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| <big>'''Fleisch in der Kunstgeschichte'''<br />
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| Von der Höhlenmalerei bis zur Meat-Art</big><br />
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| Fleisch zieht seine blutige Spur durch die Kunstgeschichte. Offen oder geschlossen. Nackt oder bedeckt. Symbolhaft oder auf die Struktur reduziert. Fleisch tritt in der Kunst nicht nur als Motiv hervor, sondern ist teilweise auch der organische Werkstoff, aus dem Kunst gemacht wurde. Sogar als Farbersatz findet Fleisch seinen Platz in der Kunstgeschichte. Dabei ist nicht nur der Künstler selbst aus Fleisch und Blut, sondern auch derjenige, der an die Kunst herantritt.
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| Diese Analyse des Fleisches in der Kunstgeschichte ermöglicht eine neue Sicht auf die Kunstgeschichte, das Fleisch an sich und den Menschen.
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| * Frühe Fleischkunst
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| * Klassiker des Fleisches
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| * Moderne Fleischkunst
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| * Meat-ART Joblin
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| Fleisch ist der Ursprung aller Kunstthemen. Schon bei der „Venus von Willendorf“ (Altsteinzeit / ca. 25.000 v. Chr.) ist das menschliches Fleisch das Motiv welches den Figuren ihre Form gibt. Der fleischliche Charakter der Venus von Willendorf galt bspw. als Fruchtbarkeitssymbol, welches als Nomaden-Kultobjekte transportabel war.
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| Das tierische Fleisch der Höhlenmalereien z.B. aus Altamira, Alt-Magdalénien (Jüngere Altsteinzeit ca. 12.000 – 15..000 v. Chr.) war aufgrund der Realität der damaligen Menschen ein sehr beliebtes Motiv: Pferde, Bisons, Hirsche usw. ließen Jagdszenen, Tierwanderungen, Technik des Tötens usw. als bildnerische Themen des Menschen als Jäger und Sammler erscheinen. Die Farbe setzte sich dabei aus Eisenoxiden, Holzkohle, diverse Gesteine, Erze und auch Blut zusammen. Fleisch galt schon hier als Symbol der Macht.
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| Hubert van Eyck galt vor allem in der Ausführung des „Genter Altars“ (1432 voll.) als Meister des Inkarnats (von ital. Carne, Fleisch) und verwandelte das Wort der Bibel in den Außenfiguren des Adams und der Eva in Perfektion zu Fleisch.
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| Auch in der bewussten Abwesenheit des Fleisches wie bspw. bei Jan Bruegheld d.Ä. („Blumen-Brueghel“) – „Kleiner Blumenstrauß“ in einem Tongefäß (um 1607) arrangiert ein Mensch für Menschen Blumen. Hinweise auf das Fleisch sind hier z.B. die Irisblüte. Sie verweist auf den fleischgewordener Erlöser und ist auch ein Mariensymbol. Die Mohnblüten symbolisiert Vergänglichkeit bzw. die Offenbarung Gottes. Münzen und Juwelen beziehen sich auf den Reichtum des damals lebendigen Fleisches.
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| Als Glanzstück der Fleischdarstellung gelten Rembrandt Hermenszoon van Rijns Ausführungen „Der geschlachtete Ochse“ (1643 & 1655). Das für die damaligen Verhältnisse untypische Motiv eines geschlachteten Ochsen, war im reichen Amsterdam kein Verkaufsschlager. Auch hier findet sich die Sterblichkeit alles Irdischen wieder, aber auf eine ganz neue, unverhohlene Art und Weise. Rembrandt malt die Dinge so, wie er sie sieht. Nicht zuletzt aus diesem Grund musste der Maler auch 1656 Konkurs anmelden. In Einbeziehung der biographischen Ereignisse kann die im Hell-Dunkel vollendete theatralische Wiederholung des Bildthemas 1655 als Selbstportrait gesehen werden.
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| Lovis Corinth ist ein Meister der Schlachthausszene. Die Darstellung der Grenzsituation für den Menschen wird in seinen Gemälden zur Grenzverwischung. Mensch und Tier sind hier gemeinsam auf ein Bild gebracht und eine Oszillation zwischen Subjekt und Objekt, aber auch zwischen Ästhetik und Ekel, Grobheit und Schlichtheit finden hier ihre Balance, die in der Waage hinter dem Jungen im „Schlachterladen in Schäftlarn an der Isar” (1897) verkörpert wird. Auch in dieser Fleischreihe vollzieht sich der Übergang vom Impressionismus zum Expressionismus in Corinths Oeuvre. Wird anfänglich noch in Hochachtung vor Rembrandt ein Ochse ausgenommen, so wird 1922 Jesus auf die Leinwand „gespannt“.
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| Der Erfinder der Eat Art Daniel Spoerri kommt aus der Richtung „Objektkunst“, die mit Verfremdung arbeitet und dem „Nouveau Réalisme“ (Neuer Realismus), der mit neuen Techniken und Materialien das Alltagsleben in die Kunst integrieren möchte. Seine Arbeiten weisen Ähnlichkeiten zum altniederländische Stillleben auf. In seinen Fallenbilder stellt er abgegessene Esstische dar. Dabei fixiert er das Essgeschirr und die Reste (Left overs) mit Kunstharz auf dem Tisch. Das Ergebnis ist ein Assemblage-Relief.
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| Jack Joblins Fisch-Fleisch-Objekte sind als Spiegel des eigenen Fleisches zu betrachten. "Jedes Fleisch reflektiert uns das eigene Subjekt." Es kann als Verkörperung des Todes gesehen werden, die zur Selbstreflexion durch das Material an sich führt. Daraus kreierte Joblin ein Manifest, durch welches das Individuum wieder zurück zur Kunst geführt werden sollte; unabhängig von der Kunstwissenschaft und dem damals schon "engagierten" Kunstmarkt.<br />
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| # That’s ART: Es gibt niemanden, der nicht entscheidet, was Kunst ist.
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| # My ART: Es gibt niemanden, der nicht Kunst schafft.
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| # Meat- bzw. Subject-ART: Es gibt niemanden, der nicht Kunst ist.<br />
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| Jana Sterbak zeigt in „Vanitas: Flesh Dress for an Albino Anorectic“ (1987) eindrücklich, wie Frauen mit dem Thema Fleisch umgehen können. Ihr Material: Steak, Mannequin, Salz, Garn, Farbfotografie auf Papier, Kleidergröße: 38.
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| * Vanitas: Verfall, Vergänglichkeit, Tod
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| * Flesh: Umkehrung vom Inneren nach Außen, keine Haut, kein Schutz, keine Hülle der Schönheit
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| * Dress: Mageres weibliches Model wird von Künstlerin mit Anti-Mode verkleidet
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| * Albino: Pigmentstörung, Sehschwäche, westlicher „Look“
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| * Anorexie: Appetitlosigkeit, Verlust des eigenen Fleisches, Essstörungen, Schönheitsideale
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| Ihr "Chair Apollinaire" (1996) spielt mit dem Wort (franz. – engl.) Selbstreflexion durch pure Materialität. Die Verfremdung des Sessels bewirkt eine Enthebung der ursprünglichen Bedeutung. Der Sessel ist kein Ort der Ruhe, sondern ein Ort des Ekels und der Kälte geworden.
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| * Körperliches Fleisch – Nahrungsmittel
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| * Deutsch: Leib – Fleisch
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| * Engl.: Flesh – Meat
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| * Franz.: Chair – Viande
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| Gunther von Hagen konfrontiert nach Joblin mit seinen „Körperwelten“ die Kunstwelt direkt mit der Frage, ob es Kunst aus Fleisch und Blut gibt. Oftmals werden die Körperweltenexponate als Kunst betrachtet. Von Hagen aber nicht als Künstler. Er wird eher als ein medizinisch interessierter Werkstattleiter der Konservierung für ein modernes Panoptikum betrachtet.
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| In Anlehnung an Joblin bezieht die „Joblin-Factory“ hierzu entschieden Stellung: „Das Fleisch hinter dem Exponat ist Kunst. Jeder tote Körper ist Kunst des Menschen, der er war.“ – „Die Reduktion auf den Körper und das Ausklammern der geistigen Welt lässt gerade durch die Entziehung der Persönlichkeit dieses anonyme Fleisch zur Subjektkunst werden.“ – „In jedem Fleisch erkennen wir uns selbst.“
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