Gregor Samsa - Mutter


Warum begreift sie nicht? Ist es die bedingungslose Liebe einer Mutter, die es ihr unmöglich macht, die triste Wahrheit ihrer eigenen Kinder zu sehen, oder ist es eher eine Art Blindheit, eine Unfähigkeit, die Wirklichkeit anzuerkennen, die vor ihren Augen liegt? Wie oft habe ich ihre sanften, besorgten Blicke gespürt, die jedoch stets von einer gewissen Distanz durchdrungen waren, als ob sie durch eine unsichtbare Barriere von mir getrennt wäre. Sie sieht nicht den Sohn, der erdrückt wird von der Last, eine Familie zu erhalten, die ihn kaum versteht. Sie sieht nicht den Mann, der sein eigenes Glück, seine eigenen Träume geopfert hat, für eine Anerkennung, die nie wirklich kommt.

Stattdessen spricht sie von Hoffnungen, die sie für mich hegt, von einer Zukunft, die in ihren Augen noch immer möglich scheint. „Du findest sicher bald jemanden“, sagt sie oft, und dabei denkt sie an eine Lebensgefährtin, eine Familie für mich, als wäre mein Beruf das einzige Hindernis, das mich davon abhält. Sie weiß nicht, oder will nicht wissen, dass jede Nacht für mich ein Kampf ist, ein Ringen mit der Einsamkeit und dem Gefühl der Nutzlosigkeit.

Wie kann ich ihr erklären, dass ich, der ich einst ihr Stolz war, nun nichts weiter bin als eine Last, ein monströses Ungeziefer, das nur noch Mitleid und Ekel erregt? Wie kann ich ihr sagen, dass mein Leben, so wie es jetzt ist, eine erbärmliche Qual nicht nur für mich, sondern für alle um mich herum darstellt? Während ich in den Spiegel blicke, sehe ich nur die traurige Wahrheit: Mein Dasein, es ist wertlos, ein dunkler Fleck im Leben derer, die ich liebe.


GREGOR SAMSA











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