Personengruppen im Mittelalter

Prostituierte

Bordellszene, Darstellung aus dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts

Die Dirne war eine unverheiratete Frau, die Sex mit mehreren Männern hatte. Die Tatsache, dass sie dafür Geld nahm, galt den wenigsten Zeitgenossen als unmoralisch. Viel eher war Armut noch eine Art schuldmindernder Umstand für die moralische Beurteilung der Person.

Das „Frauenhaus“ war eine spätmittelalterliche Sonderform des Bordells. Die Frauenhäuser waren entweder städtisches Eigentum und wurden von der Stadt einem Frauenwirt verpachtet, oder sie gehörten einem reichen Bürger, der das Gebäude der Stadt verpachtete. Der Rat der mittelalterlichen Stadt förderte also die Prostitution und institutionalisierte sie gleichsam. Die Rechte und Pflichten der Dirnen wurden in einer Frauenhausordnung geregelt. Diese Ordnungen sahen zum Beispiel vor, dass eine Prostituierte „frei“ (das heißt allgemein zugänglich) sein musste und eine gewisse Menge von Kunden pro Tag zu bedienen hatte. Aber auch Regelungen für den Krankheitsfall und die Ernährung der Prostituierten wurden in der Frauenhausordnung festgelegt.

Der Grund für die Einrichtung von städtischen Bordellen ist wohl in der mittelalterlichen Gesellschaftsstruktur zu finden. Ein relativ hoher Prozentsatz der Männer war auf Grund der Regelungen des Eherechts nicht in der Lage zu heiraten. Außerehelicher Verkehr von unverheirateten Männern mit unverheirateten (jungen) Frauen führte zur gesellschaftlichen Ächtung letzterer. Die Folge waren häufige Vergewaltigung und Gelegenheitsprostitution. Um dem entgegenzutreten, wurden Frauenhäuser eingerichtet, um die Prostitution in die städtische Ordnung einzugliedern.

Mittelalterliche Prostituierte lebten außerhalb der Gesellschaft. Sie waren vom Bürgerrecht ausgeschlossen und oft der Vergewaltigung durch Kunden, Frauenhändler, Zuhälter und Frauenwirte ausgesetzt, denn in der Rechtspraxis wurde die Vergewaltigung einer Frau aus der gleichen sozialen Schicht milder bestraft als die Vergewaltigung einer Frau aus einer höheren sozialen Schicht.

Prostituierte mussten eine erkennbare Kleidung oder ein Zeichen tragen. Die Kleiderordnungen unterschieden sich durch die Zeit des Mittelalters und von Stadt zu Stadt. So mussten Prostituierte in Wien ein gelbes Tüchlein an der Achsel tragen, in Augsburg einen Schleier mit einem zwei Finger dicken grünen Strich in der Mitte und in Frankfurt am Main einen gelben Saum, der ihre niedrige Standeszugehörigkeit zeigte. Ebenso wurde ihnen das Tragen bestimmter Schuhe, Bänder oder Schleier vorgeschrieben bzw. auch verboten. In der Regel waren die farblichen Kennzeichnungen in den sogenannten Schandfarben gehalten: Rot, Gelb oder Grün. Da sich „ordentliche“ (bzw. „anständige und ehrbare“) Frauen im Mittelalter nicht „herausputzen“ durften oder sollten, wurden Prostituierte auch als Hübschlerinnen bezeichnet. Auch gab es den Aberglauben, dass sie den „bösen Blick“ besaßen, Unglück brachten und bestimmte Lebensmittel nicht berühren durften. Trotzdem genossen Prostituierte in gewissen Bereichen des alltäglichen Lebens der mittelalterlichen Gesellschaft durchaus auch Wertschätzung. In Wien war es üblich, dass Prostituierte an offiziellen Empfängen hoher Gäste teilnahmen, und bei Hochzeiten tanzten oft Prostituierte vor und überbrachten ihre Glückwünsche und bei Kinderlosigkeit sollte die Begegnung mit einer Prostituierten Fruchtbarkeit bringen.

[|Originaltext Wikipedia]

Beantworte die Multiple-Choice-Fragen

Wer oder was war eine Dirne? (!Eine junge Frau, die gerne Dirndl trägt.) (Eine unverheiratete junge Frau, die Sex mit mehreren Männern hat.) (!Eine verheiratete junge Frau, die Sex mit mehreren Männern hat.)


Was ist die Bedeutung eines Frauenhauses im Mittelalter? (Ein Haus welches im Mittelalter als Bordell bekannt war.) (!Ein Haus in welchem nur Frauen wohnen.) (!Ein Haus, in welches Frauen vor ihren Ehemännern flüchten)




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Juden und Andersgläubige

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