

Resilienzförderung
Einführung in die Resilienzförderung im schulischen Kontext
Was ist Resilienz?
Resilienz bezeichnet die Fähigkeit von Individuen, erfolgreich mit belastenden Lebensumständen und Stress umzugehen, sich anzupassen und sogar gestärkt aus Herausforderungen hervorzugehen. Diese psychische Widerstandsfähigkeit ist nicht angeboren, sondern kann durch gezielte Maßnahmen und Übungen entwickelt und gestärkt werden.
Bedeutung der Resilienzförderung in der Schule
Schulen spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Resilienz bei Kindern und Jugendlichen. Durch die Integration von Resilienzförderung in den Schulalltag können Schüler*innen lernen, mit Stress, Misserfolgen und sozialen Herausforderungen besser umzugehen. Dies trägt nicht nur zu ihrem emotionalen Wohlbefinden bei, sondern fördert auch ihre Lernbereitschaft und ihren Schulerfolg.
Ziele dieses aiMOOCs
In diesem aiMOOC wirst Du:
- ein tiefgehendes Verständnis des Resilienzkonzepts und seiner Bedeutung im schulischen Kontext erlangen,
- verschiedene Methoden und Strategien zur Förderung der Resilienz bei Schüler*innen kennenlernen,
- praktische Übungen und Ansätze für die Umsetzung im Unterricht entdecken,
- die Rolle von Lehrkräften und Schulen bei der Resilienzförderung reflektieren.
Theoretische Grundlagen der Resilienz
Definition und Ursprünge des Resilienzbegriffs
Der Begriff "Resilienz" stammt ursprünglich aus der Physik und beschreibt die Fähigkeit eines Materials, nach Verformung in seinen Ursprungszustand zurückzukehren. In der Psychologie wurde der Begriff übernommen, um die Fähigkeit von Menschen zu beschreiben, trotz widriger Umstände psychisch gesund zu bleiben. Pionierarbeit leistete hierbei die Entwicklungspsychologin Emmy Werner mit ihrer Kauai-Studie, die zeigte, dass bestimmte Schutzfaktoren Kinder trotz belastender Lebensbedingungen resilient machen können.
Risiko- und Schutzfaktoren
Resilienz entsteht im Zusammenspiel von Risiko- und Schutzfaktoren:
Risikofaktoren sind Einflüsse, die die Entwicklung und das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigen können, wie z.B. familiäre Konflikte, Armut oder chronische Krankheiten.
Schutzfaktoren hingegen fördern die Resilienz und unterstützen die positive Entwicklung. Sie lassen sich in drei Kategorien einteilen:
- Personale Schutzfaktoren: z.B. Selbstwirksamkeit, Selbstregulation, soziale Kompetenzen.
- Familiäre Schutzfaktoren: z.B. stabile und unterstützende Beziehungen zu Bezugspersonen.
- Soziale Schutzfaktoren: z.B. positive Erfahrungen in der Schule, unterstützende Freundschaften.
Die sieben Säulen der Resilienz
Ein häufig verwendetes Modell zur Beschreibung der Resilienz umfasst sieben Säulen:
- Optimismus: Die Zuversicht, dass sich Probleme lösen lassen und zukünftige Ereignisse positiv verlaufen.
- Akzeptanz: Die Fähigkeit, unveränderliche Situationen anzunehmen und sich darauf einzustellen.
- Lösungsorientierung: Der Fokus auf die aktive Bewältigung von Problemen.
- Verlassen der Opferrolle: Das Bewusstsein, selbst Einfluss auf das eigene Leben zu haben.
- Übernahme von Verantwortung: Die Bereitschaft, für das eigene Handeln einzustehen.
- Netzwerkorientierung: Die Fähigkeit, soziale Beziehungen zu pflegen und Unterstützung zu suchen.
- Zukunftsplanung: Die Fähigkeit, Ziele zu setzen und Schritte zu deren Erreichung zu planen.
Diese Säulen bieten einen Rahmen für die gezielte Förderung von Resilienz im schulischen Kontext.
Methoden und Strategien zur Resilienzförderung in der Schule
Resilienzfördernde Unterrichtsgestaltung
Lehrkräfte können durch eine bewusste Gestaltung des Unterrichts die Resilienz der Schüler*innen stärken:
- Förderung von Selbstwirksamkeit: Aufgaben stellen, die herausfordernd, aber bewältigbar sind, um Erfolgserlebnisse zu ermöglichen.
- Unterstützung bei der Emotionsregulation: Raum für den Ausdruck von Gefühlen schaffen und Techniken zur Emotionsbewältigung vermitteln.
- Stärkung sozialer Kompetenzen: Gruppenarbeiten und kooperative Lernformen einsetzen, um Teamfähigkeit und Empathie zu fördern.
Spezifische Programme und Trainings
Es gibt verschiedene Programme, die speziell zur Resilienzförderung entwickelt wurden:
- Resilienz-Workshops: Spezielle Workshops, die auf die Bedürfnisse von Schüler*innen zugeschnitten sind und Themen wie Stressbewältigung, Selbstbewusstsein und soziale Kompetenzen behandeln. Beispielsweise bietet "Lehrerleben" Resilienz-Workshops für Schulklassen an, die darauf abzielen, die mentalen, emotionalen und sozialen Kompetenzen der Schüler*innen zu stärken. [1]
- Mental Health Coaches: Im Rahmen des Bundesprogramms "Mental Health Coaches" werden Fachkräfte an Schulen eingesetzt, um präventive Angebote zur Stärkung der mentalen Gesundheit und Resilienz der Schüler*innen zu unterbreiten. [2]
Integration in den Schulalltag
Resilienzförderung sollte nicht als isoliertes Programm, sondern als integraler Bestandteil des Schulalltags betrachtet werden:
- Rituale etablieren: Regelmäßige Übungen zur Achtsamkeit oder kurze Reflexionsphasen in den Unterricht integrieren.
- Positive Fehlerkultur fördern: Fehler als Lernchancen betrachten und diese Haltung aktiv vermitteln.
- Partizipation ermöglichen: Schüler*innen an Entscheidungsprozessen beteiligen, um ihre Selbstwirksamkeit zu stärken.
Praxisbeispiele und Übungen
Übung: "Stärken-Tagebuch"
Ziel: Förderung des Bewusstseins für eigene Ressourcen und positive Selbstwahrnehmung.
Durchführung:
1. Einführung: Erkläre den Schüler*innen, dass sie ein Tagebuch führen werden, in dem sie täglich eine Situation notieren, in der sie eine ihrer Stärken eingesetzt haben.
2. Reflexion: Am Ende der Woche können die Einträge gemeinsam besprochen werden, um die Vielfalt der individuellen Stärken sichtbar zu machen.
Übung: "Gefühlsbarometer"
Ziel: Förderung der Emotionsregulation und Selbstreflexion.
Durchführung:
1. Täglicher Check-in: Die Schüler*innen markieren morgens auf einer Skala von 1-10, wie sie sich fühlen.
2. Austausch: Freiwillige können ihre Stimmung begründen und mit der Klasse teilen.
3. Reflexion: Am Ende des Tages kann überprüft werden, ob sich die Stimmung verändert hat und welche Faktoren dazu beigetragen haben.
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