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[[Datei:Wie der tote Hase den Menschen zur Kunst erklärt - Albrecht Dürer Joseph Beuys Hase.jpg|500px|rahmenlos|zentriert|link=Wie der tote Hase den Menschen zur Kunst erklärt]]
 
 
 
 
Wie der tote Hase den Menschen zur Kunst erklärte. Jeder tote Hase beginnt damit, lebendig zu sein. Dürers Hase wurde gejagt, getötet, ausgenommen, ausgestopft, mit Dräten fixiert und dann wurde das tote Fleisch für die Nachwelt festgehalten. Genau genommen war es nicht das Fleisch, sondern der Hase-An-Sich, der für die Nachwelt festgehalten wurde. Dann erklärte Beuys diesem toten Hasen die Bilder, woraufhin der tote Hase den Menschen zur Kunst erklärte.
 
= Dürer-Beuys-Hörl-Hase: Wie der tote Hase den Menschen zur Kunst erklärt =
Jack Joblin: "Wir haben den Dürer-Hasen auf mehreren unserer [[Memento Multiples]]. Die Postkarte ist sehr beliebt. Unser Hase ist natürlich nicht nur von Albrecht Dürer, sondern auch von Joseph Beuys inspiriert. Es ist eher ein Dürer-Beuys-Hase. Die Parallelen liegen auf der Hand...
* Es geht um Hasen und Kunst
* Original Beuys: Wie man dem toten Hasen die Bilder erklär, 1965 // Beuys erklärt dem Hasen die Bilder // Der Dürer-Beuys-Hase erklärt den Menschen zur Kunst // Der Hase von Beuys schweigt und kommuniziert / Unser Hase schweigt und kommuniziert // Beuys nimmt - provokativer Weise - einen toten Hasen // Wir nehmen einen toten Hasen, eines toten Gestaltungsmittels - der Malerei, eines toten Künstlers: Dürer (den wir sehr als Revolutionär schätzen).
* Original Dürer: Feldhase, 1502 // Der Hase schweigt und wird Kunst // Der wirkliche Hase ist längst tot // Die Kunst von damals ist heute tot (sie ist unfassbar viel wert, aber sie ist tot) // Das [[Erscheinungsrelikt]] erzählt uns von dem Fleisch, das durch Albrecht Dürer Kunst wurde. // Albrecht Dürer ist einer der ersten Künstler, der sich selbst 1500 als fleischgewordene Kunst auf Öl malt.
* In der Kunst glauben wir gerne einer Autorität
 
Für mich schreit unser Hase auch noch das alte Gerhard Richter Zitat "Hört auf zu malen." Hört endlich auf zu malen! Hört zumindest auf zu denken, Malen wäre Kunst. Dürer würde heute nicht mehr malen. Er würde die Ölfarbe als Zeichen der Unterdrückung verstehen. Die Unterdrückung der eigenen Freiheit, z.B. der Entscheidung, was wir als Kunst empfinden. Diese Aktion sehen wir als Start von der Entwicklung eines ''[[Wirklich erweiterter Kunstbegriff|wirklich erweiterten Kunstbegriffs]]''. Beuys war ein Mensch des Wortes. Von Ihm stammt das Zitat [["Jeder Mensch ist Kunst. Du bist Kunst. Joseph Beuys und die Unmöglichkeit des Menschen keine Kunst zu sein." Zusammenfassung
|"Das heißt, es soll doch dahin kommen, dass der Mensch selbst das Kunstwerk wird."]]"
 
= Dürer-Hase =
Einer, der immer schon nicht nur Künstler, sondern auch Kunst war: Albrecht Dürer. Er hielt sich sein Leben lang mit [[Dürers Selbstbildnisse|Selbstbildnissen]] als Kunst fest. Er war damit nicht der erste, aber z.B. sein Selbstbild 1500 im Pelzrock zeigt, wie selbstbewusst sich Dürer als Kunst empfindet. Eine Deutung in Richtung "Messias-Darstellung" liegt auf der Hand. Aber nicht nur Künstler sind Kunst. [[Jeder Mensch ist Kunst]].
 
 
[[Datei:Self-portrait by Albrecht Dürer.jpg|center|400px|''[[Dürers Selbstbildnisse|Selbstbildnis]]'' (Münchner Selbstbildnis), Öl auf Leinwand (1500), Alte Pinakothek, München. [[Datei:Signatur Albrecht Dürer.PNG|rahmenlos|zentriert]]]]
 
{{Zitat|So malte ich, Albrecht Dürer aus Nürnberg, mich selbst in naturgetreuen Farben im Alter von 28 Jahren.|Quelle=Albrecht Dürer}}
 
 
Bei Dürer wird der Feldhase nicht als Attribut und wahrscheinlich ohne symbolische Bedeutung dargestellt, sondern dient allein der naturhaft dargestellten Präsentation. Dies sehen wir in Anlehnung an unser Axiom "Der Mensch kann nicht nicht Kunst sein." Der Mensch-An-Sich ist Kunst. Nicht nur der Künstler oder ein Mensch in Zusammenhang mit einem Kunstwerk. Es ist praktisch auszuschließen, dass Dürer einen lebenden Feldhasen gezeichnet und gemalt hat. Elisabeth M. Trux: ''Untersuchung zu den Tierstudien Albrecht Dürers''. Ergon, Würzburg 1993, S. 136, Anm. 156.</ref>, den Dürer aus der niederländischen Malerei übernommen hatte, – deutet an, dass sich das Tier im Haus befindet. Es gibt weitere Darstellungen von Hasen bei Dürer. Dazu gehören:
* ''Die Heilige Familie mit den drei Hasen'', ein Holzschnitt von Dürer aus dem Dresdner Kupferstichkabinett von 1497.
* Auf dem Kupferstich ''„Adam und Eva“'' des Berliner Kupferstichkabinetts von 1504 ist  ein Hase abgebildet.
 
{{Zitat|Denn wahrhaftig steckt die [[Kunst]] in der [[Natur]], wer sie heraus kann reißen, der hat sie.|Quelle=Albrecht Dürer, ''Vier Bücher von menschlicher Proportion''}}
 
 
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= Symbolkraft des Hasen =
{{:Wie der tote Hase den Menschen zur Kunst erklärt - Inhalt}}
Der Hase ist ein Tier mit jahrhundertealter, umfassender Symbolbedeutung in allen Religionen: In der griechischen Mythologie der Liebesgöttin Aphrodite zugehörig, bei den Römern und Germanen Symbol der Fruchtbarkeit, christliches Symbol für Auferstehung - die häufigste Interpretation eines Hasen in der Kunst. Er wird bei Beuys zu einem vielschichtigen und Interpretationsspielräume öffnenden Bestandteil der Performance. Indem Beuys mit dem toten Hasen die eigentliche lebendige Symbolbedeutung konterkariert, kann dieser beispielsweise als Symbol für Wiedergeburt aufgefasst werden. Diese Interpretation wird auch unterstützt durch die „Maske“, die Beuys während seiner Performance trägt: Gold als altes Symbol für Reinheit, Weisheit und die Kraft der Sonne, Honig als germanisches oder indisches Mittel für Regeneration und Wiederbelebung.
 
{{Zitat|''Für mich ist der Hase das Symbol für die Inkarnation, Denn der Hase macht das ganz real, was der Mensch nur in Gedanken kann. Er gräbt sich ein, er gräbt sich einen Bau. Er inkarniert sich in die Erde, und das allein ist wichtig. So kommt er bei mir vor. Mit Honig auf dem Kopf tue ich natürlich etwas, was mit denken zu tun hat. Die menschliche Fähigkeit ist, nicht Honig abzugeben, sondern zu denken, Ideen abzugeben. Dadurch wird der Todescharakter des Gedankens wieder lebendig gemacht. Denn Honig ist zweifellos eine lebendige Substanz. Der menschliche Gedanke kann auch lebendig sein. Er kann aber auch intellektualisierend tödlich sein, auch tot bleiben, sich todbringend äußern etwa im politischen Bereich oder der Pädagogik.''|Quelle=Beuys<ref>Lieberknecht, 1971, zitiert nach Adriani / Konnertz / Thomas , 1984, S.&nbsp;155; entgegen Beuys‘ Erläuterung graben oder bewohnen Hasen allerdings keine Baue (siehe dazu [[Hans Peter Riegel|HP Riegel]]: ''Beuys. Die Biographie''. Aufbau, Berlin 2013, S. 230. ISBN 978-3-351-02764-3)</ref>}}
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= Der Hase in der Kunst =
Der '''Hase''' oder das '''Kaninchen''' ist in der '''bildenden Kunst''' ein häufiges Bildmotiv, das in Mythologie und Kunst in den verschiedenen Kulturen unterschiedliche Bedeutungen annehmen kann. Grundsätzlich wird der Hase häufig mit [[Mondgottheit]]en in Verbindung gebracht und verkörpert hier Wiedergeburt und Auferstehung. Er ist ein [[Fruchtbarkeitssymbol|Symbol für Fruchtbarkeit]], Sinnenlust und dient als Attribut bei Jagd- und [[Monatsbilder|Monatsdarstellungen]].
 
== Judentum ==
Im Judentum gilt der Hase als unreines Tier, ''denn er ist ein Wiederkäuer, hat aber keine durchgespaltenen Klauen ''. (3Mo 11,6: 5Mo14,7) Diese abwertende Aussage führt in der christlichen Kunst des Mittelalters zu einer ambivalenten Deutung des Hasen als Symboltier.
 
== Antike ==
[[Datei:Pederastic gifts Macron Louvre G142 n3.jpg|mini|Der Hase als Geschenk an einen Epheben, Aussenbild einer [[Attische Vasenmalerei|attisch]]-[[Rotfigurige Vasenmalerei|rotfigurigen]] [[Kylix (Gefäß)|Kylix]] des Töpfers [[Hieron (Töpfer)|Hieron]] und des Vasenmalers [[Makron (Vasenmaler)|Makron]].]]
[[Datei:Villa del casale 13.jpg|mini|links|Spätantike Darstellung einer Hasenjagd aus der [[Villa Romana del Casale]]]]
 
Der Hase galt in der Antike wegen seiner Wertschätzung als Jagdtier als Inbegriff der gejagten Kreatur, die nur durch eine zahlreiche Nachkommenschaft überleben konnte. [[Aristoteles]], [[Claudius Aelianus]] und [[Plinius der Ältere|Plinius]] ordnen ihn als eins der fruchtbarsten Tiere überhaupt ein. Auf diese Weise wurde er zum Symbol von Lebenskraft, sexueller Begierde und Fruchtbarkeit. Dargestellt wird der Hase als Attribut der [[Aphrodite]], als Geschenk unter Liebespaaren und in der Spätantike als Glückssymbol und im Zusammenhang mit der antiken Grabkultur.
 
== Christliche Kunst ==
In der christlichen Ikonografie ist der Hase Attribut der Heiligen Martin von Tours und Albert von Siena,[4] da beide nach der Legende von Hasen vor der Verfolgung durch Hunde und Jäger geschützt worden sind, sowie des Schutzpatrons der spanischen Jäger, Olegario von Barcelona. Bereits in der frühchristlichen Kunst tauchen Darstellungen von Hasen auf Reliefs, Tonlämpchen und auf [[Epitaph]]en auf, ohne dass sich eine Deutung leicht erschließen ließe.
 
Der [[Physiologus]], unerschöpfliche Quelle für die mittelalterlichen Künstler, berichtet vom Hasen, der in Gefahr sich hoch auf die Felsen rette, wenn er jedoch den Berg hinunterlaufe, wegen seiner kurzen Vorderbeine schnell vom Feind gefangen werde.<ref>{{Literatur | Titel = [[Physiologus]] |  Herausgeber = Ursula Treu | Auflage = 3. | Verlag = Artia | Ort = Hanau | Jahr = 1998 | DNB = 959569472| Seiten = 103-104}}</ref> Entsprechend soll nach der Lehre des Heiligen [[Basilius der Große|Basilius]] der Mensch sein Heil in dem Felsen [[Christus]] suchen, anstatt bergab den irdischen Dingen nachzulaufen und in die Hände des Dämon. d.&nbsp;h. des [[Teufel]]s zu fallen. Präsent bleibt immer auch für den mittelalterlichen Künstler und Auftraggeber die abschätzige Meinung über den Hasen, der gemäß den Büchern Moses' ein unreines Tier ist. So steht der Hase im Tympanon von [[St. Norbert (Enkenbach)|St. Norbert in Enkenbach]] zusammen mit anderen unreinen Tieren beim Jüngsten Gericht auf der linken Seite des [[Lamm Gottes|Lammes]]. Das heißt, der Hase kann eine negative Bedeutung, wie ungezügelter Sexualität und Wollust annehmen oder eine positive als Sinnbild des steilen Wegs zum Heil. Bei mittelalterlichen Darstellungen des Hasen ist also aus dem Kontext zu erschließen, ob der Lauf eines Menschen in sein Verderben oder das Streben zum ewigen Heil gemeint ist.
 
[[Datei:Paderborner Dom Dreihasenfenster.jpg|mini|links|Das Dreihasenfenster im Paderborner Dom]]
[[Datei:Tizian-Madonna mit dem Kaninchen.jpg|mini|links|Tizian:Madonna mit dem Kaninchen, Paris, Louvre]]
Die [[Dreihasenfenster|Hasenfenster]] in Paderborn und im Kloster Muottatal in der Schweiz, bei denen drei Hasen jeweils zusammen nur drei Ohren haben, die zusammen ein Dreieck bilden, können als Symbol für die [[Dreifaltigkeit]] aufgefasst werden, und gehen wohl auf ein altes Symbol für den Lauf und das Vergehen der Zeit zurück.<ref>Gerd Heinz-Mohr: ''Lexikon der Symbole.'' Diederichs, Düsseldorf / Köln 1971, S. 136, ISBN 3-424-00408-1.</ref>  Ebenfalls als Dreifaltigkeitssymbol könnten die drei Hasen angesehen werden, die auf [[Albrecht Dürer|Dürers]] Holzschnitt von 1497 ''Die Heilige Familie mit den drei Hasen'' dargestellt sind und in dem ein Hase dem anderen die Pfote auf die Schulter legt und auf den davonhüpfenden dritten zeigt.
 
Aus der Antike kommt die Deutung des Hasen als Sinnbild von Lebenskraft, Wiedergeburt und Auferstehung. Hier ist die Wurzel für Darstellungen im Zusammenhang mit dem christlichen [[Ostern|Osterfest]], in dem der [[Auferstehung#Christentum|Auferstehung]] Christi gedacht wird. Die in der christlichen Ikonografie ungewöhnliche Darstellung einer Madonna mit dem Jesusknaben, die mit einem weißen Hasen spielt, wie es [[Tizian]] in seinem Pariser Bild darstellt, kann hier christologisch gedeutet werden. Zusammen mit dem Korb mit Brot und Wein, einem Sinnbild für den Opfertod Christi, kann diese Darstellung als Hinweis auf die Wiederauferstehung Christi nach dem Tode gelesen werden.
 
Als Symboltier der Fruchtbarkeit tauchen weiße Kaninchen auf einem Flügel des [[Hochaltar des Freiburger Münsters|Hochaltars des Freiburger Münsters]] auf. Sie spielen zu Füßen der beiden schwangeren Frauen [[Maria (Mutter Jesu)|Maria]] und [[Elisabet]]h.
Auf dem [[Kupferstich]] [[Martin Schongauer]]s von 1470 ''Jesus nach der Versuchung'' werden als Zeichen der überschäumenden Lebensfreude neun (drei mal drei) Hasen zu Füßen Jesu dargestellt.
 
Jagddarstellungen im sakralen Kontext lassen sich als Verfolgung des Guten durch das Böse deuten. Bei den romanischen Bauplastiken am Dom von [[Königslutter]], entstanden um 1135, symbolisiert der vom Jäger verfolgte Hase die menschliche Seele, die sich vor der Verfolgung durch den Teufel retten will. Ein weiteres Bild, „Hasen fangen den Jäger“, zeigt den Triumph des Guten über das Böse. Anderseits kann bei einer Verfolgung des Hasen durch einen Adler, dieser Christus symbolisieren und der Hase die Unreinheit und die Scheu des Bösen vor dem Licht.
 
Sinnbild der Wiedergeburt ist der Hase auch für [[Joseph Beuys]], in dessen Werk der Hase immer wieder einen Platz findet. Im Kontext seiner Aktion [[Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt]] sagte er, dass der Hase {{Zitat|direkt eine Beziehung zur Geburt hat (...). Für mich ist der Hase das Symbol für die [[Inkarnation]]. Denn der Hase macht das ganz real, was der Mensch nur in Gedanken machen kann. Er gräbt sich ein, er gräbt sich eine Mulde. Er inkarniert sich in der Erde, und das allein ist wichtig.<ref>zitiert nach:  {{Webarchiv|text=Beuys'sche Ur-hasen oder wie Joseph Beuys auf den Hasen kam |url=http://www.museumderunerhoertendinge.de/dinge_2002/beuys/beuys.htm |wayback=20081006133529 |archiv-bot=2018-04-14 03:13:22 InternetArchiveBot }}</ref>
| Autor =
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}}
 
In der christlichen Ikonografie ist der Hase Attribut der Heiligen [[Martin von Tours]] und [[Albert von Siena]],<ref>[http://books.google.de/books?id=buW4S0l8xJwC&pg=PA5&lpg=PA5&dq=Albert+von+Siena+Hase&source=bl&ots=vo_AAzv--P&sig=-6x31mogOUhdqycom3nCmfSlRsw&hl=de&sa=X&ei=nGuhU6uLOKSG4gSMloDwAQ&ved=0CCwQ6AEwAg#v=onepage&q=Albert%20von%20Siena%20Hase&f=false Paul Schubring: ''Hilfsbuch Zur Kunstgeschichte''. 2012. S.&nbsp;5.]</ref> da beide nach der [[Legende]] von Hasen vor der Verfolgung durch Hunde und Jäger geschützt worden sind, sowie des Schutzpatrons der spanischen Jäger, Olegario von Barcelona.
 
== Profane Ikonographie ==
[[Datei:Pisanello 018.jpg|mini|links|Pisanello:Jagdszene (Vision des hl. Eustachius, um 1435)]]
In der nicht sakralen Kunst der Neuzeit taucht der Hase im gleichen Kontext auf wie in der Antike: als Beutetier der Jäger, auf Monatsdarstellungen von Frühling oder Herbst sowie als Attribut der Venus und Symbol für die körperliche Liebe.
 
[[Datei:Stilleven met dood wild en vruchten naast een tuinvaas, met een aap, een hond en twee duiven; in het verschiet Rijksdorp bij Wassenaar, een buitenverblijf van jhr. Jacob Emmery baron van Rijksmuseum SK-A-462.jpeg|mini|Jan Weenix: Jagdstillleben mit Schoßhund und Äffchen (1714)]]
Das Jagdrecht war im Mittelalter bis in die späte Neuzeit Privileg der herrschenden Schichten, das mit Nachdruck verteidigt wurde.
Jagdstillleben, oft in Gesellschaft mit exquisitem Jagdgerät, schmücken Räume barocker Schlösser und weisen auf Rang und [[Prestige]] des Besitzers hin.
Das Bild von [[Jan Weenix]] zeigt ein Stillleben in der Art einer [[Trophäe]]n&shy;sammlung, hier von Vogel- und Niederwild, von kostbaren Früchten, Schoßhund und Schoßäffchen, die um eine antikisierende Gartenplastik mit der Figur des [[Herakles|Herkules]] effektvoll arrangiert sind, das Ganze vor dem Hintergrund einer opulenten Schlossanlage. Hier werden Reichtum und luxuriöser Lebensstil des Auftraggebers oder Besitzers des Bildes demonstriert.
 
Die in der niederländischen Kunst des [[Goldenes Zeitalter (Niederlande)|Goldenen Zeitalters]] üblichen moralisierenden [[Subtext]]e von Bildern wurden von dem zeitgenössischen Betrachter ohne weiteres verstanden. Fisch und Fleisch auf einem Bild dargestellt, können auf religiöse Nahrungsgebote anspielen, wobei Fische auf die Fastenspeise hinweisen und die aufgetürmten Fleischmengen auf die Fleischeslust, die ''voluptas carnis'', vor allem wenn gleichzeitig ein Liebespaar dargestellt wird.
[[Datei:Jan Weenix 001.jpg|mini|links|Jan Weenix, Jagdstillleben mit Vogel und Hase]]
Hasen und Vögel, vielleicht noch in Gesellschaft von Mohrrüben und anderen Phallussymbolen, wurden vom zeitgenössischen Betrachter ohne weiteres in diesem Sinne verstanden.
 
In der italienischen Kunst von Renaissance und Barock sind es in der Regel Kaninchen, die dargestellt werden und nicht der Feldhase. In einer Allegorie der [[Wollust|Luxuria]] von [[Antonio Pisanello|Pisanello]] liegt eine nackte Frau auf einem Ruhebett, ihr zu Füßen ein Kaninchen. Von [[Pinturicchio]] stammt eine Szene der [[Susanna im Bade]] in den Borgia-Gemächern des Vatikan. Hier wird jeder der beiden Alten von einem Hasen bzw. Kaninchenpaar begleitet, deutliche Hinweise auf das Thema der wollüstigen Begierde.
[[Datei:Piero di Cosimo - Venus, Mars und Amor.jpeg|mini|Piero di Cosimo: [[Venus, Mars und Amor]], um 1505]]
Auf [[Monatsbilder]]n taucht der Hase gerne in den Frühlingsmonaten auf. Auf [[Francesco del Cossa]]s Aprilbild im [[Monatsbilder im Palazzo Schifanoia|Palazzo Schifanoia]] in Ferrara sind die [[Planetenkinder]] der [[Aphrodite|Venus]] umgeben von einer Schar weißer Kaninchen, Symbolen für die Liebe und die Fruchtbarkeit.
 
Auf [[Piero di Cosimo]]s Bild von Venus und Mars, schmiegt sich außer Amor auch ein weißes Kaninchen an Venus.
 
=== Dürers Hase ===
[[Datei:Albrecht Dürer - Hare, 1502 - Google Art Project retuschiert.jpg|mini|„Junger Feldhase“ von [[Albrecht Dürer]]]]
[[Datei:GoertzHase.jpg|mini|links|Dürer-Hase von [[Jürgen Goertz]] in Nürnberg]]
 
Der [[Feldhase (Dürer)|Feldhase]], ein [[Aquarell]] von [[Albrecht Dürer]], das heute in der [[Albertina (Wien)|Albertina]] in Wien aufbewahrt wird, ist wohl eins der berühmtesten Tierbildnisse der europäischen Kunstgeschichte überhaupt.
 
Zu sehen ist Dürers Bild im Zusammenhang seiner exakten Naturstudien, wie auch sein fast ebenso berühmtes [[Das große Rasenstück|Wiesenstück]] oder der virtuose Vogelflügel, Studien, für die er die Technik des Aquarells oder der [[Gouache]] wählte. Entstanden sind diese Studien aus Dürers Bestreben nach einer möglichst genauen „realistischen“ Erfassung der Natur in allen ihren Erscheinungsformen. Dieses Bild hat wohl keine symbolische Bedeutung, jedoch eine einzigartige [[Kunstrezeption|Rezeptionsgeschichte]].
 
[[Datei:Golden animals.JPG|mini|links|Obere Reihe: Dürer-Hase als geklonte Goldhasen]]
Zeitweise gehörte eine Reproduktion von Dürers Hase zum festen Inventar bürgerlicher Wohnstuben. Immer wieder abgedruckt in Schulbüchern, verbreitet in unzähligen Reproduktionen, als Relief in Kupfer, Holz oder Stein, vollplastisch aus Kunststoff oder Gips, Umhüllt von Plexiglas, aufgemalt auf Straußeneier, gedruckt auf Plastiktüten, verfremdet als „Hasengiraffe“ von [[Martin Mißfeldt]]<ref>[http://www.artflakes.com/de/products/duerers-junger-hase-giraffe Abbildung, kolorierte Federzeichnung]</ref>, als Gag von [[Fluxus]]-Künstlern oder in Gold gefasst und günstig zu erwerben in Galerien und auf Kunstmessen ([[Ottmar Hörl]]). [[Sigmar Polke]] hat sich immer wieder mit dem Hasen beschäftigt, ihn auf Papier oder Textiles gemalt, in Installationen untergebracht,<ref> {{Webarchiv|text=Abbildung, Gouache auf gemustertem Stoff |url=http://www.museum-frieder-burda.de/1.328.2.html?&shadow=79&cHash=93690b7a29 |wayback=20140115080941 |archiv-bot=2018-04-14 03:13:22 InternetArchiveBot }}</ref> [[Dieter Roth]]s „Köttelkarnikel“ ist eine nach dem Vorbild des Dürer-Hasen aus Hasenmist geformte Nachbildung,<ref>[http://leben.freenet.de/pictureshow/reisen/multimedial-kuenstler-roth_799796_533042_779680_6.html Abbildung]</ref> und [[Klaus Staeck]] schließlich sperrt ihn in einen engen Holzkoffer, von dem ein Stück abgeschnitten wurde, so dass der Hase im Koffer einen Ausblick hat und Luft bekommt.<ref> {{Webarchiv|text=Abbildung |url=http://www.edition-staeck.de/index.html?d_PL196_PL_Durer_Hase1902.htm |wayback=20150402171945 |archiv-bot=2018-04-14 03:13:22 InternetArchiveBot }}</ref><!-- Rezeption gibt es auch im öffentlichen Raum, z.B. durch [[Rosalie (Künstlerin)|Rosalies]] Skulptur „Sitz- und Flitzhase“ am Nürnberger [[Plärrerhochhaus]]. | Beleg für Bezug? -->
 
=== Beispiele ===
 
* [[Paula Modersohn-Becker]] weicht mit ihrer Reduzierung und [[Säkularisierung]] zum Haus- und Kuscheltier in dem Ölbild „Mädchen mit Kaninchen“ von 1905 von der hergebrachten, symbolisch aufgeladenen Ikonographie ab.
* Der Hase hatte auch in den [[Heiligenbild]]ern des [[Meister Bertram]] (1345–1425) eine herausgehobene Rolle. So werden auf seiner „Erschaffung der Tiere“ lediglich die Hasen mehr als einmal dargestellt. Der Hase findet sich auf dem Bild sogar dreimal.
* Auf dem [[Kupferstich]] [[Martin Schongauer]]s von 1470 „Jesus nach der Versuchung“ werden als Zeichen der überschäumenden Lebensfreude neun (drei mal drei) Hasen zu Füßen von [[Jesus Christus]] dargestellt.
* [[Tina Oelker]], [http://1000hasen.de/ 1000 Hasen], Tausend Bilder mit dem Motiv des Feldhasen (''Lepus europaeus''), das freie Wildtier als Ikone: Am 1. Dezember 2007 begann Tina Oelker dieses Projekt mit dem „Tageshasen # 0001“ und pausiert sieben Jahre darauf mit dem „Tageshasen # 1000“, um ihn 2020 wieder aus dem Hut zu holen.
 
== Vorderer Orient, Islamische Kunst ==
 
Der Hase ist auch ein Thema der [[Islamische Kunst|islamischen Kunst]] und dort zum Beispiel in der [[Islamische Buchkunst|Buchmalerei]], auf [[Islamische Keramik|Keramik]], Metallgegenständen und in Holz- oder Elfenbeinschnitzereien zu finden.
 
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Datei:Syrischer Maler von 1354 001.jpg|Hase und Elefantenkönig, Syrien 1354
Datei:Cup hare Louvre MAO923-126.jpg|Ghabi, [[Mamluken|Mamelukische]] Keramik aus Ägypten, 14. Jh.
Datei:Frieze running animals Louvre AA165.jpg|Holzschnitzerei, Ägypten, 8.–9. Jh.
Datei:Bassin Syrie 2.JPG|Metallbecken, Syrien, [[Mamluken|mamlukisch]]
Datei:Panel hunt Qadjar India MBA Lyon 1995-46.jpg|Fliese, [[Kadscharen|qadscharisch]], Persien
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== Japan, China, Korea ==
Mythologische Erwähnung findet der [[Weißer Hase von Inaba|Weiße Hase von Inaba]] ({{lang|ja|因幡の白兎}}, ''Inaba no Shirousagi''), der im [[Kojiki]] von 712 und dem [[Fudoki]] von [[Provinz Inaba|Inaba]] erwähnt wird.
 
Der Hase symbolisiert das vierte Tierkreiszeichen im [[Junishi]], dem chinesisch-japanischen Horoskop. Beim [[Netsuke]] werden Hasen daher gerne als Motiv verwendet.<ref>[http://kunstlexikon.faz.net/page.php?param1=6320 Das große Kunstlexikon von P. W. Hartmann]</ref>
 
In der chinesischen, koreanischen und auch japanischen Mythologie oder Folklore erscheint der „[[Hase im Mond|Mondhase]]“ bzw. der „Jadehase“ häufig als Begleiter der Mondgöttin. Mit einem Stampfer oder Rührlöffel rührt er das „Lebenselixier“ an, bzw. die Zutaten für [[Reiskuchen]]. Der Mörser symbolisiert dabei den Neumond, der die Mondsichel gebiert.
 
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Datei:Cui Bai - Magpies and Hare.jpg|[[Cui Bai|Ts'ui]], Tuschezeichnung, Japan 1061
Datei:Trois lievres raisin Kitao.jpg|Shigemasa Kitao:Hasen fressen wilden Wein, Japan um 1800
Datei:Tang dynasty bronze mirror with moon goddess and rabbit design, HAA.JPG|Bronzespiegel aus der [[Tang-Dynastie]] mit der Mondgöttin und dem Mondhasen
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== Siehe auch ==
* [[Deutsches Hasenmuseum]] in [[Eppelheim]], gestiftet von [[Josef Walch]], mit zahlreichen Objekten zur Kunst- und Kulturgeschichte des Hasen.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.eppelheim.de/p/d3.asp?artikel_id=1307 |wayback=20121102190120 |text=Hasenmuseum im Wasserturm}}</ref>
* ''[[Hare on Bell on Portland Stone Piers]]''
 
== Literatur ==
* Guy de Tervarent: ''Attributs et symboles dans l'art profane.'' Drou, Genève 1997, S. 287–288, ISBN 2-600-00507-2 (französisch).
* Engelbert Kirschbaum (Begründer); [[Wolfgang Braunfels]] (Hrsg.): ''Lexikon der christlichen Ikonographie.'' Herder, Freiburg im Breisgau u.&nbsp;a. 1968–1976, ISBN 3-451-22568-9.
* Sigrid und [[Lothar Dittrich]]: ''Hase und Kaninchen'', in: ''Lexikon der Tiersymbole. Tiere als Sinnbild in der Malerei des 14. und 15. Jahrhunderts''. Imhof, Petersberg 2004, S. 194–206, ISBN 3-937251-18-9.
* Martin Müller: ''Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt: Schamanismus und Erkenntnis im Werk von Joseph Beuys''. [[VDG Weimar|Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaft]], Alfter 1993, ISBN 3-9803234-8-X (Dissertation Uni Köln 1993).
* [[Johann-Karl Schmidt]]: ''„Jeder Mensch ist ein Hase.“'' In: ''Lustgarten.'' Edition Cantz, Ostfildern 2002, ISBN 3-935293-31-3.
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Hares in art|Hasen in der Kunst}}
{{Commonscat|Rabbits in art|Kaninchen in der Kunst}}
* [http://www.onlinekunst.de/ostern/hase/index.html onlinekunst.de zum Hasen in der Kunst]
* [[Joseph Beuys]]: [https://www.youtube.com/watch?v=z_VPN8M1SGw Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt, Teil 1] (15 Minuten) und [https://www.youtube.com/watch?v=oBNZUj1J1fE1/2 Teil 2] (13:14 Minuten) Film auf [[Youtube]].
 
 
 
[[Kategorie:Hase in der Kunst]]
[[Kategorie:Kultur]]
 
= Beuys-Hase: Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt =
Die Performance mit dem Hasen gilt als ein Schlüsselwerk von Beuys. Sie wurde 2005 von Marina Abramović im Solomon R. Guggenheim Museum, New York, noch einmal nachgestellt, um auf ihre Aktualität auch für die zeitgenössische Kunst aufmerksam zu machen. Christoph Schlingensief, der sich über viele Jahre intensiv mit dem Werk von Beuys auseinandersetzte, integrierte die Performance in stark abgewandelter Form in seine Theaterstücke ''Atta Atta'' (2003) und ''Attabambi-Pornoland'' (2004).
 
 
'''''„So vermute ich, dass eher der tote Hase die Bedeutung der Kunst begreift, als der sogenannte gesunde Menschenverstand. Der menschliche Betrachter zeigt sich ohne jedes Verständnis, da er schon immer alles verstanden hat, noch bevor er überhaupt richtig hingeschaut hat, d.h. im Wettlauf mit dem Hasen gefällt er sich in der Rolle des Igels.“''''' (Marcel Chromik).
 
 
'''"Jeder Mensch ist ein Träger von Fähigkeiten, ein sich selbst bestimmendes Wesen, der Souverän schlechthin in unserer Zeit. Er ist ein Künstler, ob er nun bei der Müllabfuhr ist, Krankenpfleger, Arzt, Ingenieur oder Landwirt. Da, wo er seine Fähigkeiten entfaltet, ist er Künstler. Ich sage nicht, daß dies bei der Malerei eher zur Kunst führt als beim Maschinenbau ..."''' - ''Beuys im Interview mit Peter Brügge: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13508033.html www.spiegel.de/ "Die Mysterien finden im Hauptbahnhof statt"], 04.06.1984
[[Image:Joseph beuys signature.jpg|thumb|100px]]
 
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= Dürer Hase - Gold - Ottmar Hörl =
Anläßlich des 500. Geburtstages von Albrecht Dürers bekanntestem Tierbild „der junge Feldhase“ und dem berühmten Aquarell „Das große Rasenstück“ installierte Ottmar Hörl 7.000 unterschiedlich grüne Dürer Hasen den Nürnberger Hauptmarkt.
= Joseph Beuys: Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt, 1965 =
<iframe height=2000> https://de.m.wikipedia.org/wiki/Wie_man_dem_toten_Hasen_die_Bilder_erkl%C3%A4rt </iframe>
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= Albrecht Dürer: Feldhase, 1502 =
= Wie der tote Hase den Menschen zur Kunst erklärt =
<iframe height=1500> https://glanz-verlag.de/index.php?cat=c51_Jeder-Mensch-ist-Kunst--jeder-mensch-ist-kunst.html#!/Feldhase</iframe>


<iframe height=2000> https://de.m.wikipedia.org/wiki/Feldhase_(D%C3%BCrer) </iframe>
= Teilen =
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[[Kategorie:Wie der tote Hase den Menschen zur Kunst erklärt]]
[[Kategorie:Kunst]]
[[Kategorie:Hase]]
[[Kategorie:Jeder Mensch ist Kunst]]




= Jeder Mensch ist Kunst =
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{{:Jeder Mensch ist Kunst}}

Aktuelle Version vom 8. Juni 2022, 21:22 Uhr