

Lexikografie
Einleitung
Die Lexikografie ist die Wissenschaft und Praxis der systematischen Erstellung, Beschreibung und Pflege von Wörterbüchern und Wortschatz-Ressourcen. Sie verbindet Linguistik, Informationswissenschaft, Sprachdidaktik und Technologie. In diesem aiMOOC lernst Du, wie ein Wörterbuchartikel aufgebaut ist (Mikrostruktur und Makrostruktur), wie Korpuslinguistik beim Nachweis von Belegen hilft, welche Wörterbuchtypen es gibt (z. B. Lernwörterbücher, Bedeutungswörterbücher, Übersetzungswörterbücher), welche Rolle Aussprache (IPA), Etymologie und Phraseologie spielen und wie digitale Lexikografie heute funktioniert – von Wiktionary bis zu Wortschatzportalen. Du arbeitest mit interaktiven Elementen, erstellst eigene Mini-Einträge und reflektierst, wie deskriptive und normative Ansätze zusammenwirken.
Überblick und Grundbegriffe
Was ist Lexikografie?
Die Lexikografie beschreibt und ordnet den Wortschatz einer Sprache in Wörterbüchern oder Lexika. Ziele sind unter anderem: Bedeutungsbeschreibung, Gebrauchshinweise, Aussprache, Flexionsangaben (z. B. Genus, Plural), Kollokationen und Beispielsätze.
Makrostruktur und Mikrostruktur
Die Makrostruktur ist die Gesamtordnung (z. B. alphabetische Ordnung, onomasiologische Ordnung, Thesauri). Die Mikrostruktur beschreibt den Aufbau eines einzelnen Eintrags: Lemma (Stichwort), Wortart, Aussprache (IPA), Flexion, Bedeutungen mit Definitionen, Synonyme/Antonyme, Kollokationen, Phraseologismen, Etymologie und Belege.
Datenbasis: Korpora und Belege
Moderne Lexikografie nutzt Korpora: große Textkorpora unterschiedlicher Register (Zeitungssprache, Fachsprache, gesprochene Sprache). Tools wie Konkordanzen liefern Belege, Frequenzen und N-Gramme zur Ermittlung von Kollokationen und Mehrwortausdrücken.
Wörterbuchtypen
- Allgemeinsprachliche Wörterbücher (z. B. Bedeutungen, Gebrauch, Orthografie)
- Zweisprachige Wörterbücher (bilingual)
- Lernwörterbücher für DaF/DaZ mit didaktischer Aufbereitung
- Fachwörterbücher (z. B. Medizin, Informatik)
- Etymologische Wörterbücher
- Aussprachewörterbücher
- Thesauri/Synonymwörterbücher
- Phraseologische Wörterbücher
Deskriptiv und normativ
Deskriptiv bedeutet: So wird Sprache tatsächlich gebraucht (belegt durch Korpora). Normativ bedeutet: So wird es empfohlen/standardisiert (z. B. Rechtschreibung nach amtlichen Regelungen). Viele Wörterbücher kombinieren beides mit klaren Metalangaben.
Qualität und Transparenz
Wichtige Kriterien: Quellenkritik, Zitation der Belege, klare Kennzeichnungen (z. B. Stilregister, regional, Neologismus), Aktualisierung samt Versionsgeschichte und Transparenz der Redaktion.
Digitale Lexikografie
Heute arbeiten Lexikograf*innen mit XML/TEI-Schemata, Datenbanken, APIs und Linked Data. Nutzer*innen recherchieren in Onlinewörterbüchern, Wortschatzportalen oder Wiktionary. Benutzungshinweise/Gebrauchshinweise sind klickbar, Lemmatisierung und Suchalgorithmen unterstützen Volltext und Fuzzy-Suche.
Mini-Checkliste: Guter Eintrag
- Lemma klar identifiziert (inkl. Flexion)
- Bedeutungsangaben nummeriert und belegt
- Beispiele natürlich, korpusbasiert
- Kollokationen/Phraseologismen aufgeführt
- Aussprache (IPA) angegeben
- Register/Stil/Fach markiert
- Etymologie knapp und zuverlässig
- Quellen und Aktualitätsstand dokumentiert
Interaktive Aufgaben
Quiz: Teste Dein Wissen
Was bezeichnet das Lemma in einem Wörterbucheintrag? (Das Stichwort, unter dem der Eintrag geführt wird) (!Die Seitenzahl des Wörterbuchs) (!Den Namen der Redaktion) (!Die ISBN des Buches)
Was beschreibt die Makrostruktur eines Wörterbuchs? (Die Gesamtordnung aller Einträge) (!Die Etymologie eines Stichworts) (!Die IPA-Transkription) (!Die Kollokationen)
Welches Ziel hat die Korpuslinguistik in der Lexikografie? (Nachweise für Gebrauch und Häufigkeit liefern) (!Nur historische Zitate sammeln) (!Dialekte normieren) (!Orthografie reformieren)
Welche Angabe gehört typischerweise zur Mikrostruktur? (Aussprache in IPA) (!Bindungspreis des Buches) (!Redaktionsadresse) (!Druckerei)
Was ist ein onomasiologisches Wörterbuch? (Ein Wörterbuch vom Begriff zur Benennung) (!Ein Wörterbuch nur für Eigennamen) (!Ein Wörterbuch nur mit Bildern) (!Ein Wörterbuch ohne Belege)
Was leisten Kollokationen im Eintrag? (Sie zeigen typische Wortverbindungen) (!Sie ersetzen die Bedeutung) (!Sie sind nur Zungenbrecher) (!Sie sind nur Lautschrift)
Was unterscheidet deskriptive von normativen Angaben? (Deskriptiv beschreibt Gebrauch, normativ gibt Empfehlungen) (!Deskriptiv ist veraltet, normativ ist modern) (!Deskriptiv ist nur für Fachwörter, normativ für Alltag) (!Es gibt keinen Unterschied)
Welche Datenformate sind in der digitalen Lexikografie verbreitet? (XML/TEI-Strukturen) (!BMP-Bildserien) (!Nur handschriftliche Notizen) (!Morsecode)
Wozu dienen Gebrauchshinweise? (Sie erläutern stilistische/regionale Einschränkungen) (!Sie geben Druckfarbe an) (!Sie ersetzen die Etymologie) (!Sie sind Kapitelüberschriften)
Was ist ein Thesaurus? (Eine strukturierte Sammlung von Bedeutungsbeziehungen/Synonymen) (!Ein Nachschlagewerk für Zahlenfolgen) (!Eine Sammlung von Landkarten) (!Ein Grammatikbuch für Flexionstabellen)
Memory
| Lemma | Stichwort |
| Korpus | Belegsammlung |
| Mikrostruktur | Eintragsaufbau |
| Makrostruktur | Gesamtordnung |
| Etymologie | Wortherkunft |
| Kollokation | Typische Wortverbindung |
Drag and Drop
| Ordne die richtigen Begriffe zu. | Thema |
|---|---|
| Korpuslinguistik | Vorgabe 1 |
| Makrostruktur | 2 |
| Mikrostruktur | 3 |
| Deskriptiv | 4 |
| Normativ | 5 |
...
Kreuzworträtsel
| Lemma | Wie heißt das Stichwort eines Wörterbuchartikels? |
| Korpus | Wie nennt man die große Sammlung von Belegen? |
| Etymologie | Wie heißt die Angabe zur Wortherkunft? |
| Thesaurus | Wie heißt ein Wörterbuch für Bedeutungsbeziehungen? |
| Kollokation | Wie heißt eine typische Wortverbindung? |
| Lautschrift | Wie nennt man die schriftliche Darstellung der Aussprache? |
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Lückentext
Offene Aufgaben
Leicht
- Wörterbuchbenutzung: Suche drei unbekannte Wörter nach und notiere Wortart, Bedeutung und einen Beispielsatz.
- Eintragsanalyse: Markiere in einem Eintrag Lemma, Aussprache, Bedeutung und Kollokationen.
- Synonyme finden: Erstelle für ein Alltagswort eine kleine Thesaurus-Liste mit fünf Synonymen.
Standard
- Mini-Lexikon: Erstelle zu einem Thema (z. B. Schule oder Sport) fünf strukturierte Einträge mit IPA, Definition, Beleg und Kollokationen.
- Korpusrecherche: Sammle zehn Belege für ein Neologismus aus unterschiedlichen Quellen und beschreibe Register und Frequenzen.
- Wortgeschichte: Recherchiere die Etymologie von zwei Wörtern und visualisiere die Lehnwege.
Schwer
- TEI-Entwurf: Skizziere ein XML/TEI-Schema für einen Wörterbucheintrag (Elemente, Attribute) und begründe Deine Struktur.
- Bias-Check: Analysiere kritisch mögliche Bias und Diversitäts-Aspekte in Definitionen und Beispielsätzen und leite Richtlinien ab.
- Prototyp: Entwirf einen klickbaren Prototypen für ein Onlinewörterbuch mit Suche, Filtern und Benutzungshinweisen.


Lernkontrolle
- Transfer: Erkläre an einem Beispiel, wie Korpuslinguistik die Entscheidung zwischen zwei Bedeutungsangaben stützen kann.
- Modellierung: Entwirf eine sinnvolle Ordnung (Makrostruktur) für ein thematisches Schülerlexikon und begründe Deine Wahl.
- Argumentation: Diskutiere, wann normative Hinweise sinnvoll sind und wann sie den Sprachwandel eher behindern.
- Vergleich: Vergleiche Lernwörterbuch vs. allgemeinsprachliches Wörterbuch hinsichtlich Zielgruppe, Mikrostruktur und Beispielen.
- Evaluation: Entwickle Kriterien zur Bewertung der Qualität von Online-Einträgen (z. B. Transparenz, Aktualität, Nachvollziehbarkeit).
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-- Symbolbild (freigestellt, PNG): Ein stilisierter offener Wörterbuch-Eintrag mit Reitern für „Lemma“, „IPA“, „Bedeutung“ und „Beispiel“, klaren Linien, neutrales Farbschema, ohne Hintergrund.
