Vollständigkeit und Mangel - Das Subjekt in der Sonderpädagogik

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Vollständigkeit und Mangel - Das Subjekt in der Sonderpädagogik




Einleitung

In diesem aiMOOC beschäftigen wir uns mit der Komplexität der Begriffe "Vollständigkeit" und "Mangel" in der Sonderpädagogik, basierend auf der Arbeit von Simone Danz. Ziel ist es, ein tiefgehendes Verständnis der gesellschaftlichen Konstruktion von Normalität und Behinderung zu entwickeln. Wir werden untersuchen, wie die Wahrnehmung von Abhängigkeit, Unvollständigkeit und Hilfebedürftigkeit durch gesellschaftliche Prozesse geprägt wird und wie dies die Integration und Inklusion von Menschen mit Behinderungen beeinflusst. Durch eine kritische Analyse der subjektiven und gesellschaftlichen Perspektiven auf Behinderung zielt dieser Kurs darauf ab, die Studierenden zur Reflexion über die Mechanismen der Diskriminierung und die Bedeutung von Anerkennung und Teilhabe anzuleiten.



Behinderung als gesellschaftliches Konstrukt


Subjektkonstitution und gesellschaftliche Normalität

Im Dokument wird die Konzeption von Behinderung als ein gesellschaftliches Konstrukt detailliert dargelegt, mit besonderem Fokus auf die sprachliche und symbolische Codierung von Behinderung. Es wird argumentiert, dass Behinderung innerhalb der gesellschaftlich definierten Erwartungssphären den Charakter eines Ausnahmezustands annimmt, obwohl Unabhängigkeit, Leistungsfähigkeit und Kontrolle über das eigene Leben lediglich temporäre Zustände darstellen, die jederzeit umschlagen können​​.

Dabei wird betont, dass Behinderung nicht als 'das Andere' der Kultur und Gesellschaft angesehen werden kann, sondern tief in deren Funktionsweisen verankert ist. Diese Sichtweise führt zur Vorstellung von Behinderung als einem "Coming out" des menschlichen Normalfalls, das Irritation auslöst, wenn erwartbare Fähigkeiten oder Erscheinungen nicht vorliegen. Die Ursache für Irritation liegt nicht allein in quantitativen, häufigkeitsbezogenen Abweichungen, sondern vielmehr in einem qualitativen Unterschied, der Unbehagen auslöst und an die Grenzen des Machbaren sowie an Ausgeliefertsein und Schwäche erinnert​​.

Diese Erkenntnisse leiten zu einer Reflexion über die Rolle von gesellschaftlichen Erwartungen und Barrieren bei der Konstituierung von Behinderung. Die soziale Konstruiertheit von Behinderung wird dabei nicht mehr angezweifelt; vielmehr wird auf die Tendenzen der Naturalisierung, Individualisierung und Biologisierung hingewiesen, die Exklusion gesellschaftlich hervorbringen​​.


Anerkennung und Teilhabe

Die Anerkennung und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen werden durch die sozialen, gemeinschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse vermittelt. Der körperliche Schaden, Mangel oder Defekt wirkt sich nicht unmittelbar auf die Entwicklung von Fähigkeiten, gesellschaftliche Partizipation und die Aneignung kultureller Reichhaltigkeit aus. Vielmehr sind diese Aspekte durch die jeweils gegebenen sozialen Bedingungen geprägt, was die Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Reflexion über Feldbedingungen und die Anerkennung von Vielfalt unterstreicht​​.


Inklusion und sonderpädagogische Praxis

Die Auseinandersetzung mit der Inklusion und sonderpädagogischen Praxis erfordert eine tiefgehende Betrachtung der historisch institutionalisierten Konfliktfelder von Erwartungen und Fähigkeiten sowie der Mechanismen, die Diskriminierung und gesellschaftliche Vorurteile gegen Menschen mit Behinderungen hervorbringen. Die im Dokument diskutierten Konzepte des Ableismus und die Analyse der sprachlichen und symbolischen Codierung von Behinderung bieten einen wichtigen Rahmen für das Verständnis der Herausforderungen und Möglichkeiten der Inklusion in der sonderpädagogischen Praxis​​​​​​.



Gesellschaftliche Konstruktionen von Behinderung


Definition und historische Perspektiven

  1. Untersuche die Entwicklung des Behinderungsbegriffs im historischen Kontext.
  2. Vergleiche die medizinischen und sozialen Modelle von Behinderung.


Autonomie, Abhängigkeit und Verletzlichkeit

  1. Diskutiere, wie Autonomie und Abhängigkeit in Bezug auf Menschen mit Behinderungen gesellschaftlich konstruiert werden.
  2. Reflektiere über die Bedeutung von Verletzlichkeit in der Sonderpädagogik.


Quiz:

Was bezeichnet das soziale Modell von Behinderung? (Die Behinderung wird durch gesellschaftliche Barrieren verursacht, nicht durch die körperliche Beeinträchtigung selbst.) (!Die Behinderung ist ausschließlich ein Ergebnis physischer oder psychischer Einschränkungen.) (!Behinderung kann vollständig durch medizinische Intervention behoben werden.) (!Behinderung ist eine persönliche Tragödie, die das Individuum betrifft.)




Was versteht man unter der gesellschaftlichen Konstruktion von Behinderung? (Die Wahrnehmung und Kategorisierung von Behinderung basierend auf gesellschaftlichen Normen und Werten) (!Eine ausschließlich biologisch und medizinisch begründete Feststellung) (!Ein statischer Zustand, der unveränderlich ist) (!Eine individuelle Herausforderung ohne gesellschaftliche Implikationen)





Memory

Medizinisches Modell Fokus auf der Beeinträchtigung des Individuums
Soziales Modell Fokus auf gesellschaftlichen Barrieren
Autonomie Selbstbestimmung trotz Beeinträchtigung
Inklusion Einbeziehung in gesellschaftliche Prozesse
Vulnerabilität Erfahrung der Verletzbarkeit





Subjektkonstitution Die Bildung der individuellen Identität im sozialen Kontext
Normalität Ein soziales Konstrukt, das definiert, was als üblich oder akzeptabel gilt
Inklusion Die umfassende Teilhabe aller Menschen an der Gesellschaft
Anerkennung Die Wertschätzung und Bestätigung des Anderen in seiner individuellen und sozialen Existenz
Behinderung Ein relationaler Begriff, der aus der Interaktion zwischen individuellen Fähigkeiten und gesellschaftlichen Barrieren resultiert





Offene Aufgaben

Leicht

  1. Sensibilisierung: Organisiere einen Workshop zur Sensibilisierung für die Themen Behinderung und Inklusion.
  2. Forschungsprojekt: Führe eine kleine Studie über die Zugänglichkeit öffentlicher Orte in deiner Umgebung durch.
  3. Reflektiere: Überlege, wie deine eigenen Erfahrungen und Vorstellungen von Normalität und Behinderung durch deine Umgebung geprägt wurden.
  4. Diskutiere: In einer Gruppendiskussion, welche Rolle spielt die Sprache bei der Konstruktion von Normalität und Behinderung?
  5. Recherchiere: Finde Beispiele für inklusive Praktiken in deinem Umfeld und beschreibe, wie diese funktionieren.

Standard

  1. Reflexionsbericht: Schreibe einen Reflexionsbericht über deine eigenen Vorurteile und Lernprozesse bezüglich Behinderung.
  2. Präsentation: Erstelle eine Präsentation über die Unterschiede zwischen dem medizinischen und sozialen Modell von Behinderung.
  3. Analyse: Untersuche, wie Medien Behinderung darstellen und welche Auswirkungen dies auf die gesellschaftliche Wahrnehmung hat.
  4. Erstelle: Entwickle einen Leitfaden für sensibilisierende Maßnahmen zur Förderung der Inklusion in Schulen oder am Arbeitsplatz.
  5. Interview: Führe Interviews mit Menschen mit Behinderungen über ihre Erfahrungen mit Inklusion und Exklusion.

Schwer

  1. Konzeptentwicklung: Entwickle ein Konzept für ein inklusives Bildungsangebot.
  2. Innovationsprojekt: Plane ein Innovationsprojekt zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen.
  3. Projekt: Initiiere ein inklusives Projekt, das die Teilhabe von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten in einem Bereich deiner Wahl fördert.
  4. Forschung: Entwerfe eine kleine Studie, die untersucht, wie sich die Haltung gegenüber Menschen mit Behinderungen in verschiedenen Generationen unterscheidet.
  5. Innovation: Entwickle eine App oder Plattform, die Barrieren abbaut und Menschen mit und ohne Behinderungen zusammenbringt.





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Lernnachweis

  1. Analyse: Diskutiere, wie die Anerkennung von Abhängigkeit und Unvollständigkeit als menschliche Grundbedingungen zur Förderung von Inklusion beitragen kann.
  2. Kritik: Bewerte kritisch die Rolle von sonderpädagogischen Einrichtungen im Kontext der Inklusion.
  3. Entwicklung: Entwickle ein Konzept für eine inklusive Bildungseinrichtung, die den Bedürfnissen aller Schüler gerecht wird.
  4. Reflexion: Reflektiere über die Rolle von Macht und Autonomie in der sonderpädagogischen Praxis.
  5. Konzeption: Erstelle einen Plan für eine Kampagne, die auf die Überwindung von Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen abzielt.
  6. Kritische Analyse: Analysiere eine aktuelle politische Maßnahme im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf Menschen mit Behinderungen.
  7. Fallstudie: Bearbeite eine Fallstudie zur Implementierung des sozialen Modells von Behinderung in einem Bildungsumfeld.
  8. Projektarbeit: Entwickle und präsentiere ein Projekt zur Förderung der Inklusion am Arbeitsplatz.



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Einzelnachweise

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