Wir Hasen sind ein bescheidenes Volk. Wir messen und vergleichen uns nicht gerne mit anderen. Doch ab und an, müssen wir auch aus dem Schatten herausgehen, unser Licht unter dem Scheffel hervorholen und anmerken: Wir sind – gerade für den Menschen in der Kunst – ein ganz besonderer Fall. Nehmen wir die Vanitas-Motive. Ein Vanitas-Stillleben mit welkenden Schnitt-Tulpen und anderen zerfallenden Gegenständen ist sicherlich sehr schön. Zugegeben: In Schnittblumen die eigene Sterblichkeit zu erkennen und in ein aktives Bewusstsein zu heben, ist ein Gedanke wert. Totenköpfe, Sanduhren, verlöschende Kerzen, zerbrochene Gläser. Alles hat seinen Platz in der Kunstgeschichte. Vor allem im Barock.

Nichtigkeit, Belanglosigkeit unseres Daseins, Eitelkeit und Vergänglichkeit mit irdischen Dingen bzw. weltlichen Schätzen zu thematisieren ist ein treffliches Unterfangen, da auch bei uns Hasen das letzte Fell keine Taschen hat. (Das Fell, das wir am lebenden Leibe tragen – im Übrigen – auch nicht.) Neben dem schnöden Mammon die kulturellen Güter wie Bücher, wissenschaftliche Instrumente und Gemälde zu Vanitas-Motiven zu erklären ist gerade für uns kultivierten Hasen ein hochgeschätztes Stilmittel. Memento Mori. Sterblichkeit in Efeu, Lorbeer und Kornähren zu erkennen ist vermutlich nur auserwählen Kunstkennern beschieden. Doch genauer betrachtet sind das alles einfache Erkenntnisse.

Nehmen wir nun aber den toten Hasen als Symbol. Mit unserem Fleisch stirbt nicht nur eine Mahlzeit. Sterben wir, dann stirbt vieles mit. Mit uns stirbt die Hoffnung auf Frieden. Mit uns stirbt der Glauben an Reinheit. Mit uns stirbt die Zärtlichkeit, ja auch die Liebe. Sterben wir, dann stirbt auch der Mensch. Blumen und hohle Schädel können so einen Sturm und Wirbel an Gefühlen und Erkenntnissen nicht auslösen.



Wie der tote Hase den Menschen zur Kunst erklärt




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