GREGOR SAMSA - Das Grübeln über das Schicksal seiner Familie, sollte er nicht mehr sein


Wie könnte es wohl meiner Familie ergehen, wenn ich nicht mehr wäre, ein Schatten, weniger als eine Erinnerung in den leeren Räumen dieser Wohnung? In meinem dunklen Winkel, umgeben von der Stille, die nur das Krabbeln meines eigenen verächtlichen Körpers unterbricht, verliere ich mich in diesen Gedanken. Sind sie nicht ohne mich besser dran? Ein Gedanke, der durch meinen verwandelten, abstoßenden Körper kriecht wie der kalte Wind durch die Ritzen eines verlassenen Hauses.

Ich, der ich einst als Stütze meiner Familie diente, bin nun ihre größte Last. Wie absurd scheint doch die Idee, dass ich ihnen irgendwie nützlich sein könnte, jetzt, da ich in dieser grotesken Gestalt gefangen bin. Sie müssen mich verbergen, sich meiner schämen. Ihre Blicke, voller Ekel und Verzweiflung, wenn sie mein Zimmer betreten, erzählen mehr als Worte es je könnten.

Hat mein Verschwinden nicht vielleicht sogar den Anmut einer Erlösung für sie? Meine Schwester, meine arme Grete, die vielleicht in einer Welt ohne mich aufblühen könnte, frei von der Bürde, sich um ein monströses Geschöpf zu kümmern, das einst ihr Bruder war. Und meine Eltern, könnten sie nicht wieder aufatmen, befreit von der täglichen Erinnerung an ihr Versagen, dargestellt durch meine Existenz?

Wie grausam muss mein Anblick für sie sein! Jeder Atemzug, den ich in diesem Zimmer tue, jede Bewegung, die ich mache, ist eine unaussprechliche Qual für sie, die sie mit Fassung zu ertragen suchen. Welche Ironie, dass mein Tod wahrscheinlich weniger Schmerz verursachen würde als mein erbärmliches Dasein. Im Spiegel, der gegenüber meinem Bett hängt, sehe ich nichts als die Fratze meines Unglücks, eine tägliche Erinnerung an das Unrecht, das ich ihnen antue, einfach indem ich existiere.

So endet alles in der bitteren Gewissheit: Mein Leben ist nichts wert, sinnlos, ekelerregend, eine erbärmliche Qual für meine Mitmenschen. Ich bin an allem schuld: an meiner Lage, an allem Schlechten in meiner kleinen Welt. Eine unerträgliche, abscheuliche Last für andere.

GREGOR SAMSA











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