf, Medien und politische Meinungsbildung


Wahlprogramme und Spitzenkandidierende

Parteien veröffentlichen Wahlprogramme. Häufig treten Spitzenkandidierende an, die öffentlich für die Partei stehen und oft Regierungsämter anstreben.


Umfragen: Was sie können und was nicht

Wahlumfragen sind Momentaufnahmen. Sie können Trends zeigen, aber sie sind keine Ergebnisse. Wichtig ist, wie sie erhoben wurden (Stichprobe, Zeitpunkt, Fragestellung).


Medienkompetenz im Wahlkampf

Achte auf:

  1. Trennung von Nachricht und Kommentar
  2. Quellenprüfung und Desinformation-Risiken
  3. Bild- und Video-Kontext (Ausschnitte können täuschen)
  4. politische Werbung in sozialen Medien


Nach der Wahl: Regierungsbildung und Opposition


Koalitionsverhandlungen

Wenn keine Partei eine Mehrheit hat, werden Koalitionen ausgehandelt. Das Ergebnis kann ein Koalitionsvertrag sein. Danach wird die Regierung gebildet, Ministerien werden besetzt, der Landtag kontrolliert weiter.


Opposition und Kontrolle

Die Opposition hat eine wichtige Rolle: Regierungshandeln kritisch prüfen, Alternativen aufzeigen, Untersuchungsausschüsse beantragen, Debatten führen.


Beispiele zur Orientierung: Landtagswahlen im deutschsprachigen Raum

Der Begriff Landtag existiert auch außerhalb Deutschlands (z.B. Landtag (Österreich), Liechtenstein, Südtirol). Wahlregeln und politische Systeme unterscheiden sich. In diesem aiMOOC liegt der Schwerpunkt auf Deutschland, aber Du kannst das Wissen übertragen: Institutionen vergleichen, Zuständigkeiten prüfen, Wahlsystem analysieren.


Interaktive Aufgaben


Quiz: Teste Dein Wissen

Was wird bei einer Landtagswahl gewählt? (Die Abgeordneten des Landesparlaments im Bundesland) (!Der Bundespräsident) (!Der Bundestag) (!Die Mitglieder des Europäischen Parlaments)

Welche Ebene steht bei Landtagswahlen im Mittelpunkt? (Bundesland) (!Bund) (!Europäische Union) (!Vereinte Nationen)

Wofür ist ein Landtag typischerweise zuständig? (Landesgesetze und Kontrolle der Landesregierung) (!Ernennung des Bundeskanzlers) (!Außenpolitik für Deutschland) (!Festlegung des Euro-Kurses)

Was bedeutet Sperrklausel häufig in Wahlen? (Eine Partei braucht eine Mindestzahl an Stimmen, um ins Parlament einzuziehen) (!Eine Partei darf nur in einem Wahlkreis antreten) (!Wählen ist nur mit Ausweis möglich) (!Es dürfen nur Briefwähler teilnehmen)

Was ist Briefwahl? (Abstimmen per Post, statt im Wahllokal) (!Wählen nur für Menschen, die neu umgezogen sind) (!Wählen nur für Erstwählende) (!Wählen ohne Stimmzettel)

Was beschreibt Überhangmandat am besten? (Sitze, die durch Wahlkreissiege entstehen, obwohl der Stimmenanteil weniger Sitze ergäbe) (!Sitze, die nur in Stadtstaaten vergeben werden) (!Sitze, die automatisch an die größte Partei gehen) (!Sitze, die per Los vergeben werden)

Warum gibt es manchmal Ausgleichsmandate? (Um das Verhältnis der Sitze wieder an den Stimmenanteilen auszurichten) (!Um die Wahlbeteiligung zu erhöhen) (!Um kleinere Wahlkreise zu schaffen) (!Um Wahlplakate zu finanzieren)

Welche Aussage zu Wahlumfragen stimmt? (Sie sind Momentaufnahmen und keine Wahlergebnisse) (!Sie sind immer exakt wie das spätere Ergebnis) (!Sie sind gesetzlich verbindlich) (!Sie ersetzen die Wahl)

Welche Rolle hat die Opposition im Parlament? (Regierung kontrollieren und Alternativen aufzeigen) (!Wahltermine festlegen) (!Wahllokale betreiben) (!Stimmzettel drucken)

Was ist ein Koalitionsvertrag? (Eine Vereinbarung von Parteien über gemeinsame Regierungsarbeit) (!Ein Gesetz, das vor der Wahl automatisch gilt) (!Eine Liste aller Wahlberechtigten) (!Ein Vertrag, der die Wahlpflicht einführt)





Memory

Landtag Landesparlament
Wahlkreis Region für Kandidierende
Sperrklausel Mindeststimmen für Einzug
Briefwahl Abstimmen per Post
Koalition Zusammenarbeit mehrerer Parteien
Opposition Kontrolliert die Regierung





Drag and Drop

Ordne die richtigen Begriffe zu. Thema
Wahlbenachrichtigung Information über Wahllokal und Wahltermin
Stimmzettel Papier zur Stimmabgabe
Auszählung Ermittlung der Stimmen und Sitze
Koalitionsverhandlungen Gespräche zur Regierungsbildung
Opposition Kritische Kontrolle der Regierung






Kreuzworträtsel

Parlament Wie heißt die Volksvertretung, die Gesetze beschließt?
Koalition Zusammenschluss mehrerer Parteien zur Regierungsbildung
Wahlkreis Gebiet, in dem Stimmen regional zugeordnet werden
Geheim Wahlgrundsatz: Niemand soll Deine Entscheidung sehen
Mandat Sitz und Auftrag als Abgeordnete oder Abgeordneter
Umfrage Momentaufnahme zur politischen Stimmung vor einer Wahl





LearningApps


Lückentext

Vervollständige den Text.

Eine Landtagswahl bestimmt die Zusammensetzung des

s in einem

. Viele Länder nutzen Formen der

, sodass Sitze ungefähr nach Stimmenanteilen verteilt werden. Häufig gibt es eine

, damit das Parlament arbeitsfähig bleibt. Nach der Wahl verhandeln Parteien oft über eine

. Die

kontrolliert die Regierung und bringt eigene Vorschläge ein. Wer nicht ins Wahllokal gehen kann, nutzt die

. Am Wahlabend gibt es ein

Ergebnis, später folgt das endgültige Ergebnis.




Medien zum Lernen


Offene Aufgaben

Leicht

  1. Wahlplakat-Analyse: Suche ein aktuelles Wahlplakat (oder ein Beispielbild) und beschreibe, welche Botschaft, Zielgruppe und Emotionen angesprochen werden.
  2. Wahlgrundsätze-Check: Erkläre an drei Beispielen aus Deinem Alltag, was „frei“, „gleich“ und „geheim“ beim Wählen bedeutet.
  3. Landtag-Steckbrief: Erstelle einen kurzen Steckbrief zu „Deinem“ Landtag (Sitz, zentrale Aufgaben, wie viele Fraktionen es gibt).
  4. Wahlbeteiligung: Finde Gründe, warum Menschen wählen oder nicht wählen, und formuliere drei Ideen, wie man Beteiligung stärken kann.

Standard

  1. Wahlsystem-Vergleich: Vergleiche zwei Bundesländer: Welche Besonderheiten gibt es beim Wahlrecht (z.B. Stimmen, Listen, Wahlkreise)?
  2. Koalitionen verstehen: Nimm ein fiktives Wahlergebnis und überlege, welche Koalitionen möglich wären. Begründe, welche politisch plausibel wirken.
  3. Medienkompetenz: Sammle drei typische Desinformations-Tricks im Wahlkampf (z.B. ausgedachte Zitate, irreführende Grafiken) und erkläre, wie Du sie erkennst.
  4. Wahlprogramm-Kurzcheck: Wähle ein Politikfeld (Bildung, Klima, Verkehr) und vergleiche, wie zwei Parteien dazu Ziele und Maßnahmen formulieren.

Schwer

  1. Sitzverteilung-Simulation: Entwickle ein vereinfachtes Modell, wie Stimmen in Sitze umgerechnet werden (z.B. ohne Details, aber mit Prinzip). Erkläre Grenzen des Modells.
  2. Überhangmandat und Ausgleichsmandat: Erstelle eine Fallstudie mit kleinen Zahlen, die zeigt, wie zusätzliche Sitze entstehen können, und diskutiere Vor- und Nachteile.
  3. Föderalismus-Debatte: Schreibe einen argumentativen Text: Welche Themen sollten eher der Bund regeln, welche eher die Länder? Begründe mit Beispielen.
  4. Schulprojekt: Plane eine komplette „Landtagswahl im Klassenzimmer“ (Parteien, Programme, Wahlkampfregeln, Wahl, Auszählung, Koalitionsbildung) und dokumentiere die Durchführung.




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Lernkontrolle

  1. Transfer: Beschreibe, wie eine Entscheidung im Landtag (z.B. Schulgesetz) langfristig Alltag, Wirtschaft und Chancengleichheit beeinflussen kann.
  2. Systemdenken: Erkläre anhand eines Beispiels, wie Landespolitik und Bundespolitik sich gegenseitig beeinflussen (z.B. über den Bundesrat).
  3. Datenkritik: Du bekommst zwei Umfragegrafiken mit unterschiedlichen Ergebnissen. Formuliere Fragen, die Du stellen musst, bevor Du sie bewertest (Methode, Zeitpunkt, Stichprobe).
  4. Konfliktanalyse: Stelle Dir eine Koalition mit drei Parteien vor. Welche Konflikte sind wahrscheinlich, und wie können Kompromisse demokratisch ausgehandelt werden?
  5. Demokratiebildung: Entwickle eine Maßnahme für Deine Schule/Dein Umfeld, die politische Teilhabe stärkt, ohne parteipolitisch zu sein. Begründe Wirksamkeit und Grenzen.




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