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Aktuelle Version vom 7. Oktober 2025, 11:05 Uhr



Ethikvergleich



Einleitung

Der Ethikvergleich hilft Dir, unterschiedliche ethische Ansätze zu verstehen, zu bewerten und auf moralische Dilemmata anzuwenden. In diesem aiMOOC lernst Du, wie pflichtbasierte und folgenbasierte Theorien funktionieren, was die Tugendethik betont, wie Care- und Diskursethik argumentieren und wie moderne Debatten zu Menschenrechten, Gerechtigkeit oder Nachhaltigkeit geführt werden. Wir arbeiten mit anschaulichen Beispielen (z. B. Trolley-Problem), klaren Definitionen, interaktiven Übungen und Vergleichstabellen. Ziel ist es, dass Du begründet urteilst, statt nur Meinungen zu äußern.


Lernziele

  1. Zentrale Begriffe erklären: Norm, Wert, Prinzip, Pflicht, Konsequenz
  2. Ethische Hauptströmungen unterscheiden: Deontologie, Konsequentialismus, Tugendethik, Care-Ethik, Diskursethik
  3. Moralische Fälle strukturieren (Sachverhalt – Normen – Optionen – Folgen – Begründung)
  4. Argumente formulieren, prüfen und gegeneinander abwägen
  5. Anwendung auf Themen wie KI-Ethik, Medizinethik, Wirtschaftsethik, Umweltethik, Politische Philosophie


Zentrale Begriffe und Ansätze

Deontologie (Kant): Handlungen sind richtig, wenn sie Pflichten/Prinzipien folgen. Leitidee: kategorischer Imperativ („Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die Du zugleich wollen kannst, dass sie ein Allgemeines Gesetz werde“). Achtung auf Menschenwürde und Autonomie.

Konsequentialismus/Utilitarismus (Bentham, Mill): Richtig ist, was die besten Folgen für möglichst viele erzeugt (größtes Glück der größten Zahl). Varianten: Handlungsutilitarismus, Regelutilitarismus, Präferenzutilitarismus.

Tugendethik (Aristoteles): Fokus auf Charakterbildung und gelingendes Leben. Tugenden als Habitus der Mitte (z. B. Mut zwischen Tollkühnheit und Feigheit). Frage: „Welche Person will ich sein?“

Care-Ethik (Ethik der Fürsorge): Betonung von Beziehungen, Empathie und Verantwortung in konkreten Kontexten; kritisiert abstrakte, entpersonalisierte Moral.

Diskursethik (Jürgen Habermas): Normen sind gültig, wenn sie im Diskurs von allen Betroffenen zustimmungsfähig sind (Prinzipien der Universalität und Rechtfertigung).


Vergleich: Stärken und Grenzen

  1. Deontologie: + starker Rechte- und Würdeschutz; – kann zu Pflichtenkollisionen führen
  2. Utilitarismus: + folgensensibel und flexibel; – Gefahr der Rechteverletzung von Minderheiten
  3. Tugendethik: + lebensweltlich, rollen-/charakterorientiert; – liefert nicht immer klare Handlungsregeln
  4. Care-Ethik: + beziehungs- und Kontextsensibel; – schwer zu verallgemeinern
  5. Diskursethik: + prozedural fair; – setzt ideale Kommunikation voraus


Methodik der Fallanalyse

1) Fall klären: Wer? Was? Kontext (Faktencheck) – 2) Normen sammeln: Rechte, Pflichten, Werte – 3) Optionen: realistische Alternativen – 4) Folgen: kurz-/langfristig, für wen? – 5) Begründung: mit Theorien prüfen – 6) Entscheidung + Reflexion.


Beispiel: Trolley-Problem

Ein Zugwagen droht fünf Personen zu töten; Umlegen der Weiche tötet eine Person. Utilitarismus: Weiche umlegen (5 > 1). Deontologie: Töten als Mittel ist verboten; Personen sind Zweck an sich. Tugendethik: fragt nach praktischer Klugheit und Charakter. Diskursethik/Care: Einbezug der Betroffenen, Beziehungen und Perspektiven.


Anwendungsfelder

  1. Medizinethik: Einwilligung, Fürsorge, Nicht-Schaden, Gerechtigkeit
  2. KI-Ethik: Transparenz, Bias, Verantwortung, Privatsphäre
  3. Wirtschaftsethik: CSR, Compliance, Stakeholder-Theorie
  4. Umweltethik: Nachhaltigkeit, Klimagerechtigkeit, Tierrechte
  5. Politische Philosophie: Freiheit, Gerechtigkeit, Menschenrechte


Leitfragen für den Ethikvergleich

  1. Welches Menschenbild liegt vor?
  2. Wie werden Konflikte gelöst?
  3. Welche Begründungslogik (Pflicht/Folge/Tugend/Diskurs/Care) dominiert?
  4. Wie handhabbar ist die Theorie im Alltag?
  5. Welche Grenzen hat sie?


Interaktive Aufgaben


Quiz: Teste Dein Wissen

Welche Leitidee ist zentral für die Deontologie bei Kant? (Kategorischer Imperativ) (!Größtes Glück der größten Zahl) (!Prinzip Verantwortung) (!Unsichtbare Hand)

Wofür steht der klassische Utilitarismus? (Nutzenmaximierung für möglichst viele) (!Unbedingte Pflichtenerfüllung) (!Primat der Charakterbildung) (!Rechtspositivismus)

Welche Frage stellt die Tugendethik in den Mittelpunkt? (Welche Person will ich sein?) (!Wie lassen sich Folgen berechnen?) (!Welche Regeln gelten absolut?) (!Wer hat die Macht im Diskurs?)

Was betont die Care-Ethik besonders? (Beziehungen und Fürsorge) (!Mathematische Nutzenkalküle) (!Rechtsdogmatik) (!Metaphysische Seinsordnungen)

Was ist ein typischer Kritikpunkt am Utilitarismus? (Minderheitenrechte können übergangen werden) (!Er ist völlig unpraktisch) (!Er ignoriert Folgen völlig) (!Er lehnt Empathie ab)

Welche Prozedur schlägt die Diskursethik vor? (Begründung im zustimmungsfähigen Diskurs) (!Geheime Abstimmungen ohne Debatte) (!Charaktertests mit Punktesystem) (!Religiöse Offenbarung)

Welche Tugend steht in Aristoteles’ Lehre paradigmatisch für die Mitte? (Mut) (!Habgier) (!Trägheit) (!Hochmut)

Was schützt die Deontologie besonders stark? (Menschenwürde) (!Nützlichkeit) (!Konformität) (!Leistung)

Welche Variante gehört zum Utilitarismus? (Regelutilitarismus) (!Glaubensethik) (!Naturrecht) (!Existenzialismus)

Welche Reihenfolge gehört zur Fallanalyse? (Fall klären – Normen – Optionen – Folgen – Begründung – Entscheidung) (!Optionen – Entscheidung – Folgen – Begründung – Normen – Fall klären) (!Begründung – Folgen – Normen – Fall klären – Entscheidung – Optionen) (!Normen – Begründung – Optionen – Entscheidung – Folgen – Fall klären)





Memory

Deontologie Pflichtethik
Utilitarismus Folgenethik
Tugendethik Charakterbildung
Care-Ethik Fürsorge
Diskursethik Zustimmung im Dialog





Drag and Drop

Ordne die richtigen Begriffe zu. Thema
Kategorischer Imperativ Grundprinzip der Deontologie
Größtes Glück Leitidee des Utilitarismus
Eudaimonia Ziel der Tugendethik
Fürsorge Kern der Care-Ethik
Diskurs Verfahren der Rechtfertigung



Kreuzworträtsel

Kategorischerimperativ Wie heißt Kants Leitprinzip in der Deontologie?
Utilitarismus Welche Theorie maximiert den Gesamtnutzen?
Tugendethik Welche Theorie betont Charakter und Haltungen?
Eudaimonia Wie nennt Aristoteles das Ziel gelingenden Lebens?
Konsequentialismus Wie heißt der Überbegriff für folgenorientierte Ethiken?
Menschenwürde Welcher zentrale Begriff schützt Personen als Zweck an sich?





LearningApps


Lückentext

Vervollständige den Text.

Die Deontologie bewertet Handlungen nach ihrer

und nicht primär nach ihren

.
Der klassische Utilitarismus strebt das größte

für die größte

an.
Die Tugendethik fragt nach der Bildung des moralischen

hin zu

.
Die Care-Ethik betont die Bedeutung von

und kontextsensibler

.
Die Diskursethik verlangt eine Rechtfertigung, der alle Betroffenen im

zustimmen

.
Eine strukturierte Fallanalyse unterscheidet zwischen Normen, Optionen und

vor der ethischen

.




Offene Aufgaben

Leicht

  1. Begriffe der Ethik: Erstelle eine Mindmap zu Deontologie, Utilitarismus, Tugendethik, Care und Diskursethik mit je zwei Alltagsbeispielen.
  2. Zitat-Analyse: Suche je ein kurzes Zitat von Immanuel Kant, John Stuart Mill und Aristoteles und erkläre dessen Kern in 3–4 Sätzen.
  3. Beispielsammlung: Sammle fünf Alltagssituationen mit moralischen Entscheidungen und ordne sie einer Theorie zu.
  4. Tugend-Tagebuch: Führe eine Woche lang ein Mini-Tagebuch zu einer gewählten Tugend (z. B. Geduld).

Standard

  1. Fallanalyse: Analysiere eine aktuelle Nachricht (z. B. KI im Unterricht) mit zwei Theorien und begründe Deine Entscheidung.
  2. Debatte: Bereite eine Pro-und-Contra-Debatte „Ziel heiligt die Mittel?“ vor (Utilitarismus vs. Deontologie).
  3. Ethikkarte: Entwickle eine Entscheidungs-Checkliste, die Pflichten, Folgen und Tugenden abfragt.
  4. Interview: Führe ein Interview mit einer Pflegefachkraft/Ärztin/Lehrkraft über moralische Dilemmata (Care-Perspektive).

Schwer

  1. Policy Paper: Schreibe ein zweiseitiges Papier zu einer Schulregel oder Lokalpolitik und begründe sie theorieübergreifend.
  2. Dilemma-Design: Entwickle ein realistisches Fallbeispiel, das die Spannungen zwischen Würdeschutz und Nutzenmaximierung zeigt.
  3. Diskursverfahren: Organisiere einen Klassen-Bürgerdialog nach Prinzipien der Diskursethik zu einem kontroversen Thema.
  4. Ethikvergleich Studie: Vergleiche zwei Kulturen/Religionen bezogen auf Fürsorge-, Pflicht- und Folgenorientierung (mit Quellenangaben).




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Lernkontrolle

  1. Theorievergleich: Erkläre an einem eigenen Fall, wo Deontologie und Utilitarismus zu unterschiedlichen Entscheidungen führen – und warum.
  2. Transferleistung: Übertrage das Trolley-Problem auf ein digitales Szenario (z. B. algorithmische Moderation) und diskutiere Verantwortlichkeiten.
  3. Wertekonflikt: Zeige, wie Care-Ethik einen Normenkonflikt anders löst als Tugendethik.
  4. Metaebene: Prüfe die Voraussetzungen, damit Diskursethik in der Schule fair gelingen kann; nenne Grenzen.
  5. Synthese: Formuliere ein eigenes, begründetes Entscheidungsprinzip, das Elemente aus mindestens zwei Theorien verbindet.




OERs zum Thema


Medien

Datei:The School of Athens - Raphael.jpg


Links

Goldene Regel



Ethikvergleich


Nr. Zitat Tradition / Person Quelle / Text Zeitraum (ca.)
1 „Was für dich gut ist, das tue auch anderen. Was dir selbst schadet, das tue auch keinem anderen.“ Zoroastrismus / Zarathustra Gathas (Avesta) ~1000 v. Chr.
2 „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“ Antike Philosophie / Isokrates u. a. Griechische Ethik ~700–300 v. Chr.
3 „Was du selbst nicht willst, das tue auch nicht anderen.“ Konfuzianismus / Konfuzius Lunyu 15,23 ~500 v. Chr.
4 „Behandle andere nicht so, wie du selbst nicht behandelt werden willst.“ Buddhismus / Siddhartha Gautama Udanavarga 5,18 ~500–100 v. Chr.
5 „Was dir verhasst ist, das tue deinem Nächsten nicht.“ Judentum / Hillel Talmud, Schabbat 31a ~1. Jh. v. Chr.
6 „Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch.“ Christentum / Jesus Matthäus 7,12 (Bergpredigt) ~30 n. Chr.
7 „Keiner von euch ist ein Gläubiger, solange er nicht für seinen Bruder liebt, was er für sich selbst liebt.“ Islam / Mohammed Hadith (Sahih Muslim) ~7. Jh. n. Chr.
  • 8.-6. Jahrhundert v. Chr.: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der Herr." (Die Bibel, 3. Mose Leviticus 19, 18), Judentum
  • 620 v. Chr.: "Was immer du deinem Nächsten verübelst, das tue ihm nicht selbst." Pittakos von Mytilene, die griechischen Sieben Weisen
  • 6. Jahrhundert v. Chr.: "Verletze nicht andere auf Wegen, die dir selbst als verletzend erschienen." (Udana-Varga 5, 18), Buddhismus
  • 500 v. Chr.: "Tue anderen nicht, was du nicht möchtest, dass sie dir tun." bzw. „Tu anderen nicht, was dir selbst nicht gefallen würde.“ / "Es wird dann keine Regungen von Widersetzlichkeit gegen dich geben, gleichgültig ob du es mit Staats- oder Familien Angelegenheiten zu tun hast." (Analekten des Konfuzius 15, 23 & 12,2), Konfuzianismus
  • 500 v. Chr.: "Ein Wort, das als Verhaltensregel für das Leben gelten kann, ist Gegenseitigkeit. Bürde anderen nicht auf, was du selbst nicht erstrebst." (Lehre vom mittleren Weg 13, 3), Konfuzianismus
  • 500 v. Chr.: "Daher übt der Weise keine Gewalt gegen andere, noch heißt er andere so tun." (Acarangasutra 5, 101-102), Jainismus
  • 500 v. Chr.: "Füge anderen nicht Leid durch Taten zu, die dir selber Leid zufügen oder zufügten." / "Wer sich zum Vorbild gemacht bat, soll weder schlagen noch Anlass zu Schlägen geben." / "Wie ich bin, so sind die anderen Wesen; daher soll eines das andere nicht schlagen noch sich von einem anderen schlagen lassen. Das ist die Bedeutung." (Dhammapada, 10, 129-I30); Buddhismus
  • 5. Jahrhundert v. Chr.: "Tue anderen nicht an, was dich ärgern würde, wenn andere es dir täten." Sokrates, griechischer Philosoph
  • 400 v. Chr.: "Soll ich mich andern gegenüber nicht so verhalten, wie ich möchte, dass sie sich mir gegenüber verhalten?" Platon, griechischer Philosoph
  • 4. Jahrhundert v. Chr.: "Man soll sich nicht auf eine Weise gegen andere betragen, die einem selbst zuwider ist. Dies ist der Kern aller Moral. Alles andere entspringt selbstsüchtiger Begierde." (Mahabharata, Anusasana Parva 113, 8; Mencius Vii, A, 4), Hinduismus
  • 2. - 4. Jahrhundert v. Chr.: "Was alles dir zuwider ist, das tue auch nicht anderen an." (Shayast-na-Shayast 13, 29 - Mittelpersische Schrift), Zoroastrismus
  • 2. - 4. Jahrhundert v. Chr.: "Dass die Natur nur gut ist, wenn sie nicht anderen antut, was ihr nicht selbst bekommt." (Dadistan-i-Dinik 94, 5 - Mittelpersische Schrift), Zoroastrismus
  • 200 v. Chr.: "Was du nicht leiden magst, das tue niemandem an." Judentum, Buch Tobit. / Von Martin Luther übersetzt "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu." (Tobias 4,16 in den Apokryphen der Revidierten Ausgabe von 1984)
  • 150er v. Chr.: "Dies ist die Summe aller Pflicht: Tue anderen nichts, das dir Schmerz verursachte, würde es dir getan." (Mahabharata 5, 1517), Hinduismus und Brahmanismus
  • 90 v. Chr.: "Was du selbst zu erleiden vermeidest, suche nicht anderen anzutun." Epiktet
  • 1. Jahrhundert: "Alles, was ihr für euch von den Menschen erwartet, das tut ihnen." bzw. "Alles nun, was ihr wollt, das euch die Leute tun, das tut ihnen auch." (Die Bibel, Matthäus 7, 12; Lukas 6, 31), Christentum
  • 2. Jahrhundert: "Was dir selbst verhasst ist, das tue nicht deinem Nächsten an. Dies ist das Gesetz, alles andere ist Kommentar." (Talmud, Shabbat 31a), Judentum
  • 9. Jahrhundert: "Bei Allah, der mein Leben in Seiner Hand hält, keiner von euch kann ein treuer gläubiger Muslim sein, wenn er nicht für seinen Bruder wünscht, was er für sich selbst möchte."
  • 9. Jahrhundert: "Niemand von Euch hat wahren Glauben, bevor er nicht seinem Bruder oder seiner Schwester das gönnt, was er glaubt was ihm selbst zusteht. " (Sahih Buchari), Islam
  • ca. 1780: "Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde. " (Universalisierungs-Formel) bzw. "Handle nach der Maxime, die sich selbst zugleich zum allgemeinen Gesetze machen kann." (Allgemeine Formel) Immanuel Kants Kategorischer Imperativ. Kant Werke IV, S. 421, 6 / S. 436, 30 - 437, 1
  • 1807: "Die Bewegung ist also schlechthin die gedoppelte beider Selbstbewusstsein. Jedes sieht das Andre dasselbe tun, was es tut; jedes tut Selbst, was es an das Andre fordert; und tut darum, was es tut, auch nur insofern, als das Andre dasselbe tut; das einseitige Tun wäre unnütz; weil, was geschehen soll, nur durch beide zustande kommen kann." Georg Wilhelm Friedrich Hegel "Selbstständigkeit und Unselbstständigkeit des Selbstbewusstseins; Herrschaft und Knechtschaft"
  • 1997: "Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu." Die Goldene Regel wird Teil der Allgemeinen Erklärung der Menschenpflichten, Artikel 4



Ethikvergleich



Einleitung

In diesem aiMOOC befassen wir uns mit den "Goldenen Regeln" – einem moralischen Prinzip, das in vielen Religionen und philosophischen Systemen zu finden ist. Es besagt im Kern: Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest. Diese universelle Leitlinie für ethisches Verhalten unterstreicht die Bedeutung von Empathie, Respekt und Mitgefühl im Umgang mit unseren Mitmenschen.


Die Goldene Regel in verschiedenen Kulturen und Religionen


Ursprünge und weltweite Verbreitung

Die Goldene Regel ist in zahlreichen Kulturen und religiösen Traditionen vertreten, oftmals in sehr ähnlicher Formulierung. Ihre Ursprünge reichen bis in die Antike zurück.

  1. Konfuzianismus: "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg' auch keinem anderen zu." Dies spiegelt sich in den Lehren des Konfuzius (551–479 v. Chr.) wider.
  2. Christentum: "Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen." (Matthäus 7,12)
  3. Islam: "Keiner von euch ist ein Gläubiger, bis er für seinen Bruder wünscht, was er für sich selbst wünscht."
  4. Judentum: "Was dir selbst verhasst ist, das tue deinem Nächsten nicht an." (Talmud, Shabbat 31a)
  5. Buddhismus: "Ein Zustand, der nicht angenehm oder erfreulich für mich ist, sollte auch für ihn nicht angenehm oder erfreulich sein; und ein Zustand, der nicht angenehm oder erfreulich für mich ist, wie könnte ich ihn einem anderen auferlegen?"

Diese Regel findet sich auch in der Philosophie und den Lehren von Philosophen wie Kant, der in seinem kategorischen Imperativ eine ähnliche Forderung nach universeller Anwendbarkeit moralischer Prinzipien stellt.


Interaktive Aufgaben


Quiz: Teste Dein Wissen

In welcher Religion wird die Goldene Regel explizit im Talmud erwähnt? (Judentum) (!Christentum) (!Islam) (!Buddhismus)

Welcher Philosoph formulierte den kategorischen Imperativ, der der Goldenen Regel ähnelt? (Kant) (!Platon) (!Aristoteles) (!Nietzsche)

In welchen heiligen Schriften findet man eine der Formulierungen der Goldenen Regel? (Matthäus 7,12) (!Die Veden) (!Das Gilgamesch-Epos) (!Die Ilias und die Odyssee)

Welche Aussage passt zum Konfuzianismus und seiner Sicht auf die Goldene Regel? ("Was du nicht willst, das man dir tu, das füg' auch keinem anderen zu.") (!"Behandle andere so, wie dein Herrscher behandelt werden möchte.") (!"Was dir selbst verhasst ist, das tue deinem Nächsten nicht an.") (!"Ein Zustand, der nicht angenehm für mich ist, wie könnte ich ihn einem anderen auferlegen?")

Welches Prinzip wird durch die Goldene Regel hauptsächlich gefördert? (Empathie und Mitgefühl) (!Gerechtigkeit und Strafe) (!Reichtum und Erfolg) (!Macht und Kontrolle)





Memory

Konfuzianismus "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg' auch keinem anderen zu."
Christentum "Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen."
Islam "Keiner von euch ist ein Gläubiger, bis er für seinen Bruder wünscht, was er für sich selbst wünscht."
Judentum "Was dir selbst verhasst ist, das tue deinem Nächsten nicht an."
Buddhismus "Ein Zustand, der nicht angenehm oder erfreulich für mich ist, sollte auch für ihn nicht angenehm oder erfreulich sein."





Kreuzworträtsel

Konfuzius Wer prägte die Formulierung "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg' auch keinem anderen zu." im Konfuzianismus?
Matthäus In welchem Buch der Bibel findet sich die Goldene Regel im Christentum?
Empathie Welches Prinzip fördert die Goldene Regel hauptsächlich?
Kant Welcher Philosoph formulierte den kategorischen Imperativ?
Talmud In welchem jüdischen Text findet sich eine Formulierung der Goldenen Regel?
Mitgefühl Neben Empathie, welches Gefühl wird durch die Goldene Regel gefördert?




Offene Aufgaben

Leicht

  1. Erkunde verschiedene kulturelle und religiöse Traditionen: Recherchiere, wie die Goldene Regel in einer Kultur oder Religion deiner Wahl formuliert wird und diskutiere, warum diese universelle Idee in so vielen verschiedenen Kontexten zu finden ist.
  2. Gestalte ein Poster: Erstelle ein kreatives Poster, das die Goldene Regel darstellt, entweder in Worten oder symbolisch durch Bilder.
  3. Tagebucheintrag: Schreibe einen Tagebucheintrag, in dem du beschreibst, wie du die Goldene Regel in deinem täglichen Leben angewendet hast.

Standard

  1. Interview: Führe ein Interview mit Personen unterschiedlicher Glaubensrichtungen über die Bedeutung der Goldenen Regel in ihrem Leben.
  2. Präsentation: Erstelle eine Präsentation über die Geschichte und die verschiedenen Interpretationen der Goldenen Regel in mindestens drei verschiedenen Kulturen.
  3. Analyse: Vergleiche die Goldene Regel mit dem kategorischen Imperativ von Kant und diskutiere die Ähnlichkeiten und Unterschiede.

Schwer

  1. Philosophisches Essay: Schreibe ein Essay, in dem du argumentierst, ob die Goldene Regel in der heutigen Gesellschaft noch relevant ist.
  2. Gruppendiskussion: Organisiere eine Gruppendiskussion in deiner Schule oder Gemeinde über die Anwendung der Goldenen Regel in aktuellen globalen Herausforderungen.
  3. Ethik-Workshop: Entwickle einen Workshop für jüngere Schülerinnen und Schüler, um die Wichtigkeit von Empathie und Mitgefühl durch die Goldene Regel zu vermitteln.




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