Porzellanlithophanie im Durchlicht (nach dem Gemälde „Friedrich II. nach der Schlacht bei Kolin“ von Julius Schrader).
Porzellanlithophanie mit Auflicht zur Verdeutlichung des Reliefprinzips.

Bei der Lithophanie (von griech. λίθος lithos „Stein“ und φαίνειν phainein „sichtbar machen, leuchten, erscheinen“; vereinzelt auch Lichtschirmbild) handelt es sich um eine Reliefdarstellung in transluzentem Material (häufig Porzellan, Kunststoff oder Glas), welche ihre Wirkung erst im Gegenlicht entfaltet.

Eine Lithophanie besteht aus einer dünnen Materialschicht, meist einer Platte, die durch eine Lichtquelle von hinten beleuchtet wird. Durch die unterschiedliche Dicke des Materials, welche das Licht unterschiedlich stark durchscheinen lässt, entsteht beim Betrachter ein besonderer Licht- beziehungsweise Bildeffekt. Weil die stufenlosen Hell- und Dunkelschattierungen für die Gestaltung des Reliefs entscheidender sind als etwa die Konturen der Abbildung, wirkt die Lithophanie erst bei Einsetzen der Lichtquelle, was auch einen gewissen Überraschungseffekt erzielt.

Ursprünglich wurde diese Technik in der Porzellanherstellung entwickelt, wobei vor dem Brennvorgang mit Hilfe eines Models ein Relief in eine Porzellanplatte eingepresst wurde. Dazu wurden die Umrisse eines Gemäldes oder einer Photographie frei auf dünnem Papier abgezeichnet. Dieses Papier wurde auf eine geglättete Wachsplatte gelegt und die Zeichnung durchgepaust. Im nächsten Schritt wurde die Wachsplatte vor eine Lichtquelle gehalten und mit dem Modelmesser bearbeitet, also die hellen Stellen des Gemäldes vertieft und die dunklen erhöht gelassen. Das Wachsmodell wird solange überarbeitet, bis das Gemälde durch das durchfallende Licht vollständig erkennbar ist. Diese Arbeit kann mehrere Wochen dauern. Das fertige Wachsmodel wird auf eine Glasplatte gelegt und flüssiger Gips darüber gegossen. Wenn der Gips getrocknet und gehärtet ist, wird er von dem Wachsmodel abgehoben und bildet die Form für die Lithophanie. In diese Form wird weiche Porzellanmasse eingefüllt und geglättet. Sobald die Gipsform, die die Feuchtigkeit aus der Porzellanmasse anzieht, vollständig getrocknet ist, wird die Porzellanschicht abgehoben, weiter getrocknet und schließlich gebrannt.[1]

Später wurde diese Technik für die Glasherstellung und modern mit Hilfe von CNC-Maschinen bei Kunststoff angewandt.

In der Regel werden Lithophanieplatten vor Fensterscheiben gehängt, oder mehrere Reliefplatten werden zu einer Lampe zusammengefügt, welche früher mit Petroleum als Petroleumlampe oder mit einer Kerze von innen beleuchtet wurde. Durch moderne LED- Lichttechniken oder Leuchtfolien können Lithophanien heute auch als sehr dünnes, von hinten beleuchtetes Bild hergestellt werden.

Lithophanien waren vor allem in der Mitte des 19. Jahrhunderts sehr beliebt; das erste Patent wurde 1827 in Paris ausgestellt. Kurz darauf übernahmen die meisten Porzellanmanufakturen die Produktion von Lithophanien, wobei auch einzelne Produkte von der Konkurrenz kopiert wurden. Urheberrechtlich war die Zulässigkeit von Lithophanien umstritten.[1] Besonders erfolgreich wurde die Produktion von „Lichtschirmbildern“ von der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin zwischen 1830 und 1862 durchgeführt.

Im Jahr 1849 wurden auf Anregung von Gottfried Henklein erstmals in der Porzellanmanufactur Plaue Lithophanien entwickelt. Bis heute werden sie immer noch hergestellt und mit neuen Motiven weitergeführt. Mittlerweile befinden sich über 2500 Lithophanie-Modelle in der Manufaktur.

Auch wurden Lithophanien aus Weissglas mit Beginn der maschinellen Glasproduktion in den Boden von Biergläsern eingelassen, welche so erst beim Leeren des Glases sichtbar wurden.

Als Variante der Diaphanie wurden als Fensterschmuck vorgesehene Lithophanien im 19. Jahrhundert auch aus reliefierten Papiermassen hergestellt.

Vergleichsweise einfach ist die Herstellung von Lithophanen mit Hilfe von 3D-Druckern. Hierfür werden die Reliefdaten mit Hilfe entsprechender Software aus der Helligkeitsinformationen von Bilddateien gewonnen und anschließend gedruckt. Die im 3D-Druck üblicherweise verwendeten Kunststoffe, zum Beispiel Polylactide, sind bei Schichtdicken im Millimeterbereich hinreichend lichtdurchlässig.

Literatur

  • Rather, Kirsten Dorothée: Die Lithophanien der KPM [Königliche Porzellan-Manufaktur] Berlin (1828–1865). Ein Beitrag zur Porzellangeschichte des 19. Jahrhunderts. Dissertation Universität Hamburg, Hamburg 1993.
  • Ekkehardt Kraemer (Hrsg.): Sächsisch-thüringisches Manufakturporzellan. Glas Keramik. Volkseigener Außenhandelsbetrieb der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1985. 3. erweiterte Auflage 1987 Seite 19–23 über Lithophanien der Porzellanmanufactur Plaue.
  • Hans Leichter: Berliner Lithophanien. Eine fast vergessene graphische Technik des Biedermeier, in: Jahrbuch „Der Bär von Berlin“, hrsg. v. Verein für die Geschichte Berlins, 23. Jahrgang, Berlin 1974.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Urteil des Reichsgerichts vom 24. November 1886, RGZ 18, 102.


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