Härteverfahren


Härteverfahren
Einleitung
Härteverfahren sind spezielle Wärmebehandlungsverfahren, mit denen die Härte, Festigkeit und Verschleißbeständigkeit von Metallen gezielt verändert werden. Besonders in der Metallverarbeitung, im Werkzeugbau, der Automobilindustrie oder im Maschinenbau sind gehärtete Bauteile unerlässlich.
In diesem aiMOOC lernst Du die verschiedenen Härteverfahren kennen, verstehst ihre physikalischen Grundlagen, erfährst, wie sie ablaufen, und welche Werkstoffe sie besonders beeinflussen.
Was bedeutet Härten?
Definition
Härten ist ein thermisches Verfahren, bei dem ein Metall auf eine bestimmte Temperatur erhitzt und anschließend rasch abgeschreckt wird. Dadurch entsteht eine Gefügeumwandlung, meist in den besonders harten Martensit-Zustand.
- Erhöhung der Oberflächenhärte
- Verbesserung der Verschleißfestigkeit
- Erhalt der Zähigkeit durch nachträgliches Anlassen
Warum härtet man?
Bauteile sollen nicht nur stabil, sondern auch widerstandsfähig gegenüber Abrieb, Stoßbelastung und Verformung sein. Härteverfahren ermöglichen die gezielte Anpassung der Materialeigenschaften – besonders bei Stahl, aber auch bei Aluminiumlegierungen oder Kupferlegierungen.
Die wichtigsten Härteverfahren
Härteverfahren werden nach ihrem Ablauf und ihrer Wirkung unterschieden:
Klassische Wärmehärteverfahren
- Einsatzhärten – Erhöhung des Kohlenstoffgehalts an der Oberfläche, danach Härten
- Vergüten – Härten + Anlassen (Zähigkeit und Härte kombiniert)
- Induktionshärten – gezieltes Erwärmen durch Induktionsstrom
- Flammhärten – punktuelles Erhitzen mit Gasflamme
- Lufthärten – Selbstabschrecken durch Luft (z. B. bei Schnellarbeitsstahl)
Oberflächenhärtung durch Diffusion
- Nitrieren – Stickstoffeinlagerung in die Randschicht
- Carbonitrieren – Einbringen von Kohlenstoff und Stickstoff
- Borieren – Erzeugung einer borhaltigen, extrem harten Randschicht
Härten von Stahl
Stahl ist besonders gut härtbar, da sein Eisen-Kohlenstoff-Gefüge bei bestimmten Temperaturen in Austenit umgewandelt werden kann. Beim raschen Abkühlen entsteht Martensit, ein sehr hartes, aber auch sprödes Gefüge. Durch nachträgliches Anlassen wird die Sprödigkeit reduziert.
Typischer Ablauf:
- Erhitzen auf Härtetemperatur (750–950 °C)
- Halten auf Temperatur
- Abschrecken in Wasser, Öl, Salzbad oder Luft
- Anlassen bei 150–650 °C
Prüfen der Härte
Die Härteprüfung erfolgt mit speziellen Prüfverfahren:
Dabei wird gemessen, wie tief ein Prüfkörper in das Material eindringt. Je geringer die Eindringtiefe, desto härter ist das Material.
Einflussfaktoren auf die Härtung
- Werkstoffzusammensetzung (besonders Kohlenstoffgehalt)
- Erwärmungs- und Abkühlgeschwindigkeit
- Gefügezustand vor dem Härten
- Abschreckmedium
Nicht jeder Werkstoff ist gleich gut härtbar. Für viele Anwendungen ist eine Kombination aus harter Oberfläche und zähem Kern erforderlich.
Interaktive Aufgaben
Quiz: Teste Dein Wissen
Was bewirkt das Härten eines Metalls? (Es erhöht die Härte und Verschleißfestigkeit) (!Es verringert die Wärmeleitfähigkeit) (!Es macht das Metall leichter) (!Es vergrößert das Volumen des Metalls)
Was ist Martensit? (Ein sehr hartes Gefüge im Stahl) (!Ein chemischer Zusatz) (!Ein Abschreckmittel) (!Ein Prüfverfahren)
Welches Härteverfahren nutzt Induktionsstrom? (Induktionshärten) (!Flammhärten) (!Carbonitrieren) (!Vergüten)
Warum wird Stahl nach dem Härten angelassen? (Um die Sprödigkeit zu verringern) (!Um ihn weicher zu machen) (!Um Farbe zu verändern) (!Um Korrosion zu verhindern)
Was ist das Ziel des Einsatzhärtens? (Erhöhung der Randschichthärte durch Kohlenstoffdiffusion) (!Komplettes Aushärten eines Bauteils) (!Erhöhung der Duktilität) (!Verkürzung des Abkühlvorgangs)
Welches Medium eignet sich für schnelles Abschrecken? (Wasser) (!Luft) (!Öl) (!Salzbad)
Was geschieht beim Nitrieren? (Stickstoff wird in die Randschicht eingebracht) (!Ein Werkstoff wird mit Bor beschichtet) (!Der Werkstoff wird geschmolzen) (!Die Härte wird durch Kühlen erhöht)
Was ist Vergüten? (Härten und anschließendes Anlassen) (!Nur Erwärmen ohne Abschrecken) (!Härten mit Stickstoff) (!Glühen bei 300 °C)
Womit wird häufig die Härte gemessen? (Rockwell) (!Celsius) (!Newton) (!Farad)
Welche Werkstoffe lassen sich gut härten? (Stahl mit ausreichend Kohlenstoff) (!Reines Aluminium) (!Kupfer) (!Messing)
Memory
| Vergüten | Härten und Anlassen |
| Martensit | Sehr hartes Gefüge |
| Einsatzhärten | Randschicht mit mehr Kohlenstoff |
| Rockwell | Härteprüfverfahren |
| Induktionshärten | Verfahren mit Stromerwärmung |
Drag and Drop
| Ordne die richtigen Begriffe zu. | Schritte des klassischen Härtens |
|---|---|
| Erwärmen | 1 |
| Halten | 2 |
| Abschrecken | 3 |
| Martensitbildung | 4 |
| Anlassen | 5 |
Kreuzworträtsel
| Martensit | Gefüge nach Abschrecken |
| Nitrieren | Härteverfahren mit Stickstoff |
| Rockwell | Verfahren zur Härteprüfung |
| Abschrecken | Schnelles Abkühlen |
| Anlassen | Reduzierung der Sprödigkeit |
| Einsatzhärten | Randschichthärtung durch Kohlenstoff |
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Lückentext
Offene Aufgaben
Leicht
- Definition finden: Erkläre den Begriff Härten in eigenen Worten.
- Abschreckmedien: Erstelle eine Liste mit Abschreckmitteln und ihren Eigenschaften.
- Härteprüfverfahren: Beschreibe den Unterschied zwischen Rockwell und Brinell.
Standard
- Vergleich der Verfahren: Vergleiche Induktions- und Flammhärten in einer Tabelle.
- Anwendungsbeispiel: Nenne drei Alltagsgegenstände, bei denen Härtung eine Rolle spielt.
- Gefüge verstehen: Erkläre, wie sich Austenit in Martensit umwandelt.
Schwer
- Forschung: Recherchiere zur Geschichte des Härtens und seiner technischen Entwicklung.
- Praktikumsbericht: Führe (mit Betreuung) eine Härteprüfung durch und dokumentiere diese.
- Materialanalyse: Untersuche, welche Werkstoffe nicht härtbar sind – und warum.


Lernkontrolle
- Gefügeumwandlung: Warum ist Martensit so hart und spröde?
- Kombinationsverfahren: Welche Vorteile bringt das Vergüten gegenüber reinem Härten?
- Wirtschaftliche Bedeutung: Warum sind Härteverfahren für Industrieprodukte so entscheidend?
- Materialwahl: Warum kann man Aluminium nicht wie Stahl härten?
- Prüfmethoden vergleichen: Welche Härteprüfverfahren eignen sich für kleine vs. große Bauteile?
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