Der Hase als Geschenk an einen Epheben, Aussenbild einer attisch-rotfigurigen Kylix des Töpfers Hieron und des Vasenmalers Makron.
Der Hase als Geschenk an einen Epheben, Aussenbild einer attisch-rotfigurigen Kylix des Töpfers Hieron und des Vasenmalers Makron.

Früher war der Hase Zeitlos. Aber das ist lange her. Inzwischen ist er tot, hat den Menschen zur Kunst erklärt und man denkt kaum noch an die Zeit, als der Hase zeitlos war. Mensch und Hase lebten nebeneinander her. Keiner dachte daran, den anderen zur Kunst zu erklären. Man war, was man darstellte. Aber einige Menschen malten Hasen. Bereits in der Antike war er ein Symbol für die Mondgottheit, verkörperte die Wiedergeburt, die Auferstehung, die Fruchtbarkeit und die körperliche Lust.

Spätantike Darstellung einer Hasenjagd aus der Villa Romana del Casale
Spätantike Darstellung einer Hasenjagd aus der Villa Romana del Casale



Hasen in der Kunst

Der Hase oder das Kaninchen ist in der bildenden Kunst ein häufiges Bildmotiv, das in Mythologie und Kunst in den verschiedenen Kulturen unterschiedliche Bedeutungen annehmen kann. Grundsätzlich wird der Hase häufig mit Mondgottheiten in Verbindung gebracht und verkörpert hier Wiedergeburt und Auferstehung. Er ist ein Symbol für Fruchtbarkeit, Sinnenlust und dient als Attribut bei Jagd- und Monatsdarstellungen.

Judentum

Im Judentum gilt der Hase als unreines Tier, denn er ist ein Wiederkäuer, hat aber keine durchgespaltenen Klauen . (3Mo 11,6: 5Mo14,7) Diese abwertende Aussage führt in der christlichen Kunst des Mittelalters zu einer ambivalenten Deutung des Hasen als Symboltier.

Antike

Der Hase als Geschenk an einen Epheben, Aussenbild einer attisch-rotfigurigen Kylix des Töpfers Hieron und des Vasenmalers Makron.
Spätantike Darstellung einer Hasenjagd aus der Villa Romana del Casale

Der Hase galt in der Antike wegen seiner Wertschätzung als Jagdtier als Inbegriff der gejagten Kreatur, die nur durch eine zahlreiche Nachkommenschaft überleben konnte. Aristoteles, Claudius Aelianus und Plinius ordnen ihn als eins der fruchtbarsten Tiere überhaupt ein. Auf diese Weise wurde er zum Symbol von Lebenskraft, sexueller Begierde und Fruchtbarkeit. Dargestellt wird der Hase als Attribut der Aphrodite, als Geschenk unter Liebespaaren und in der Spätantike als Glückssymbol und im Zusammenhang mit der antiken Grabkultur.

Christliche Kunst

Bereits in der frühchristlichen Kunst tauchen Darstellungen von Hasen auf Reliefs, Tonlämpchen und auf Epitaphen auf, ohne dass sich eine Deutung leicht erschließen ließe.

Der Physiologus, unerschöpfliche Quelle für die mittelalterlichen Künstler, berichtet vom Hasen, der in Gefahr sich hoch auf die Felsen rette, wenn er jedoch den Berg hinunterlaufe, wegen seiner kurzen Vorderbeine schnell vom Feind gefangen werde.[1] Entsprechend soll nach der Lehre des Heiligen Basilius der Mensch sein Heil in dem Felsen Christus suchen, anstatt bergab den irdischen Dingen nachzulaufen und in die Hände des Dämon. d. h. des Teufels zu fallen. Präsent bleibt immer auch für den mittelalterlichen Künstler und Auftraggeber die abschätzige Meinung über den Hasen, der gemäß den Büchern Moses' ein unreines Tier ist. So steht der Hase im Tympanon von St. Norbert in Enkenbach zusammen mit anderen unreinen Tieren beim Jüngsten Gericht auf der linken Seite des Lammes. Das heißt, der Hase kann eine negative Bedeutung, wie ungezügelter Sexualität und Wollust annehmen oder eine positive als Sinnbild des steilen Wegs zum Heil. Bei mittelalterlichen Darstellungen des Hasen ist also aus dem Kontext zu erschließen, ob der Lauf eines Menschen in sein Verderben oder das Streben zum ewigen Heil gemeint ist.

Das Dreihasenfenster im Paderborner Dom
Tizian:Madonna mit dem Kaninchen, Paris, Louvre

Die Hasenfenster in Paderborn und im Kloster Muottatal in der Schweiz, bei denen drei Hasen jeweils zusammen nur drei Ohren haben, die zusammen ein Dreieck bilden, können als Symbol für die Dreifaltigkeit aufgefasst werden, und gehen wohl auf ein altes Symbol für den Lauf und das Vergehen der Zeit zurück.[2] Ebenfalls als Dreifaltigkeitssymbol könnten die drei Hasen angesehen werden, die auf Dürers Holzschnitt von 1497 Die Heilige Familie mit den drei Hasen dargestellt sind und in dem ein Hase dem anderen die Pfote auf die Schulter legt und auf den davonhüpfenden dritten zeigt.

Aus der Antike kommt die Deutung des Hasen als Sinnbild von Lebenskraft, Wiedergeburt und Auferstehung. Hier ist die Wurzel für Darstellungen im Zusammenhang mit dem christlichen Osterfest, in dem der Auferstehung Christi gedacht wird. Die in der christlichen Ikonografie ungewöhnliche Darstellung einer Madonna mit dem Jesusknaben, die mit einem weißen Hasen spielt, wie es Tizian in seinem Pariser Bild darstellt, kann hier christologisch gedeutet werden. Zusammen mit dem Korb mit Brot und Wein, einem Sinnbild für den Opfertod Christi, kann diese Darstellung als Hinweis auf die Wiederauferstehung Christi nach dem Tode gelesen werden.

Als Symboltier der Fruchtbarkeit tauchen weiße Kaninchen auf einem Flügel des Hochaltars des Freiburger Münsters auf. Sie spielen zu Füßen der beiden schwangeren Frauen Maria und Elisabeth. Auf dem Kupferstich Martin Schongauers von 1470 Jesus nach der Versuchung werden als Zeichen der überschäumenden Lebensfreude neun (drei mal drei) Hasen zu Füßen Jesu dargestellt.

Jagddarstellungen im sakralen Kontext lassen sich als Verfolgung des Guten durch das Böse deuten. Bei den romanischen Bauplastiken am Dom von Königslutter, entstanden um 1135, symbolisiert der vom Jäger verfolgte Hase die menschliche Seele, die sich vor der Verfolgung durch den Teufel retten will. Ein weiteres Bild, „Hasen fangen den Jäger“, zeigt den Triumph des Guten über das Böse. Anderseits kann bei einer Verfolgung des Hasen durch einen Adler, dieser Christus symbolisieren und der Hase die Unreinheit und die Scheu des Bösen vor dem Licht.


In der christlichen Ikonografie ist der Hase Attribut der Heiligen Martin von Tours und Albert von Siena,[3] da beide nach der Legende von Hasen vor der Verfolgung durch Hunde und Jäger geschützt worden sind, sowie des Schutzpatrons der spanischen Jäger, Olegario von Barcelona.


Hasen




Wie der tote Hase den Menschen zur Kunst erklärt




Wie der tote Hase den Menschen zur Kunst erklärt

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  2. Gerd Heinz-Mohr: Lexikon der Symbole. Diederichs, Düsseldorf / Köln 1971, S. 136, ISBN 3-424-00408-1.
  3. Paul Schubring: Hilfsbuch Zur Kunstgeschichte. 2012. S. 5.