Die Ballade "Die Bürgschaft" von Friedrich Schiller erzählt die Geschichte von Moros, der den Tyrannen Dionys befreien will und dafür ins Gefängnis geworfen wird. Moros bittet Dionys um Gnade und bittet ihn, ihm drei Tage Zeit zu geben, um die Schwester seines Freundes zu verheiraten. Dionys willigt ein, verlangt jedoch, dass der Freund als Bürgschaft zurückbleibt und Moros warnt ihn, dass er ihn ersetzen wird, wenn Moros nicht rechtzeitig zurückkehrt. Moros schafft es rechtzeitig zurückzukehren, aber auf dem Weg zurück in die Stadt muss er viele Hindernisse überwinden, wie zum Beispiel eine überflutete Brücke und eine Räuberbande. Als Moros endlich in der Stadt ankommt, wird er Zeuge, wie sein Freund am Kreuz gehängt wird. Moros fordert Dionys auf, ihn stattdessen zu hängen, aber der Tyrann ist so beeindruckt von der Treue der beiden Freunde, dass er sie begnadigt.


Original

Textdaten
Autor: Friedrich Schiller
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Bürgschaft
Untertitel:
aus: Friedrich Schiller:
Musen-Almanach für das Jahr 1799, S. 176–182
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum: 27.–30. August 1798
Erscheinungsdatum: 1799
Verlag: J. G. Cotta
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Tübingen
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: HAAB Weimar, Kopie auf Commons
Kurzbeschreibung: Im antiken griechischen Syrakus spielende Ballade über Freundschaft.
Erstdruck der Ballade.
Artikel in der Wikipedia
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[176]
Die Bürgschaft.


     Zu Dionys[1] dem Tirannen schlich
Möros,[2] den Dolch im Gewande,
Ihn schlugen die Häscher in Bande.
Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!

5
Entgegnet ihm finster der Wütherich.

„Die Stadt vom Tyrannen befreien!“
Das sollst du am Kreutze bereuen.

     Ich bin, spricht jener, zu sterben bereit,
Und bitte nicht um mein Leben,

10
Doch willst du Gnade mir geben,

Ich flehe dich um drey Tage Zeit,
Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit,[3]
Ich lasse den Freund dir als Bürgen,
Ihn magst du, entrinn ich, erwürgen.

[177]
15
     Da lächelt der König mit arger List,

Und spricht nach kurzem Bedenken:
Drey Tage will ich dir schenken.
Doch wisse! Wenn sie verstrichen die Frist,
Eh du zurück mir gegeben bist,

20
So muß er statt deiner erblassen,

Doch dir ist die Strafe erlassen.

     Und er kommt zum Freunde: „der König gebeut,[4]
Daß ich am Kreutz mit dem Leben
Bezahle das frevelnde Streben,

25
Doch will er mir gönnen drey Tage Zeit,

Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit,
So bleib du dem König zum Pfande,
Bis ich komme, zu lösen die Bande.

     Und schweigend umarmt ihn der treue Freund,

30
Und liefert sich aus dem Tyrannen,

Der andere ziehet von dannen.
Und ehe das dritte Morgenroth scheint,
Hat er schnell mit dem Gatten die Schwester vereint,
Eilt heim mit sorgender Seele,

35
Damit er die Frist nicht verfehle.
[178]

     Da gießt unendlicher Regen herab,
Von den Bergen stürzen die Quellen,
Und die Bäche, die Ströme schwellen.
Und er kommt an’s Ufer mit wanderndem Stab,

40
Da reisset die Brücke der Strudel hinab,

Und donnernd sprengen die Wogen
Des Gewölbes krachenden Bogen.

     Und trostlos irrt er an Ufers Rand,
Wie weit er auch spähet und blicket

45
Und die Stimme, die rufende, schicket;

Da stößet kein Nachen[5] vom sichern Strand,
Der ihn setze an das gewünschte Land,
Kein Schiffer lenket die Fähre,
Und der wilde Strom wird zum Meere.

50
     Da sinkt er ans Ufer und weint und fleht,

Die Hände zum Zeus erhoben:
O hemme des Stromes Toben!
Es eilen die Stunden, im Mittag steht
Die Sonne und wenn sie niedergeht,

55
Und ich kann die Stadt nicht erreichen,

So muß der Freund mir erbleichen.

[179]

     Doch wachsend erneut sich des Stromes Wuth,
Und Welle auf Welle zerrinnet,
Und Stunde an Stunde entrinnet,

60
Da treibet die Angst ihn, da faßt er sich Muth

Und wirft sich hinein in die brausende Flut,
Und theilt mit gewaltigen Armen
Den Strom, und ein Gott hat Erbarmen.

     Und gewinnt das Ufer und eilet fort,

65
Und danket dem rettenden Gotte,

Da stürzet die raubende Rotte
Hervor aus des Waldes nächtlichem Ort,
Den Pfad ihm sperrend, und schnaubet Mord
Und hemmet des Wanderers Eile

70
Mit drohend geschwungener Keule.


     Was wollt ihr? ruft er für Schrecken bleich,
Ich habe nichts als mein Leben,
Das muß ich dem Könige geben!
Und entreißt die Keule dem nächsten gleich:

75
Um des Freundes Willen erbarmet euch!

Und drey, mit gewaltigen Streichen,
Erlegt er, die andern entweichen.

[180]

     Und die Sonne versendet glühenden Brand
Und von der unendlichen Mühe

80
Ermattet sinken die Knie:

O hast du mich gnädig aus Räubershand,
Aus dem Strom mich gerettet ans heilige Land,
Und soll hier verschmachtend verderben,
Und der Freund mir, der liebende, sterben!

85
     Und horch! da sprudelt es silberhell

Ganz nahe, wie rieselndes Rauschen,
Und stille hält er zu lauschen,
Und sieh, aus dem Felsen, geschwätzig, schnell,
Springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell,

90
Und freudig bückt er sich nieder,

Und erfrischet die brennenden Glieder.

     Und die Sonne blickt durch der Zweige Grün,
Und mahlt auf den glänzenden Matten
Der Bäume gigantische Schatten,

95
Und zwey Wanderer sieht er die Straße ziehn,

Will eilenden Laufes vorüber fliehn,
Da hört er die Worte sie sagen:
Jetzt wird er ans Kreutz geschlagen.

[181]

     Und die Angst beflügelt den eilenden Fuß,

100
Ihn jagen der Sorge Qualen,

Da schimmern in Abendroths Strahlen
Von ferne die Zinnen von Syrakus,
Und entgegen kommt ihm Philostratus,[6]
Des Hauses redlicher Hüter,

105
Der erkennet entsetzt den Gebieter:


     Zurück! du rettest den Freund nicht mehr,
So rette das eigene Leben!
Den Tod erleidet er eben.
Von Stunde zu Stunde gewartet’ er

110
Mit hoffender Seele der Wiederkehr,

Ihm konnte den muthigen Glauben
Der Hohn des Tirannen nicht rauben.

     Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht
Ein Retter willkommen erscheinen,

115
So soll mich der Tod ihm vereinen.

Deß rühme der blutge Tirann sich nicht,
Daß der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht,
Er schlachte der Opfer zweye,
Und glaube an Liebe und Treue.

[182]
120
     Und die Sonne geht unter, da steht er am Thor

Und sieht das Kreutz schon erhöhet,
Das die Menge gaffend umstehet,
An dem Seile schon zieht man den Freund empor,
Da zertrennt er gewaltig den dichten Chor:

125
„Mich Henker! ruft er, erwürget,

Da bin ich, für den er gebürget!“

     Und Erstaunen ergreifet das Volk umher,
In den Armen liegen sich beide,
Und weinen für Schmerzen und Freude.

130
Da sieht man kein Auge thränenleer,

Und zum Könige bringt man die Wundermähr,
Der fühlt ein menschliches Rühren,
Läßt schnell vor den Thron sie führen.

     Und blicket sie lange verwundert an,

135
Drauf spricht er: Es ist euch gelungen,

Ihr habt das Herz mir bezwungen,
Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn,
So nehmet auch mich zum Genossen an,
Ich sey, gewährt mir die Bitte,

140
In eurem Bunde der dritte.
SCHILLER.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Gemeint ist Dionysios II.
  2. Schiller änderte den Namen in einer überarbeiteten Fassung 1804 in Damon.
  3. Freien: ehelichen.
  4. Veraltet: gebietet.
  5. Nachen: Kleines Boot, Einbaum.
  6. Möros’ Diener.


Hörtexte

Dieser Text existiert in zwei gesprochenen Versionen:


Download der Sprachversion dieses Artikels Dieser Quellentext existiert auch als Audiodatei, gesprochen von Phantomkommando. (Mehr Informationen zum Projekt Gesprochene Wikisource)

Datei speichern | Lizenz



Download der Sprachversion dieses Artikels Dieser Quellentext existiert auch als Audiodatei, gesprochen von Spacebirdy. (Mehr Informationen zum Projekt Gesprochene Wikisource)

Datei speichern | Lizenz




Die Bürgschaft Originaltext



Hintergrund

Die Ballade wurde 1798 von Friedrich Schiller geschrieben und war Teil seiner Sammlung "Balladen". Die Geschichte basiert auf einem antiken Mythos, der von einem Mann namens Damon und seinem Freund Pythias erzählt, der von Dionysios dem Jüngeren, dem Tyrannen von Syrakus, inhaftiert wurde. Die Geschichte zeigt, dass Treue und Freundschaft auch in den schwierigsten Zeiten wichtig sind.

Rezeption

Die Bürgschaft gehört zu den bekanntesten Balladen von Friedrich Schiller und wird oft in Schulen und Universitäten gelehrt. Es wurden auch mehrere Filme und Theaterstücke basierend auf der Ballade produziert.

Kreuzworträtsel

Moros Hauptfigur der Ballade
Dionys Tyrann in der Ballade
Bürgschaft Titel der Ballade
Freund Moros bietet ihn als Bürgen an
Schwester Moros heiratet sie für seinen Freund
Begnadigung Was der Tyrann am Ende der Ballade ausspricht
Räuber Gruppe von Personen, die Moros bedroht
Stadt Ort, den Moros erreichen will



Offene Aufgaben

Leicht

  1. Bürgschaft Zusammenfassung: Schreibe eine kurze Zusammenfassung der Ballade "Die Bürgschaft".
  2. Dionysios der Jüngere: Finde heraus, wer Dionysios der Jüngere war und welche Rolle er in der antiken Geschichte spielt, auf der die Ballade basiert.
  3. Bedeutung von Treue und Freundschaft: Schreibe einen kurzen Essay darüber, warum Treue und Freundschaft wichtige Werte sind.

Standard

  1. Alternatives Ende Bürgschaft: Schreibe ein alternatives Ende für die Ballade, in dem Dionys Moros nicht begnadigt.
  2. Theaterstück Bürgschaft: Schreibe ein Theaterstück basierend auf der Ballade.
  3. Dialog Moros und Dionys: Schreibe einen modernen Dialog zwischen Moros und Dionys über ihre unterschiedlichen Ansichten über Freiheit und Tyrannei.
  4. Gedicht Freundschaft und Treue: Schreibe ein Gedicht über die Bedeutung von Freundschaft und Treue.

Schwer

  1. Zeitleiste Bürgschaft: Erstelle eine Zeitleiste der Ereignisse in der Ballade.
  2. Collage Bürgschaft: Erstelle eine Collage mit Bildern, die die Handlung der Ballade illustrieren.
  3. Geschichte über Freundschaft: Schreibe eine kurze Geschichte über einen Freund, der bereit ist, für einen anderen zu sterben.
  4. Tagebuch Mörus: Schreibe ein Tagebuch aus der Perspektive von Mörus während seiner dreitägigen Abwesenheit.
  5. Interview Mörus und Dionys: Führe ein Interview mit Mörus und Dionys und frage sie nach ihren Motivationen und Gedanken in der Geschichte.
  6. Dialog zwischen Mörus und Freund: Schreibe einen Dialog zwischen Mörus und seinem Freund, als sie sich verabschieden.
  7. Kommentar Überzeugungen: Schreibe einen Kommentar zu der Frage, ob man für seine Überzeugungen sterben sollte.




Text bearbeiten Bild einfügen Video einbetten Interaktive Aufgaben erstellen

Kreuzworträtsel

MORUS Protagonist der Ballade
DIONYS Tyrann von Syrakus
SCHILLER Autor der Ballade
DREI Anzahl der Tage, um die Mörus bittet
FREUND Person, die als Bürge zurückbleibt
HOCHZEIT Anlass, für den Mörus Zeit benötigt
BÜRGSCHAFT Titel der Ballade
BAND Was Mörus' von den Häschen des Tyrannen geschlagen wird




Quiz

In welcher Epoche wurde Schillers "Die Bürgschaft" verfasst? (Sturm und Drang) (!Romantik) (!Aufklärung) (!Klassik)

Wie endet "Die Bürgschaft"? (Die Bürgschaft wird erfüllt und Friedrich ist gerettet) (!Max stirbt bei dem Versuch, Friedrich zu retten) (!Friedrich opfert sich selbst, um Max das Leben zu retten) (!Max gibt die Bürgschaft auf und Friedrich wird hingerichtet)

Was symbolisiert die Bürgschaft in Schillers Drama? (Die Freundschaft) (!Die Treue) (!Die Liebe) (!Die Macht)

Welcher Konflikt ist in "Die Bürgschaft" zentral? (Der Konflikt zwischen individueller Freiheit und Verantwortung) (!Der Konflikt zwischen Liebe und Hass) (!Der Konflikt zwischen Arm und Reich) (!Der Konflikt zwischen Jung und Alt)

In welchem Jahr wurde "Die Bürgschaft" veröffentlicht? (1798) (!1805) (!1812) (!1820)



Teilen





Schulfach+





aiMOOCs



aiMOOC Projekte













Text bearbeiten Bild einfügen Video einbetten Interaktive Aufgaben erstellen

Teilen Facebook Twitter Google Mail an MOOCit Missbrauch melden Zertifikat beantragen

0.00
(0 Stimmen)