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Aktuelle Version vom 1. Dezember 2025, 15:16 Uhr



Gefühle erkennen und benennen





Einleitung

Dieser aiMOOC führt Dich Schritt für Schritt in das Thema Gefühle erkennen und benennen ein. Du lernst, wie Emotionen entstehen, wie man sie im Körper und im Gesicht wahrnimmt (Mimik und Körpersprache), wie man einen differenzierten Gefühlswortschatz aufbaut und wie Modelle wie das Plutchik-Modell oder die Basisemotionen nach Paul Ekman helfen, Erleben besser einzuordnen. Du übst außerdem Methoden aus der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) und bekommst Werkzeuge für Schule, Ausbildung und Studium – von Reflexion über Teamarbeit bis Konfliktlösung.


Grundlagen: Was sind Gefühle?

Emotionen sind kurzzeitige, situationsabhängige Reaktionsmuster aus drei Komponenten: Erleben (subjektives Gefühl), Physiologie (z. B. Herzschlag, Atmung) und Ausdruck (Mimik, Stimme, Haltung). Sie beeinflussen Aufmerksamkeit, Entscheidungen und Handeln. Gefühle sind nicht gut oder schlecht – sie sind Information über Bedürfnisse und Bewertungen einer Situation.

  1. Erleben: Wie es sich innen anfühlt (z. B. ruhig, nervös, beschämt)
  2. Physiologie: Körperzeichen (Puls, Schwitzen, Muskeltonus)
  3. Ausdruck: Sicht- und hörbare Signale (Gesicht, Gestik, Stimme)


Basisemotionen und differenzierte Gefühle

Viele Modelle unterscheiden Basisemotionen mit universellen Ausdrücken. Häufig genannt werden: Freude, Trauer, Angst, Wut, Ekel und Überraschung. Für den Alltag ist zusätzlich ein fein abgestufter Wortschatz wichtig, z. B. statt nur „traurig“: bedrückt, melancholisch, enttäuscht, niedergeschlagen, wehmütig. So kommunizierst Du präziser und findest passgenaue Strategien.


Das Rad der Emotionen ordnet acht Grundemotionen in Intensitätsstufen (z. B. Ärger – Wut – Raserei) und Mischungen (z. B. Freude + Vertrauen → Liebe). Es hilft Dir, Nuancen zu benennen und Mischgefühle zu erkennen.

  1. Intensität: schwach – mittel – stark
  2. Mischgefühle: Kombination benachbarter Emotionen
  3. Gegensätze: gegenüberliegende Felder (z. B. Freude ↔ Traurigkeit)


Wahrnehmen: Mimik, Körper, Stimme, Kontext

Gefühle lassen sich zuverlässiger erkennen, wenn Du mehrere Kanäle kombinierst:

  1. Mimik: Augenbrauen, Mundwinkel, Blickkontakt, Mikroausdrücke
  2. Körpersprache: Haltung, Bewegungen, Abstand, Muskelspannung
  3. Stimme: Tonhöhe, Tempo, Lautstärke, Pausen
  4. Kontext: Situation, Beziehung, Kultur, Erwartungen

Merke: Eine einzige Geste ist selten eindeutig. Gute Einschätzungen entstehen aus Kontext + mehreren Hinweisen.


Benennen: Dein Gefühlswortschatz

Erweitere Deinen Wortschatz mit Kategorien und Abstufungen:

  1. Freude: zufrieden – froh – begeistert – ekstatisch
  2. Angst: nervös – besorgt – ängstlich – panisch
  3. Wut: irritiert – verärgert – wütend – rasend
  4. Trauer: bedrückt – traurig – verzweifelt – erschüttert
  5. Scham & Schuld: verlegen – beschämt – reumütig
  6. Überraschung: verblüfft – erstaunt – fassungslos
  7. Ekel: abgeneigt – angewidert – abgestoßen

Tipp: Führe ein Gefühlstagebuch mit Uhrzeit, Auslöser, Körperzeichen, benanntem Gefühl und Bedürfnis.


Bedürfnisse hinter Gefühlen (GFK)

In der Gewaltfreie Kommunikation sind Gefühle Signale für erfüllte oder unerfüllte Bedürfnisse (z. B. Sicherheit, Zugehörigkeit, Autonomie, Ruhe). Vier Schritte: Beobachtung – Gefühl – Bedürfnis – Bitte.

Beispiel: „Wenn Du während meiner Präsentation sprichst (Beobachtung), fühle ich mich nervös (Gefühl), weil mir Sicherheit wichtig ist (Bedürfnis). Wäre es ok, Fragen am Ende zu stellen? (Bitte)“


Biopsychologie kompakt

  1. Amygdala: schnelle Relevanz- und Furchtverarbeitung
  2. Präfrontaler Cortex: Bewertung, Regulation, Selbstregulation
  3. Hippocampus: Kontext und Erinnerung
  4. Stress-Achse: Herzfrequenz, Atmung, Muskeltonus als Körpersignale


Kulturelle und individuelle Unterschiede

Emotionen sind biologisch mitgeprägt, aber Ausdrucksregeln und Worte variieren kulturell. Respektiere Unterschiede und frage nach: „Wie geht es Dir damit?“ – statt zu raten.


Anwendung in Schule, Ausbildung, Studium

  1. Klassenklima: Gefühlsrunde, Emotionskarten, Stimmungsbarometer
  2. Teamarbeit: Check-ins, klare Bitten, Feedback in Ich-Form
  3. Prüfungsangst: Atemübungen, Reframing, Vorbereitung in Etappen
  4. Konflikte: GFK-Dialoge, aktive Empathie, gemeinsame Lösungen


Übungen zum Einstieg

  1. 1-Minute-Scan: „Wo im Körper spüre ich gerade etwas?“
  2. 3-Wort-Check: „Ich fühle mich …, … und …“
  3. Kontextbrille: „Welche Situation könnte diese Reaktion erklären?“
  4. Emotionsrad-Suche: Wähle präzise Begriffe statt Pauschalen.


Interaktive Aufgaben


Quiz: Teste Dein Wissen

Was beschreibt Emotion im psychologischen Sinne am besten? (Kurzzeitige, subjektive Reaktion aus Erleben, Körper und Ausdruck) (!Dauerhafte Charaktereigenschaft ohne Situationsbezug) (!Reine Körperreaktion ohne Gedanken und Bewertungen) (!Nur kulturelles Konstrukt ohne biologische Basis)

Welche der folgenden gehört zu den Basisemotionen nach Paul Ekman? (Freude) (!Stolz) (!Neid) (!Eifersucht)

Welches Gehirnareal spielt eine zentrale Rolle bei der Furchtverarbeitung? (Amygdala) (!Kleinhirn) (!Thalamus) (!Occipitallappen)

Wofür steht die Abkürzung GFK im Kommunikationskontext? (Gewaltfreie Kommunikation) (!Gefühlsfreie Kommunikation) (!Gemeinschaft fördert Konsens) (!Gewohnte formale Kommunikation)

Wozu dient das Rad der Emotionen nach Plutchik vor allem? (Zuordnung von Intensitäten und Beziehungen zwischen Emotionen) (!Messung des Blutdrucks bei starken Gefühlen) (!Training mimischer Muskelgruppen) (!Beurteilung moralischer Werte)

Welche Strategie erhöht die Genauigkeit beim Erkennen von Gefühlen? (Kombination aus Kontext, Mimik, Stimme und Körperhinweisen) (!Ausschließlich auf ein einzelnes Gesichtssignal achten) (!Nur die gesprochenen Worte bewerten) (!Gefühle grundsätzlich vermeiden, um objektiv zu bleiben)

Was versteht man unter Gefühlswortschatz? (Sammlung präziser Begriffe zur Beschreibung innerer Zustände) (!Liste medizinischer Diagnosen) (!Regelwerk zur Bestrafung unangemessener Gefühle) (!Technik zur Unterdrückung aller Emotionen)

Welches Körpersignal passt typischerweise zu Angst? (Erhöhter Puls) (!Gähnen) (!Kichern ohne Anlass) (!Schluckauf)

Was ist ein Beispiel für Fehlattribution von Erregung? (Nervosität auf einer Brücke wird als Verliebtheit gedeutet) (!Freude wird als Freude erkannt) (!Ekel wird als Hunger erkannt, weil es Essenszeit ist) (!Trauer wird als Müdigkeit nach dem Sport erkannt)

Welcher Satz benennt ein Gefühl statt einer Bewertung? (Ich fühle mich enttäuscht.) (!Du bist unfair.) (!Es ist furchtbar, was du tust.) (!Man sollte nicht so sein.)





Memory

Erstelle passende Paare:

Amygdala Furchtverarbeitung
Mimik Gesichtsausdruck
Plutchik-Rad Acht Grundemotionen
GFK Vier Schritte
Empathie Mitfühlendes Verstehen
Körpersprache Haltung und Gestik
Gefühlstagebuch Tägliche Reflexion
Scham Richtung nach innen





Drag and Drop

Ordne die richtigen Begriffe zu. Thema
Empathie Mitfühlendes Verstehen anderer Zustände
Wut Energie für Abgrenzung und Schutz von Grenzen
Achtsamkeit Bewusste, nicht wertende Wahrnehmung
Trauer Reaktion auf Verlust und Abschied
Scham Gefühl bei vermutetem Normverstoß vor Blicken anderer




...


Kreuzworträtsel

Achtsamkeit Wie heißt die bewusste, urteilsfreie Wahrnehmung des Moments?
Empathie Wie nennt man die Fähigkeit, Gefühle anderer nachzuempfinden?
Mimik Wie heißt der sichtbare Ausdruck im Gesicht?
Amygdala Welches Hirnareal ist zentral an Furcht beteiligt?
Gefühle Wie nennt man die inneren Zustände, die wir benennen wollen?
Resilienz Wie heißt psychische Widerstandskraft gegenüber Belastungen?





LearningApps


Lückentext

Vervollständige den Text.

Emotionen bestehen aus subjektivem Erleben, körperlichen Reaktionen und sichtbarem Ausdruck, man spricht von

.
Gefühle liefern Informationen über unsere

in einer Situation.
Die Basisemotionen nach Ekman umfassen unter anderem Freude, Angst, Wut, Ekel, Trauer und

.
Im Plutchik-Rad werden Emotionen nach Intensität und

geordnet.
Zuverlässiger wird Emotionsdeutung, wenn Mimik, Stimme, Körper und

gemeinsam betrachtet werden.
Die Gewaltfreie Kommunikation trennt Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und

.
Ein Gefühlswortschatz hilft, Nuancen zu benennen statt nur

zu verwenden.
Ein Gefühlstagebuch fördert Selbstwahrnehmung und

.
Die Amygdala ist wichtig für schnelle Bewertungen emotionaler

.
Achtsamkeit bedeutet eine präsente, nicht verurteilende

.




Offene Aufgaben

Leicht

  1. Emotionsrad: Erstelle ein persönliches Emotionsrad mit je 5 Begriffen zu Freude, Angst, Wut und Trauer.
  2. Gefühlstagebuch: Führe eine Woche lang täglich drei kurze Einträge (Auslöser, Gefühl, Körperzeichen, Bedürfnis).
  3. Mimik-Spiegel: Nimm Dich 30 Sek. im Spiegel auf und beschreibe danach, welche Gefühle Du siehst und woran.
  4. Atemübung: Teste eine 4-6-Atemtechnik vor einer Leistungssituation und notiere Wirkung auf Dein Gefühl.

Standard

  1. GFK-Dialog: Schreibe einen Dialog (8–10 Zeilen) zu einem Konflikt in Ich-Form mit den vier Schritten der GFK.
  2. Kontextanalyse: Analysiere eine Filmszene: Welche Hinweise (Mimik, Stimme, Kontext) deuten auf welche Gefühle?
  3. Team-Check-in: Entwickle ein 5-Min-Check-in-Ritual für Dein Team/Kurs inklusive Emotionskarten.
  4. Vokabular erweitern: Erstelle eine Liste mit 40 Gefühlswörtern in vier Intensitätsstufen und Beispiele aus Deinem Alltag.

Schwer

  1. Interview: Führe 2 Kurzinterviews zu „Wie erkennst Du Gefühle?“ und werte Gemeinsamkeiten/Unterschiede aus.
  2. Training entwerfen: Konzipiere ein 30-Min-Mikrotraining „Gefühle benennen“ für eine Lerngruppe (Ziele, Ablauf, Materialien).
  3. Fallanalyse: Beschreibe einen Missverständnis-Fall, analysiere Fehlattributionen und schlage Alternativen vor.
  4. Projekt: Entwickle ein digitales Tool/Poster (OER), das Lernenden beim Benennen von Gefühlen hilft (Creative-Commons-Lizenz).




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Lernkontrolle

  1. Transfer Schule: Übertrage GFK auf eine reale Klassen- oder Teamsituation; erläutere, wie sich die Stimmung ändert und warum.
  2. Modellvergleich: Vergleiche Basisemotionen nach Ekman mit dem Plutchik-Rad in Bezug auf Nutzen für Unterricht/Training.
  3. Diagnosefehler: Erkläre, warum Einzelhinweise (z. B. nur Mimik) irreführen können und wie Du Triangulation nutzt.
  4. Regulation: Skizziere einen Plan zur Emotionsregulation vor Prüfungen mit Begründung (Mechanismen, Evidenzprinzipien).
  5. Ethik & Kultur: Diskutiere Chancen und Risiken automatischer Emotionserkennung in Bildung/Arbeitswelt.
  6. Reflexion: Welche drei Gefühlswörter würdest Du künftig häufiger verwenden und warum?




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