Der Markisenmann




Einleitung

Dieser aiMOOC führt Dich umfassend in Jan Weilers Roman Der Markisenmann (Heyne, 2022) ein – eine fein beobachtete Coming-of-Age-Geschichte über Familie, Schuld, Verantwortung und zweite Chancen. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive der fünfzehnjährigen Kim Pape, die den Sommer 2005 beim bislang fremden leiblichen Vater Ronald Papen verbringt – dem titelgebenden Markisenmann, der in einem Duisburger Gewerbegebiet Markisen verkauft. Du erhältst hier eine fundierte Inhaltsübersicht, Figuren- und Motivanalysen, sprachliche Besonderheiten, deuten lernende Arbeitsaufträge und zahlreiche interaktive Übungen sowie passende Medien für Schule, Ausbildung und Studium.


Überblick: Autor, Entstehung, Kontext

  1. Jan Weiler (*1967) ist Journalist und Schriftsteller; bekannt u. a. durch Maria, ihm schmeckt’s nicht! und Das Pubertier.
  2. Der Markisenmann erschien 2022 im Heyne Verlag und wurde als persönliche Vater-Tochter-Geschichte konzipiert.
  3. Das Hörbuch liest Schauspielerin Lisa Hrdina, was zur weiblichen Ich-Stimme der Erzählerin passt.
  4. Zeitlicher Rahmen der Handlung ist der Sommer 2005; sozialer Rahmen ist der Kontrast zwischen Köln (wohlsituiert) und Duisburg (Gewerbegebiet).


Inhalt – ausführlich

  1. Ausgangslage: Kim, 15, lebt in Köln mit Mutter Susanne, Stiefvater Heiko Mikulla und Halbbruder Geoffrey. Nach einem Fehltritt soll sie Verantwortung übernehmen und den Sommer beim leiblichen Vater verbringen.
  2. Ankunft in Duisburg: Ronald Papen arbeitet in einem Containerbüro; er verkauft Markisen – oft Restposten mit eigenwilligen Mustern. Er wirkt scheu, verbindlich, zuverlässig.
  3. Begegnungen im Gewerbegebiet: Kundengespräche, Montagen, kleine Katastrophen und still-komische Alltagsbeobachtungen bringen Kim und Ronald einander näher.
  4. Konflikte: Kim ringt mit Vorurteilen, Loyalitäten und der Frage nach Schuld in der Familie. Ronald lernt, offener über Vergangenes zu sprechen.
  5. Wendepunkte: Gemeinsame Arbeit, ein paar riskante Entscheidungen und Kims wachsendes Verständnis für Papens Integrität verändern die Beziehung.
  6. Schlussbewegung: Ein leises, glaubwürdiges Annähern – kein pathetisches Finale, aber ein klares Plus an Vertrauen, Verantwortungsgefühl und Selbstständigkeit.


Figuren und Beziehungen

  1. Kim Pape – Ich-Erzählerin; scharf beobachtend, verletzlich, witzig; Lernweg: von Trotz und Zynismus zu Urteilskraft und Empathie.
  2. Ronald Papen (Der Markisenmann) – leiser, anständiger Außenseiter; Arbeitsmoral, Ehrlichkeit und Schuldbewusstsein prägen sein Handeln.
  3. Susanne Pape – Kims Mutter; kontrolliert, leistungsorientiert; emotional ambivalent.
  4. Heiko Mikulla – Stiefvater; repräsentiert geordnete Oberflächen, aber wenig Nähe.
  5. Geoffrey – Halbbruder; Kontrastfigur zu Kims Innenleben.
  6. Nebenfiguren – Kundschaft, Nachbarn, Teamkontakte im Gewerbegebiet; geben soziale Textur und Milieufarbe.


Schauplätze & Zeit

  1. Köln – bürgerliche Sicherheit, Routinen, Statussymbole; Kims Gefühl von Enge und Bevormundung.
  2. Duisburg (Gewerbegebiet) – funktionale Architektur, Hitze, Asphalt; Ort der Arbeit, Redlichkeit und der „Zwischenwelt“.
  3. Sommer 2005 – Übergangsjahreszeit, Reifemotiv; prägt Tempo, Licht, Atmosphäre.


Erzähltechnik, Sprache, Stil

  1. Ich-Perspektive (Kim) – Nähe, Ironie, Selbstkorrekturen; eingeschränkte Zuverlässigkeit erzeugt Spannung.
  2. Ton – leise Komik, warmherzige Beobachtung, punktuelle Melancholie; Dialoge alltagsnah und rhythmisch.
  3. Erzählökonomie – viele kurze Szenen, anekdotische Verdichtung; Montage aus Arbeitssituationen und Familienmomenten.
  4. Sprachliche Mittel – Metaphern rund um Muster, Schatten und Schutz; wiederkehrende Leitwörter (Markise, Stoffe, Hitze, Schatten).


Motive & Symbole

  1. Markise – Schutz vor Blendung/Hitze; Bild für Fassade vs. Innenwelt, für temporären Halt und Verschattung von Schuld.
  2. Muster – sichtbare Ordnung, die Brüche verdeckt; Kims Lernweg enttarnt die Muster.
  3. Sommer/Hitze – Verdichtung, Reife, Druck; Entscheidungen werden unausweichlich.
  4. Arbeit – Würde, Verlässlichkeit, Alltagsethik.
  5. Schuld & Verantwortung – nicht spektakulär, sondern alltäglich und handlungsleitend.


Themenfelder für Unterricht & Studium

  1. Familie und Erziehungsstile – Autonomie vs. Kontrolle.
  2. Ethik der Verantwortung – Schuld annehmen, tragen, transformieren.
  3. Milieustudie – Klassenhabitus, Sprache, Konsum, Räume (Köln ↔ Duisburg).
  4. Erzählperspektive – Unzuverlässigkeit, Filter der Wahrnehmung.
  5. Symbolik – Dinge als Bedeutungsträger (Markise, Muster, Stoffe).


Textnahe Analysebeispiele

  1. Charakterisierung durch Handlung – Papens geduldige Kundengespräche zeigen Werthaltung.
  2. Kontrastbau – Wohlstandsrituale in Köln vs. pragmatische Arbeitswelt Duisburg.
  3. Leitmotive im Wortfeld – Schatten, Stoff, Falten, Kanten – semantische Netze bilden Sinninseln.
  4. Perspektivwechsel-Übung – Szene aus Ronalds Sicht neu schreiben: Welche Informationen werden sichtbar/unsichtbar?


Weiterführende Medien (kuratierte Auswahl)

  1. Bild Jan Weiler (Wikimedia Commons).
  2. Bild Duisburg Innenhafen (Wikimedia Commons) – Raumgefühl der Region.
  3. Bild Markise als Alltagsobjekt/Symbol (Wikimedia Commons).
  4. Video Lesung/Interview mit Jan Weiler (YouTube; Verlagskanäle & Veranstaltungen).
  5. Video Gespräch zum Vater-Tochter-Motiv/Entstehung (YouTube).


Interaktive Aufgaben


Quiz: Teste Dein Wissen

In welchem Jahr erschien Der Markisenmann? (2022) (!2019) (!2020) (!2024)

Wer erzählt die Geschichte? (Kim Pape in Ich-Perspektive) (!Ein allwissender Erzähler) (!Ronald Papen als Ich-Erzähler) (!Abwechselnd mehrere Erzähler in dritter Person)

Welche Stadt steht für Kims Sommer beim Vater? (Duisburg) (!Köln) (!München) (!Leipzig)

Welchen Beruf übt Ronald Papen aus? (Er verkauft Markisen) (!Er fährt Taxi) (!Er ist Lehrer) (!Er arbeitet als Koch)

Welches zentrale Motiv beschreibt den Gegensatz von Fassade und Innenwelt? (Die Markise) (!Das Auto) (!Der Fluss) (!Die Schule)

Welche Zeit rahmt die Handlung? (Sommer 2005) (!Winter 1999) (!Frühjahr 2010) (!Herbst 2022)

Warum liest nicht der Autor das Hörbuch? (Die Ich-Stimme ist weiblich und wird von Lisa Hrdina gesprochen) (!Der Autor wollte kein Hörbuch) (!Rechte waren ungeklärt) (!Technische Probleme verhinderten die Aufnahme)

Was steht im Kölner Teil der Geschichte im Vordergrund? (Wohlstand und Kontrolle) (!Armut und Solidarität) (!Abenteuer und Expeditionen) (!Sportliche Höchstleistungen)

Welche Entwicklung macht Kim durch? (Sie übernimmt Verantwortung und gewinnt Urteilskraft) (!Sie läuft von Zuhause weg und bleibt weg) (!Sie verweigert jede Einsicht) (!Sie wechselt die Schule und das ist alles)

Welche Bedeutung hat Arbeit im Roman? (Sie steht für Würde, Verlässlichkeit und Alltagsethik) (!Sie dient nur als Kulisse ohne Sinn) (!Sie symbolisiert Reichtum und Luxus) (!Sie ersetzt Familie vollständig)





Memory

Erstelle passende Paare – Begriff A zu 1, B zu 2 usw.

Kim Pape Ich-Erzählerin, 15 Jahre
Ronald Papen Vater, Markisenverkäufer
Köln Wohlstands- und Kontrollmilieu
Duisburg Gewerbegebiet, Arbeitswelt
Markise Schutz, Fassade, Muster
Sommer 2005 Übergang und Reifung
Schuld Verantwortung übernehmen





Drag and Drop

Ordne die Begriffe den Vorgaben zu.

Ordne die richtigen Begriffe zu. Thema
Köln Kims Herkunftsmilieu
Duisburg Papens Arbeitsalltag
Ich-Perspektive Nähe zu Kims Innenwelt
Markise Symbol für Schutz/Fassade
Schuld Ethik der Verantwortung




...


Kreuzworträtsel

Gestalte ein Kreuzworträtsel zum Thema mit folgendem Aufbau:

papen Nachname des Vaters im Roman
duisburg Stadt des Sommeraufenthalts
comingofage Genre-Zuordnung des Romans
heyne Verlag der Erstausgabe
ronald Vorname des Vaters
markise Leitmotivisches Objekt





LearningApps


Lückentext

Erstelle einen ausführlichen Lückentext, der die Punkte des Text-Inputs abfragt.

Vervollständige den Text.

Der Roman Der Markisenmann erschien im Jahr

und stammt von dem Autor

.
Erzählt wird aus der Perspektive von

, einer fünfzehnjährigen Schülerin.
Kims Vater heißt

Papen und verkauft in Duisburg

.
Zwischen Köln und Duisburg entstehen deutliche

der Milieus.
Ein zentrales Thema ist die Übernahme von

und Verantwortung.
Die Markise fungiert als Symbol für

und Fassade.
Das Hörbuch wurde von der Schauspielerin

Hrdina eingesprochen.
Der Sommer bei Papen wird zu Kims persönlicher

.
Die Erzählweise verbindet Humor mit leiser

.
Arbeit steht im Roman für

und Verlässlichkeit.




Offene Aufgaben

Erstelle 12 offene Aufgaben, welche die Lernenden anregen, selbst aktiv zu werden.

Leicht

  1. Figurensteckbrief: Erstelle zu Kim einen Steckbrief (Eigenschaften, Ziele, Konflikte) mit zwei Textbelegen.
  2. Symbolanalyse: Sammle Stellen zum Motiv Markise und erkläre in 8–10 Sätzen die Bedeutungsfelder Schutz/Fassade/Muster.
  3. Schauplätze: Zeichne eine einfache Karte Köln ↔ Duisburg und beschreibe je drei stimmungsbildende Details pro Ort.
  4. Sprachbeobachtung: Notiere fünf markante Formulierungen und deute deren Wirkung in je 2 Sätzen.

Standard

  1. Perspektivwechsel: Schreibe eine Szene aus Ronalds Sicht neu (1–2 Seiten) und vergleiche Wahrnehmungsfilter und Tonfall.
  2. Ethik der Verantwortung: Entwickle ein Argumentationsblatt, wie Schuld im Roman angenommen und transformiert wird.
  3. Milieustudie: Kontrastiere das Kölner Milieu der Mikullas mit Papens Duisburger Arbeitswelt anhand von Sprache, Objekten, Ritualen.
  4. Medienarbeit: Produziere einen 2–3-minütigen Audio-Kommentar (Podcast) zu „Arbeit als Würde“ – mit Zitaten.

Schwer

  1. Deutungsaufsatz: Formuliere eine These zur Symbolik der Muster und belege sie mit mindestens sechs Textstellen.
  2. Vergleichende Analyse: Stelle Der Markisenmann einem anderen Coming-of-Age-Roman gegenüber (Struktur, Figurenführung, Milieu).
  3. Adaption: Entwirf ein Exposé für eine filmische Umsetzung (5 Akte, Schlüsselszenen, Bildsprache, Casting).
  4. Rezeptionsforschung: Analysiere drei Rezensionen und arbeite übereinstimmende Urteile und Differenzen systematisch heraus.




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Lernkontrolle

  1. Kausalität: Erkläre anhand einer „Wenn–dann“-Kette, wie Kims Fehltritt ihre Entwicklung in Gang setzt und welche Stationen folgen.
  2. Perspektive: Zeige an einer ausgewählten Szene, wie die Ich-Form Informationen sichtbar macht und andere ausblendet.
  3. Motivnetz: Verbinde die Motive Schutz, Muster, Sommer und Arbeit in einem Netz und erläutere wechselseitige Bezüge.
  4. Milieu-Transfer: Übertrage den Köln–Duisburg-Kontrast auf ein Dir bekanntes Umfeld und vergleiche Wirkungen auf Verhalten.
  5. Ethik-Transfer: Entwirf Handlungsoptionen für schulische Situationen, in denen Verantwortung übernommen werden muss, und beziehe Romanbeispiele ein.




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