GREGOR SAMSA - Die Abneigung gegenüber dem eigenen spiegelbildlichen Erscheinungsbild

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GREGOR SAMSA - Die Abneigung gegenüber dem eigenen spiegelbildlichen Erscheinungsbild


Warum kann ich das eigene Abbild nicht ertragen, das sich mir in diesem kleinen, schmutzigen Spiegel zeigt? Jeden Morgen, wenn die ersten schwachen Sonnenstrahlen durch das schmutzstarrende Fenster kriechen, erinnere ich mich daran, wie mein Leben früher war, bevor ich zu dieser abscheulichen Gestalt wurde. Jetzt, jeder Blick in den Spiegel offenbart nur eine groteske, verhasste Kreatur, deren bloßer Anblick genügt, um den Magen umzudrehen. Wie grausam ist das Schicksal, das mich dazu verdammt, von meinem eigenen Spiegelbild abgestoßen zu werden!

Ich versuche, die Wände hochzuklettern, um dem eigenen Anblick zu entfliehen, doch selbst dort, in den Ecken der Decke, finde ich keinen Frieden. Jede Bewegung erinnert mich an die unförmigen, kläglichen Gliedmaßen, die nun zu mir gehören. Mein Zimmer, einst ein Ort der Zuflucht, ist nun eine Zelle, gefüllt mit dem Geruch der Verwesung – nicht nur der körperlichen, sondern auch der seelischen.

Wie konnte es geschehen, dass ich, der ich einst meiner Familie Hoffnung und Unterstützung war, nun ihre Last bin? Eine Ekel erregende Last, die ihre Gesichter in Falten der Sorge und des Abscheus legt. Es ist, als hätte ich jede menschliche Würde verloren, als wäre ich der lebende Beweis für das Scheitern der Natur selbst. Ist es nicht meine Schuld, dass ich so geworden bin? Habe ich nicht vielleicht in einem unbewachten Moment des Lebens den falschen Weg gewählt, der mich hierher geführt hat?

Wie bitter ist die Ironie, dass ich, in meiner verzweifelten Sehnsucht nach Normalität, nur die verdrehte Realität eines Monstrums leben darf. Selbst die einfachsten Freuden, wie das Lesen der Zeitung oder das Schauen aus dem Fenster, sind zu quälenden Erinnerungen an ein Leben geworden, das nicht mehr mein eigen ist. Und so verbleibe ich, gefangen in einem Körper, der mir fremd ist, in einem Leben, das einer endlosen Nacht gleicht.

Die Einsicht, dass mein Dasein nichts weiter ist als eine erbärmliche Qual für meine Mitmenschen, drängt sich mir auf, während ich in diesen Spiegel blicke. Mein Leben, ein sinnloser, ekelerregender Trott, belastet jene, die ich einst geliebt habe. Ich bin an allem Schuld, an jeder Träne, die in dieser Wohnung vergossen wurde, an jeder harten Silbe, die gefallen ist. Ich bin nichts weiter als eine unerträgliche, abscheuliche Last.


GREGOR SAMSA











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