Gregor in seiner Vorstellung als Mensch...


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Der Anfang

"Das Wetter war schlecht. Es war so schlecht, dass Daniel Angst hatte, der Regen würde die letzten Blätter vom Ahornbaum herunterreißen. Dieter, der kleine Löwe, war verschwunden. Die Oma war auf dem Markt, und der Morgen war langweilig."

Falls du Lust hast, könntest du mir bitte schreiben, wie die nächsten paar Sätze sind? Das würde mich sehr freuen, ich habe vergessen, wie die Geschichte weitergeht.

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Hi, klar. Kein Problem. Sicherlich hast Du vergessen, dass Daniel (ich kenn die Geschichte allerdings mit Gulp oder Kalif) am Fuße des Ahornbaums lebte und zuvor schon so einiges geschehen war, dass die Blätter runterhagelten, wie faule Äpfel im Herbstwind. Dass der kleine Tiger (in meiner Geschichte war es ein Tiger - aber vielleicht ist es ja gar nicht die gleiche Geschichte, die wir da kennen...???) weg war, war kein Problem, denn er lernt einen neuen Freund kennen. Weq (siehe unten) fiel von dem Tiger runter und lag da vor dem Ahornbaum. Aber das gehört alles zur Vorgeschichte, die kannst Du ja viel besser erzählen...

Als sich Daniel und Weq trafen, waren beide erst eine Woche alt. Es regnete (wieder) und beide waren glücklich darüber. Daniel sagte: „Es ist die herrlichste Zeit für einen Wurm (!), wenn es regnet. Man kann aus dem Boden heraus und sich im Wasser tummeln. Und meine Eltern sagen, dass die gefährlichen Vögel einem bei starkem Regen auch in Ruhe lassen, weil sie Angst vor dem Wasser haben. - Hört aber der Regen auf, müssen wir sofort wieder unter die Erde, sonst schnappen sie uns mit ihren riesenhaften Schnäbeln und fressen uns auf. Es ist besser unter der Erde zu leben als gefressen zu werden, sagen meine Eltern. Außerdem gibt es dort auch genug zu essen, was wichtig ist, damit wir größer und stärker werden und uns gegen unsere Feinde verteidigen können.“

Was sind Eltern?, fragte Weq. „Eltern sind die, die für uns verantwortlich sind und die ersten paar Wochen auf uns aufpassen“, antwortete Daniel. „Warum machen sie das?“, fragte Weq. „Das machen sie - sie machen das einfach so“, erwiderte Daniel.

„Komm, ich zeig dir meine Eltern, sie sind gerade bei der Arbeit. Sie jäten ein Blumenbeet um, damit dort alles besser wächst, der Boden locker ist und wir weiterhin genug zum Essen haben.“ Dort angekommen trafen sie auf eine Gruppe beschäftigter Würmer, die immer mal wieder hoch an die Erdoberfläche guckten, und dann wieder zum weiteren Umgraben in den Boden eintauchten. „Hallo Mutter!“, rief Daniel. „Hallo Daniel, komm’ mach mit, wir müssen heute noch bis zum Holunderstrauch kommen, sonst trocknet die Erde aus.“ „Schau, das ist mein neuer Freund Weq“ so stellte Daniel Weq vor. Seine Mutter betrachtete Weq und sagte nur: „Du siehst ja vielleicht seltsam aus, was ist denn Weq für ein Name? Du bist bestimmt nicht von hier?“ Und dann: „Na gut, du kannst uns bestimmt auch noch ein wenig helfen. Kommt, fangen wir gleich damit an.“ Sie machten sich alle an’s Werk. Daniel voraus und Weq hinterher.

Weq war diese anstrengende Arbeit nicht gewohnt, hatte er sich doch bislang nur einen Tigerritt hinter sich, auf ein paar Blättern im Schatten des Ahorns ausgeruht und ein wenig gegessen. An sonst konnte er sich nicht erinnern. Trotzdem versuchte er kräftig mitzuwirken, um seinen Freund Daniel nicht zu enttäuschen. Und am Abend hatten sie es dann auch tatsächlich geschafft. Danach gingen sie schlafen. Sie krochen in die Würmerwohnung, die tief, tief unten im Boden ist, damit sie es dort leise und geschützt haben. So verbrachten sie eine ganze Woche. Morgens aufstehen, zur Arbeit, ein paar Stunden Freizeit, dann wieder arbeiten und abends ins Bett. Weq war völlig geschafft. Er konnte sich an die harte Arbeit nicht gewöhnen. Im Gegenteil, er schien immer schwächer zu werden. Am schönsten fand er die paar freien Stunden, in denen er sich mit Daniel unter ein paar Blättern ausruhen konnte.

Das bemerkte Daniel, der eigentlich nicht genug von der Arbeit haben konnte und sagte: „Ich weiß, dass es dir hier im Schatten besser gefällt, aber wir müssen weiter arbeiten, sonst verärgern wir die anderen.“ Und tatsächlich munkelten die anderen Würmer bereits, während Daniel und Weq Pause machten, dass dieser neue, ungewöhnliche Wurm nichts zuwege brachte. Die Mutter von Daniel wollte Weq verteidigen: „Es ist noch ein sehr kleiner, schwacher Wurm. Vielleicht ist da, wo er her kommt der Boden viel leichter und lockerer. Ja, so wird es sein, daher ist er die schwere Arbeit nicht gewohnt.“ Aber die anderen hielten ihr entgegen: „Das sagst du schon die ganze Woche lang und nichts hat sich gebessert. Im Gegenteil: er geht uns nur im Weg um und macht immer länger und längere Pausen.“ Und sie setzten mit Zorn hinzu: „Nur weil er anders aussieht und sich hier benachteiligt vorkommt, braucht er nicht meinen, weniger Pflichten als wir erfüllen zu müssen.“ Was nicht stimmte, weil Weq wirklich arbeiten wollte, schon allein um seine Freundschaft mit Daniel aufrecht zu erhalten, der ihm so treu und lieb war. Aber große Würmer sagen oft so etwas, nur um selber im Recht zu bleiben. Und sie schimpften weiter: „Nur weil er anders ist, darf er hier nicht bevorteilt werden. Wir müssen alle hart arbeiten, bis wir den Boden durchgeackert haben, da gibt es keine Ausnahmen. Also muss der Neuankömmling spätestens morgen hier verschwunden sein.“ „Ihr wollt ihn aus der Gemeinschaft der Würmer ausschließen?, fragte Daniels Mutter. „Ja“ und da die Mehrheit der Würmer bei der Abstimmung die Köpfe hoben, während diejenigen, die für Weq stimmten die Köpfe in den Boden stecken mussten, war dies eine beschlossene Sache. Als Daniel die Entscheidung von seiner Mutter hörte, war er sehr traurig und am Morgen des nächsten Tages verabschiedete er sich dann von Weq. „Tut mir leid, aber hoffentlich sehen wir uns mal wieder. Mir hat es mit dir im Schatten unter unserem Baum sehr gut gefallen.“ „Vielleicht ist es besser so?!“, sagte Weq, “Ich denke, dass die restlichen Würmer recht haben, ich bin einfach nicht für diese Arbeit geschaffen. Auch mir hat es viel Freude gemacht, dich kennen zu lernen. Sag den anderen ein Lebewohl von mir und vergiss das Plätzchen im Schatten unter dem Baum nicht, die Erinnerung wird uns immer verbinden.“ So ging Weq seines Weges. Machte mal da und mal dort Rast. Setzte sich auf Bäume und versteckte sich geschickt im Schatten vor den Vögeln mit den riesenhaften Schnäbeln. Und manchmal, wenn es stark regnete, kam er ins Freie und erfreute sich daran, dass die Vögel so furchtsam vor dem Regen waren. Eigentlich wollte er auch mal wieder Daniel besuchen, aber er war schon so weit gereist, dass der Rückweg viel zu lange gedauert hätte, jetzt, wo er auch immer müder wurde... Und eines Tages geschah es. Weq war schon längere Zeit von den anderen Baumbewohnern , den Ameisen, den Spinnen, den Läusen und den zwei bis drei Zecken, die sich irgendwo tummelten - nicht mehr gesehen worden. Da schlüpfte aus einer braunen Kruste, die an einem Ast hing der herrlichste Schmetterling heraus. Es war Weq. (Ja, es war leider so kitschig wie das häßliche Entlein ;-)

Die Ameisen waren fasziniert von den Farben, die seine Flügel schmückten, die Läuse fürchteten sich nicht mehr vor dem riesigen, dicken Wurm, der in Wahrheit doch eine Raupe gewesen war. Alle klatschten sie Beifall für Weq. Die Spinnen, auf dem Rücken liegend, sogar mit all’ ihren 8 Beinen. Nur die Zecken dachten sich, dass es doch schade sei, jetzt wieder die hässlichsten Bewohner des Baumes zu sein.

Weq ließ sich allerdings von dem Jubel nicht aufhalten. Er wollte zuerst zu Daniel, um ihn wieder zu sehen und um ihm für seine Freundschaft in seinen schweren Zeiten zu danken. Er faltete seine Flügel auf und schwang sich in die Lüfte, dass sogar einem alten Wurm - der gerade um den Weg war und seinen Kopf aus der Erde streckte - hören und sehen verging.

Mist, hab vergessen, wie es weiter ging. Vielleicht hab ich auch die Namen vertauscht. War Daniel der Wurm oder der... Naja, Du wirst es mir hoffentlich bald schreiben.

Daniel saß auf dem schmutzigen Rücken des Tigers und freute sich. Die Arbeit des Tages war getan, und er durfte sich ein paar Minuten vor dem Abendessen in der frischen Luft ausruhen. Seine Mutter, Vater und Kalif (so hieß, glaube ich, seine ältere Schwester) waren fleißig am Kochen. „Eine Holunderblütensuppe!“, dachte Daniel. „Und was für eine herrliche!“, knurrte sein Magen.

„Was tust du da?“, fragte ihn die Oma, als sie Daniel aus dem Loch ihres Schlafzimmers gesehen hatte. „Hast du vergessen, dass man Dieter nicht anfassen soll? Dieser Löwe bringt sicher Unglück!“ Die Oma war alt und sehr erfahren. Sie war diejenige, die Daniel und seine Geschwister vor vielen Dingen gewarnt hatte. Dank ihr wusste Daniel zum Beispiel, dass es für einen Wurm tödlich sein kann, einer roten Ameise mit Flügeln zu begegnen, weil es ein Zeichen ist, dass man am nächsten Tag von einem Vogel gefressen wird. Und wenn man eine trifft, soll man so schnell wie möglich die Augen ganz fest zudrücken und nicht hinschauen. Dann passiert das nicht. Daniel hatte noch nie eine gesehen, aber dieser Ratschlag hatte sich bei seinen Geschwistern gut bewährt. Die Oma hatte fast in allem recht, aber Daniel dachte, dass sie bei Dieter nicht recht hatte. Dank Dieter hatte er doch seinen besten Freund kennengelernt! „Und wie geht es dir, lieber Weq, hoffentlich bist du in deiner Heimat, wo der Boden leicht und lockerer ist, und hoffentlich fühlst du dich dort sehr wohl und glücklich?“

„Daniel, Daniel!“ rief seine Mutter. Der Wurm verließ den Tiger und machte sich auf den Weg nach Hause. Es war schon spät, und wollte seine Familie nicht warten lassen.

Heute habe ich mich nur an diesen kleinen Teil der Geschichte erinnert. Wie erstaunlich, dass du dich so einfach an so vieles erinnern kannst! Mal schauen, ob ich mich in den nächsten Tagen an mehr Details erinnere, dann kann ich sie gerne mit dir teilen, wenn du Lust hast. Und ich habe die Geschichte in einer anderen Sprache gehört, hoffentlich ist meine Übersetzung mehr oder weniger richtig?

Daniel war an dem Tag mit der Arbeit so beschäftigt, dass er es ganz vergessen hatte, Geburtstagsgeschenke für seine Schwestern zu besorgen (mir ist das neulich auch passiert, obwohl ich nur eine Schwester habe. Zum Glück bewirkt das Internet auch kurzfristig Wunder! ☺). Obwohl die Beiden zur selben Zeit in die Welt geschlupft waren, waren sich alle in der Verwandtschaft sicher, dass Gulp die jüngere war, weil sie einen kürzeren, schmaleren Körper und kindliche gelbe Streifen auf dem Kopf hatte. Die längere Kalif wirkte mit ihren violetten Ringen um den Bauch fast erwachsen. Kalif machte viel Sport, sie tauchte gern in Pfützen und surfte auf Blättern, während Gulp mit der Schwanzspitze malte oder einfach nur am Wasserrand träumte. Daniel schaute sich um. „Was kann ich denn schenken?“, dachte er und bereute es schon, die Zungenblüte des Löwenzahns selber aufgegessen zu haben.

Links von ihm stand ein gedankenvoller Marienkäfer, der ein Stück Moss im Mund hielt. Daniel hatte es kurz überlegt, ihn als eine Geburtstagsüberraschung zum Essen einzuladen. Dann erinnerte er sich, dass man durch das Mosskauen nicht nur seine eigene Gesundheit bedroht, sondern auch die der Insekten um sich herum. Er schaute sich um und entdeckte zwei kleine Blätter an einem Stängel. „Ein universelles Geschenk zum Malen und Surfen“, dachte er erfreut und legte sich den Stängel auf den Rücken.