Erscheinungsrelikt
Was bedeutet die Erkenntnis des Menschen als Kunst im Rückblick? Die Mona Lisa ist in der Betrachtung des Menschen als Kunst ein Erscheinungsrelikt bzw. ein Apparition Relic. Nach René Magritte müsste unter dem Gemälde der Satz stehen: „Das ist nicht La Gioconda.“ oder „Das ist kein Mensch.“ Es ist nur ein Abbild eines Menschen, der als Kunst gesehen wurde. Das Gemälde zeigt den Menschen (in diesem Fall die Mona Lisa) in seiner Zeit als Kunst. Von dem Künstler Leonardo da Vinci als Kunst empfunden, gesehen und für die Nachwelt mit besonderen technischen und ausdrucksstarken Mitteln als Kunst festgehalten. Das Lächeln der Mona bezieht sich in dieser Interpretation auf die Erkenntnis, dass diese Frau von Leonardo da Vinci als Kunst wahrgenommen wird. Vielleicht fragen die Augen der Mona Lisa nun auch: Ich bin Kunst, was bist Du? Alle kunstgeschichtlichen Darstellungen von Menschen sind darauf zu untersuchen, in wie fern die Menschen Kunst sind. Ein besonderes Augenmerk ist sicherlich dabei auf das Selbstbildnis zu richten.
Sie sind Kunst. Jedenfalls können Sie es sein, wenn Sie eine Aussage von Joseph Beuys ernst nehmen, die in einem TV-Talk entstand. Beuys antwortete am 27.01.1983 in einer Live-Sendung des Österreichischen Rundfunks (ORF), im „Club 2“ mit dem Thema „Kunst oder Schwindel“ nach ca. 47 Minuten auf die per Telefon geäußerte Publikumsfrage, wann er seinen Hut abnehmen würde, mit diesen Worten:
„Ich selbst bin in diesem Augenblick das Kunstwerk. Das heißt, es soll doch dahin kommen, dass der Mensch selbst das Kunstwerk wird.“
Jeder Mensch ist Kunst!?
Scheinbar haben sich an diesem Tag mehrere Leute echauffiert. Die Kunsthistorikerin Fässler findet es im Anschluss typisch, wenn beim Publikum in einem intellektuellen Diskurs vor allem die oberflächliche Frage gestellt wird, warum Beuys so unhöflich ist und in einer sitzenden Gesprächsrunde sich nicht an die Etikette halten kann. Jahre später bringt auch der damalige Meisterschüler und in Beuys-Jubiläumsjahren immer präsente Johannes Stüttgen den Menschen als Kunstwerk ins Spiel: „Er (Beuys) ist als Künstler gleichzeitig Bestandteil des Kunstwerks“ (Stüttgen in SWP, 2021). In einem Vortrag, der auf YouTube zu finden ist, wird er auch konkreter: Es gilt „also nicht: Jeder Mensch ist ein Künstler. Sondern jetzt heißt es: Jeder Mensch ist ein Kunstwerk“ (Stüttgen in Der erweiterte Kunstbegriff, 2021, Min. 1:20:10). Was hat diese Aussage mit uns heute zu tun? Ist nun also nicht nur jeder Mensch ein Künstler, sondern kann auch jeder Mensch ein Kunstwerk sein? Kann jeder Mensch Kunst sein, ob er nun bei der Müllabfuhr ist, Krankenpfleger, Arzt, Ingenieur oder Landwirt? (Der Spiegel, 1984) Kann nun jeder Mensch sich und andere zur Kunst erklären? Für die Kunstwelt wäre dies doch eine Sensation. Es wäre mehr als die seit den 60er Jahren immer wieder versprochene Partizipation an der Kunst – es wäre eine Übernahme der Kunst durch jeden Menschen. Der Internetfund in dem ORF-Archiv könnte ein Glücksfall für die Kunsttheorie sein oder sogar eine Revolution auslösen, die Beuys immer anstrebte, da das Zitat eine ungeheure Energie beinhaltet, aber leider noch nicht ausreichend in der Fachliteratur diskutiert wurde. Es geht um die ganz großen Themen, wie Freiheit, Demokratie, Liebe und Tod. Oder wäre es für die Kunstwelt eher ein Zitat, das man besser schnell wieder vergessen und den Mantel des Schweigens darüber legen sollte?
Situation & Glaubwürdigkeit
Glaubwürdig und passend erscheint das Zitat, wenn man sich mit dem Werk des Künstlers auseinandersetzt. „Alles kann Kunst werden. Insbesondere alles Kraftspeichernde. So lautet die Kunstformel,“ (Kufus / Veiel, 2017, Min. 7:53) behauptet Beuys. „An und für sich ist der Kunstbegriff so erweitert, dass jede normale Situation Kunst ist“ (Kufus / Veiel, 2017, Min. 12:05). Zudem ist Beuys dafür bekannt, sich mit hoher Präzision auszudrücken und seine Worte mit Bedacht zu wählen. Es ist also auf den ersten Blick davon auszugehen: nach Beuys schlummert in jedem Menschen die Möglichkeit, ein Kunstwerk zu sein. Jeder von uns kann Künstler sein. Und unsere Kunst ist – nach diesem 80er Zitat – schon immer direkt vor unseren Augen. Sie liegt oder besser läuft auf der Straße. Jeder Mensch ist ein Kunstwerk. Jeder Mensch kann ein Kunstwerk sein. Wenn wir es wollen und wenn wir in der Lage sind, dies wahrzunehmen, ist die Welt voller Kunst. Für eine Kunsterfahrung brauchen wir nicht unbedingt einen Museumsbesuch, es reicht ein Blick in den Spiegel oder aus dem Fenster. Ein Spaziergang oder ein Ausflug in die Stadt kommt einem kulturellen Ereignis, einem Louvre-Besuch gleich. Manch einer wird vielleicht vorgeben, eine Galerie zu besuchen und doch in ein Wirtshaus wandern. Wenn wir alle Menschen als Kunstwerke erfahren könnten, wäre unser Leben reicher. Lassen wir uns auf den Versuch ein: Jeder Mensch ist ein Kunstwerk. Gehen wir zu Menschen und versuchen wir diese als Kunst zu erkennen. Nach einiger Zeit des intensiven Betrachtens drängt sich (bei mir) der Konjunktiv in die Gedanken: Jeder Mensch könnte ein Kunstwerk sein. Die Wahrnehmung des Menschen als Kunst ist nicht so einfach. Sie findet oszillierend statt. Meist sind Menschen für uns „nur“ Menschen. Manchmal kann es schwer sein, Menschen nicht nur als wandelnde Objekte zu sehen. Manchmal gelingt es uns, Menschen als Subjekte zu respektieren. In seltenen Augenblicken können wir sie als Kunst – also nicht mehr als „Werk“ – erfahren und wünschen uns, dass diese Augenblicke nicht verfliegen: „Verweile doch. Du bist so schön.“ möchten wir wie Goethes Faust sagen. Und Fragen kommt auf: Ist das, was wir als Kunst schätzen, eine hochstilisierte Facette des Subjektiven? Kann jeder Mensch die Menschen als Kunst empfinden?
Rolle des Künstlers
Wenn jeder Mensch Kunst sein kann, welche Rolle spielt dann der Künstler? Wer ist der Divino artista? In dem ewigen Dreigestirn Künstler, Kunst und Betrachter gibt es m.E. drei Möglichkeit: A) Der Betrachter ist der Künstler, weil in seinem Auge oder besser in seinem Gehirn der Mensch als Kunst entsteht. Seine Instrumente sind nicht mehr Pinsel und Farbe, sondern sein Geist. Der Betrachter wäre eine Art Konzeptkünstler, da seine Idee von Kunst keine zusätzliche visuelle Umsetzung benötigt. B) Der Mensch als Kunst ist der „göttliche Schöpfer“, weil er die Menschen dazu bringt, ihn als Kunst wahrzunehmen. Aber sind das dann nur die Menschen, die wir eh als eine Art „Gesamtkunstwerk“ betrachten, wie z.B. Da Vinci, Goethe, Dylan, Brecht oder eben Beuys? Müssen diese Menschen eine schöpferische Lebensleistung vollbringen, damit sie als Kunst anerkannt werden? Oder: C) Der Künstler ist nicht vorhanden, da zwar das Urteil über einen Menschen als Kunst für den Betrachter wahrhaftig ist, aber das Verständnis darüber fehlt, das erklären könnte, warum der Mensch Kunst ist. Der Betrachter bleibt dann nur der Betrachter. Ihm fehlt das Schöpferische. Der Mensch als Kunst bleibt Kunst. Auch dieser Mensch ist kein schaffender Künstler. Ist der Künstler nun Gott, die Psyche des Betrachters, seine Eltern oder eine mystische Bestimmung? Muss so lange nach Verständnis oder Schöpfung gesucht werden, bis der Künstler gefunden ist? Können wir mit dem fehlenden Künstler leben? Heißt es dann: Kein Mensch ist Künstler? Für den ungewissen Zustand bis Verständnis erreicht ist, fehlt der Künstler. Dieser taucht vielleicht auch niemals auf. Das ist mehr als Chance zu begreifen, als dass es einen Verlust darstellt, da offene Diskurse immer Bewegung bedeuten, welche eine Entwicklung des Geistes hervorrufen können. Das Erzeugen eines Verständnisses oder eines Konsenses muss nicht die Aufgabe der Kunst sein.
Private Plastik, Subjektkunst & der Mensch-An-Sich
Die private Plastik ist immer eine Soziale Plastik: Für Beuys waren die Gedanken, Worte und Werke eine Soziale Plastik, wenn diese die Welt formen. So konnte jeder Mensch Künstler an einer geformten Welt werden. Plastik oder Skulptur war in diesem Sinne also kein Gegenstand, auf den man z.B. einen Hut legen kann. Die Idee des Menschen als Kunst schafft eine private Plastik, indem die persönlichen Gedanken geformt werden. Und: Ein geformter Geist kann nicht nicht die Gesellschaft formen. Obgleich das Grundinteresse der Betrachtung des Menschen-An-Sich als Kunst nicht einer Weltverbesserung dienen soll, so sind die Auswirkungen eines diesbezüglich von Gedanken geformten Geistes auf die Gesellschaft doch nachzuvollziehen. Sie haben kein heuchlerisches Interesse. Die Gedanken können frei, sogar egoistisch sein. Der Gedanke des Menschen als Kunst kann als Schatz betrachtet werden, an dem man sich bereichern kann, ohne wo anders Armut herbeizuführen. Die Entscheidung, Menschen als Kunst wahrzunehmen kann nicht im Privaten bleiben, da diese die Haltung allen Menschen gegenüber verändert. In jedem Menschen steckt das Potential Kunst zu sein - unabhängig von Herkunft, Glaubenszugehörigkeit, Geschlecht usw. Die Freiheit über die Entscheidung und die vielseitige, persönliche Erfahrung des Menschen als Kunst ist hierfür ebenfalls essenziell. Diese Haltung vor Menschen kann positive Effekte auf die Gesellschaftsentwicklung haben. Die Verinnerlichung des Menschen als Kunst könnte eine wirkliche Änderung der Gesellschaft bewirken, sollte es gelingen, eine aufrichtige Empfindung der Menschen als Kunst zu etablieren. Werden Menschen als Kunst gesehen, können diese Menschen als Kunst nicht anders als nur mit höchstem Respekt behandelt werden. Diese Grundhaltung übertragen auf alle Menschen der Welt würde sicherlich viele Probleme auf der Welt lösen. Sie ist auch die schlüssigste Haltung, wenn man an die Idee des erweiterten Kunstbegriffs denkt. Der Mensch als Kunst wäre hier ein Perpetuum mobile des Respekts vor dem Menschen. Die private Plastik der geformten Gedanken wäre immer eine Soziale Plastik der geformten Welt.
Themen: Kunst gegen Krieg und Kunst der Pandemie
Für die Soziale Plastik von Beuys ist Fridays for Future ein aktuelles passendes Beispiel, um diese Interpretation der Kunst zu verstehen. Hier wird durch das Engagement der Menschen die Welt geformt. Somit werden sie zu Künstlern. Bei der Privaten Plastik geht es um Themen wie die zwischenmenschlichen Beziehungen, alles Fleischliche, die Wertschätzung des persönlichen Kontaktes in einer Pandemie, Sex, die Unversehrtheit des Fleisches, Gewalt, Schönheit, das Zeigen der eigenen Wunde und auch um den Krieg. Die Private Plastik mit Gesellschaftsrelevanz lässt sich durch Kriege gut erklären. Hier hat sich in den Köpfen der einzelnen Kriegsparteien über Jahre hinweg eine Idee geformt. Diese Idee vertreten diese Menschen auch gegen einen übermächtigen Gegner und stellen sich mit Fleisch und Blut gegen den Feind, auch wenn dies Familien zerreißt, Tod und Verderben bedeutet. Beide Seiten glauben an Freiheit, Gerechtigkeit, Frieden und eine schöne Zukunft. Bis dahin ist die Private Plastik wertneutral. Im Ukraine-Krieg würde man mit dieser Haltung keine Seite bevorzugen. Wenn nun der Mensch als Kunst wahrgenommen werden würde, dann würde kein Mensch, kein Soldat auf andere Menschen schießen oder ihnen anderes Leid zufügen. Jeder einzelne Mensch würde sich über die gesellschaftlichen Zwänge hinwegsetzen und keine Kunst gefährden. Das Erkennen des geformten Geistes würde viele weitere Geister inspirieren. Der "Mensch als Kunst" würde sich von der Privaten zur Sozialen Plastik wandeln und eine ethische Komponente erlangen, auch wenn dies eine (utopische) Zielethik wäre, die vielleicht durch Synkretismus und nicht durch Diskursethik entsteht. Der Respekt vor dem Menschen steht im Zentrum dieser Kunst. Die Private Plastik im Kopf der Menschen würde eine Soziale Plastik der geformten Welt bedeuten.
Leseprobe Online-Texte: Kann Plastik die Welt verändern?
Der Mensch kann nicht nicht Kunst sein
Der Mensch kann sich weigern, Kunst zu sein oder die Fragestellung danach ignorieren. Er kann fühlen, denken, tun und lassen, was er will, der Mensch-An-Sich bleibt Kunst. Gedanken und Nicht-Gedanken, Ideen und Nicht-Ideen sind persönliche Plastik und damit immer auch Soziale Plastik. [Meist bewirken die Ideen, die man nicht hat mehr, als die Ideen, die man hat.] Als ein sich stetig wandelndes Subjekt oder als ein selbstverantwortetes Objekt bleibt der Mensch Kunst. Der Mensch-An-Sich als Kunst ist nie nur ein Objekt. Er ist nie nur ein Werk. Er ist auch nicht nur ein Subjekt. Er ist auch nicht die Summe aus seiner Betrachtung als ein Objekt und /oder als ein Subjekt. Er ist „mehr“ als ein Mensch, wenn es gelingt, ihn als Kunst zu erkennen. Die Möglichkeit jedes Menschen andere Menschen sowohl als ein objektives KunstWERK, als auch als subjektive Kunst zu erkennen, lässt vermuten, dass hier ein Axiom (nach Watzlawick) entstehen könnte: Der Mensch kann nicht nicht Kunst sein. Das wäre eine revolutionäre Neuerung zu den eher gebräuchlichen Erkenntnissen: Der Mensch kann nicht nicht entscheiden, was Kunst ist. Und: Der Mensch kann nicht nicht Kunst schaffen.
Die Unmöglichkeit des Menschen keine Kunst zu sein
Wenn jeder Mensch-An-Sich Kunst ist, dann ist es einfach, ein Künstler zu sein. Es genügt sich zu besinnen. An jedem Ort. Zu jeder Zeit. Wir brauchen kein Museum, keine Galerie und kein Internet. Auch wenn Beuys meinte: „Der Fehler fängt schon an, wenn einer sich anschickt Keilrahmen und Leinwand zu kaufen“ (Asholt / Fähnders, 2000, S. 90). Jeder Mensch kann trotzdem Bilder malen. Man darf trotzdem Zeichnungen, Fotos, Drucke, Skulpturen erschaffen und auf jedem erdenklichen Netzwerk posten. Man sollte oder muss trotzdem jeden Freitag zu einer Demonstration gehen und aktiv die Welt durch eine Soziale Plastik ändern. Es ist jedoch so, wir ändern schon die Welt mit einer viel persönlicheren Handlung: Der gedanklichen Leistung, jemanden als Kunst zu empfinden. Diese Haltung formt unseren Geist und macht diesen zur Plastik. Dieser geformte Geist bzw. diese persönliche Plastik hat immer auch Auswirkungen auf die Gesellschaft. Alles kann Kunst sein. Jeder Mensch kann Kunst sein. Auch ohne einen Künstler. Damit ist die Kunst aber nicht tot. Die Kunst ist damit in keiner Krise. Die Kunst ist, wie so oft, an einem Neuanfang mit vielen Möglichkeiten und Aussichten. Jeder Mensch besitzt die Freiheit, für sich selbst zu entscheiden, ob die Erweiterung „Mensch als Kunst“ für ihn eine Bereicherung sein kann.
Erscheinungsrelikte
Was bedeutet die Erkenntnis, dass Menschen Kunst sind, im Rückblick? Die Mona Lisa ist in der Betrachtung des Menschen als Kunst ein Erscheinungsrelikt bzw. ein Apparition Relic. Nach René Magritte müsste unter dem Gemälde der Satz stehen: „Das ist nicht La Gioconda.“ oder „Das ist kein Mensch.“ Es ist nur ein Abbild eines Menschen, der als Kunst gesehen wurde. Das Gemälde zeigt den Menschen (in diesem Fall die Mona Lisa) in seiner Zeit als Kunst. Von dem Künstler Leonardo da Vinci als Kunst empfunden, gesehen und für die Nachwelt mit besonderen technischen und ausdrucksstarken Mitteln als Kunst festgehalten. Das Lächeln der Mona bezieht sich in dieser Interpretation auf die Erkenntnis, dass diese Frau von Leonardo da Vinci als Kunst wahrgenommen wird. Vielleicht fragen die Augen der Mona Lisa nun auch: Ich bin Kunst, was bist Du? Alle kunstgeschichtlichen Darstellungen von Menschen sind darauf zu untersuchen, in wie fern die Menschen Kunst sind. Ein besonderes Augenmerk ist sicherlich dabei auf das Selbstbildnis zu richten.
Kunstanalyse
Für die Kunstanalyse ist der Mensch als Kunst eine Mammutaufgabe. Da es sich bei jedem Menschen um eine viel komplexere Kunst handelt, als dies z.B. ein zweidimensionales Gemälde oder eine Videoinstallation darstellen kann, sind neue Wege der Ausdeutung erforderlich. In der Ikonographischen Analyse wird deutlich, wie weit sich die Analyse eines Menschen als Kunst von einem formalästhetischen Kunstwerk unterscheidet. Dem Menschen wird man als Menschen und als Kunst durch eine herkömmliche Herangehensweise nicht gerecht. Selbst die einfachste Biographie ist in ihren Facetten so undurchdringlich, dass schon allein in diesem Punkt der Betrachtung eine abschließende Analyse unmöglich scheint. Trotzdem ist eine ständig scheiternde Untersuchung auch eine Kunstanalyse, die sich wissenschaftlich weiterentwickelt, bis diese Kunstform angemessen beschrieben werden kann. Es zeigt, dass der Mensch als Kunst im Stande ist, den Rahmen der gewohnten Betrachtung zu sprengen. Spannender könnte Kunst kaum sein.
Diskursive Kunst
Demokratischer könnte Kunst kaum sein. Menschen sind überall. Menschen sind immer präsent. Manche schreien stumm: „Ich bin Kunst.“ Da sich durch die wandelnde Sicht auf das, was Kunst ist und sein kann auch viele seit Jahrhunderten festgelegten Gegebenheiten ändern, sind Neudefinitionen bzw. Umformulierungen in mehreren Zweigen der Wissenschaft, Kultur und Bildung erforderlich. Eine Frage wäre: Wie soll diese Kunst heißen? Fleischkunst / Flesh Art im Bezug auf das menschliche Fleisch oder auch das tierische Fleisch und als Antwort auf die Eat oder Meat Art? Subjektkunst / Subject Art, um den Charakter des Subjekts im Gegensatz zur Objektkunst herauszustellen und mit „Mensch = Kunst“ einen Gegenpol zu Arno Holz‘ subjekteliminierenden Formel „Kunst = Natur – X“ zu setzen? Oder: Diskursive Kunst / Discursive Art, um den demokratischen Kern der Kunst hervorzuheben, der sich mit der Entscheidung darüber, was bzw. wer Kunst ist, auseinandersetzt? Das Vertrauen in die Entscheidung jedes Menschen, was Kunst ist, spiegelt sich im Diskurs über Kunst wider. Gerade diese Variante hätte m.E. viel Wichtiges für unsere heutige Gesellschaft zu bieten. Zu unterscheiden sind beim Menschen als Kunst der innere Diskurs von einem öffentlichen Diskurs. Die Dauerfrage beider Diskurse lautet: Warum ist dieser Mensch Kunst? Selbstverständlich wird bei Menschen als Kunst nicht alles Kunst sein, was mit Gedanken, Aussagen und Ausstellungen von Menschen dazu gemacht wird. Kunst wird sicherlich auch häufig mit Freundschaft, Liebe und Triebe verwechselt. Es ist gut vorstellbar, dass wir uns empören werden, wie die Aussage ausgeschlachtet und zersetzt werden wird. Aber ist das nicht schon immer in der Kunst so gewesen? Kunst erzeugt wichtige Diskurse – vor allem für unser alltägliches Leben. Der Diskurs ist die Methode der Demokratie. Kontroversen müssen wir vermutlich aushalten, wenn das Gefühl für Kunst wieder in die Gesellschaft kommen soll – und das muss es. Nicht nur, weil Kunst Kapital ist (Vgl. Beuys in Der Spiegel, 1984) , sondern auch, weil Kunst für die Entwicklung des Menschen wichtig ist. Gerade in der Bildung scheint m.E. eine wirkliche Erweiterung des Kunstbegriffes gefragt zu sein. Viele Menschen begreifen die Kunst als etwas, das in der Maslowschen Pyramide unerreicht ganz oben bei der Selbstverwirklichung oder gar Transzendenz zu finden und nur wenigen zugänglich ist. Dabei ist Kunst auch(!) ein Grundbedürfnis, wie Atmen, Essen und Schlafen. Mit dem alltäglichen Menschen als Kunst kann dieses (Defizit-)Bedürfnis nach Kunst gestillt werden, um ohne besondere Mittel, wie Reichtum und Sicherheit zu einem (Wachstums-)Bedürfnis Kunst zu gelangen. Das heißt allerdings nicht, dass bei Armut die Gedanken nicht an Existenzbedürfnisse gebunden wären. Armut bleibt immer noch ein großer Feind der Kultur.
Wird das Schweigen von Beuys unterschätzt?
Warum hat Beuys sich in seinen letzten Jahren nicht zu diesen revolutionären Gedanken öffentlich geäußert? Warum hat er diese Theorie nicht weiterentwickelt? Wird das Schweigen von Beuys unterschätzt? Vielleicht hat das folgende Beuys-Zitat mit der Antwort zu tun: „Die meisten Künstler wollen nicht um ein neues Verständnis von Kunst kämpfen, das sich mit jedermanns Arbeit befasst und mit jedermanns Problemen. Es gibt keine neuen Theorien unter Künstlern, in der Welt der Kunst an sich. Auch unter Kritikern nicht. Ganz zu schweigen von den Galerien. Die kümmern sich nur ums Geschäft“ (Kufus / Veiel, 2017, Min. 26:23). In der Tat ist es schwer vorstellbar, wie sich der Kunstbetrieb auf das „Mensch-als-Kunst-Zitat“ einlassen soll. Werden nun Menschen im Museum ausgestellt? Wie wird Geld gemacht? Kaufen oder leihen sich die Superreichen nun Menschen als Kunst? Wer bestimmt den Preis für den Menschen als Kunst? Wird es Agenturen geben, die sich um die „Haltung“ der MaK (Menschen als Kunst) kümmern?
Einengung des erweiterten Kunstbegriffs
Im WERK erstarren die Ideen: Vielleicht war das alles von Beuys auch nicht so gemeint!? Es gibt in der Ausführung von Beuys und Stüttgen einen kleinen Haken. Ist es richtig, von dem Menschen als KunstWERK zu reden oder sollte es besser „jeder Mensch ist Kunst“ heißen? Genauer müsste man fragen: Kann der „Mensch-An-Sich“ Kunst sein? A) Missverständnisse: Der Begriff „Kunstwerk“ in Bezug auf den Menschen kann zu Missverständnissen führen, da im heutigen Gebrauch der Sprache unter einem Werk etwas Materielles, Geschaffenes oder Abgeschlossenes verstanden wird. B) Nur Künstler: Der Begriff „Werk“ engt den erweiterten Kunstbegriff ein, wenn er nur Künstler als Kunst akzeptieren will, die bewusst Werke schaffen bzw. eine künstlerische Handlung vollziehen. Kann denn ein Mensch nur „Kunst“ mit einem „Werk“ sein? Heißt die Formel hier: „Mensch + Werk = Kunst“? Wäre mit dieser Einschränkung die Erweiterung des Kunstbegriffes nicht beschnitten? Das wäre kein revolutionärer Gedanke. Die Verdichtung von Künstler und Kunst findet z.B. im Dadaismus, Happening, Fluxus, Body Art, Aktionskunst, Performance oder Konzeptkunst häufig statt. Denken wir nur an „The Artist Is Present“ von Marina Abramovic. C) Moralische Vorgaben: Eine Einengung des erweiterten Kunstbegriffs findet für uns heute auch statt, wenn mit der Nähe zur Anthroposophie argumentiert und in manchen Fällen auch eine Moral vorgegeben wird. Um Ideen und Gedanken als Kunst zu akzeptieren, brauchen wir keine Glaubenslehre als Begründung heranziehen, wir finden diese auch in der Kommunikationswissenschaft. Ein Mensch als Kunst muss keine Welt verbessern wollen. D) Objektivierungen: Eine weitere Einengung des Kunstbegriffs wäre es, wenn Subjekte objektiviert werden müssten, um Kunst sein zu können. Der Charakter eines Werkes ist der eines Objektes, ein Objekt, das im Auge des Betrachters entsteht oder von dem Menschen als Kunst selbst geschaffen wird, wie dies bei Beuys mit den oberflächlichen Aushängeschildern (Hut, Anglerweste usw.) der Fall ist. Beim Menschen-An-Sich als Kunst werden aber auch (oder vor allem) Subjekte als Kunst betrachtet. Der Augenblick als Objekt kann beim Menschen als KunstWERK gewünscht sein, damit es den Betrachtern leichter fällt einzelne Elemente der Kunst besser zu verstehen. Wenn Beuys also oberflächlich seinen Hut als Teil des Kunstwerks „ins Spiel“ bringt, formuliert er es verständlich. Der Hut ist Objekt. Seine Weste ist Objekt. „Das Theater mit dem Hut“ (wie er es selbst bezeichnet) ist eine Objektivierung von seiner Person als KunstWERK. Es ist jedoch sicherlich auch Beuys in diesem Moment klar, dass er als Subjekt besteht. Er sagt allerdings nicht, dass dieses Subjekt auch als Kunst (ohne Werk) existiert. Eine Einengung des erweiterten Kunstbegriffs auf Menschen als Objekte scheint aber nicht sinnvoll. Aus diesem Grund sollte m.E. der offene Begriff „Kunst“ für den „Menschen als Kunst“ verwendet werden. Dies wird dem Menschen-An-Sich eher gerecht.
Joblin Factory
Die Joblin Factory setzt sich seit Jahren mit der Betrachtungsweise des Menschen als Kunst theoretisch in Publikationen und in künstlerischen Arbeiten auseinander. Mit der Ausstellung "Jeder Mensch ist Kunst. Fleisch ist Kunst." setzt das Künstlerkollektiv vor allem mit "Memento Multiples" dieses Thema bildnerisch um, damit die Idee eine Fortsetzung und zum ersten Mal eine künstlerische Verwirklichung erfährt. Der Mensch-An-Sich war für die Fachwelt noch nie Kunst. Durch das Erkennen eines Menschen als Kunst formt sich unser Geist zur privaten Plastik. Das ist es, was die Joblin Factory durch Ihre Spiegel-Multiples, Fleischarbeiten und Ihre Publikationen erreichen möchte. Die Gegenwart des toten Fleisches macht dabei die Gegenwart des lebendigen Fleisches bewusst. Mit der Publikation "Jeder Mensch ist Kunst. Fleisch ist Kunst." stellt die Joblin Factory einen Ausstellungskatalog für Galerien vor. Galeristen können aus Kategorien Werke zu einer klassischen Ausstellung oder zu einem Multiple-Shop kombinieren.
Auf der kommenden DOCUMENTA macht die Künstlergemeinschaft erneut mit kostenlosen Multiples für die DOCUMENTA-Besucher auf das Thema aufmerksam und sammelt für eine Guerilla Vernissage SPENDEN.
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DOCUMENTA 15, 16, 17, 18, 19, 20 mit Beuys, Ulrichs & Co.
Das Beuys Jahr 2021 ging unspektakulär zu Ende. Direkte Demokratie wurde aus den Parteiprogrammen in Deutschland gestrichen. In den nächsten Jahren steht kein Beuys-Jubiläum an. Und doch wird Beuys 2022 auf der Documenta 15 erscheinen. Vertreten wird er von der Joblin Factory mit einer Guerilla Vernissage. Passend zum Partizipationsthema nimmt Beuys mit dem Thema „Jeder Mensch ist Kunst“ teil. Die Idee ist, dass die Besucher der Documenta selbst die Kunst sind und sich auch als solche erfahren (ohne selbst im Sinne einer Sozialen Plastik tätig sein zu müssen oder Teil eines „externen“ Kunstwerkes zu werden). Mehrere Mitarbeiter der Joblin Factory machen mit Multiples, T-Shirt-Verkäufen, Taschenspiegel-Schenkungen, Spiegel und Fleisch auf das Thema aufmerksam. Die Joblin Factory wurde nicht offiziell eingeladen. Die Documenta-Besucher können den Joblin-Künstlern aber in ganz Kassel auf den Straßen und den geschlossenen Ausstellungsräumen begegnen. Auch Sie können sich auf der DOCUMENTA als Kunst ausstellen. Mehr Informationen finden Sie unter Konzept >> oder unter Spenden >>.
Folgerichtige Erweiterung des Kunstbegriffs
Betrachtet man die Kunstgeschichte wäre eine Weiterentwicklung zu jedem subjektiven Menschen(-An-Sich) als Kunst nur folgerichtig. Schon Novalis meinte, dass jeder Mensch ein Künstler sein solle und alles zur schönen Kunst werden könne. 1913 erklärt Marcel Duchamp mit seinen Readymades Objekte zur Kunst. Für Ben Vautier war alles Kunst, was man signieren konnte. Er signierte in den 1960ern auch sich selbst. Der selbsternannter „Totalkünstler“ Timm Ulrichs erklärte sich 1961 zum „ersten lebenden Kunstwerk“. Auch seine Tätowierungen lassen auf die Sichtweise des Künstlers als Kunst schließen. 1961 gab es von Piero Manzoni die „Sculture viventi“. Qua Signatur ernannte er Menschen (oder einzelne Körperteile) zum Kunstwerk. Mit seinem „Basi magiche“ holte er Menschen auf einen Holz-Sockel mit vorgefertigten Stehmarkierungen, damit sich die Personen flüchtig selbst als Kunstwerk ausstellen. 1971 bildet „The Singing Sculpture“ (Ratcliff, 1993, S. 56) den Auftakt zur „Living Sculputure“, einer Selbsternennung zur Kunst von Gilbert & George. Wolf Vostell, prägte den Kunstbegriff „Kunst ist Leben, Leben ist Kunst“ (Vostell, 2012). Damit scheint er neben Beuys den Menschen nicht nur als Künstler oder aus eigenem Interesse heraus als Kunst betrachten zu können.
Kunst oder KunstWERK?
Da Beuys, Vostell und Stüttgen jedoch den Werk-Begriff verwenden und ihre Vorstellungen nicht näher konkretisieren, ist davon auszugehen, dass die Vorstellung eines Menschen als Kunst von ihnen nie so gemeint war. Auch Manzoni geht es mehr um sich. Seinen Sockel, auf dem sich jeder ausstellen konnte, ziert ein Schild mit der Aufschrift des Künstlers. Der Künstler des Holzblocks und des Konzeptes war auch Manzoni, aber er war nicht der Künstler des Menschen als Kunst auf der Empore. Die Frage des öffentlich zur Schau gestellten lautete nicht "Bin ich Kunst?", wie bei dem intimen Spiegel-Blick bei Timm Ulrichs, Manzonis lebende Skulpturen fragten sich eher "Sehen mich andere als Kunst?" Sie waren damit auch nicht mehr als Teil eines Manzoni-Werkes. Außer Timm Ulrichs hatten und haben alle Künstler vermutlich nicht den Menschen-An-Sich, sondern dessen Handlungen (als Künstler) oder Haltung in Zusammenhang mit Kunstwerken im Blick. Im gleichen (oben genannten) 80er-ORF-Talk konkretisiert der Star der Szene, Joseph Beuys seine Aussage und relativiert somit die mögliche Interpretation eines Menschen-An-Sich als Kunst: „Ich deute nur eine Entwicklungsrichtung an, dass das Kunstwerk durch den Menschen selbst realisiert werden kann – in unserer Zeit. Und dass an dieser Realisation die Welt zu einem Kunstwerk zu machen, potentiell jeder Mensch teilhaben kann.“ (Beuys, 1983, Min. 47:30). Als Künstler an einer Welt als Kunstwerk zu partizipieren klingt nach „Jeder Mensch ein Künstler“ und nicht nach „Jeder Mensch ist Kunst“. Als Mensch Künstler zu werden, ist wie ein heiliger Gral. Künstler zu sein kann man sich als wundervoll vorstellen. Künstler zu bleiben weckt eine energische Eitelkeit im Menschen. Es ist um vieles abstrakter und schwerer, den Gedanken anzunehmen, Menschen seien die Kunst selbst. Zusätzlich ist es auch vermutlich nicht jedem Menschen möglich Menschen als Kunst wahrzunehmen. Der einzige, der oben genannten Künstler, der dem Mitmenschen die Verantwortung, die Entscheidung oder die Vollmacht zugesteht, selbst Künstler und Kunst zu sein ist Timm Ulrichs. Dies aber nicht wegen seiner Selbsternennung zu dem "ersten lebendigen Kunstwerk", sondern wegen dem Spiegel, der als zweites Ausstellungsstück hinter dem Glaskasten mit der lebendigen Künstler-Kunst angebracht wurde. Im Kontext mit Menschen als Kunst ist ein Spiegel immer ein einfaches, aber effektives Wach-Mach-Instrument, das den Betrachter selbst zum Künstler und zur Kunst werden lässt, wenn dieser in der Lage ist, das so zu sehen. Für dieses Thema gibt es also kein Urheberrechts-Drama zwischen Joseph Beuys, Wolf Vostell, Gilbert & George, Piero Manzoni und Timm Ulrichs, da die Interessen der Künstler andere waren. Timm Ulrichs ist der (für die weltweite Kunstgeschichte unscheinbare und unterschätzte) Held dieser Geschichte. Er hat den Menschen-An-Sich im Blick. Nicht nur im Museum, sondern immer und überall. Und wir werden mit jedem Spiegel daran erinnert.
Revolution auf unbestimmte Zeit verschoben?
Wird die Revolution nun auf unbestimmte Zeit verschoben? Machen wir uns nichts vor, das Beuys-Zitat ist circa vier Jahrzehnte alt. Es handelt sich dabei nicht um eine Kunstkritik, die nach Wegen sucht, die Kunst aus den Klauen der Auktionshäuser und Galerien zu befreien. Es wurde keine Revolution ausgelöst. Keine Institution, nicht Beuys und auch nicht seine Kollegen oder Schüler wollten für eine neue Erweiterung des Kunstbegriffs durch den Menschen als Kunst stehen. Timm Ulrichs hat leider bis heute noch nicht den Einfluss in der Kunstgeschichte, die ihm gebühren würde, damit das Thema eine Renaissance in der Kunstwelt erfahren könnte. Der Gedanke wartet also darauf weitergesponnen zu werden. Es bleibt zu hoffen, dass die Experten und vielleicht auch die Museen und Galerien der Welt die Chance in der Idee eines Menschen als Kunst sehen und sich auf diese Herausforderung einlassen. Sie wäre eine konsequente Weiterentwicklung von Marcel Duchamps Readymade über die Soziale Plastik des Beuys-Universums zu Timm Ulrichs und einem Menschen als Kunst, Künstler und Betrachter. Vermutlich bleibt dies aber nur eine Hoffnung. Zum nächsten Beuys-Jubiläum werden sicherlich wieder viele Galerien bestückt und Multiples an die obere Mittelschicht verkauft. Der Mensch muss sich selbst von den Kunstautoritäten, dem Kunstmarkt, den Institutionen und einschränkenden Sichtweisen emanzipieren. Das ist keine neue Aufgabe für ihn. Aber in diesem Fall geht es wirklich um ihn selbst. Dies hat vielleicht, oberflächlich betrachtet, keine sichtbare Gesellschaftsveränderung zur Folge, aber der individuelle Geist der Menschen ist in der Lage, sich von dem eingeengten Kunstbild zu befreien und eine wirkliche Erweiterung des Kunstbegriffs freizusetzen. Ist das keine Revolution? Stellen sie sich vor, viele Menschen würden Menschen als Kunst sehen. Ein geformter Geist ist eine persönliche Plastik. Und diese Plastik ist Kunst. Sie sind Kunst. Vielleicht sehen Sie also morgen, wenn Sie aufstehen und ins Badezimmer gehen, jemanden anderen in ihrem Spiegel. Versuchen Sie es mal. Schaden kann es nicht. Vielleicht erkennen Sie auch, dass diese Plastik die Welt verändern kann.
Jeder Mensch ist Kunst Geschichte Spiel
Literatur- / Quellen-Verzeichnis
- ASHOLT, W. & FÄHNDERS, W. (2000). Der Blick vom Wolkenkratzer: Avantgarde - Avantgardekritik - Avantgardeforschung (Avant-garde Critical Studies, Band 14). Editions Rodopi.
- BEUYS, J. (1983, 27. Januar). Kunst oder Schwindel? - Kunst oder Schwindel? vom 27.01.1983. ORF-TVthek. https://tvthek.orf.at/profile/Archiv/7648449/Kunst-oder-Schwindel/14092017/Kunst-oder-Schwindel/14916294, Zitat Joseph Beuys
- DER SPIEGEL. (1984, Juni 3). Die Mysterien finden im Hauptbahnhof statt: Joseph Beuys im Interview. DER SPIEGEL, Hamburg, Germany. https://www.spiegel.de/kultur/die-mysterien-finden-im-hauptbahnhof-statt-a-7e610ad1-0002-0001-0000-000013508033
- RATCLIFF, C. (1993). Gilbert and George: The Singing Sculpture. Distributed Art Pub Inc.
- KUFUS, T. (Produzent), VEIEL A. (Regisseur). (2017). Beuys [Filmbiographie]. Deutschland. Berliner zero one film GmbH in Kooperation mit Terz Filmproduktion, SWR, ARTE und WDR.
- STÜTTGEN, J. (2019, 10. Januar). Der erweiterte Kunstbegriff von Josef Beuys (Johannes Stüttgen). [Video]. YouTube. https://www.youtube.com/watch?v=B8qiiFVdJZI
- STÜTTGEN, J. (2021, 11. Mai). Südwest Presse (SWP). 100 Jahre Joseph Beuys: Werke, Zitate, Todesursache: Das war Jahrhundertkünstler Beuys. swp.de. https://www.swp.de/panorama/joseph-beuys-beus-werke-zitate-todesursache-filz-fett-hase-kojote-frau-kinder-jeder-mensch-ist-ein-kuenstler-56787436.html
- ZKM (2021). Timm Ulrichs | Timm Ulrichs, erstes lebendes Kunstwerk | 1961. (2021). ZKM. https://zkm.de/de/werk/timm-ulrichs-erstes-lebendes-kunstwerk
- VOSTELL, W. (2012). Ausstellung: Wolf Vostell zum 80. Jeder Mensch ist ein Kunstwerk. Mannheim.de. https://www.mannheim.de/de/presse/ausstellung-wolf-vostell-zum-80-jeder-mensch-ist-ein-kunstwerk
Jack Joblin Interview
- Bei Beuys müssen die Mensch handeln, um Kunst zu sein - Bei mir ist der Mensch-An-Sich Kunst
- Kunstwahlgrundsätze
- Kunstrechte statt Grundrechte
- Diskursive Kunst
- Sierra & Koon
- Spiegel als Brücke zum Kunstselbstverständnis
- Guerilla Ausstellung und Abholzung der 7000 Beuys Eichen
- Memento Multiple Topp Shop
- FleischesKUNST
- Würde Jesus austreten?
- Addbooks = Kunst + Literatur
- P4P MOOCs für Menschen als Kunst
- Private Plastik = Kunst + Welt retten
- Jack Joblin
Zusatztexte
- Spezial Online
- Wird Kunst beliebig?
- Besser ein heimlicher Misanthrop, als ein scheinheiliger Anthroposoph
- Kinder sind Kunst
- Sind Tiere Kunst?
- Ölfarben sind ein Symbol der Unterdrückung
- Beispiele
- Synkretismus in der Kunstanalyse des Menschen als Kunst
- Bob Joblin Interview
- Kostenlose Kunst - Jeder Mensch ist Kunst
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