GREGOR SAMSA - Das Erwägen der Flucht als letzter Ausweg aus der Misere


Warum sollte die Flucht, dieser letzte verzweifelte Ausweg, mir nun als Gedanke kommen? Hier, in diesem kargen Zimmer, umgeben von den Wänden, die einst Schutz boten und nun zu Gefängnismauern geworden sind, spüre ich die tiefe Schwere meiner Existenz. Die Flucht, ein scheinbar verlockendes Versprechen der Befreiung, ist doch nichts weiter als ein weiterer Beweis meiner Schwäche. Jeder Schritt zur Flucht würde nur die Kluft zwischen mir und der Welt vertiefen, meine Familie weiter in den Abgrund des Elends stürzen.

Ach, wie grausam ist das Schicksal, das mir solche Gedanken in den Sinn ruft! Ein Ungeziefer, das fliehen will, und wohin? In eine Welt, die es ebenso verabscheut wie die eigene Familie? Wo ich mich drehe, erkenne ich nur die Vergeblichkeit meiner Hoffnungen, die Zerstörung meiner menschlichen Bande. Die Flucht würde nur das unvermeidliche Leid verlängern, das ich, ein groteskes Geschöpf, meiner Familie zufüge. Sie leiden schon genug unter meiner Last, unter der Bürde, die ich geworden bin.

In einem Spiegel, so trübe und verschmiert, wie mein eigenes Dasein, erblicke ich mich – und was sehe ich? Ein Monster, das nicht einmal mehr den Mut besitzt zu träumen. Die Realität meiner Form, so widerwärtig und abstoßend, spiegelt das Innere wider: Eine Seele, die sich nach Erlösung sehnt, doch nur Verderben bringt. Es ist, als hätte ich jede Chance auf Verständnis, auf Liebe, auf Leben selbst, durch meine bloße Existenz vernichtet.

Mein Leben ist nichts wert, sinnlos, ekelerregend und eine erbärmliche Qual für meine Mitmenschen. Ich bin eine unerträgliche abscheuliche Last für andere, verantwortlich für jedes Unglück in dieser kleinen, dunklen Welt, die mein Zuhause war und nun mein Gefängnis ist.


GREGOR SAMSA











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