Tagesfliege Tiffanie
Diese Geschichte ist noch nicht fertig.
Hilf mit sie zu optimieren
|
Die Tagesfliege Tiffanie war im wunderbarsten Mittsommer Morgen aus dem Schatten eines Rosenbusches gemeinsam mit ihrer Schwester geboren. Ihre Schwester lauste nur herum und beteiligte sich eigentlich nie am gesellschaftlichen Leben. Tiffanie hingegen war schon kurz nach ihrem Wiegenfest so herrlich weiblich, dass ihren - wie Spaghetti an ihren Wangen herunter hängenden - Wimpern und ihrem Charme kaum eine männliche Fliege redsam widerstehen können sollte. "Wie das wohl kommen konnte" fragten sich die meisten ihrer Neiderinnen.
Tiffanie verbrachte den ganzen Vormittag damit, sich auf den Nachmittag vorzubereiten und hatte bereits um fünf vor zwölf ihrem ganzen Wesen, das heißt dem Äußeren und Inneren, derart ihre eigene Ordnung verpasst, dass jeder Außenstehende sich vollkommen im Klaren darüber war, um was für eine außergewöhnliche Persönlichkeit es sich bei der noch jugendlichen Tiffanie handelte. Sie war geistig wie auch körperlich auf der Höchststufe des Leistungsvermögens einer Tagesfliege. In diesem Bewusstsein, wollte auch keiner daran zweifeln, dass sie das diestägige Wettfliegen der Eintagsfliegen gewinnen würde, das traditionell auf einer für andere Tiere abgelegenen, für Tagesfliegen zentralen Wiese beginnen sollte. Tiffanie konnte sich sogar leisten, mit einigen Stubenfliegerichen herumzuschlawenzeln, die sich die ganze Show jeden Tag ihrer Stimmung gönnten. (Dadurch erhielten sie auch das Wort „Tradition„ in der kleinen Welt der Tagesfliegen) . Tiffanie war um vier Uhr zum Wettbewerb dermaßen vorbereitet, alle anderen Konkurrenten fragten sich, warum sie überhaupt noch antreten sollten.
Der Startschuss - den eine früh gekommene Schnake abfeuerte, indem sie eine Raupe stach, die laut zu jaulen anfing - kam unerwartet plötzlich für die meisten Teilnehmer, nicht aber für Tiffanie. Nach ein-bis zweihundert Dezimetern hatte sie sich einen beachtlichen Vorsprung heraus gearbeitet. Ihr wurde die Strecke zuvor gut erklärt, deshalb wußte sie auch geschickt durch kleine Abkürzungen die kleinste Bahn zu wählen und den Weg des geringsten Widerstandes zu nehmen. Als sie nach halber Stecke auf eine Straße traf, welcher sie auf ein Meter Höhe bis zum Ziel entlang fliegen sollte, fragte sie sich kurz, wo das Ziel überhaupt sei und wann es kommen würde, aber der Freudentaumel und die fliegenden Ovationen der Betrachter, ließen sie schwelgend wieder in Gewinnergedanken versinken...
Fortsetzung auf 100 Matching Punkte
100 Matching-Punkte. Man meldet sich bei einer Partnerbörse an und gerät in einen Pool von Daten und verschwommenen Gesichtern, in dem man sich wie ins kalte Wasser geworfen fühlt. „Kompliment, G0112358 gefällt Ihr Foto!“ Ein erster Satz kann kaum unpersönlicher sein. Man verspürt den Drang, sich gleich wieder abzumelden. Aber halt, vielleicht kommt da ein unerwarteter Ausflug in eine andere Welt auf einen zu? Voller Wortspiele und Metaphern, erzählt der moderne Liebesbrief-Roman „100 Matching-Punkte“ die Geschichte eines Kennenlernens zweier Partnerbörsen-Nutzer, das über einen Austausch von Fabeln erfolgt.
Versionen
- www.Glanz-Verlag.de
- Amazon Print ISBN 978-3-940320-27-8, Gebundene Ausgabe
- Amazon E-Book, ISBN 978-3-940320-16-2
Infos
- Autoren: Olga und Udo Glanz
- Genre: Moderner Liebesbrief Roman mit Kurzgeschichten
- Umfang: 114 Seiten
- Cover: "Unscharfer Amor", Bob Joblin (Original: Hans Baldung Grien, Amor mit dem flammenden Pfeil, um 1530)
Leseprobe: Der faule Paule - Schon wieder ein neues Wesen
Hi Anna, Deine Annahmen sind vollkommen berechtigt. Lehrer sind alle Superhelden, übermenschlich stark und sie haben Nerven wie Drahtseilbündel ;-) Interessant, Du warst mal als Lehrerin tätig? Was machst Du denn gerade als wissenschaftliche Angestellte? Jack the Dripper Pollock finde ich gut (auch wenn er die Technik heimlich bei Max Ernst geklaut hat – wie der behauptet). Zufall gehört zur Kunst. Auch Ideen ent- und bestehen aus Zufälligkeiten...
„Als er noch in der Kruste war.“ – „Gebrauchsanweisungstitel: Das Leben“ Ich mag, wie Du formulierst. Besser gesagt, ich finde es voll Na-mna.
Ods – Du bist aus Estland? Wollte schon immer die Eremitage besuchen. Da liegt Estland doch auf dem Weg, oder? Du sprichst fünf Sprachen. Das ist auch sehr beeindruckend.
Liebe Grüße, Michael P.S.: Weq war enttäuscht, dass Lulli, Nulli und Nuschel weg waren. Er wollte sich gerade auf den Weg machen, als ein „fauler Paule“ an ihm vorbei fuhr. Das war eine Persönlichkeit. (Bei dieser Geschichte ist mir entfallen, welche Art von Wesen bzw. Tier Paule war. Es gibt einige Anhaltspunkte, ich habe aber nur eine Vorstellung im Kopf. Vielleicht kannst Du mir da helfen?) Man rief Paul „Fauler Paule“ und faul war er auch. Paule war so faul, dass sogar Eichendorfs’ „Taugenichts“ sich respektvoll als Workaholic bezeichnet hätte, wäre er nicht nur ein Gespinst aus Frohsinn, Lustliebe und Drogengenuss des Romantikers.
Der faule Paule hatte solarbetriebene Rollen an der Rückseite seines Körpers befestigt, die ihn aufs Geratewohl durch die Welt kutschierten. Er lag nur auf den Rückenrollen und ließ sich von der Sonne treiben. Zu essen brauchte er nicht viel, weil er ja größtenteils aus Stoff und Wasserresten bestand, die sich nur langsam verflüchtigten.
Eines sonnigen nachmittags, als Paule aus ruhigen Träumen erwachte und sich in einem riesigen Haufen Gras wiederfand, beschloss er, einen Kindertraum Kindertraum sein zu lassen: Er beschloss nicht mehr wegen seiner Faulheit ins Guinnessbuch kommen zu wollen. Diesen Traum wollte er nun für alle Zeiten hinter sich lassen. Auf diesen erfrischenden Entschluss hin schlief er sofort wieder ein. Für solche Wettbewerbe – der Faulheit zu liebe – war er sich zu schade! Aus diesem Grund führt ihn jetzt auch das Guinnessbuch der Weltrekorde tatsächlich als faulstes Wesen aller Wesen.
So fristete der faule Paule seine Tage und frönte der Stille in den Nächten. Er schlief, schlief, schlief. Und kaum war er mal kurze Zeit wach, so übermannte ihn eine unsägliche Herzensschwäche.
Sinnliche Wahrnehmungen erschöpften ihn. Unsagbare Trägheit überwältigte ihn. Die Glieder und Augen wurden ihm schwer. Seine Gesichtsmuskeln entspannten sich bis zur Unkenntlichkeit seiner selbst.
Und er ließ dies alles gerne geschehen. Fiel nach wenigen Momenten des Bewusstseins wieder in den Schlaf. Den süßen Schlummer liebend. Denn: Schlaf war sein Leben. Traum war seine Realität. So trugen ihn seine solarbetriebenen Rollen mal hierhin und mal dorthin. Als er eines Frühjahrs in der Wüste erwachte, kam ihm ein wichtiger Gedanke. Die Sonne brannte, das Solarmobil war höchst aktiv und er wurde immer schneller und schneller. Sein Rollenzufallsgenerator ermöglichte ihm, dass er überall hinkommen konnte (eine schöne Vorstellung, die er auch gerne in seine halbwachen Tagträume einbaute). Beinahe meinte er sogar durch die Geschwindigkeit einen klitzekleinen Adrenalinstoß zu verspüren, welches ihn ein wenig über seinen Körper verwundert hätte, ihm jedoch schlussendlich – wie so vieles andere – ebenfalls doch nur Gelassenheit abverlangt hätte.
>> Keine Gleichgültigkeit – diese Unterscheidung war ihm wesentlich. Er konnte sich manchmal stundenlang mit unsäglichen Begriffen und ihrer inkorrekte Anwendung beschäftigen. Zu seinen meistgeführten inneren Diskursen – seiner multiplen ICHs – führte die Verwendung der Wörter: „Bewunderung“, wenn „Begeisterung“ passender gewesen wäre; „Ehre“ bzw. „Stolz“, wenn da doch „Freude“ war; der inflationäre Gebrauch des literarischen Begriffs „Seele“ und eben der Unterschied zwischen „Gleichgültigkeit“ und „Gelassenheit“. <<
Sein wichtiger Gedanke dabei war: Er wusste, dass seine Entscheidung, das Schicksal über ihn entscheiden zu lassen, richtig war.
So düste er adrenalinlos mal schneller, mal langsamer durch sein Leben. Ließ Wüsten, Wälder, Täler, Berge und Meere (er hatte eine Antiuntergehvorrichtung) hinter sich und wartete auf das größte Ereignis in seinem Leben, das ihm an einem der Dienstage, denen er schon seit jeher skeptisch gegenüber stand, passieren sollte. (Freitage waren ihm verständlicherweise genehmer.) Bislang konnte er sein Leben genießen, war doch nichts und niemand auf der Welt, das ihn aufhalten wollte. Doch das änderte sich, an einem der fürchterlichen Diensttage, als ihn eine kleine Süße erblickte, die an Liebesmangel – oder vielleicht sollte man besser „Beziehungssucht“ sagen – litt. Sie stellte Paules Motoren ab, machte etwas an den Solarrollen kaputt, weckte ihn dann auch noch auf und bittete ihn, um ihre Hand zu bitten. Paule – man kann es sich vorstellen – war nicht schlecht überrascht. Stand vor ihr und sah ihr bittersüß in die Augen. Die Augen einer liebreizenden, verheißungsvollen Schönheit.
Preist alle das, an was ihr glaubt, der faule Paule konnte den Schaden an seinen Rollen gleich reparieren und es war ihm möglich, dank seines Fachwissens, die Flucht zu ergreifen und weiter zu fahren. Aber machen wir uns nichts vor, ohne den geringsten Funken an Fachwissen und Bildung wäre ihm das nicht geglückt und das Ganze wäre nicht so glimpflich ausgegangen. Jaaaha! So düst er vielleicht auch heute noch fried- und freundlich durch alle Lande.
Die Moral von der Geschicht: „Kind, vergiss die Bildung nicht.“
Ach, liebe Anna. Ich merke gerade, diese Geschichte, die ich da von früher ausgegraben habe, mag gar nicht so recht in den Dialog mit Dir passen. Es ist hier wohl eher die Geschichte meiner Geschichte. Obwohl. Eigentlich auch nicht. Es ist einfach so, dass mir bisher immer 1.000 Bilder in den Kopf schießen, wenn Du schreibst. Heute war es der faule Paule...
© 2018 Glanz-Verlag, Freiburg
www.Glanz-Verlag.de
DE 814927786