Theorie des kommunikativen Handelns
Einleitung
Die Theorie des kommunikativen Handelns von Jürgen Habermas stellt einen Meilenstein in der Entwicklung der soziologischen Theorie dar. Habermas entwickelt eine umfassende Theorie der Gesellschaft, die auf der Idee der kommunikativen Rationalität basiert und eine kritische Perspektive auf die moderne Gesellschaft bietet. Im Kern geht es um die Frage, wie soziale Ordnung möglich ist und wie sich Gesellschaften über kommunikative Prozesse konstituieren und reproduzieren. Die Theorie ist in zwei Hauptbereiche gegliedert: die Handlungstheorie und die Gesellschaftstheorie. Diese Theorie bietet einen neuen Rahmen zum Verständnis der sozialen Welt, indem sie den Fokus auf die zentrale Rolle der Sprache und der Kommunikation legt. Ziel dieses aiMOOCs ist es, die Studierenden nicht nur mit den Grundlagen dieser Theorie vertraut zu machen, sondern auch deren Anwendung in der Analyse sozialer Strukturen zu erlernen.
Die Handlungstheorie
Die Handlungstheorie von Habermas unterscheidet zwischen instrumentellem, strategischem und kommunikativem Handeln. Instrumentelles Handeln bezieht sich auf die Manipulation der physischen Umwelt, strategisches Handeln auf die Einflussnahme auf die Entscheidungen anderer Akteure, und kommunikatives Handeln zielt auf Verständigung und Konsensbildung ab. Habermas argumentiert, dass kommunikatives Handeln die Grundlage der sozialen Integration und der gesellschaftlichen Ordnung ist, da es auf gemeinsam anerkannten Geltungsansprüchen beruht.
Die Gesellschaftstheorie
Die Gesellschaftstheorie erweitert die Handlungstheorie, indem sie die Konzepte der Lebenswelt und des Systems einführt. Die Lebenswelt umfasst die kulturellen, sozialen und persönlichen Ressourcen, die Kommunikation und Verständigung ermöglichen. Das System bezieht sich auf die strukturierten, zweckorientierten Aspekte der Gesellschaft wie Wirtschaft und Politik, die durch Steuerungsmedien wie Geld und Macht koordiniert werden. Habermas zeigt auf, wie moderne Gesellschaften durch eine zunehmende Systemintegration gekennzeichnet sind, die zu einer Kolonialisierung der Lebenswelt führen kann, wobei systemische Imperative die kommunikativen Grundlagen der sozialen Integration untergraben.
Aufgaben
Verständnisfragen
- Erkläre die Unterscheidung zwischen kommunikativem Handeln und strategischem Handeln. Warum ist diese Unterscheidung zentral für Habermas' Theorie?
- Diskutiere die Rolle der Lebenswelt und des Systems in der Theorie des kommunikativen Handelns. Wie interagieren diese beiden Konzepte miteinander?
- Identifiziere Beispiele für Sprechakte, die illokutionäre und perlokutionäre Ziele verfolgen. Wie tragen diese zur Verständigung bzw. Manipulation bei?
Anwendungsbezogene Aufgaben
- Entwickle ein kurzes Szenario, in dem kommunikatives Handeln zur Lösung eines Konflikts in einer Gruppe führt. Beschreibe die Situation, die Handlungen der Beteiligten und das Ergebnis.
- Analysiere eine politische Rede unter Verwendung von Habermas' Konzepten. Identifiziere Elemente kommunikativen und strategischen Handelns sowie die implizite Bezugnahme auf die Lebenswelt.
Kreativaufgaben
- Erstelle ein Diagramm, das die Beziehung zwischen Lebenswelt, System, kommunikativem und strategischem Handeln visualisiert.
- Verfasse eine kurze Geschichte, die die Wichtigkeit von Verständigung in der menschlichen Interaktion illustriert, indem sie auf Prinzipien der Theorie des kommunikativen Handelns aufbaut.
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