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Warum begreift sie nicht? Ist es die bedingungslose Liebe einer Mutter, die es ihr unmöglich macht, die triste Wahrheit ihrer eigenen Kinder zu sehen, oder ist es eher eine Art Blindheit, eine Unfähigkeit, die Wirklichkeit anzuerkennen, die vor ihren Augen liegt? Wie oft habe ich ihre sanften, besorgten Blicke gespürt, die jedoch stets von einer gewissen Distanz durchdrungen waren, als ob sie durch eine unsichtbare Barriere von mir getrennt wäre. Sie sieht nicht den Sohn, der erdrückt wird von der Last, eine Familie zu erhalten, die ihn kaum versteht. Sie sieht nicht den Mann, der sein eigenes Glück, seine eigenen Träume geopfert hat, für eine Anerkennung, die nie wirklich kommt.
Warum nur, mag sie mich nicht verstehen? Meine arme Mutter, so sanft und fürsorglich, und doch so grausam blind für die Qualen, die ich erleide. Wie kann sie glauben, ich hätte Freude an jener trostlosen Tätigkeit, die mich täglich verschlingt, mich in den Schlund des Elends zieht? Ach, sie sieht nicht, was unter der Oberfläche meiner erschöpften Miene brodelt, nicht das Insekt, das ich geworden bin, sondern nur den Sohn, der einst war. Wie oft habe ich versucht, ihr die Wahrheit meiner Existenz zu zeigen, doch jedes Mal, wenn sie mich ansieht, wendet sie den Blick ab, als ob der Anblick zu entsetzlich wäre. Ist es nicht meine Schuld, dass sie leiden muss, dass sie die Wahrheit nicht ertragen kann?


Stattdessen spricht sie von Hoffnungen, die sie für mich hegt, von einer Zukunft, die in ihren Augen noch immer möglich scheint. „Du findest sicher bald jemanden“, sagt sie oft, und dabei denkt sie an eine Lebensgefährtin, eine Familie für mich, als wäre mein Beruf das einzige Hindernis, das mich davon abhält. Sie weiß nicht, oder will nicht wissen, dass jede Nacht für mich ein Kampf ist, ein Ringen mit der Einsamkeit und dem Gefühl der Nutzlosigkeit.
Ich bin zu einer Belastung geworden, eine abscheuliche Last, die sie zu tragen gezwungen ist. Und so ziehe ich mich weiter zurück, in die Dunkelheit meines Zimmers, um sie vor meiner abscheulichen Gestalt zu schützen. Der Apfel, der verfault in meinem Rücken steckt, erinnert mich an den Schmerz, den ich meiner Familie zufüge. Ich klettere an den Wänden hoch, entferne mich von dem Boden, der mich einst trug, entferne mich von ihr, die mich nicht mehr als ihren Sohn anerkennen kann. Jedes Mal, wenn ich in den Spiegel sehe, erkenne ich nur die Monstrosität, die ich geworden bin. Meine Existenz, ein ständiger Stachel in ihrem Herzen.


Wie kann ich ihr erklären, dass ich, der ich einst ihr Stolz war, nun nichts weiter bin als eine Last, ein monströses Ungeziefer, das nur noch Mitleid und Ekel erregt? Wie kann ich ihr sagen, dass mein Leben, so wie es jetzt ist, eine erbärmliche Qual nicht nur für mich, sondern für alle um mich herum darstellt? Während ich in den Spiegel blicke, sehe ich nur die traurige Wahrheit: Mein Dasein, es ist wertlos, ein dunkler Fleck im Leben derer, die ich liebe.
Ich bin die Wurzel allen Übels in dieser kleinen Welt. Jede Hoffnung, die ich auf Besserung setze, zerschellt an der erbarmungslosen Realität meiner Existenz. Mein Leben – ein sinnloses, ekelerregendes Dasein, das nur Leid über diejenigen bringt, die ich liebe. Meine Anwesenheit ist eine erbärmliche Qual für sie, eine Qual, die nur durch mein Verschwinden gelindert werden kann. Ja, ich bin an allem Schuld: An meiner Lage, an allem Schlechten in dieser Welt. Ich bin eine unerträgliche, abscheuliche Last für andere.


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Aktuelle Version vom 7. Mai 2024, 19:50 Uhr




Gregor Samsa - Mutter


Warum nur, mag sie mich nicht verstehen? Meine arme Mutter, so sanft und fürsorglich, und doch so grausam blind für die Qualen, die ich erleide. Wie kann sie glauben, ich hätte Freude an jener trostlosen Tätigkeit, die mich täglich verschlingt, mich in den Schlund des Elends zieht? Ach, sie sieht nicht, was unter der Oberfläche meiner erschöpften Miene brodelt, nicht das Insekt, das ich geworden bin, sondern nur den Sohn, der einst war. Wie oft habe ich versucht, ihr die Wahrheit meiner Existenz zu zeigen, doch jedes Mal, wenn sie mich ansieht, wendet sie den Blick ab, als ob der Anblick zu entsetzlich wäre. Ist es nicht meine Schuld, dass sie leiden muss, dass sie die Wahrheit nicht ertragen kann?

Ich bin zu einer Belastung geworden, eine abscheuliche Last, die sie zu tragen gezwungen ist. Und so ziehe ich mich weiter zurück, in die Dunkelheit meines Zimmers, um sie vor meiner abscheulichen Gestalt zu schützen. Der Apfel, der verfault in meinem Rücken steckt, erinnert mich an den Schmerz, den ich meiner Familie zufüge. Ich klettere an den Wänden hoch, entferne mich von dem Boden, der mich einst trug, entferne mich von ihr, die mich nicht mehr als ihren Sohn anerkennen kann. Jedes Mal, wenn ich in den Spiegel sehe, erkenne ich nur die Monstrosität, die ich geworden bin. Meine Existenz, ein ständiger Stachel in ihrem Herzen.

Ich bin die Wurzel allen Übels in dieser kleinen Welt. Jede Hoffnung, die ich auf Besserung setze, zerschellt an der erbarmungslosen Realität meiner Existenz. Mein Leben – ein sinnloses, ekelerregendes Dasein, das nur Leid über diejenigen bringt, die ich liebe. Meine Anwesenheit ist eine erbärmliche Qual für sie, eine Qual, die nur durch mein Verschwinden gelindert werden kann. Ja, ich bin an allem Schuld: An meiner Lage, an allem Schlechten in dieser Welt. Ich bin eine unerträgliche, abscheuliche Last für andere.


GREGOR SAMSA











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