GREGOR SAMSA - Die zunehmende Schwierigkeit, sich an menschliche Normen und Routinen zu erinnern
GREGOR SAMSA - Die zunehmende Schwierigkeit, sich an menschliche Normen und Routinen zu erinnern
Warum kann ich die einfachsten menschlichen Gewohnheiten nicht mehr begreifen? Noch vor kurzem konnte ich durch die nächtlichen Straßen meiner Erinnerungen wandeln, jeden einzelnen Schritt nachvollziehen, den ich als Mensch getan hatte. Nun sind diese Erinnerungen wie durch einen dichten Nebel verhüllt, und ich frage mich, ob sie jemals wirklich mir gehörten. Es ist, als hätte sich mit meiner körperlichen Verwandlung auch mein Geist in etwas Unbegreifliches verwandelt.
Wie grotesk ist dieser neue Zustand, in dem ich mich befinde, in dem ich selbst das einfache menschliche Lächeln als eine ferne, kaum zu erreichende Kunst betrachte. Jeder Versuch, in meiner früheren Welt Fuß zu fassen, erscheint als eine absurde Komödie, gespielt von einem Darsteller, der seine Rolle längst vergessen hat. Wie kann ich noch von Hoffnung sprechen, wenn die schlichte Erinnerung an das Frühstückmachen oder das Binden meiner Schuhe mir wie eine unlösbare Aufgabe erscheint?
Je mehr ich versuche, mich an das Menschsein zu klammern, desto tiefer scheine ich in die Abgründe meiner eigenen Entfremdung zu sinken. Diese bizarren, insektenhaften Bewegungen, die jetzt mein Dasein bestimmen, sie sind ein groteskes Ballett, das keinen Beifall kennt, nur das stumme Entsetzen einer verlorenen Seele. Die Welt außerhalb meines kleinen Zimmers wird zu einem fremden Land, das ich nie betreten habe.
In meinem Verlangen, die menschlichen Bande, die ich einst hatte, zu erneuern, entdecke ich nur die schmerzhafte Wahrheit, dass ich nichts weiter als eine Last für diejenigen bin, die ich liebe. Meine Existenz, einmal erfüllt von Pflichten und Liebe, ist nun eine erbärmliche Qual für meine Familie. In einem unerbittlichen Spiegel sehe ich, dass mein Leben nichts mehr wert ist, sinnlos und ekelerregend, eine Quelle ständigen Leids für die, die es nicht verdienen, von meiner abscheulichen Präsenz heimgesucht zu werden. Ich bin an allem schuld – meiner eigenen Transformation, dem Leid meiner Familie, jeder Missstimmung in dieser trüben Kammer, die ich bewohne.
GREGOR SAMSA
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