Die Bürgschaft - Friedrich Schiller
Die Ballade "Die Bürgschaft" von Friedrich Schiller erzählt die Geschichte von Moros, der den Tyrannen Dionys befreien will und dafür ins Gefängnis geworfen wird. Moros bittet Dionys um Gnade und bittet ihn, ihm drei Tage Zeit zu geben, um die Schwester seines Freundes zu verheiraten. Dionys willigt ein, verlangt jedoch, dass der Freund als Bürgschaft zurückbleibt und Moros warnt ihn, dass er ihn ersetzen wird, wenn Moros nicht rechtzeitig zurückkehrt. Moros schafft es rechtzeitig zurückzukehren, aber auf dem Weg zurück in die Stadt muss er viele Hindernisse überwinden, wie zum Beispiel eine überflutete Brücke und eine Räuberbande. Als Moros endlich in der Stadt ankommt, wird er Zeuge, wie sein Freund am Kreuz gehängt wird. Moros fordert Dionys auf, ihn stattdessen zu hängen, aber der Tyrann ist so beeindruckt von der Treue der beiden Freunde, dass er sie begnadigt.
Original
Zu Dionys[1] dem Tirannen schlich
Möros,[2] den Dolch im Gewande,
Ihn schlugen die Häscher in Bande.
Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!
„Die Stadt vom Tyrannen befreien!“
Das sollst du am Kreutze bereuen.
Ich bin, spricht jener, zu sterben bereit,
Und bitte nicht um mein Leben,
Ich flehe dich um drey Tage Zeit,
Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit,[3]
Ich lasse den Freund dir als Bürgen,
Ihn magst du, entrinn ich, erwürgen.
Und spricht nach kurzem Bedenken:
Drey Tage will ich dir schenken.
Doch wisse! Wenn sie verstrichen die Frist,
Eh du zurück mir gegeben bist,
Doch dir ist die Strafe erlassen.
Und er kommt zum Freunde: „der König gebeut,[4]
Daß ich am Kreutz mit dem Leben
Bezahle das frevelnde Streben,
Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit,
So bleib du dem König zum Pfande,
Bis ich komme, zu lösen die Bande.
Und schweigend umarmt ihn der treue Freund,
Der andere ziehet von dannen.
Und ehe das dritte Morgenroth scheint,
Hat er schnell mit dem Gatten die Schwester vereint,
Eilt heim mit sorgender Seele,
Da gießt unendlicher Regen herab,
Von den Bergen stürzen die Quellen,
Und die Bäche, die Ströme schwellen.
Und er kommt an’s Ufer mit wanderndem Stab,
Und donnernd sprengen die Wogen
Des Gewölbes krachenden Bogen.
Und trostlos irrt er an Ufers Rand,
Wie weit er auch spähet und blicket
Da stößet kein Nachen[5] vom sichern Strand,
Der ihn setze an das gewünschte Land,
Kein Schiffer lenket die Fähre,
Und der wilde Strom wird zum Meere.
Die Hände zum Zeus erhoben:
O hemme des Stromes Toben!
Es eilen die Stunden, im Mittag steht
Die Sonne und wenn sie niedergeht,
So muß der Freund mir erbleichen.
Doch wachsend erneut sich des Stromes Wuth,
Und Welle auf Welle zerrinnet,
Und Stunde an Stunde entrinnet,
Und wirft sich hinein in die brausende Flut,
Und theilt mit gewaltigen Armen
Den Strom, und ein Gott hat Erbarmen.
Und gewinnt das Ufer und eilet fort,
Da stürzet die raubende Rotte
Hervor aus des Waldes nächtlichem Ort,
Den Pfad ihm sperrend, und schnaubet Mord
Und hemmet des Wanderers Eile
Was wollt ihr? ruft er für Schrecken bleich,
Ich habe nichts als mein Leben,
Das muß ich dem Könige geben!
Und entreißt die Keule dem nächsten gleich:
Und drey, mit gewaltigen Streichen,
Erlegt er, die andern entweichen.
Und die Sonne versendet glühenden Brand
Und von der unendlichen Mühe
O hast du mich gnädig aus Räubershand,
Aus dem Strom mich gerettet ans heilige Land,
Und soll hier verschmachtend verderben,
Und der Freund mir, der liebende, sterben!
Ganz nahe, wie rieselndes Rauschen,
Und stille hält er zu lauschen,
Und sieh, aus dem Felsen, geschwätzig, schnell,
Springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell,
Und erfrischet die brennenden Glieder.
Und die Sonne blickt durch der Zweige Grün,
Und mahlt auf den glänzenden Matten
Der Bäume gigantische Schatten,
Will eilenden Laufes vorüber fliehn,
Da hört er die Worte sie sagen:
Jetzt wird er ans Kreutz geschlagen.
Und die Angst beflügelt den eilenden Fuß,
Da schimmern in Abendroths Strahlen
Von ferne die Zinnen von Syrakus,
Und entgegen kommt ihm Philostratus,[6]
Des Hauses redlicher Hüter,
Zurück! du rettest den Freund nicht mehr,
So rette das eigene Leben!
Den Tod erleidet er eben.
Von Stunde zu Stunde gewartet’ er
Ihm konnte den muthigen Glauben
Der Hohn des Tirannen nicht rauben.
Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht
Ein Retter willkommen erscheinen,
Deß rühme der blutge Tirann sich nicht,
Daß der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht,
Er schlachte der Opfer zweye,
Und glaube an Liebe und Treue.
Und sieht das Kreutz schon erhöhet,
Das die Menge gaffend umstehet,
An dem Seile schon zieht man den Freund empor,
Da zertrennt er gewaltig den dichten Chor:
Da bin ich, für den er gebürget!“
Und Erstaunen ergreifet das Volk umher,
In den Armen liegen sich beide,
Und weinen für Schmerzen und Freude.
Und zum Könige bringt man die Wundermähr,
Der fühlt ein menschliches Rühren,
Läßt schnell vor den Thron sie führen.
Und blicket sie lange verwundert an,
Ihr habt das Herz mir bezwungen,
Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn,
So nehmet auch mich zum Genossen an,
Ich sey, gewährt mir die Bitte,
Anmerkungen (Wikisource)
Hörtexte
Dieser Text existiert in zwei gesprochenen Versionen:
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Dieser Quellentext existiert auch als Audiodatei, gesprochen von Spacebirdy. (Mehr Informationen zum Projekt Gesprochene Wikisource) | |||
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Die Bürgschaft Originaltext
Hintergrund
Die Ballade wurde 1798 von Friedrich Schiller geschrieben und war Teil seiner Sammlung "Balladen". Die Geschichte basiert auf einem antiken Mythos, der von einem Mann namens Damon und seinem Freund Pythias erzählt, der von Dionysios dem Jüngeren, dem Tyrannen von Syrakus, inhaftiert wurde. Die Geschichte zeigt, dass Treue und Freundschaft auch in den schwierigsten Zeiten wichtig sind.
Rezeption
Die Bürgschaft gehört zu den bekanntesten Balladen von Friedrich Schiller und wird oft in Schulen und Universitäten gelehrt. Es wurden auch mehrere Filme und Theaterstücke basierend auf der Ballade produziert.
Kreuzworträtsel
Moros | Hauptfigur der Ballade |
Dionys | Tyrann in der Ballade |
Bürgschaft | Titel der Ballade |
Freund | Moros bietet ihn als Bürgen an |
Schwester | Moros heiratet sie für seinen Freund |
Begnadigung | Was der Tyrann am Ende der Ballade ausspricht |
Räuber | Gruppe von Personen, die Moros bedroht |
Stadt | Ort, den Moros erreichen will |
Offene Aufgaben
Leicht
- Bürgschaft Zusammenfassung: Schreibe eine kurze Zusammenfassung der Ballade "Die Bürgschaft".
- Dionysios der Jüngere: Finde heraus, wer Dionysios der Jüngere war und welche Rolle er in der antiken Geschichte spielt, auf der die Ballade basiert.
- Bedeutung von Treue und Freundschaft: Schreibe einen kurzen Essay darüber, warum Treue und Freundschaft wichtige Werte sind.
Standard
- Alternatives Ende Bürgschaft: Schreibe ein alternatives Ende für die Ballade, in dem Dionys Moros nicht begnadigt.
- Theaterstück Bürgschaft: Schreibe ein Theaterstück basierend auf der Ballade.
- Dialog Moros und Dionys: Schreibe einen modernen Dialog zwischen Moros und Dionys über ihre unterschiedlichen Ansichten über Freiheit und Tyrannei.
- Gedicht Freundschaft und Treue: Schreibe ein Gedicht über die Bedeutung von Freundschaft und Treue.
Schwer
- Zeitleiste Bürgschaft: Erstelle eine Zeitleiste der Ereignisse in der Ballade.
- Collage Bürgschaft: Erstelle eine Collage mit Bildern, die die Handlung der Ballade illustrieren.
- Geschichte über Freundschaft: Schreibe eine kurze Geschichte über einen Freund, der bereit ist, für einen anderen zu sterben.
- Tagebuch Mörus: Schreibe ein Tagebuch aus der Perspektive von Mörus während seiner dreitägigen Abwesenheit.
- Interview Mörus und Dionys: Führe ein Interview mit Mörus und Dionys und frage sie nach ihren Motivationen und Gedanken in der Geschichte.
- Dialog zwischen Mörus und Freund: Schreibe einen Dialog zwischen Mörus und seinem Freund, als sie sich verabschieden.
- Kommentar Überzeugungen: Schreibe einen Kommentar zu der Frage, ob man für seine Überzeugungen sterben sollte.
Kreuzworträtsel
MORUS | Protagonist der Ballade |
DIONYS | Tyrann von Syrakus |
SCHILLER | Autor der Ballade |
DREI | Anzahl der Tage, um die Mörus bittet |
FREUND | Person, die als Bürge zurückbleibt |
HOCHZEIT | Anlass, für den Mörus Zeit benötigt |
BÜRGSCHAFT | Titel der Ballade |
BAND | Was Mörus' von den Häschen des Tyrannen geschlagen wird |
Quiz
In welcher Epoche wurde Schillers "Die Bürgschaft" verfasst? (Sturm und Drang) (!Romantik) (!Aufklärung) (!Klassik)
Wie endet "Die Bürgschaft"? (Die Bürgschaft wird erfüllt und Friedrich ist gerettet) (!Max stirbt bei dem Versuch, Friedrich zu retten) (!Friedrich opfert sich selbst, um Max das Leben zu retten) (!Max gibt die Bürgschaft auf und Friedrich wird hingerichtet)
Was symbolisiert die Bürgschaft in Schillers Drama? (Die Freundschaft) (!Die Treue) (!Die Liebe) (!Die Macht)
Welcher Konflikt ist in "Die Bürgschaft" zentral? (Der Konflikt zwischen individueller Freiheit und Verantwortung) (!Der Konflikt zwischen Liebe und Hass) (!Der Konflikt zwischen Arm und Reich) (!Der Konflikt zwischen Jung und Alt)
In welchem Jahr wurde "Die Bürgschaft" veröffentlicht? (1798) (!1805) (!1812) (!1820)
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