1502 saß ich als junger Hase persönlich im Atelier des Meisters aller Klassen. Ich sah schon lange dem Genie bei der Arbeit zu. Zwei Jahre zuvor hatte er sich selbst im Pelzrock dargestellt. Er wirkte wie ein Messias. Nun malte er mich. In diesem Moment wusste ich, dieses Bild – ja ich selbst – wurde in der Menschenwelt zur Ikone werden. Albrecht Dürer malte mich so wie er mich sah. Das Fensterkreuz, das sich in meinem Hasenauge spiegelt, zeigt, wie sehr der Künstler an meiner natürlichen Darstellung interessiert war. Losgelöst von den üblichen Klischees des Jagdtiers, dem Fruchtbarkeitssymbol, dem Vanitas-Motiv, dem fleischgewordenen Glaubensbekenntnis. Und eben mit dieser naturalistischen Darstellung des Hasen-An-Sich wurden die ganzen Aufladungen noch größer. Dieser Hase ist beladen mit allem, was Hasen haben, sind und werden. In dem Moment meiner tiefsten Erkenntnis, kurz bevor der Künstler sein Werk vollendet hatte, erklärte ich Albrecht Dürer zur Kunst, worüber er sich sehr freute.


Wie der tote Hase den Menschen zur Kunst erklärt




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